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"Es pilchert mehr, als es schwärmt": Frank Schätzing wütet gegen ZDF-Verfilmung von "Der Schwarm"

von Glenn Riedmeier in News national
(16.02.2023, 14.02 Uhr)
Adaption sei "zusammengeschusterter Unsinn"
"Der Schwarm"-Autor Frank Schätzing
ZDF/Paul Schmitz
"Es pilchert mehr, als es schwärmt": Frank Schätzing wütet gegen ZDF-Verfilmung von "Der Schwarm"/ZDF/Paul Schmitz

Es ist eines der aufwendigsten, teuersten und prestigeträchtigsten ZDF-Serienprojekte der vergangenen Jahre: Die Verfilmung des Bestsellers  "Der Schwarm". Erstmals angekündigt wurde das achtteilige Projekt bereits 2018, nach rund fünf Jahren steht nun die Premiere bevor, für die das ZDF ordentlich die Werbetrommel rührt. Da kommt es natürlich höchst ungelegen, wenn ausgerechnet der Autor der Romanauflage unzufrieden ist. Frank Schätzing ließ seinem Unmut über die Verfilmung nun freien Lauf.

Schätzings Romanvorlage "Der Schwarm" erschien 2003. Er beschreibt darin eine fiktive Katastrophe, die aus der Tiefsee kommt. Tiere scheinen sich dafür zu rächen, dass der Planet und ihr Lebensraum vom Menschen zerstört werden. Im Interview mit der Wochenzeitung Die Zeit lässt Frank Schätzing kaum ein gutes Haar an der Verfilmung und vergleicht sie mit der ZDF-Schmonzettenreihe  "Rosamunde Pilcher": Es pilchert mehr, als es schwärmt. Ihn störe, dass die Serie unter ihren Möglichkeiten bleibe. Manches ist kinoreif, anderes rühr- und redseliges Beziehungskisten-TV. Seiner Ansicht nach handle es sich um eine gute Schauspielerriege, die jedoch unterfordert geblieben sei.

Laut Schätzing sei die Verfilmung erzählerisch grundfalsch. Er bezeichnet die Serie gar als zusammengeschusterten Unsinn, die ohne aktuelle Relevanz daherkomme. Die globale Dimension der Bedrohung wird nicht spürbar, von Aktualität oder einer intelligenten Alien-Strategie ganz zu schweigen.

Schätzing fordert im Zeit-Interview mehr cineastischen Wagemut bei Literaturverfilmungen. Man hätte dem Narrativ des Romans mehr vertrauen sollen, der Maximaleskalation des Thrillers. Gleichzeitig habe sich die Serie nicht weit genug von der Literaturvorlage entfernt. Der Roman ist 20 Jahre alt, ich wollte ihn konsequent modernisieren. Damals sei der Klimawandel weniger präsent gewesen und es gab noch keine sozialen Netzwerke. Dem trägt die Serie ebenso wenig Rechnung wie aktuellen sozialen und geopolitischen Entwicklungen. Er spricht damit die Fridays-for-Future-Bewegung und den Konflikt zwischen den USA und China an - nichts davon werde in der Verfilmung thematisiert.

Trotz aller Kritik kann Schätzing auch etwas Positives an der Verfilmung finden: Die Special Effects sind ansehnlich, einige richtig gut. Look, Musik, Sound-Design, alles gelungen. Bei "Der Schwarm" handelt es sich mit Kosten von rund 40 Millionen Euro gar um die aufwendigste deutschsprachige TV-Produktion aller Zeiten. Um das kostspielige Projekt zu realisieren, ging das ZDF internationale Kooperationen ein. Zu den Stars der Serie gehören etwa Alexander Karim, Barbara Sukowa, Cécile De France, Leonie Benesch, Joshua Odjick und Oliver Masucci.

Schätzing war zu Beginn in das Projekt der Verfilmung involviert. Doch nach inhaltlichen Differenzen mit dem Produktionsteam um  "Game of Thrones"-Veteran Frank Doelger zog er sich zurück. Am Ende wollte er den 'Schwarm' im Alleingang erzählen, nur nach seinen Vorstellungen, erläutert Schätzing. Daher sei er ausgestiegen, in der Hoffnung, dass ihn das Resultat dennoch überzeugen wird. Tut es nicht.

