Das Film- und Fernsehserien-Infoportal

Log-In für "Meine Wunschliste"

Passwort vergessen

  • Bitte trage Deine E-Mail-Adresse ein, damit wir Dir ein neues Passwort zuschicken können:
  • Log-In | Neu registrieren

Registrierung zur E-Mail-Benachrichtigung

  • Anmeldung zur kostenlosen Serienstart-Benachrichtigung für

  • E-Mail-Adresse
  • Für eine vollständige und rechtzeitige Benachrichtigung übernehmen wir keine Garantie.
  • Fragen & Antworten

TV-Kritik: "Still Star-Crossed": Dramaserie steht unter schlechtem Stern

von Jana Bärenwaldt
(12.06.2017)
Shondaland Produktion entpuppt sich als voraussehbares Kostümdrama
Der umfangreiche Cast von "Still Star-Crossed"
ABC
TV-Kritik: "Still Star-Crossed": Dramaserie steht unter schlechtem Stern/ABC

Shakespeare beschrieb Ihre Liebe als so groß, dass sie ohne einander nicht weiterleben wollten. Durch eine Reihe unglücklicher Ereignisse und Missverständnisse nahmen Romeo und Julia sich beide das Leben. Eine Tragödie, die ihre beiden einst verfeindeten Familien in Shakespeares Werk in Trauer vereinte und aussöhnte - nicht so allerdings in der neuen ABC Dramaserie  "Still Star-Crossed", basierend auf dem gleichnamigen Roman von Melinda Taub, wo der Tod der berühmten Liebenden erst der Tropfen ist, der das Fass zum Überlaufen bringt.

Die Idee, eine Geschichte dort aufzugreifen, wo sie bisher stets geendet hat, ist äußerst reizvoll. Allerdings beschäftigt sich die Pilotepisode von "Still Star-Crossed" hauptsächlich damit, die Geschichte von Romeo Montague (Lucien Laviscount,  "Scream Queens") und Julia Capulet (Clara Rugaard) im Eiltempo zu erzählen, und das tut sie nicht besonders gut. Anstatt die Tragödie in einem kurzen Rückblick zu erläutern und sich auf den schwelenden Konflikt zwischen den Familien Capulet und Montague und die noch lebenden Figuren zu konzentrieren, verschwendet die erste Folge über die Hälfte der Zeit damit, Charaktere einzuführen, die die erste Folge nicht überleben werden. Und da die Ereignisse von der heimlichen Hochzeit der beiden, über den Kampf und den Tod von Tybalt (Shazad Latif,  "Penny Dreadful") und Mercutio (Gregg Chillin,  "Da Vinci's Demons"), bis hin zum tragischen Doppelselbstmord des jungen Paares wie am Fließband ablaufen, wird hier eine der wohl berühmtesten und emotionalsten Liebesgeschichten aller Zeiten zu einer hastig zusammengeschnittenen Bildabfolge degradiert, die es dem Zuschauer in keinster Weise ermöglicht Anteilnahme an den Geschehnissen zu empfinden. Somit bietet die Einführung einfach keinen Mehrwert für die Serie, da sie nichts Halbes und nichts Ganzes ist.

Doch zum eigentlichen Kern der Geschichte: Die anhaltenden Auseinandersetzungen zwischen den noch lebenden, aber bis auf den Tod verfeindeten Mitgliedern der Familien der Capulets und Montagues drohen die Stadt Verona ins Verderben zu stürzen. Bei der Trauerfeier von Romeo und Julia kommt es schließlich zum Eklat: Die Wut und die Trauer der Familien gipfeln in einem blutigen Gemetzel. Darum beschließt der junge Prinz Escalus (Sterling Sulieman,  "Pretty Little Liars") die Familien zu vereinen, indem er die Hochzeit zwischen der Cousine von Julia, Rosaline Capulet (Lashana Lynch) und Romeos Cousin Benvolio Montague (Wade Briggs,  "Please Like Me") anordnet.

Das tragische Liebesdreieck scheint vorprogrammiert: Benvolio, Rosaline und der junge Prinz Escalus
Das tragische Liebesdreieck scheint vorprogrammiert: Benvolio, Rosaline und der junge Prinz Escalus

Das ist aus verschiedenen Gründen schwierig und nicht unbedingt die beste Idee: Rosaline und Escalus verbindet eine frühere, gemeinsame Liebesbeziehung und beide haben noch Gefühle füreinander. Darüber hinaus können Benvolio und Rosaline sich nicht ausstehen, vor allem Rosaline scheint Benvolio aus nicht näher definierten Gründen inbrünstig zu verachten. Drama ist also vorprogrammiert. Die Hintergründe für Escalus Entscheidung sind klar: die verfeindeten Familien zu vereinen und den Frieden in Verona wiederherzustellen - den Escalus fürchtet vor allem die äußeren Feinde seiner unabhängigen Stadt.

Warum es dazu allerdings ausgerechnet Rosaline bedarf, bleibt völlig unklar und somit für den Zuschauer unlogisch. Rosalines Schwester Livia (Ebonee Noel) etwa wünscht sich nichts sehnlicher, als einen Ehemann. Und Benvolio hat sich dazu bereiterklärt "eine Capulet Frau" zu heiraten - davon, dass das Rosaline sein muss, war nie die Rede. Die Gründe für diese Wahl werden nicht weiter erläutert und dienen wohl einfach nur der gesteigerten Dramatik. (An dieser Stelle die kühne und gänzlich unvorhersehbare Vermutung, dass das Ganze wohl auf ein Liebesdreieck zwischen Escalus, Rosaline und Benvolio hinauslaufen wird.)

