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Comedy Central/Jasmina Striga

TV Wunschliste: Von dir stammt der schöne Satz: "Humor ist ein Kann-Angebot." Ich habe den Eindruck, dass gerade in Deutschland immer wieder in regelmäßigen Abständen darüber gestritten wird, was Humor darf und was nicht, und wo die Grenzen der Satire liegen. Zuletzt gab es an Karneval die Aufregung um den Doppelnamen-Gag von Bernd Stelter. Was ist deine Meinung zu diesem Thema? Sind wir Deutsche überempfindlich, was Humor angeht?

Ingmar Stadelmann: Zunächst mal: Für mich als Berliner fällt Karneval nicht unter Humor, weil Fasching für mich von Faschismus kommt! (lacht) Davon abgesehen glaube ich, dass man in Deutschland alles machen kann, solange man sich ans Grundgesetz hält. Das Problem ist aber: Humor ist im Grundgesetz nicht definiert. Ich glaube, die Deutschen hätten gerne ein Regelwerk, das ihnen alles erklärt. Sie brauchen eine Regel, die ihnen sagt: an dieser Stelle ist es okay, zu lachen. Das Grundgesetz beinhaltet aber bereits die Scherzgrenze. Man kann Witze über und unter der Scherzgrenze und auch moralisch fragwürdige Gags machen, ohne das Grundgesetz zu verletzen. Deshalb ist es für mich auch so wichtig, dass die Zuschauer wissen, aus welcher Richtung geschossen wird. Dann können sie entscheiden, ob etwas lustig ist oder eben nicht - wie im Fall von Annegret Kramp-Karrenbauer, die sich aus einer Machtposition heraus über Menschen lustig gemacht hat, die es ohnehin nicht leicht haben. Es hätte ihr jemand sagen müssen, dass es nicht funktioniert, reaktionäre Ansichten auf der Bühne als witzig zu verkaufen - weil einfach jeder weiß, dass sie das wirklich denkt.

Robert Maschke

Die deutsche Comedyszene ist mittlerweile sehr groß - und dennoch gibt es immer noch viele Menschen, die eine sehr negative Meinung darüber haben. Weshalb hat die deutsche Comedy immer noch so einen schlechten Ruf?

Ingmar Stadelmann: Ich würde nicht unbedingt bestätigen, dass es noch so ist, aber ich lebe auch in meiner Berliner Blase, wo es möglich ist, jeden Abend Stand-up-Comedy in all seinen Facetten in kleinen Clubs und Bars zu erleben. Gerade die alternative Szene ist in Berlin sehr stark, die früher oder später auch auf Gesamtdeutschland Einfluss haben wird. In den meisten Großstädten hat sich mittlerweile eine coole Stand-up-Kultur entwickelt - so wie ich sie mir eigentlich schon als kleiner Junge gewünscht habe. Das Bild, das der Mainstream im Kopf hat, liegt natürlich in gewisser Weise in der RTL-isierung der deutschen Comedy begründet. Dem Sender selbst kann man das nicht vorwerfen, aber es gibt einfach Künstler wie Bülent Ceylan oder Chris Tall, die bei RTL funktionieren, und welche, die dort überhaupt nicht funktionieren. Man müsste eher den anderen Sendern vorwerfen, dass sie keine Alternativen bieten. Es ist bezeichnend, dass mein Kollege Maxi Gstettenbauer mit  "Standup 3000" auf Comedy Central im Prinzip die einzige echte Stand-up-Show in Deutschland moderiert, die nichts mit Kabarett oder Varieté zu tun hat. Dabei ist Stand-up-Comedy ist so vielfältig wie Musik. Wenn Leute Comedy live erleben, stellen sie schnell fest, dass es dort nicht nur Pop gibt, sondern auch Grunge und Free-Jazz... wie mich.

Was mir an deiner Comedy gefällt ist, dass du wirklich puren Stand-up im authentischen Stil machst, ohne Verkleidung oder Kunstfigur. Das verbindet dich mit den von mir geschätzten Kollegen Luke Mockridge und Maxi Gstettenbauer.

Ingmar Stadelmann: Stimmt, wir sind zwar alle drei sehr unterschiedlich von der inhaltlichen Ausrichtung her, aber der authentische Ansatz verbindet uns. Bei Luke bewundere ich sehr, dass es ihm gelingt, trotz des Spektakels in den riesigen Arenen mit 30.000 kreischenden Teenies noch Authentizität zu transportieren. Und Maxi ist ganz klar einer der besten Performer, die wir in Deutschland haben.