Frank Doelger schilderte inzwischen gegenüber DWDL seine Sicht der Dinge: Jede erfolgreiche Adaption muss auf ihre eigene Art und Weise erfolgreich sein. Deshalb schlug ich vor, aus 'Der Schwarm' eine charakter-orientierte Serie zu machen: die Wissenschaft zu vereinfachen, aber darauf zu achten, dass der Kern intakt bleibt und in die Geschichte passt. Als man sich gemeinsam auf einen achtteiligen Entwurf für die Serie einigte, seien er und Schätzing offen für gegenseitige Vorschläge gewesen. Als sich die Serie zu verselbstständigen begann, gingen unsere und seine Vorstellungen davon, was die Serie sein könnte, auseinander.

Da die Serie ein sehr komplexes Thema - Wissenschaft und Klimawandel - auf unterhaltsame und spannende Weise erzählen soll, haben wir darauf verzichtet, explizit auf bestimmte aktuelle politische Phänomene einzugehen, wie z. B. die Fridays-for-Future Bewegung. Man habe die Perspektive junger Menschen mit ihren Prinzipien, Idealen, Emotionen und Ansichten angesprochen, ohne dabei zu pädagogisch oder belehrend zu sein. Die in der Romanvorlage existierende Liaison zwischen einem älteren weißen Mann und einer zwanzig Jahre jüngeren Frau empfand er als nicht zeitgemäß. Zudem hätte die Integrierung hyperkonnektiver Social-Media-Apps den Ton und den Schwerpunkt der Serie verändert, weshalb man auch darauf verzichtet habe.

Die Weltpremiere von "Der Schwarm" findet am kommenden Sonntag (19. Februar) im Rahmen der 73. Berlinale statt. Das ZDF veröffentlicht die acht Teile ab dem 22. Februar nach und nach in der Mediathek, ab dem 6. März folgt die Erstausstrahlung im linearen Fernsehen als viertägiges Serienevent jeweils um 20.15 Uhr. Begleitend gibt es im ZDF eine zweiteilige Dokumentation, die den Inhalt der Serie wissenschaftlich einordnet. Ein  "Terra X"-Zweiteiler befasst sich mithilfe international renommierter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus unterschiedlichen Forschungsbereichen mit dem Verhalten von Schwärmen (TV Wunschliste berichtete).

Die Serie entstand als internationale Koproduktion federführend durch das ZDF im Rahmen der European Alliance gemeinsam mit France Télévisions, Rai, ORF, SRF, der Viaplay Group und Hulu Japan, produziert von Intaglio Films GmbH (Produzent: Frank Doelger) und ndF International Production GmbH (Produzent: Eric Welbers). Die Regie führten Barbara Eder, Philipp Stölzl und Luke Watson. Die Dreharbeiten fanden zwischen Mai und September 2021 statt. Dabei entstanden die Außenmotive im italienischen Lazio, Venetien und Apulien. Gedreht wurde zunächst in den Tiburtina-Studios in Rom, gefolgt von den Aufnahmen im größten Wasserstudio Europas in Brüssel.


