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TV-Kritik/Review: Arrow
(12.12.2012)
Eine Autorenweisheit seit
"Arrow", das ist "Green Arrow", seit den 1940er-Jahren Figur im Universum der DC Comics, deren berühmteste Helden bekanntlich Batman und Superman sind. Im grünen Robin-Hood-Outfit mit Kapuze zielt Green Arrow mit Pfeil und Bogen auf die Schurken der Welt, um den Mächtigen zu nehmen und den Geknechteten zu geben. Eigentlich aber ist er Milliardär.
"Arrow", die Serie, ist in einer Art Amerika von heute mit schwarzem Präsident und Finanzkrise angesiedelt und passt die Comicfigur entsprechend an: Jahrelang führte Arrow alias Oliver Queen (Stephen Amell) ein hohles It-Boy-Leben als Milliardärssohn in der fiktiven, an NYC ebenso wie an Gotham City erinnernden Metropole Starling City - bis ein Yacht-Trip mit Vater Robert mit Schiffbruch endet. Oliver kann sich als einziger lebend auf eine einsame Insel im Nordpazifik retten. Er wird für tot erklärt - und kehrt erst fünf Jahre später wieder zurück: Anfang der Serie. Die Autoren führen in den ersten Folgen Olivers Erlebnisse als heimgekehrter Sohn und klandestiner Rächer durchaus geschickt mit den in verwaschen inszenierten Rückblenden erzählten Geschehnissen auf der Insel parallel: Was ihm dort wiederfuhr, hat aus ihm jenen Pfeil-und-Bogen-Virtuosen gemacht, der er heute ist.
Im Heute kristallisiert sich schnell eine konfliktträchtige Figurenkonstellation heraus: Olivers mondäne Mutter Moira (Susanna Thompson) hat in der Zwischenzeit neu geheiratet, ausgerechnet Walter Steele (Colin Donnell), den britischen (und daher schon vom Akzent her verdächtig wirkenden) Konzernpartner des verstorbenen Gatten, was dem Sohn Anlass zu moralischer Empörung liefert. "Hamlet" wird einmal sogar direkt zitiert. Seine kleine Schwester Thea ist 17 und zieht mit drogenaffinen Glamour-Freundinnen durch metallicblau glitzernde RnB-Clubs. Sie soll wohl ein Troubled Teen sein, sieht aber in der Darstellung durch Willa Holland aus wie ein bestens gepflegtes Gossip Girl. Olivers Ex-Freundin Laurel (Katie Cassidy), eine aufrechte Juristin, tröstete sich zuletzt ausgerechnet mit seinem bestem Freund Tommy - ebenfalls Milliardärssohn - und gibt Oliver die Schuld am Tod ihrer Schwester Sara, mit der er sich auf der Unglücksyacht einen Seitensprung leistete. Auch Laurels und Saras Vater, der Cop Quentin Lance, schön fahrig gespielt von Paul Blackthorne aus
Die Dialoge sind dabei immer pathetisch genug für ausgiebige Schuss-Gegenschuss-Szenen, in denen sich je zwei der Figuren flammenden Blickes gegenüberstehen, überraschend oft unter Tränen und unter Verwendung von Analytikerjargon: "Du musst mich reinlassen, Oliver", fleht Thea und meint damit die Seele des so lange für tot geglaubten Bruders.
Plotmäßig zieht Oliver/Arrow pro Folge gegen je einen Schurken zu Felde, dessen Namen er von der langen Liste in seinem Notizbuch streicht: korrupte Drogenschmuggler und Pensionsbetrüger, in der dritten Folge dann ein sogar noch rigoroserer Rächer als Arrow selbst. Aus Rückblenden erfährt man, dass Vater Robert selbst Geheimnisse hatte und gar nicht der Held war, für den ihn alle hielten. Oliver fühlt sich nun verpflichtet, die Heimat in Ordnung zu bringen: Der Retter von Starling City, ein Law-and-Order-Milliardärssöhnchen mit Vaterkomplex?
Die Actionszenen übrigens überzeugen. Sie ufern nicht aus, sind präzise montiert, und der Soundtrack unterbricht für sie die Heldentrompeten mit wohltuend dissonantem Noise-Geplärr. Der Rest der Inszenierung fügt sich wie die ausnahmslos attraktive Besetzung dem Hochglanz-Diktum des Senders The CW, der die Welt ja auch sonst mit "Americas Next Top Model",
Aber gut, an dieser Stelle Glaubwürdigkeit einzufordern ist vermutlich ebenso überflüssig wie danach zu fragen, warum Arrow nach fünf Jahren auf der geheimnisvollen Insel (die stark nach Böcklins "Toteninsel" aussieht) nicht nur fließend Russisch und Chinesisch spricht und perfekt Martials Art und Bogenschießen beherrscht, sondern auch internationale Fahndungscomputer hacken kann. Oder danach, warum eigentlich bei jedem Todesfall in der Supermetropole Starling City immer derselbe Cop zum Tatort gerufen wird - nämlich Quentin Lance.
Wurscht - als Versuch, das Genre der Comicverfilmung von der Leinwand zurück auf die Mattscheibe zu holen und mit Mystery-Elementen zu verquicken, lässt sich "Arrow" ganz gut an, freilich ohne durch außergewöhnliche Originalität aufzufallen. Im weiteren Verlauf der Serie sollen, so liest man, sukzessive weitere Figuren aus den DC Comics auftreten. Kelly Hu schaut als China White schon in Folge 2 mal vorbei. Größere Hänger gibt es zu Beginn keine, wohingegen die repetitive Hatz auf den Episodenschurken auf Dauer für Ermüdung sorgen könnte. Wenn aber das Insel-"Geheimnis" nicht allzu zu früh enthüllt wird, dürften "Arrow" ein paar Seasons, wenn auch eher wenige 'Golden Globes' garantiert sein.
Dieser Text basiert auf der Sichtung der ersten drei Episoden von "Arrow".
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