Mit Luke Mockridge produzierst du auch gemeinsam die Radiosendung "2LIVE in 1LIVE". In den durchaus philosophischen Gesprächen zeigt ihr beide euch von einer ganz anderen Seite als auf der Bühne. Wann geht es damit eigentlich weiter?

Ingmar Stadelmann: Gute Frage, momentan pausiert die Sendung, auch weil Luke viel unterwegs ist. Wir müssen uns noch mal Gedanken machen, wie es damit weitergehen soll. Wir sind gewillt, weiterzumachen, aber eventuell eher als Podcast und weniger als Radioshow.

Ingmar Stadelmann moderiert die "LateLine"
Ingmar Stadelmann moderiert die "LateLine" hr/Radio Bremen/Michael Ihle

Du bist nicht nur Comedian, sondern auch Radiomoderator und machst mittlerweile schon seit fast sechs Jahren die  "LateLine", wo du in einer ganz anderen Funktion tätig bist. Wie wichtig ist dir diese Arbeit im Vergleich zur Comedy? Brauchst du das in gewisser Weise als Ausgleich?

Ingmar Stadelmann: Zugegeben: Radio war nie meine große Leidenschaft, deshalb würde ich der Bühne immer den Vorzug geben, wenn ich mich entscheiden müsste. Die "LateLine" ist mir allerdings wirklich ans Herz gewachsen, weil es da wirklich Leute gibt, die schon seit vielen Jahren treue Hörer sind. Die Sendung schult meine soziale Ader, weil ich da nicht von oben herab Gags rausballere. Ich will mich schließlich ernsthaft mit den Anrufern unterhalten und verkneife mir deshalb naheliegende Witze. Für mich ist es immer wieder faszinierend, wie Menschen die Intimität der Nacht nutzen, um dann Dinge zu erzählen, über die sie tagsüber nie sprechen würden. Ich mache weiter, solange mich die Sender haben möchten.

Mit  "TV total" gab es bis vor ein paar Jahren noch eine wichtige Plattform für Stand-up-Comedians, die mittlerweile fehlt. Wie schwierig ist es deiner Ansicht nach heutzutage für Newcomer, bekannt zu werden?

Ingmar Stadelmann: Die Plattformen sind tatsächlich weniger geworden. Es gibt noch einmal im Jahr den  "RTL Comedy Grand Prix" und den  "Deutschen Comedypreis". Als ich dort gewonnen habe, hat mir das schon einen ordentlichen Bekanntheitsschub gegeben. Und wenn man bei Stefan Raab aufgetreten ist, konnte man sicher sein, dass die Tournee läuft, weil einen immer genug Leute gesehen haben. Insofern fehlen solche Möglichkeiten heute, allerdings beweist Felix Lobrecht, dass es auch anders geht. Er macht einen geilen Podcast mit 200.000 Abrufen pro Folge - und schon sind die Butzen bei ihm voll. Ich bin trotzdem der Meinung, dass wir in Deutschland eine große Stand-up-Plattform im deutschen Fernsehen brauchen, in der vor allem auch Comedians jeden Alters auftreten können. Ein weiteres Missverständnis vieler Produzenten ist nämlich der Irrglaube, dass man neue Comedians wie Sänger casten könne. Aber die besten Künstler der Welt sind nun mal nicht Anfang 20, sondern 40 oder 50, weil man einfach mehr zu erzählen hat, wenn man schon viel erlebt hat.

Ingmar Stadelmann präsentierte im Rahmen von "Standup 3000" ein halbstündiges Solo
Ingmar Stadelmann präsentierte im Rahmen von "Standup 3000" ein halbstündiges Solo Comedy Central/Max Kohr

Wie würdest du allgemein die Solidarität in der deutschen Comedyszene bewerten? Ich höre immer wieder von Konkurrenzkampf und dass es unter den Comedians nicht wirklich ein Community-Gefühl gibt. Welche Erfahrungen hast du gemacht?