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Leserkommentare

  • chrisquito schrieb via tvforen.de am 22.02.2023, 20.19 Uhr:
    TV Wunschliste schrieb:
    Die Weltpremiere von "Der Schwarm" findet am
    kommenden Sonntag (19. Februar) im Rahmen der 73.
    Berlinale statt. Das ZDF veröffentlicht die acht
    Teile ab dem 22. Februar nach und nach in der
    Mediathek, ab dem 6. März folgt die
    Erstausstrahlung im linearen Fernsehen als
    viertägiges Serienevent jeweils um 20.15 Uhr.
    Was ich ebenfalls unsinnig finde, ist das Streamingintervall (laut kino.de):
    Folge 1 bis 3: ab dem 22. Februar 2023, ab 10:00 Uhr
    Folge 4 bis 6: ab dem 1. März 2023, ab 10:00 Uhr
    Folge 7 und 8: ab dem 8. März 2023, ab 10:00 Uhr
    Wenn ich das schon vorab streame, möchte ich es auch mehr oder weniger am Stück sehen und nicht zwei Wochen bis zum Finale warten.
  • S-Markt schrieb am 17.02.2023, 20.25 Uhr:
    deutsche serien mit desaster content sind eigentlich immer ein reinfall. die drehbuchschreiber können nun mal nicht mehr, als beziehungsdramen. ich erinnere mich noch an einen zweiteiler über die hindenburg. 90% davon hat man häuser aus den 30ern von innen gesehen, schmuddeliger arbeiterchick. erst in den letzten zwanzig minuten gab es dann was vom absturz zu sehen. sieht man mal von wolfgang petersen ab, gab und gibt es in den letzten vierzig jahren niemanden in deutschland, der spannende filme machen kann. schade um schätzings spannenden stoff.
  • Horatio schrieb am 18.02.2023, 08.55 Uhr:
    deutsche serien mit desaster content sind eigentlich immer ein reinfall. die drehbuchschreiber können nun mal nicht mehr, als beziehungsdramen.<<
    Da stimme ich zu und warte lieber auf die unvermeidlich kommende amerikanische Neuverfilmung. Hollywood macht sicher die Action knackiger, mit weniger Schmonzes und überflüssige Randgeschichten.
    Weniger Pilcher und mehr Krach-Bumm – Schätzing hätte sich gleich an die Amis wenden sollen.
  • SerienFan_92 schrieb am 16.02.2023, 19.34 Uhr:
    Zwar schade, dass es dem Autor des Originals nicht gefällt, aber ich möchte mir meine eigene Meinung bilden.

    Bisher hatte ich nämlich große Hoffnungen, dass es ganz gut wird.
  • Vritra schrieb am 16.02.2023, 17.55 Uhr:
    Auf Schätzings Meinung gebe ich nicht sonderlich was. Schon alleine der Tenor seiner Kritik an der Produktion zeigt doch, dass er sich grundsätzlich die alleinige Meinungshoheit zuschreibt. Und das habe ich bei ihm schon oft beobachtet: Er ist der größte und beste und alle anderen sind doof, selbst wenn er völlig falsch liegt.
  • Marcus Cyron schrieb am 10.03.2023, 11.32 Uhr:
    Dann sollten sie auch auf seine Geschichte nichts geben und die Serie besser nicht schauen. Immerhin hat er sich das alles ausgedacht. Und offenbar, nach ihrer Aussage, lag er da ja völlig falsch.
  • BigApple schrieb am 16.02.2023, 14.31 Uhr:
    Auch schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten - zumindest für den Autor, der wieder sein Buch bewerben kann.
    Ich mache mir erstmal selbst ein Bild von der Serie...
  • User 1653680 schrieb am 16.02.2023, 14.30 Uhr:
    Erst mal danke für die Promotion! ;-)
    Dann immer wieder die Erzählung des Autors, dass der Film viiiiel schlechter sei als das Buch (siehe Buchheim u.v.a.). Sei´s drum: Der Film ist immer etwas Anderes und kann dennoch erfolgreich sein.
    Zitat „Zusammengeschusterter Unsinn“... naja, der Roman war auch nicht gerade große Literatur.
  • Phantomias schrieb am 17.02.2023, 06.26 Uhr:
    Ich hab, nachdem ich das Buch gelesen habe, den ganzen Hype darum auch nicht richtig verstanden.
    Klar, war nicht schlecht, aber ich hab schon spannenderes gelesen... Eschbach fällt mir da spontan ein, wenn man bei deutschen Autoren bleiben möchte
  • User 1653680 schrieb am 17.02.2023, 12.50 Uhr:
    Stimmt! Eschbach hat viele gute Sachen geschrieben, "Eines Menschen Flügel", "Herr aller Dinge", "Ein König für Deutschland" um nur einige zu nennen. Könnte man auch verfilmen, wenn man wollte...
  • chaosbaer1965 schrieb am 19.02.2023, 18.42 Uhr:
    Bücher sind doch immer besser als Filme. Da kann sich ein Regisseur noch so abstrampeln.
    Da kann man Schätzing nicht gerecht werden.
  • mda schrieb am 22.02.2023, 10.23 Uhr:
    Stimmt! Eschbach hat viele gute Sachen geschrieben, "Eines
    Menschen Flügel", "Herr aller Dinge", "Ein König für Deutschland"
    um nur einige zu nennen. Könnte man auch verfilmen, wenn man
    wollte...
    Zumindest Eine Billion Dollar von Eschbach wird ja verfilmt.