Eine mitreißende und dramatische Stimmung kommt aber zumindest in der ersten Folge nicht wirklich auf, dafür passiert viel zu viel auf einmal und das in einem rasanten Tempo - da bleiben dramaturgische Ungereimtheiten nicht aus. Die Schauspieler überzeugen zwar in ihren Rollen, aber flache Dialoge ersticken die eigentlich guten Ansätze meist direkt wieder im Keim. Vor allem die zwischendurch hineingepressten Shakespeare Zitate wollen so gar nicht in das Drama passen, dass von den Kostümen, der Musik und dem Verhalten der Figuren her sehr modern wirkt. Auch die Chemie zwischen einzelnen Darstellern stimmt einfach nicht. So nimmt man beispielsweise Prinz Escalus und Rosaline Capulet das unglückliche Liebespaar nicht ab, was auch den blitzartigen Stimmungsschwankungen des Prinzen geschuldet sein könnte. Der entscheidet sich gefühlt im Minutentakt für oder gegen eine Beziehung mit Rosaline und stiftet dabei nicht nur innerhalb der Serie Verwirrung.

Der noch unerfahrene und wohlmeinende Prinz Escalus mit seiner in höfischen Angelegenheiten abgeklärteren Schwester Isabella (Medalion Rahimi)
Der noch unerfahrene und wohlmeinende Prinz Escalus mit seiner in höfischen Angelegenheiten abgeklärteren Schwester Isabella (Medalion Rahimi)

Aber es gibt auch Lichtblicke. Nicht alle Figuren, die im Originalstück ihre Leben ließen, sind auch in der ersten Folge der Serie verstorben: Graf Paris (Torrance Coombs,  "Reign",  "Die Tudors"), Julias ehemaliger Freier, wird von Romeo angegriffen und verwundet. Anders als bei Shakespeare überlebt der junge Graf jedoch schwer verletzt und wird von Lady Giuliana Capulet (Zuleikha Robinson,  "The Following",  "Lost",  "Rom"), einer Krankenschwester (Susan Wooldridge) und Livia wieder gesund gepflegt. Die Motive dafür bleiben noch im Unklaren, genau wie die Frage welche Rolle Graf Paris für den weiteren Verlauf des Dramas spielen wird, aber genau das erhöht die Spannung dieser Nebenhandlung.

Das Intrigenspiel der Familienoberhäupter, die in dem ganzen Konflikt die eigentlichen Strippenzieher sind, ist ebenfalls spannungsreich umgesetzt. Die jeweiligen Oberhäupter der Familien sind kalt und berechnend und nur auf den Vorteil ihrer eigenen Sippe bedacht. Dafür scheuen sie sich nicht über Leichen zu gehen, im sprichwörtlichen wie im metaphorischen Sinne. Zudem sind Lady Giuliana Capulet, Lord Silvestro Capulet (Anthony Head,  "Buffy - Im Bann der Dämonen",  "Merlin - Die neuen Abenteuer") und Lord Damiano Montague (Grant Bowler,  "Defiance",  "True Blood") eine angenehme Abwechslung zu dem ansonsten durchweg sehr jungen Cast, der "Still Star-Crossed" stellenweise den Anschein eines Teenie-Dramas verleiht, das auch bei ABCs "jüngerer Schwester" Freeform gut aufgehoben wäre.

Der intrigante Planer Lord Damiano Montague (Grant Bowler) und sein "Bauer" Benvolio (Wade Briggs)
Der intrigante Planer Lord Damiano Montague (Grant Bowler) und sein "Bauer" Benvolio (Wade Briggs)

Obwohl das Produktionsteam der neuen Dramaserie in Hinblick auf Figuren und Handlung oftmals mehr auf Quantität statt auf Qualität gesetzt hat und der Zuschauer innerhalb der sich überschlagenden Ereignisse und ruckartigen Kamerafahrten nur mit Mühe den Überblick bewahren kann, konnte die zweite Folge doch mit ein wenig mehr Spannungspotential aufwarten. Nichtsdestotrotz wirkt das Drama momentan an vielen Stellen einfach noch zu oberflächlich, unausgereift und aufgesetzt, aber es gibt Hoffnungsschimmer, die die Serie noch merklich aufwerten könnten. Vor allem, da nun die Vorgeschichte erzählt ist und die Handlung langsam zum Wesentlichen kommt. Nun muss es nur noch gelingen den einzelnen Charakteren mehr Tiefe und damit mehr Glaubwürdigkeit zu verleihen, anstatt sich in Klischees und Kitsch zu verstricken. Dann könnte aus dem, was jetzt wie ein durchschnittliches Kostümdrama mit der Handschrift von Shonda Rhimes wirkt, noch eine spannende Dramaserie um eine ungewöhnliche Geschichte werden.

Dieser Text basiert auf Sichtung der ersten zwei Episoden der Serie "Still Star-Crossed".

Meine Wertung: 3/5

Jana Bärenwaldt
© Alle Bilder: ABC

Beitrag melden

  •  

Leserkommentare