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Gangsterdrama mit Hollywood-Besetzung fischt in vertrauten Gewässern, fesselt aber dank Tom Hardy
Conrad Harrigan (Pierce Brosnan, l.) kann auf Fixer Harry Da Souza (Tom Hardy) zählen
Paramount+
TV-Kritik/Review: "MobLand": Eine schrecklich verkorkste Familie/Paramount+

Diese Nerven muss man erst einmal haben! Während eines aufziehenden Mafiakriegs in London stapft der für die berüchtigte Harrigan-Familie arbeitende Fixer Harry Da Souza in ein Pflegeheim für Senioren. Warum? Weil er der Mutter seiner Putzfrau mit seiner geballten Überzeugungskraft einen Platz in der Einrichtung beschaffen will. Egal, was kommt, dieser Mann ist ein echter Kümmerer, betont die Serie  "MobLand: Familie bis aufs Blut" nicht nur an dieser Stelle unmissverständlich.

Gespielt wird der gedrungene Ausputzer von Charakterkopf Tom Hardy, der in seiner Karriere - siehe  "Bronson",  "Warrior",  "The Revenant - Der Rückkehrer" oder  "Capone" - schon so manch harten Kerl verkörpert hat. Seinen Stempel drückt der für seine brodelnden Darbietungen bekannte Brite auch dieser grimmig-entschlossenen Gangsterfigur auf - und macht das von Paramount+ georderte Crime-Drama trotz bekannter Zutaten und einiger abgegriffener Ideen zu einer packenden Angelegenheit.

Ursprünglich als loses Spin-off der Showtime-Serie  "Ray Donovan" angedacht, in der Liev Schreiber einen ganz ähnlichen Verbrecher gibt, wandelte sich "MobLand" letztlich zu einem auf eigenen Füßen stehenden Projekt. Als Schöpfer und Ko-Drehbuchautor zeichnete Ronan Bennett verantwortlich, dessen Romanneuverfilmung  "The Day of the Jackal" Ende 2024 das Licht der Welt erblickt hatte. Ihm zur Seite stand unter anderem der mit dem Gangstergenre bestens vertraute Guy Ritchie ( "The Gentlemen"), der neben seiner Tätigkeit als ausführender Produzent auch die ersten beiden Folgen in Szene setzte. Wer angesichts seines Mitwirkens auf knackige Humoreinlagen hofft, sei gleich gewarnt: "MobLand" kommt eher düster, hart und unheilschwanger daher. Anflüge von Komik sind rar gesät.

Verbindet eine lange Freundschaft: Harry (Tom Hardy, l.) und Kevin Harrigan (Paddy Considine)
Verbindet eine lange Freundschaft: Harry (Tom Hardy, l.) und Kevin Harrigan (Paddy Considine) Paramount+

Die Marschroute gibt schon die Auftaktsequenz vor, die uns unvermittelt in eine Auseinandersetzung im Londoner Unterweltmilieu hineinschleudert. Zunächst bemüht sich Harry, zwischen zwei verfeindeten Gruppen zu vermitteln. Auf Geheiß seines Bosses Conrad Harrigan (Pierce Brosnan) schießt er jedoch nur wenig später, zusammen mit seinen Gehilfen, alle Anwesenden über den Haufen. Womit der Weg frei ist für eine Machtausweitung seines Syndikats. Brosnan, mit dem man noch immer vor allem das Bild des smarten, charmanten Geheimagenten verbindet, zeigt sich hier übrigens von seiner fiesesten Seite. In manchen Momenten mag er das Oberhaupt des Harrigan-Clans als knorrigen, älteren Herren, eine Art Lord mit herrschaftlichem Landsitz, anlegen. Immer wieder blitzen in seinem Spiel aber auch Skrupellosigkeit und Bedrohlichkeit auf. Was allerdings ein wenig irritiert, ist der manieriert wirkende irische Akzent, mit dem Brosnan, selbst gebürtiger Ire, seine Figur in der englischen Originalfassung ausstattet. Irgendwie zieht seine markante Aussprache regelmäßig Aufmerksamkeit auf sich und lenkt, zumindest kurzzeitig, vom Geschehen ab.

Dass "MobLand" ein ums andere Mal schicke oder idyllische Schauplätze wie Harrys Designerwohnung mit Panoramablick über London oder Conrads Villa im Grünen aufsucht, täuscht nicht über das dreckige Business hinweg, dem die Protagonisten nachgehen. Der Umgangston ist meistens rau, vulgär. Das Wort "Fuck" fällt gefühlt alle drei Minuten. Und nicht selten spielt die Handlung in schummrigen Bars, Lagerhallen oder ähnlichem. An Orten ohne Glanz und Pomp.

