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TV-Kritik/Review: "Zwei Seiten des Abgrunds": Thriller-Miniserie zeigt die Vorhölle in Wuppertal und in uns selbst

(07.05.2023)

Streifenpolizistin Luise Berg (Anne Ratte-Polle,

In den Rückblenden sehen wir, wie sich Merle einen Praktikumsplatz in einem Jugendheim sucht und dort den verhaltensgestörten Dennis betreut. Der ist stark übergewichtig, ungepflegt und sozial unzulänglich. Später werden wir erfahren, dass er bereits als kleiner Junge Opfer sexuellen Missbrauchs wurde, was sich dann während seiner "Heimkarriere" fortsetzte. Die attraktive aufgeweckte Teenagerin nimmt sich des Außenseiters zunächst aufmerksam an und gibt ihm Nachhilfe. Als Luise sie dazu bringt, ihn auch nach Ende des Praktikums weiter zu unterrichten, kippt ihr Verhalten jedoch: Sie beginnt, ihn zu mobben. Bis das ständige Opfer zum Täter wird.
Sieben Jahre später ist aus dem eingeschüchterten hässlichen Heranwachsenden ein selbstbewusster gut aussehender Mann geworden, der seine traumatische Kindheit ebenso wie seine schreckliche Tat scheinbar aufgearbeitet und damit abgeschlossen hat. Nur Luise glaubt nicht daran und stößt bald tatsächlich auf einen Mord auf einem belgischen Campingplatz, auf dem Dennis einen Teil seiner Kindheit verbracht hat. Etwas später baumelt auch noch ein Schwebebahnfahrer an der Decke seiner Wohnung, der ebenfalls eine gemeinsame Vergangenheit mit Dennis hat. Aber niemand will der störrischen, eigensinnigen Polizistin glauben. Unterdessen beobachtet der Verdächtige die inzwischen zur jungen Frau gewordene Josi (Lea van Acken,

Ganz schön edgy also, diese Geschichte über Traumata, die sich immer weiter fortsetzen und Jahre später neue Opfer fordern, über Schuld und Rache und die (Un-)Möglichkeit von Läuterung und Vergebung, die Kristin Derfler hier entworfen hat. Entsprechend düster setzen Regisseur Anno Saul (
Die unglaubwürdigen Elemente setzen sich bei der Figurenzeichnung fort. Dass aus dem ungelenken, offensichtlich gestörten Mann im Bodysuit ausgerechnet im Gefängnis innerhalb weniger Jahre so ein attraktiver eloquenter Bursche geworden sein soll, wirkt ebenso bemüht wie das völlig entgleiste Sexualleben von Luise. Auch dass die offensichtlich schwer traumatisierte Mutter immer noch ihren Dienst als Streifenpolizistin ausübt, ist nicht gerade realistisch. Dass sich der Teeniemörder ausgerechnet an die Schwester seines Opfers ranmacht, liegt wohl in der Genrelogik begründet. Warum Josie aber keinen Verdacht schöpft, obwohl sie Dennis ja damals schon kannte, ist trotz starker Gewichtsabnahme nicht nachvollziehbar.

Insgesamt hat Derfler hier zu oft zu dick aufgetragen. Die Grundidee ist durchaus interessant und die weitere Entwicklung in Ansätzen spannend, aber die vielen offensichtlichen Konstruktionsmängel machen einem das Ganze schon ein bisschen madig. Immerhin gibt es gegen Ende die eine oder andere überraschende Wendung, die die anfangs klaren Gegensätze zwischen "guten" und "bösen" Figuren etwas ambivalenter erscheinen lassen. Erfrischend ist es, in den Hauptrollen einmal nicht die üblichen Verdächtigen der deutschen Serienlandschaft zu sehen, sondern unverbrauchte Gesichter wie Dreger und van Acken. Auch Ratte-Polle ist eine ungewöhnliche und gerade dadurch überzeugende Wahl für eine Serienhauptrolle.
Schauspielerisch und handwerklich-technisch braucht sich die Miniserie nicht vor der internationalen Konkurrenz zu verstecken. Aber wie bei so vielen deutschen Serien fällt sie erzählerisch leider deutlich gegenüber vergleichbaren Produktionen anderer europäischer Länder zurück. Zum Vergleich kann man sich eine (beinahe) beliebige skandinavische Serie bei Netflix oder in der arte-Mediathek ansehen.
Dieser Text basiert auf der Sichtung der kompletten Miniserie.
Die Miniserie startet am 8. Mai zeitgleich bei RTL+ und Warner TV Serie. Bei RTL+ sind ab dem 8. Mai alle sechs Folgen abrufbar. Warner TV Serie zeigt die Serie ab diesem Tag immer montags um 20.15 Uhr in Doppelfolgen.
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Leserkommentare
GreameRevell schrieb am 08.05.2023, 20.05 Uhr:
Sind dort wieder keine Untertitel für Gehörlose zuschaltbar?
RTL+ wiedermal nicht wie ich hörte. Muß man jetzt wieder ein PayTV-Paket abonieren um die Serie zu schauen?Kai00 schrieb am 07.05.2023, 18.20 Uhr:
OMG Was vom Trash TV Sender kommt kann ja nur Schrott sein. Allein der Mist mit den zwei Zeitebenen. Es spricht nicht gerade für Warner, dass sie mit Trash TV Sendern arbeiten.
Sven68 schrieb am 08.05.2023, 09.14 Uhr:
Warum sollen zwei Zeitebenen pauschal Mist sein? Ist doch ein bewährtes Stilmittel, das auch in hochklassigen Serien eingesetzt wurde, wie z. B. Lost.
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