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TV-Kritik/Review: Big Little Lies

Die "Desperate Housewives of Monterey" kommen trotz Staraufgebot nur schwer in Schwung - von Marcus Kirzynowski
(20.02.2017)

Die Protagonistinnen: (v.l.) Madeline Martha Mackenzie (Reese Witherspoon), Jane Chapman (Shailene Woodley) und Celeste Wright (Nicole Kidman) mit ihren jeweiligen Kindern
Die Protagonistinnen: (v.l.) Madeline Martha Mackenzie (Reese Witherspoon), Jane Chapman (Shailene Woodley) und Celeste Wright (Nicole Kidman) mit ihren jeweiligen Kindern


Ein Phänomen, das auch in den deutschen Medien seit Jahren eifrig diskutiert wird, ist das der sogenannten Helikopter-Mütter: überbesorgte Elternteile, die ihre Kinder den ganzen Tag im Auto durch die Gegend kutschieren, von der Schule zum Musikunterricht und danach zum Sportverein. Die Hauptfiguren in der HBO-Miniserie  "Big Little Lies" sind quasi Helicopter-Moms hoch zwei, die ihren Nachwuchs als Mittel zur Selbstverwirklichung betrachten und deren Entwicklung ständig in Konkurrenz zu den Kindern der Nachbarinnen werten. Womit soll man sich auch sonst die Zeit vertreiben, wenn man als wohlhabende Ehefrau in einer schicken Strandvilla im kalifornischen Küstenstädtchen Monterey lebt, von Arbeit weitgehend unbehelligt?

In dieser (alp-)traumhaften Idylle, in der jeder jeden kennt und die gelangweilten Luxusgattinnen schon vormittags zum ersten Cocktail greifen, um durch den Tag zu kommen, ist eine alleinerziehende Mutter fast schon sIo etwas wie ein Sozialfall. Entsprechend wirbelt die junge Jane Chapman (Shailene Woodley aus den "Divergent"-Filmen) die Sozialstruktur kräftig durcheinander, als sie mit ihrem Sohn Ziggy in die Nachbarschaft zieht. Auf dem Weg zum ersten Grundschultag kommt sie Madeline Mackenzie (Reese Witherspoon) zu Hilfe und hat dadurch gleich eine loyale Freundin unter den Alteingesessenen gewonnen. Diese sofortige Loyalität auf Madelines Seite wird dadurch verstärkt, dass diese in der alleinerziehenden Jane sich selbst wiedererkennt, war sie doch als junge Mutter von ihrem damaligen Mann sitzengelassen worden. Zu Problemen führt die neue Freundschaft, als Ziggy gleich am ersten Schultag beschuldigt wird, eine Mitschülerin gewürgt zu haben. Der Junge streitet den Vorwurf ab, Jane verteidigt ihn und Madeline schlägt sich bedingungslos auf ihre Seite. Da die Mutter des anderen Kinds, Renata Klein (Laura Dern,  "Enlightened"), ebenso unnachgiebig ist, eskaliert der Streit schnell, Fronten bilden sich innerhalb der Eltern-(vor allem Mütter-)schaft. In blitzlichtartigen Vorblenden erfahren wir zudem, dass es zu einem gewaltsamen Todesfall gekommen ist. Wie genau der mit dem Konflikt unter den Müttern zusammenhängt, ist aber zunächst nicht klar.

Wie oft kann man eigentlich den Topos von den bis zur Verzweiflung gelangweilten Kleinstadt-Hausfrauen, die der Serie  "Desperate Housewives" ihren Titel gegeben haben, noch zu einer TV-Serie verarbeiten? Die siebenteilige Adaption eines Romans der australischen Schriftstellerin Liane Moriarty fühlt sich zumindest in den ersten Folgen so an, als hätte man all das schon ein Dutzend Mal zu sehen bekommen: die Welt der schmucken Häuser mit gediegener Innenausstattung, die Schönheit des Meeres, das direkt hinter der Terrasse an den Strand spült, was auf Dauer natürlich auch ziemlich monoton wirken kann, die mittelalten Oberschichtsgattinnen, deren Schönheit noch nicht verblüht ist, die aber durch enttäuschte Lebensträume schon innerlich verhärtet sind. Als Zuschauer, der selbst nicht dieser Schicht angehört, fragt man sich ständig, was diese Figuren eigentlich für Probleme haben. Und vor allem, warum einen diese interessieren sollten. Vielleicht denken sich die HBO-Verantwortlichen ja, wer sich ein Pay-TV-Abo leisten kann, wird mit solchen Luxusproblemen schon etwas anfangen können.

