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TV-Kritik/Review: "The Irrational" mit Jesse L. Martin ("Law & Order") hat Luft nach oben

von R.L. Bonin
(12.03.2024/ursprünglich erschienen am 05.10.2023)
Neuer Krimiserie mangelt es an Originalität
"The Irrational"
NBC
TV-Kritik/Review: "The Irrational" mit Jesse L. Martin ("Law & Order") hat Luft nach oben/NBC

Dieser Text wurde anlässlich der US-Premiere der Serie "The Irrational" erstmalig veröffentlicht. Ab dem 12. März hat die Serie nun ihre deutsche Free-TV-Premiere und wird immer dienstags ab 20.15 Uhr in Sat.1 gezeigt. Die Folgen kommen immer eine Woche vorher zu Joyn Plus+.

Schätzungen zufolge treffen Menschen ca. 20.000 Entscheidungen pro Tag. Doch wie viele davon sind rational - oder wirken zumindest so? Mit dieser Frage beschäftigt sich unter anderem die neue Krimiserie  "The Irrational" mit Jesse L. Martin in der Hauptrolle des Verhaltenspsychologen Professor Alec Mercer. Ob es eine vernünftige Entscheidung ist, reinzuschalten, verrät diese Review!

Menschen sind unvernünftig, aber auf eine vorhersehbare Art. So können scheinbar willkürlich getroffene Entscheidungen rational erklärt werden. Warum entscheidet man sich spontan für Burger statt Salat, wenn man abnehmen möchte? Welche Entscheidungen führen dazu, dass ein ganz normaler Mensch zu einem Verbrecher wird? Darum dreht sich die neue Crimeserie "The Irrational", die auf dem Sachbuch "Predictably Irrational" des israelisch-amerikanischen Psychologieprofessors Dan Ariely basiert.

Im Mittelpunkt der Handlung steht ebenfalls ein Professor: Alec Mercer (Jesse L. Martin). Als führender Experte in der Verhaltenspsychologie wird er von verschiedenen Instanzen der Strafverfolgung bei schwierigen Fällen hinzugezogen. Dabei trifft er auch immer wieder auf seine Ex-Frau Marisa (Maahra Hill), die als FBI-Agentin tätig ist und eigentlich Abstand von ihm wünscht. Doch wie es nun mal die Arbeit - oder der Wunsch nach Drama - erfordert, muss das Ex-Ehepaar regelmäßig eng zusammenarbeiten. Besonders, wenn es um Alecs eigene Vergangenheit geht: Denn er wurde vor knapp zwanzig Jahren Opfer eines Anschlags und trug als einziger Überlebender schwere Verbrennungen davon. Neue Hinweise deuten auf eine größere Verschwörung hin, sodass zwar jede Folge in sich abgeschlossen ist, dennoch den Handlungsstrang um Alecs Schicksal Stück für Stück weiterspinnt.

Alec Baker (Jesse L. Martin) mit seiner Ex-Frau Marisa (Maahra Hill)
Alec Baker (Jesse L. Martin) mit seiner Ex-Frau Marisa (Maahra Hill) Sergei Bachlakov/NBC

Insofern überrascht das Konzept von "The Irrational" nicht sonderlich: ein Außenstehender unterstützt bei der klassischen Ermittlungsarbeit. Paradebeispiele hierfür sind Formate wie  "Castle",  "White Collar" oder auch  "Lie to Me". Mit Letzterem könnte "The Irrational" wohl am ehesten verglichen werden, wenn auch in dem Drama mit Tim Roth der Fokus auf Körpersprache und Mikroexpressionen liegt.

Jesse L. Martin geht in seiner Rolle als inoffizieller Ermittler voll auf. Dies überrascht wohl kaum, wenn man einen Blick auf die Vita des Broadway-Sängers wirft: Seit über zwanzig Jahren schlüpft der Schauspieler immer wieder in Ermittlerrollen, unter anderem als Detective in  "Law & Order" und  "The Flash". Martins Charakter Alec Mercer wirkt seriös und kompetent, zugleich aber auch locker und sensibel - die perfekte Mischung für eine Hauptfigur, die Sympathie erwecken soll. Genau hier liegt jedoch das Problem: Gerade im Vergleich zur Hauptfigur aus "Lie to Me" ist Martins Figur viel zu zahm, ihr mangelt es an "Roughness", da die typischen Ecken und Kanten zu stark abgeschliffen wurden. Zurück bleibt ein unangefochtener "Genie" in der Verhaltenspsychologie, dessen einziges Problem die Beziehung zu seiner (Ex-)Frau zu sein scheint. Als Figur bleibt Alec Mercer höchstens aufgrund seines charismatischen Darstellers in Erinnerung - nicht aber aufgrund einer herausstechenden Persönlichkeit, der es gerade als Protagonist eigentlich bedarf.