Maeve Harrigan (Helen Mirren) ist eine geschickte Manipulatorin.
Maeve Harrigan (Helen Mirren) ist eine geschickte Manipulatorin.Paramount+

Der Plot bedient sich eines Standardmotivs, steuert auf ein brutales Kräftemessen zwischen den Harrigans und einer von Richie Stevenson (kernig: Geoff Bell) geführten Konkurrenzsippe zu, nachdem Conrads missratener Enkel Eddie (Anson Boon) mit einem blutigen Nachtclubausflug die Gemüter erhitzt hat. Wie im Gangstergenre üblich, geht es um die Eroberung neuer Geschäftsfelder, mögliche Spitzel, polizeiliche Ermittlungen - und natürlich auch, ganz im Geiste des Überklassikers  "Der Pate", um familiäre Verwerfungen. So einiges liegt nämlich bei den Harrigans im Argen.

Manche Mitglieder, etwa Bella (Lara Pulver), die Ehefrau von Conrads zweitem Sohn Kevin (Paddy Considine) und gleichzeitig Eddies Mutter, scheinen dubiose Pläne zu verfolgen. Einen zweifelhaften Eindruck hinterlässt nach den für diese Kritik gesichteten ersten vier von insgesamt zehn Episoden vor allem Matriarchin Maeve Harrigan (Helen Mirren), eine Strippenzieherin, die nicht nur ihrem Gatten bestimmte Dinge einflüstert. Auch Eddie umgarnt und manipuliert sie unablässig. Was genau führt sie im Schilde? Ist es ihr wirklich am Wohl und an der Sicherheit ihrer Familie gelegen? Oder könnte gar sie die Person sein, die die Polizei mehrmals mit anonymen Tipps versorgt?

Harry (Tom Hardy) ist selten zum Lachen zumute.
Harry (Tom Hardy) ist selten zum Lachen zumute.Paramount+

Vibrierendes Zentrum der Serie ist freilich, ohne Wenn und Aber, der Problemlöser Harry, der permanent in Bewegung und eigentlich immer erreichbar ist. Schauspielern sagt man oft vorschnell körperliche Präsenz und Ausstrahlung zu. In Tom Hardys Fall trifft das jedoch den Nagel auf den Kopf. Auch in "MobLand" erweckt er einen Protagonisten zum Leben, der den Zuschauer fast magisch anzieht. Egal, wie rücksichtslos sein Verhalten sein mag: Sein Fixer ist ein klobiger Haudegen, der selten mit der Wimper zuckt und, wenn nötig, wie eine Naturgewalt über Hindernisse hinwegfegen kann. Kein Gangster mit Herz also. Durchaus jedoch ein Typ, der weiß, wann es sich lohnt, höflicher und gemäßigter aufzutreten.

Dass ausgerechnet Harry, dieser Hansdampf in allen Gassen, seiner eigenen Familie, besonders Ehefrau Jan (Joanne Froggatt), zu wenig Beachtung schenkt, erscheint vielleicht ein wenig plakativ. Rückblicke in seine traumatische Vergangenheit fühlen sich etwas generisch an. Und das Therapiethema - eine Verneigung vor  "Die Sopranos"? - wird eher krampfhaft in die Geschichte hineingepresst. Nicht alles überzeugt. Dank Hardys eindringlicher Performance wird aus Harry Da Souza dennoch eine komplexe, schillernde Hauptfigur, die es sogar glaubhaft schafft, in einer kurzen Unterhaltung zwei Auftragskiller des Gegners von ihrer tödlichen Mission abzubringen.

Während eines Polizeiverhörs ist mit Blick auf die Harrigans einmal von einem Zug die Rede, der an Schwung verliert (die Charaktere in "MobLand" sprechen gerne in handfesten Bildern und Metaphern). Für die Serie selbst gilt das allerdings nicht. Trotz einiger Klischees und vorhersehbarer Offenbarungen hat der Gangsterexpress nach vier Kapiteln noch ausreichend Saft.

Dieser Text basiert auf der Sichtung der ersten vier von insgesamt zehn Folgen der Serie "MobLand".

Meine Wertung: 3.5/5

Die ersten drei Episoden der Serie "MobLand" sind ab dem 30. Mai bei Paramount+ verfügbar.



 

Über den Autor

  • Christopher Diekhaus
Christopher Diekhaus, Jahrgang 1985, erlebte seine TV-Sozialisation in den 1990er-Jahren. Seine echte Liebe für den Flimmerkasten entbrannte allerdings erst gegen Ende der Schulzeit. Nach seinem Studium landete er zunächst in einer Film- und Fernsehproduktionsfirma. Seit 2013 schreibt Christopher als Freiberufler Film- und Serienkritiken. Das Portal fernsehserien.de unterstützt er seit Ende 2019. Im Meer der Veröffentlichungen die Perlen zu entdecken – diese Aussicht spornt ihn immer wieder an. Insgeheim hofft er, irgendwann eines seiner in der Schublade liegenden Drehbücher zu verkaufen. Bis er den Oscar in Händen hält, sichtet und rezensiert er aber weiter fleißig die neuesten Serien.
Lieblingsserien: Devs, Lass es, Larry!, Severance

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