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TV-Kritik/Review: "Will Trent": Disney+-Krimi sticht angenehm aus der Masse hervor

(02.07.2023)

Als im vergangenen Jahr die Miniserie
Das deutschsprachige Publikum liebt Regionalkrimis, in den USA geht dagegen nichts über procedurals. Sehr viele gibt es von ihnen, und die wenigsten sind wirklich bemerkenswert, doch sie erfüllen ihren Zweck als verlässliche Form der Routine-Unterhaltung: Mit einem eingespielten Team, in dessen Beziehungsgeflecht sich nur minimale Veränderungen ergeben, werden Woche für Woche Fälle gelöst, wobei der Fokus auf den Details der Ermittlung liegt. Im Streamingzeitalter wirken diese meist bei Network-Sendern laufenden Krimis wie aus der Zeit gefallen, doch ab und an gibt es immer wieder welche, die zu Recht aufmerken lassen. "Will Trent" ist eine davon.
Seit 2006 veröffentlicht Karin Slaughter ihre in Georgia spielenden Will-Trent-Romane fast im Jahrestakt, weshalb genügend Material für mehrere Staffeln vorliegen dürfte. Dennoch gehen Liz Heldens (Autorin von
Der in Puerto Rico geborene 43-Jährige spielte lange Zeit vor allem Nebenrollen, war dann Hauptdarsteller der schnell wieder eingestampften Actionserie
Der Titelheld ist ein Special Agent des "Georgia Bureau of Investigation" (GBI), einer Sicherheitsbehörde, die auf Staatsebene ungefähr das leistet, was das FBI für die gesamten USA übernimmt. Die Behörde sitzt in der Hauptstadt Atlanta und teilt sich dort unangenehmerweise das Gebäude mit dem ihr untergeordneten Atlanta Police Department (APD). Das Polizeirevier ist auf die GBI generell nicht gut zu sprechen und derzeit ganz besonders nicht, denn das GBI konnte gerade einen heftigen Fall struktureller Korruption im APD aufdecken, der viele Cops ihren Job kostete. Chefermittler in dem Fall war: Will Trent. Der Sonderling, der stets im dreiteiligen Anzug mit Krawatte durch die nicht gerade kühle Gegend stolziert bzw. in seinem Oldtimer-Porsche durch die Straßen von Atlanta cruist, gilt seither als oberste Hassfigur der Polizei. Jemand hat sogar die Wörter "Rat! Snitch! Traitor!" (Ratte, Petze, Verräter!) auf seinen Wagen gesprüht.
Für die Zuschauer ist Trent dagegen absolut kein Unsympath, ganz im Gegenteil. Eingeführt wird er als einer, der es nicht übers Herz bringt, den glubschäugigen Chihuahua seiner verstorbenen Nachbarin seinem ungewissen Schicksal im Tierheim zu überlassen, weshalb er das Hündchen kurzerhand adoptiert. Nach und nach werden im Anschluss Trents Schwächen kenntlich gemacht: Als Dyslektiker fällt ihm das Lesen und Schreiben schwer, ein Umstand, der seinen Ruf als Star-Ermittler in Gefahr bringen könnte und den er nach Kräften zu verstecken sucht. Nachrichten lässt er sich vorlesen, seine Notizen spricht er in ein Audiogerät. Als verschrobenes Genie, das "den Tatort liest wie ein Buch" (wie es einmal heißt), steht er in der Tradition von Sherlock Holmes und seines medizinischen Epigonen

Rodríguez setzt die aus den Büchern bekannten Attribute dieser Hauptfigur bestens um, und auch die anderen Darsteller überzeugen. Wie in den Romanen wird Trent die junge Polizistin Faith Mitchell an die Seite gestellt, die eingangs schon deshalb nicht gut auf ihn zu sprechen ist, weil ihre Mutter Evelyn (LisaGay Hamilton aus
Persönlich wird es auf vielen Ebenen: So unterhält Will seit Jugendtagen eine Mal-ja-mal-nein-Dauerbeziehung zur APD-Polizistin Angie Polaski (Erika Christensen aus
Angie muss in der Mordkommission mit dem harten Cop Michael Ormewood (Jake McLaughlin aus
Mit diesen fünf Hauptfiguren wird nun das vielfach beackerte Terrain der "Fall der Woche"-Procedurals betreten. Mal spielen die Fälle in Atlanta, mal in der umliegenden Provinz, mal werden "cold cases" ausgepackt, mal geht es um Geiselnahmen oder Serienmörder, sogar undercover wird einmal ermittelt. In den Fällen geht's um Football, um dubiose IT-Firmen, Neo-Nazis, Drogenbanden und sogar Zauberer. Doch das Autorenteam macht rasch deutlich, dass es durchaus mehr im Sinn hat als nur die gängigen Krimi-Routinen. Gleich der erste Fall um die entführte Tochter eines wohlhabenden (und zerstrittenen) Ehepaars aus Atlanta - gespielt von "Dr. House"-Mitstreiterin Jennifer Morrison und Mark-Paul Gosselaar aus

