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Schauspieler-Streik: Schnelles Ende oder langer KI-Streit?

von Bernd Krannich in News international
(02.10.2023, 15.37 Uhr)
Produzenten und SAG-AFTRA kehren an Verhandlungstisch zurück
Symbolbild: Matt Frewer als Kunstfigur "Max Headroom"
ABC
Schauspieler-Streik: Schnelles Ende oder langer KI-Streit?/ABC

Vor etwas über einer Woche konnten sich die streikenden Film- und Fernsehautoren der WGA und der Produzenten-Dachverband AMPTP im Wesentlichen auf einen neuen Tarifvertrag einigen (TV Wunschliste berichtete). Am heutigen Montag nimmt die Verhandlungsgruppe der AMPTP ihre Sitzungen mit der Schauspielergewerkschaft SAG-AFTRA wieder auf - nachdem die ursprünglichen Verhandlungen am 12. Juli gescheitert waren, waren auch die Schauspieler in den Streik getreten.

Das leidige Thema: Tarifverhandlungen in "Hollywood"

Alle drei Jahre ist es ein ähnliches Spiel: Der Produzentenverband AMPTP handelt für seine 300 Mitglieder Tarifverträge mit den drei großen Kreativen-Gewerkschaften der Film- und Fernsehindustrie aus: Regisseure (DGA), Drehbuchautoren (WGA) und Schauspieler (SAG-AFTRA). Dabei dient häufig der erste erfolgreiche Abschluss des Verhandlungszyklus' als Wegweiser für die beiden folgenden - die AMPTP leistet sich nur ein Verhandlungsteam, so dass die drei Verhandlungen dann eben meist nacheinander erfolgen, selten gibt es Überlappungen. Nach dem diesjährigen Scheitern der Verhandlungen mit den Autoren Anfang Mai erfolgte das nächste Tarifgespräch der beiden Parteien erst im September wieder.

Während Regisseure und AMPTP meist schnell einig werden, gestalten sich Verhandlungen mit Autoren und Schauspielern häufig schwieriger. Und nur geringe Teile des Kompromisses mit den Regisseuren fanden in diesem Jahr etwa auch ihren Weg in den Abschluss mit den Autoren. In der von den Arbeitsniederlegungen ausgebremsten Branche hoffen nun viele, dass der Abschluss der Autoren zu einem zügigen Abschluss zwischen AMPTP und Schauspielern weisen kann: Als Autoren und AMPTP Ende September begannen, wieder "ernsthaft" zu verhandeln, wurde der Kompromiss binnen einer Woche erreicht (im Mai, so der Vorwurf der Autoren, hatte die AMPTP wichtige Themen gar nicht erst ansprechen wollen).

Verhandlungs-Fortsetzung nach knapp zwei Monaten

Wird es nun also auch mit den Schauspielern binnen Wochenfrist ein Ergebnis geben können? Die frisch im Amt bestätigte SAG-AFTRA-Präsidentin Fran Drescher (TV Wunschliste berichtete) warnt, dass Schauspieler gegenüber Autoren und Regisseuren zahlreiche abweichende Bedürfnisse für ihren Tarifvertrag haben - neben allgemeinen, wie der Steigerung der tarifvertraglichen Mindestlöhne und verbesserten Tantiemen im Streaming.

Wird das Thema KI zum Hindernis?

Besonders im Bereich des Umgangs mit künstlicher Intelligenz (KI; bzw. englisch "artificial intelligence" oder AI) sieht Schauspielerin und Gewerkschafts-Beratierin für den KI-Bereich Justine Bateman (einst  "Familienbande") eigene Prioritäten von SAG-AFTRA. Gerade die großen Stars seien im Fall lascher Bestimmungen in ihrem Beruf bedroht: Mit einfachen prompts könnten sich die Studios ihre Filme und Charaktere mit Star-Qualitäten zusammenbauen, sobald ihnen erlaubt sei, bekannte Filme und Serien zu verwenden, um KIs zu trainieren. Dann gäbe es keinen Grund mehr, Millionengagen zu zahlen.