Gegenspielrin Renata Klein (Laura Dern)
Gegenspielrin Renata Klein (Laura Dern)

Der Makel der mangelnden Identifikationsmöglichkeit wird nicht gerade dadurch gemildert, dass mit Ausnahme von Jane alle Figuren furchtbar unsympathisch wirken. In ihrer neurotischen Fixierung auf sich selbst und ihre jeweiligen Kinder überbieten sie sich gegenseitig: Madeline bezeichnet Renata gleich als Schlampe, die schaltet ihrerseits einen Anwalt ein, um gegen den kleinen Ziggy vorzugehen. Und dann gibt es noch Madelines Freundin Celeste Wright (Nicole Kidman), die sich selbst bereits als offiziell im Ruhestand bezeichnet. Die hätte zwar Grund, sich wirklich Sorgen zu machen, hat sie doch - wie in der zweiten Folge klar wird - einen gewalttätigen Ehemann zu Hause (Alexander Skarsgård,  "True Blood"). Das scheint sie aber nicht allzusehr zu stören, folgt auf dessen Ausraster doch regelmäßig heftiger Versöhungssex. Und da verzeiht die gelangweilte Gattin eben auch gerne die Schläge, wenn dadurch die Erregung steigt. Das ist schon ziemlicher frauenfeindlicher Mumpitz, den Starautor David E. Kelley ( "Ally McBeal",  "Goliath") in dieser Szene präsentiert.

Unverzeihlich ist aber vor allem, dass die ganze Handlung furchtbar zäh erzählt wird. Regisseur Jean-Marc Vallée, der immerhin den mehrfach oscargekrönten "Dallas Buyers Club" inszenierte, findet leider nur ausgelutschte Bilder für die innere Leere seiner Protagonisten. Das geht dann so weit, dass Reese Witherspoon zu Beginn der zweiten Folge am Fenster steht, aufs Meer schaut und sich aus dem Off fragt, was wohl hinter dem Meer sein mag: Erbauungslyrik auf dem Niveau eines Mittelstufe-Tagebuchs. Insgesamt ist es erstaunlich, wie wenig die Serie ihre All-Star-Besetzung zu nutzen weiß. Richtig überzeugend ist nur die jüngste Hauptdarstellerin Shailene Woodley, der es gelingt, Janes Außenseiterrolle in dieser Welt der Reichen und Schönen emotional zu vermitteln. Auch Witherspoon macht ihre Sache recht ordentlich, während Kidman eine weitere Variation der typischen Kidman-Rolle abspult und Dern hauptsächlich nervt. Mitleid hat man vor allem mit den Kindern, die in eine Welt hineingeboren wurden, in denen Empathie ein unbekanntes Fremdwort ist, und die durch die Überbehütetheit von Anfang an verdorben werden.

Mag sein, dass die Miniserie in späteren Episoden noch an Fahrt aufnimmt (die Inhaltsangabe des Romans deutet zumindest darauf hin). Nach den ersten beiden Folgen wirkt die Adaption aber leider wie ein recht seelenloses Prestigeprojekt, das nach der Standardformel für sogenannte Qualitätsserien entwickelt worden scheint: eine auf den ersten Blick heile Welt, hinter der Abgründe und dunkle Geheimnisse lauern, renommierte Namen vor und hinter der Kamera, ein bisschen Sex und ein angedeuteter in der Zukunft liegender Kriminalfall, um dem Ganzen etwas Suspense zu verleihen ( "The Affair" lässt grüßen). Das Ergebnis ist so blutleer ausgefallen, dass man am liebsten selbst zum Martini greifen möchte, um die Folgen durchzustehen.

Dieser Text basiert auf Sichtung der ersten beiden Episoden der Miniserie "Big Little Lies".

Meine Wertung: 2.5/5

Marcus Kirzynowski
© Alle Bilder:


 

Über den Autor

  • Marcus Kirzynowski
Marcus Kirzynowski ist Düsseldorfer Journalist und Serienfreund; wuchs mit "Ein Colt für alle Fälle", "Dallas" und "L.A. Law" auf; Traumarbeitgeber: Fisher & Sons, County General Notaufnahme; die Jobs auf dem Battlestar Galactica und im West Wing wären ihm hingegen zu stressig; Wunschwohnort: Cicely, Alaska. Schreibt über amerikanische und europäische TV-Serien sowie andere Kultur- und Medienthemen, u.a. für TV Wunschliste und sein eigenes Online-Magazin Fortsetzung.tv.

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