Ingmar Stadelmann: Wir sind alle Teil der großen Enissa-Amani-Community. (lacht) Das ist tatsächlich ganz unterschiedlich. In meinem Privatleben habe ich nicht ständig Kontakt mit anderen Comedians, weil man sonst ständig nur über das Business quatschen würde. Mit Luke verstehe ich mich sehr gut und durch unseren Kontakt ist letztendlich auch die Radioshow entstanden. Ich stamme aus einer Comedy-Generation mit Leuten wie Oliver Polak, Marek Fis oder Timo Wopp, die alle ihren Weg gegangen sind, ihren eigenen Stil haben und sich deshalb humoristisch auch nicht im Weg gestanden sind. Wir haben uns durchaus gegenseitig supportet. Bei manchen jüngeren Comedians habe ich allerdings den Eindruck, dass sie die Comedy vor allem als Vehikel nutzen, um berühmt zu werden - vielleicht, weil die Stimme zum Singen nicht gereicht hat. Die meisten Comedians, die eine gewisse Größe erreicht haben - wie Luke Mockridge oder Chris Tall - sind nach wie vor sehr supportive und wollen andere nicht unterbuttern. Andersrum sind jene, die nicht souverän sind, meistens auch nicht erfolgreich. Es gibt allerdings auch Menschen, die vor dem Erfolg schon Arschlöcher waren und Arschlöcher bleiben, wenn sie erfolgreich sind. Insofern bleiben sie sich zumindest selbst treu. (lacht)

Weil wir ein TV-Magazin sind, darf eine Frage nicht fehlen: Was hast du zuletzt im Fernsehen oder bei Streamingdiensten geguckt? Kannst du eine Serie empfehlen?

Ingmar Stadelmann: Ja, vor kurzem habe ich bei Netflix die Animationsserie  "Love, Death & Robots" entdeckt - dank Hennes Bender, der darüber getwittert hat. Das ist wirklich geil und abgefahren! Man muss allerdings hartgesotten sein und Blut und nackte Menschen mögen. Aber da ich aus dem Osten komme, bin ich das gewohnt! (lacht)

Vielen Dank für das sympathische Gespräch und viel Erfolg für deine Projekte!

Robert Maschke

Die dritte Staffel von "CC:N - Comedy Central News" ist seit dem 18. März montags bis freitags um 20.00 Uhr auf Comedy Central zu sehen. Direkt nach Ausstrahlung sind die aktuellen Folgen auch auf dem YouTube-Kanal von Comedy Central abrufbar. "CC:N" wird produziert von Banijay Productions in Koproduktion mit fairmedia.


 

Über den Autor

Glenn Riedmeier ist Jahrgang '85 und gehört zu der Generation, die in ihrer Kindheit am Wochenende früh aufgestanden ist, um stundenlang die Cartoonblöcke der Privatsender zu gucken. "Bim Bam Bino", "Vampy" und der "Li-La-Launebär" waren ständige Begleiter zwischen den "Schlümpfen", "Familie Feuerstein" und "Bugs Bunny". Die Leidenschaft für animierte Serien ist bis heute erhalten geblieben, zusätzlich begeistert er sich für Gameshows wie z.B. "Ruck Zuck" oder "Kaum zu glauben!". Auch für Realityshows wie den Klassiker "Big Brother" hat er eine Ader, doch am meisten schlägt sein Herz für Comedyformate wie "Die Harald Schmidt Show" und "PussyTerror TV", hält diesbezüglich aber auch die Augen in Österreich, Großbritannien und den Vereinigten Staaten offen. Im Serienbereich begeistern ihn Sitcomklassiker wie "Eine schrecklich nette Familie" und "Roseanne", aber auch schräge Mysteryserien wie "Twin Peaks" und "Orphan Black". Seit Anfang 2013 ist er bei TV Wunschliste vorrangig für den nationalen Bereich zuständig und schreibt News und TV-Kritiken, führt Interviews und veröffentlicht Specials.

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Leserkommentare

  • lordofchambster schrieb am 14.05.2019, 05.37 Uhr:
    Böhmermann 2.0 .....
  • pumpkins schrieb am 08.05.2019, 19.04 Uhr:
    Ingmar Stadelmann find ich nicht lustig...und seine Lateline Radiosendungen waren nicht unterhaltsam.Da waren die anderen Moderatoren besser.
    Der kann sich mit Oliver Pocher zusammentun.
  • DerLanghaarige schrieb am 25.03.2019, 16.06 Uhr:
    Heutzutage darf sich auch jeder drittklassige Comedian "Satiriker" nennen, solange er nur ab und an gesellschaftliche Themen in seiner eigenen Fernsehshow anspricht.
  • mynameistv schrieb am 25.03.2019, 09.23 Uhr:
    Wer findet das Ganze bitteschön lustig? Ich habe noch nie gelacht bei der Sendung. Ich kenne auch niemanden, der die Sendung lustig findet. Und ja...ich kenne mehr, als zwei Personen (gespaltene kann man doch dazu zählen, oder? Also Bob, Tod, Rod, Ted...und Heinz streiten sich gerade drum^^).