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TV-Kritik/Review: "Tod den Lebenden": Begabte Schauspieler treiben Unsinn mit Liebe und Klimawandel

(15.09.2023)

Echte Gefühle - prima! Oder darf es zur Abwechslung betörender Kitsch sein? Gerne! Aber der breit getretene Quark aus
Heidi entscheidet für ihre Leute
Heidi (Odine Johne) gibt die Kommandos. Juklas (Julius Feldmeier) gehorcht, zumal er die blonde Endzwanzigerin anhimmelt. Gleichzeitig liebt er Becky (Kristin Suckow). Diese andere Partnerin in Bett und Alltag verehrt wiederum Heidi, will aber selber über sich und ihren Körper entscheiden. Becky gabelt Micha (Leon Ullrich) auf. Sie muss den Neuzugang mit Heidi und Juklas teilen. Heidis Love Interest Akki (Lea van Acken) zieht in die Wohngemeinschaft. Vorerst gehört das naive Mädchen ausschließlich der Chefin, die nach kurzer Zeit Micha verabscheut. Bald lässt der Typ scheinbar Becky im Stich. Macht nichts - solange Orgien für Abwechslung sorgen und lautes Gestöhne beim Sex den Vermieter Herrn Buch (Jan Henrik Stahlberg) ärgert.

Gruppe plant Baby und Bomben
Heidi will die Wahlfamilie erweitern, indem Becky ein Baby mit der Eizelle der Freundin austrägt. Wahlvater Juklas freut sich auf das Kind, als eine ärztliche Diagnose die Gruppe umhaut: Heidi leidet an einer Lungenkrankheit, die in absehbarer Zeit zum Tod führt. Irgendwie soll die Klimakrise den Gesundheitsschaden verursachen oder zumindest verstärken. Heidi plündert ihre geliebte Oma (Ursula Werner) aus, um Waffen zu kaufen - für den Kampf gegen die Klimaschädlinge. Der nette Nachbar Pablo (Paul Wollin) hilft, weitere Aktivisten anzuheuern und auszubilden. Doch alles läuft anders als geplant.
Worte verblüffen oder versagen
Schauspieler retten Szenen
Die Hauptdarsteller haben ihr Talent in vielen Produktionen bewiesen: Lea van Acken als Straftäterin Ella in
Wenige Dialoge zünden
Die ungewöhnliche Gruppe organisiert ihre Beziehungen durch Regeln wie:
- Alle sind für ihre gute Laune selbst verantwortlich
- Niemand darf Stefan heißen
- Sex ist gut
- Es gibt keinen Besitz, außer Heidi besitzt es
Manche Dialoge schockieren, wenn etwa Heidi fragt: Warum willst du dumm sein?
. Becky antwortet schlicht und ehrlich: Damit ich unbedrohlich wirke
. Heidi zeigt Juklas ihre Persönlichkeitsstörung und Verwundbarkeit, als sie die Diagnose erfährt: Ich will, dass alle anderen auch sterben. Natürlich will ich, dass du als allererstes stirbst - und dann Akki und dann Becky
. Es wird schräg, wenn Heidi gegenüber ihrer Oma den Raub rechtfertigt: Es gibt ein paar Menschen, mit denen wir reden müssen - über den Klimawandel
. Selten reizt ein Wortwechsel zum Lachen, wenn es etwa um künftige Aktionen geht:
- Der Protest muss sexy sein und gewalttätig.
- Juklas, willst du dich anzünden?
- Unter Umständen nicht.
- Wir sollten jemanden töten.
- Aber das hätte Konsequenzen.
- Ja, wir dürfen nichts machen, was Konsequenzen hat.
- Weil, wenn das illegal wird, dann fällt es ja auf uns zurück.

Künstliche und abgehobene Sprache nervt
"Tod den Lebenden" nervt mit künstlicher und abgehobener Sprache. Dialoge miefen nach naivem Polit-Gelaber: Das ist doch absolut inakzeptabel. Da müssen wir jetzt einen anderen Weg gehen
. Juklas baggert: Wenn du willst, kann ich dich auch umarmen
. Kein echter Mann würde mit dieser peinlichen Anmache bei einer Frau landen. Eine gruppendynamische Formulierung aus den 80er-Jahren hat den Zeitenwandel überstanden: Ich finde es irgendwie problematisch, dass eine Person alles entscheidet
. Hilfe, wer hat dieses fürchterliche Drehbuch geschrieben? Niemand! Tom Lass und Lia von Blarer haben lediglich den Rahmen abgesteckt, damit ihre Darsteller improvisieren können.

Experiment misslingt, aber Juklas träumt weiter
Floskeln und Phrasen erobern Die Letzte Generation
Das Team ist viel zu jung, um das Gesülze von früher zu kennen. Oder sind die Floskeln und Phrasen aus dem Grab aufgestiegen, um Die Letzte Generation zu erobern? Nach einer langen Pause gewinnt eine alte Problemlösung neue Freunde: Alles wird kurz und klein geschlagen
, fordert Heidi. Tom Lass und seine Leute romantisieren Gewalt unbeabsichtigt oder gezielt. Hallo, die Verehrung von Terroristen als Helden ist nicht mehr modern! Dass Heidi plötzlich anders denkt, nimmt ihr niemand ab: Ist doch eigentlich so'n Quatsch, oder? Dass wir uns die ganze Zeit hier um irgendwelche riesengroße Weltthemen kümmern, anstatt einfach unser Leben zu genießen
.
Heidi und Freunde heizen im Sportwagen oder SUV herum
Heidi ballert weiter. Übrigens beendet der Abschied vom Terror keineswegs die Verantwortung für den Klimawandel. Doch von persönlicher Verantwortung will die Gruppe der Liebenden nichts wissen. Sie hängt an den Lippen von Hausarzt Dr. Möbel (Moritz Grove, Es gibt einfach zu viele Interessengruppen, denen aus politischen, wirtschaftlichen, ideologischen Gründen daran gelegen ist, den wissenschaftlichen Konsens infrage zu stellen
. Kein Analytiker bestreitet diesen Zusammenhang. Aber lediglich Verschwörungstheoretiker und Reichsbürger dürfen die Schuld für das Unglück dieser Welt irgendwelchen Eliten zuschieben. Heidi und ihre Freunde vergessen ihren Anteil am Klimawandel, wenn sie im Sportwagen oder im SUV durch die Gegend heizen.
Becky leidet unter Lügen im Quartett der Liebe
Niemand sollte Heidi, Becky, Akki und Juklas moralisch verdammen. Sprünge durch alle Betten - warum nicht? Verwirrungen der Herzen - so etwas ist schon bei einem klassischen Ehepaar zu beobachten. Allerdings zeigt Becky, wie sie unter Lügen in diesem Quartett leidet. Erst spät versteht die verzweifelte Frau, was Micha ihr bedeutet. Ihre Reaktion kappt alle Bindungen. Lediglich Juklas träumt weiter. Die gefährlichen Beziehungen verstören mitunter Zuschauerinnen oder Zuschauer. Das Experiment "Tod den Lebenden" scheitert bei Gefühlen, aber auch sonstigen Inhalten.
Dieser Text beruht auf der Sichtung der sechsteiligen Miniserie "Tod den Lebenden".Die sechs Episoden laufen jeweils rund eine halbe Stunde - nacheinander am Samstag, den 16. September ab 21.45 Uhr in One. Alle Folgen von "Tod den Lebenden" wurden bereits in der ARD Mediathek bereitgestellt.
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