Zuletzt hatten die Produzenten etwa "angeboten", das man Statisten für einen Arbeitstag bezahlt, dabei aber gleichzeitig das Recht zu Scans erhält, um deren "Arbeit" später - ohne weitere Kompensation - für KI-Einsätze nutzen zu dürfen, sogenannte generative KI, die neue Dinge "erschafft" statt nur bestehende zu bearbeiten.

Bateman warnt etwa, dass sobald existierende Filme zum Training für KI genutzt würden, sich ein Studio in naher Zukunft eine "Darstellung" erschaffen könne, Marke: Erschaffe mir einen weiblichen Charakter, die wie eine Mischung aus Jennifer Lawrence und Megan Fox aussieht, sich wie Meryl Streep im Film SILKWOOD bewegt, tanzt wie Ginger Rodgers und mit dem Akzent von Penelope Cruz spricht. Und der Zuschauer wäre wegen der ganzen Mischungen nicht einmal mehr in der Lage, die "Einzelteile" zu erkennen.

Somit sei es also für SAG-AFTRA auch wichtig, dem KI-Training enge Grenzen aufzuerlegen. Daneben müsse es in allen Bereichen Regelungen über eine notwendige "ausdrückliche Zustimmung" von Schauspieler*innen zur KI-Verwendung ihrer Daten geben sowie eine angemessene entsprechende (Mindest-)Entlohnung.

Anfang des Jahres war etwa bekannt geworden, dass Darth-Vader-Stimme James Earl Jones mit Lucasfilm übereingekommen war, dass Vaders Dialoge in der Miniserie  "Obi-Wan Kenobi" per KI generiert werden durften (TV Wunschliste berichtete) - Details zur etwaigen Vergütung wurden nicht bekannt.

In den USA hatten gerade zwei Autorengruppen gegen Open-AI- und ChatGPT-Betreiber Meta Klagen wegen Urheberrechtsverletzungen eingereicht - einerseits das Trio Sarah Silverman, Christopher Golden und Richard Kadrey, andrerseits Mitglieder des US-Schriftstellerverband Authors Guild um George R. R. Martin und John Grisham. Beide Klagen richten sich dagegen, dass die Sprachmodelle augenscheinlich mit Texten der Autoren gefüttert und "trainiert" worden waren, ohne dass diese ihre Zustimmung gegeben hatten.

Während Programmierer bisher nicht preisgegeben haben, welche Texte zum Training der Sprachmodelle solcher Chatbots verwendet wurden, ist die Beweisführung der Klagenden einfach: Sie haben "prompts" mit spezifischen Fragen zu ihren urheberrechtlich geschützten Texten aufgegeben, die von den Chatbots "sinnvoll" beantwortet wurden - was eben nur durch Bruch des Urheberrechts bei den spezifischen Texten möglich ist.