Tatsächlich sind die Kriminalfälle in den ersten Folgen die schwächeren. Sie bieten wenige Twists und weisen noch kaum hinaus über die gängigen Standards anderer Procedurals à la
Da geht es dann zurück in die Vergangenheit von Will und Angie, aber auch in jene von Faiths Mutter Evelyn (in den Flashbacks gespielt von Imani Hakim) und Wills Boss Amanda (als junge Frau gespielt von Sydney Park). Angie, deren prekäre Situation als Süchtige von ihrem Sponsor Franklin (Kevin Daniels) besorgt beobachtet wird, gerät in eine dramatische Abwärtsspirale, als ihr früherer Peiniger (überzeugend fies: French Stewart aus
So gewinnt die Staffel, trotz grundsätzlicher Beibehaltung des "Fall der Woche"-Prinzips, noch einmal deutlich an Dynamik. Alle Hauptfiguren werden davon ergriffen und neu ausgelotet, selbst der anfänglich in seiner toxischen Übergriffigkeit noch recht schematisch wirkende Haudegen Ormewood kommt deutlich anders aus der Staffel heraus, als er in sie hineinging. Am Ende steht eine Art Cliffhanger, der überraschend viel Lust macht auf weitere Abenteuer mit Trent und Kollegen - was sicher vor allem dazu geführt haben dürfte, dass eine zweite Staffel bereits abgemachte Sache ist.
Bis dahin dürfte "Will Trent" Procedural-Fans eher zufriedenstellen als eingefleischte Karin-Slaughter-Aficionados, denen die in sonnig-sommerlichem Südstaatenlicht inszenierten und in zügigem Tempo erzählten Episoden möglicherweise zu wenig düster-grausig daherkommen. Trotz ein paar abgründiger Details wirkt "Will Trent" die meiste Zeit über nämlich fast lässig - von den zu Beginn immer wieder einfallsreich ins Bild geschobenen Buchstaben des Serientitels bis zu den wiederkehrenden Szenen mit dem Chihuahua, die als comic relief dienen. Insgesamt ist das überraschend gelungenes Krimi-Entertainment.
Dieser Text basiert auf der Sichtung der gesamten 13-teiligen ersten Staffel von "Will Trent".
"Will Trent" wurde in den USA seit Jahresbeginn 2023 bei ABC ausgestrahlt und kommt aktuell mit wöchentlichen Episoden zur Deutschlandpremiere bei Disney+.
Über den Autor
Leserkommentare
Spenser schrieb via tvforen.de am 04.07.2023, 05.25 Uhr:
Bin ein langjähriger Dan der Romanreihe von Karin Slaughter zu dieser Serie (und vorher der "Georgia Serie", woraus diese Romanreihe quasi als spin Off entstand)Hatte bisher mich nicht getraut, mal reinzuschauen, aus Angst wieder arg enttäuscht zu werden wie bei der Serie "Die Chemie des Todes" von Simon Beckett, die ziemlich verhunzt wurde meiner Meinung nach. Reacher von Lee Child wurde sehr gut rübergebracht - ich hoffe, dass Will Trent sich qualitativ daran halten kann.
streamingfan schrieb am 03.07.2023, 15.51 Uhr:
ich habe nun 5 Folgen gesehen, leider kann mich die Serie bisher nicht so richtig überzeugen.
User 65112 schrieb am 03.07.2023, 14.20 Uhr:
hmm? Ich fand es bisher erher durchwachsen mittelmäßig. Wie ein Anzug von der Stange ...
Vritra schrieb am 03.07.2023, 12.30 Uhr:
Unser Streaming-Dienst ist derzeit bei Folge 6. Mein Fazit bislang: Die Serie hat sehr stark angefangen, aber nach der dritten Episode angefangen sehr zu schwächeln. Die Fälle sind nicht gut ausgearbeitet und die persönlichen Dramen der Protagonisten fühlen sich nicht so an, dass man sich mit ihnen identifizieren könnte. Da das die beiden Säulen der Dramaturgie sind, ist mein Eindruck also bislang leider bloß Mittelmaß. Für eine gute Serie muss mindestens einer dieser Bereiche aus der Masse herausragen.Rodriguez und Richardson spielen sehr gut zusammen, während ich beim Rest des tollen Ensembles noch nicht das Gefühl habe, dass das irgendwann einmal passen könnte. Aber das dauert ja fast immer eine Weile, bis ein Schauspielerensemble sich zusammenrauft; das wird also hoffentlich bald besser. Sonja Sohn hat für mich aktuell zu wenige Szenen. Von ihrer Figur würde ich gerne mehr sehen.Meine Bewertung der Folgen 1 bis 6: 5 von 10 mit großem Potenzial nach oben.Eine Spoilerwarnung ab dem Punkt, wo es um die zweite Staffelhälfte geht, wäre angebracht!
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