Alec Mercer (Jesse L. Martin) mit seinen Kollegen Phoebe (Molly Kunz) und Rizwan (Arash Demaxi)
Alec Mercer (Jesse L. Martin) mit seinen Kollegen Phoebe (Molly Kunz) und Rizwan (Arash Demaxi) Sergei Bachlakov/NBC

Die ersten beiden Folgen vermitteln ein gutes Gefühl, wie "The Irrational" aufgebaut ist. Parallel zu dem jeweiligen Fall, mit dem sich Mercer und Co. auseinandersetzen, wird auch die dramatische Backstory des Helden aufgegriffen. Idealerweise ergänzen sich die beiden Handlungsstränge, sodass Erkenntnisse aus dem einen wiederum dem anderen zugutekommen. Die einzelnen Fälle präsentieren sich eher als seichte Unterhaltung, unkompliziert und vorhersehbar. Wer nach fesselnden, überraschenden "Whodunnits" sucht, wird enttäuscht - dafür liegt der Fokus zu stark auf dem "Wie" und "Warum", was durch verhaltenspsychologische Theorien aufgeklärt wird. Die dazugehörigen Info-Häppchen und Mini-Experimente sorgen für reichlich "Aha"-Effekte - so lernt man also noch etwas dazu.

Für Spannung sorgt dafür die Vergangenheit der Hauptfigur Mercer, die leider zu unterschwellig und nebensächlich daherkommt. Als junger Mann wurde Mercer Opfer eines Anschlags, an den er sich bis heute nicht gänzlich erinnert. In lediglich einer Szene erhalten aufmerksame Zuschauer ein Indiz, dass es sich dabei womöglich um ein Hassverbrechen handelte. Hierauf hätte der Fokus gerne stärker gelegt werden können, gerade im Hinblick auf das Thema Verhaltenspsychologie. Dies hätte "The Irrational" womöglich den Funken Originalität verliehen, an der es der Serie (bislang) noch fehlt.

Alec Mercer (Jesse L. Martin) mit seiner Schwester Kylie (Travina Springer)
Alec Mercer (Jesse L. Martin) mit seiner Schwester Kylie (Travina Springer) Sergei Bachlakov/NBC

Auch hinsichtlich Machart und Setting sticht das Crime-Drama nicht erkennbar hervor. Keep it simple, scheint hier das Motto zu sein. Auf den Einsatz von Technologien wie 3D-Visualierungen, Hologrammen und überhaupt dem Vorführen teurer Equipments wird komplett verzichtet. Gut, dies kommt in vergleichbaren Formaten teilweise im Übermaß vor - dennoch passt der Mangel an technischen Hilfsmitteln (bis auf Bildschirme, Laptops, Smartphones) nicht ganz zum zeitgemäßen Auftreten der Figuren und zu den modernen Erkenntnissen aus der Wissenschaft. Bestes Beispiel hierfür ist die Schwester des Protagonisten, Kylie (Travina Springer). Zwar besitzt sie offensichtlich ein überdurchschnittliches, technisches Setup, doch ihre Fähigkeiten begrenzen sich auf das Reinzoomen von Videos und Aufrufen von Social-Media-Profilen. Hier gibt es also noch reichlich Luft nach oben...

... sofern diese nicht ständig von Mercer als Hauptcharakter eingenommen wird. Denn dadurch bleibt kaum Raum für Entfaltungsmöglichkeiten der anderen Figuren übrig. Schade, da Charaktervielfalt der sonst eher eintönigen Serie sicherlich guttun würde. Mehr Abwechslung, mehr Tiefe und vor allem mehr Mut zu einer Positionierung - das ist es, was "The Irrational" fehlt, um als psychologisches Crime-Drama in Erinnerung zu bleiben. Womöglich können die kommenden Folgen dies zum Teil noch ausbessern. Wer sich also entscheidet, dem Format eine Chance zu geben, könnte überrascht werden. Andernfalls bleibt "The Irrational" als leichtes Unterhaltungsdrama mit "Lern"-Effekt zwar keine gänzliche Fehlentscheidung, aber auch kein Highlight.

Dieser Text basiert auf Sichtung der ersten beiden Episoden der Serie "The Irrational".

Meine Wertung: 3/5

"The Irrational" wurde von Arika Mittman ins Leben gerufen. Das Crime-Drama feierte am 25. September 2023 auf dem US-amerikanischen Sender NBC Premiere. Die erste Staffel umfasst insgesamt elf Folgen. Die Serie wurde in den USA für eine zweite Staffel verlängert.


 

Über die Autorin

  • R.L. Bonin
Originalität - das macht für R.L. Bonin eine Serie zu einem unvergesslichen Erlebnis. Schon als Kind entdeckte die Autorin ihre Leidenschaft für das Fernsehen. Über die Jahre eroberten unzählige Serien unterschiedlichster Genres Folge für Folge, Staffel für Staffel ihr Herz. Sie würde keine Sekunde zögern, mit Dr. Dr. Sheldon Cooper über den besten Superhelden im MCU zu diskutieren, an der Seite von Barry Allen um die Welt zu rennen oder in Hawkins Monster zu bekämpfen. Das inspirierte sie wohl auch, beruflich den Weg in Richtung Drehbuch und Text einzuschlagen. Seit 2023 unterstützt sie die Redaktion mit der Erstellung von Serienkritiken. Besonders Wert legt sie auf ausgeklügelte Dialoge, zeitgemäße Diversity und unvorhersehbare Charaktere.

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Leserkommentare

  • Vritra schrieb am 07.10.2023, 15.32 Uhr:
    Ich mochte Martin sowieso noch nie. Weder als Sänger, noch als Schauspieler und wenn die Serie, die aktuell im Streaming nur als OV verfügbar ist, nun auch noch mittelprächtig ausfällt, kann ich sie mir ja auch gleich ganz sparen. 🙄