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Leserkommentare

  • TeleKiecker schrieb am 03.10.2023, 17.21 Uhr:
    In dem Sinne wird es mit hoher Wahrscheinlichkeit in Zukunft keine echten Schauspieler mehr geben. Es gibt dann nur noch Pantomimen, die im Greenscreen die Vorlage spielen, und der Rechner wird diesen Vorlagen ein schönes und passendes Gesicht geben, das mit künstlich erzeugter Stimme täuschend echt in künstlicher Kulisse die Massen begeistert. Insofern könnte man mit heutiger KI Marilyn Monroe, James Dean oder Elvis wieder zurück auf die Leinwand bringen, wenn sie die Rechte an der Nutzung der Personen hätten. Und genau dies ist der Knackpunkt. Daher werden die Studios garantiert ihre eigenen Stars in der Zukunft entwickeln. Menschen als Stars werden abgeschafft. Allein die Kostenersparnis und der ganze Ärger mit den Schauspielern (Sexskandale usw.) bliebe den Filmstudios und Produzenten endgültig erspart. Schöne neue Welt? Faszinierend und verstörend zugleich - denn der Mensch schafft seine Arbeit und damit seinen Unterhalt zum Leben ab. Und dies betrifft nicht nur die Film- und Synchronbranche.
  • User 65112 schrieb am 03.10.2023, 18.51 Uhr:
    Eine Horrorvision - aber ehrlich gesagt, ich kann es mir nicht vorstellen, dass sich das durchsetzt. Menschen wollen Menschen sehen. Schauspieler werden nicht allein deshalb verehrt, weil sie schön sind, sondern weil sie etwas an sich haben, das Besonders ist.Etwas das heraussticht. Es sind doch die kleinen Eigenheitn, die einen interessanten Menschen ausmachen.
  • TeleKiecker schrieb am 03.10.2023, 23.43 Uhr:
    Stimmt, ist auch meine Meinung. Nur glaube ich, dass meine Voraussage garantiert die Blockbuster betrifft. Die Täuschung ist unfassbar verblüffend und selbst Leute vom Fach können KI-Avatare kaum von echten Menschen unterscheiden. Kleinere Filme (Independent oder Fernsehfilme) und Serien (TV) werden hingegen noch eine Zeit lang von echten Menschen gespielt. Die kosten noch nicht so viel wie Filmstars und das Budget ist fürs Fernsehen bedeutend kleiner angesetzt als für große Filmproduktionen. So schnell wie KI sich weiter entwickelt, wird aber das Ende absehbar sein. Ich schätze mal, ab ca. 2040 bis 2050 könnte die Branche sich erheblich verändert haben. Viele Schauspieler werden dann sicher wieder ein Engagement beim Theater suchen müssen. Beim Synchron ist es technisch sogar jetzt möglich, den Klang und Sound der ausländischen Originalschauspieler auf die deutschen Stimmen 1 zu 1 zu übertragen. Im Grunde genügt also im Synchronstudio ein oder zwei Sprachtalente (günstigerweise Mann und Frau), die den deutschen Text für alle einsprechen. Warum man es noch nicht macht? Wahrscheinlich geht es momentan doch noch schneller, einfach deutsche Sprecher fix einsprechen zu lassen.
  • SerienFan_92 schrieb am 02.10.2023, 16.19 Uhr:
    Man kann die Zukunft nicht aufhalten.

    Es wird immer mehr mit K.I. gearbeitet werden, auch im Filmgeschäft.

    Ich finde es eigentlich sogar spannend, wann der erste komplett generierte Hollywood-Film erscheinen wird.
  • Torsten S schrieb am 02.10.2023, 17.20 Uhr:
    Da hast du absolut Recht!
  • User 65112 schrieb am 02.10.2023, 17.54 Uhr:
    Das sagt sich sehr leicht, wenn man nicht betroffen ist
  • User 65112 schrieb am 02.10.2023, 16.01 Uhr:
    Das ist ein riesen Problem - das seh ich als Autorin genauso. Diese Konzerne dürfen nicht ihre Sofware einfach kostenlos mit Texten füttern, auf die es ein Urheberrecht gibt. Denn das ist Diebstahl. Aber sie machen es einfach - weil, wer kann sie belangen? Deshalb bin ich total auf Seiten der Autoren und Schauspieler, die sich so gegen die Enteignung ihrer beruflichen Grundlagen wehren. Andererseits frage ich mich immer: Wer will einen Roman lesen, der von einer KI geschrieben ist? Welche inspirierenden Gedanken sollen da drin zu finden sein? Und wer will sich einen generierten Schauspieler angucken? Bei dem Modell mit James-Earl-Jones finde ich es richtig, dass ein Vertrag geschlossen wurde. So kann seine Stimme wahrscheinlich über seinen Tod hinaus verwendet werden. Aber dabei handelt es sich ja auch nur um eine kleine, sinnvolle Maßname. Einen ganzen gefakten Film wollte ich nicht sehen.