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TV-Kritik/Review: Arrow

TV-Kritik zur DC-Comicverfilmung - von Gian-Philip Andreas
(12.12.2012)

"It's not easy being green": Arrow (Stephen Amell) zwischen Schwester, Bodyguard, Kumpel und Ex.
"It's not easy being green": Arrow (Stephen Amell) zwischen Schwester, Bodyguard, Kumpel und Ex.


Eine Autorenweisheit seit  "Lost": Geheimnis ist alles! Baue dir einen Mystery-Hintergrund, auch wenn du selbst noch keine Ahnung hast, was hinter allem steckt. Und so müht sich auch das neue CW-Actionabenteuer  "Arrow" von den ersten Minuten an um Geheimnishuberei: "Was ist dir auf dieser Insel bloß passiert?", wird Protagonist Oliver Queen einmal gefragt. "Eine Menge", antwortet er in sich selbst versenkten Blickes und schweigt dann. Kurz zuvor hatte er im Off-Kommentar schon verkündet: "Niemand darf mein Geheimnis kennen." Keine gute Taktik, derlei Andeutungen zu machen, wenn das Geheimnis wirklich eines bleiben soll, denn schon nach wenigen Minuten haben die Macher Greg Berlanti ( "Everwood"), Marc Guggenheim ( "Eli Stone") und Andrew Kreisberg ( "Fringe - Grenzfälle des FBI") die Zuschauer an der Angel: Alles sieht aus wie eine Kreuzung aus "Batman", "Lost" und Seifenoper mit ausnahmslos wunderschönen Menschen! Wehe, wenn das "Geheimnis" am Ende nicht spektakulär enthüllt wird!

"Arrow", das ist "Green Arrow", seit den 1940er-Jahren Figur im Universum der DC Comics, deren berühmteste Helden bekanntlich Batman und Superman sind. Im grünen Robin-Hood-Outfit mit Kapuze zielt Green Arrow mit Pfeil und Bogen auf die Schurken der Welt, um den Mächtigen zu nehmen und den Geknechteten zu geben. Eigentlich aber ist er Milliardär.

"Arrow", die Serie, ist in einer Art Amerika von heute mit schwarzem Präsident und Finanzkrise angesiedelt und passt die Comicfigur entsprechend an: Jahrelang führte Arrow alias Oliver Queen (Stephen Amell) ein hohles It-Boy-Leben als Milliardärssohn in der fiktiven, an NYC ebenso wie an Gotham City erinnernden Metropole Starling City - bis ein Yacht-Trip mit Vater Robert mit Schiffbruch endet. Oliver kann sich als einziger lebend auf eine einsame Insel im Nordpazifik retten. Er wird für tot erklärt - und kehrt erst fünf Jahre später wieder zurück: Anfang der Serie. Die Autoren führen in den ersten Folgen Olivers Erlebnisse als heimgekehrter Sohn und klandestiner Rächer durchaus geschickt mit den in verwaschen inszenierten Rückblenden erzählten Geschehnissen auf der Insel parallel: Was ihm dort wiederfuhr, hat aus ihm jenen Pfeil-und-Bogen-Virtuosen gemacht, der er heute ist.

Im Heute kristallisiert sich schnell eine konfliktträchtige Figurenkonstellation heraus: Olivers mondäne Mutter Moira (Susanna Thompson) hat in der Zwischenzeit neu geheiratet, ausgerechnet Walter Steele (Colin Donnell), den britischen (und daher schon vom Akzent her verdächtig wirkenden) Konzernpartner des verstorbenen Gatten, was dem Sohn Anlass zu moralischer Empörung liefert. "Hamlet" wird einmal sogar direkt zitiert. Seine kleine Schwester Thea ist 17 und zieht mit drogenaffinen Glamour-Freundinnen durch metallicblau glitzernde R’n’B-Clubs. Sie soll wohl ein Troubled Teen sein, sieht aber in der Darstellung durch Willa Holland aus wie ein bestens gepflegtes Gossip Girl. Olivers Ex-Freundin Laurel (Katie Cassidy), eine aufrechte Juristin, tröstete sich zuletzt ausgerechnet mit seinem bestem Freund Tommy - ebenfalls Milliardärssohn - und gibt Oliver die Schuld am Tod ihrer Schwester Sara, mit der er sich auf der Unglücksyacht einen Seitensprung leistete. Auch Laurels und Saras Vater, der Cop Quentin Lance, schön fahrig gespielt von Paul Blackthorne aus  "Lipstick Jungle", ist nicht gut auf Oliver zu sprechen. Schließlich kriegt der Protagonist noch den seit einem Einsatz in Kandahar zenmäßig in sich ruhenden Bodyguard Diggle (David Ramsey) an die Seite gestellt, der ihn - so deutet die dritte Episode an - demnächst bei seinen Robin-Hood-Aktionen unterstützen dürfte.

Gespannt wie sein Flitzebogen: Arrow, der Mann mit Geheimnis.
Gespannt wie sein Flitzebogen: Arrow, der Mann mit Geheimnis.

Die Dialoge sind dabei immer pathetisch genug für ausgiebige Schuss-Gegenschuss-Szenen, in denen sich je zwei der Figuren flammenden Blickes gegenüberstehen, überraschend oft unter Tränen und unter Verwendung von Analytikerjargon: "Du musst mich reinlassen, Oliver", fleht Thea und meint damit die Seele des so lange für tot geglaubten Bruders.

Plotmäßig zieht Oliver/Arrow pro Folge gegen je einen Schurken zu Felde, dessen Namen er von der langen Liste in seinem Notizbuch streicht: korrupte Drogenschmuggler und Pensionsbetrüger, in der dritten Folge dann ein sogar noch rigoroserer Rächer als Arrow selbst. Aus Rückblenden erfährt man, dass Vater Robert selbst Geheimnisse hatte und gar nicht der Held war, für den ihn alle hielten. Oliver fühlt sich nun verpflichtet, die Heimat in Ordnung zu bringen: Der Retter von Starling City, ein Law-and-Order-Milliardärssöhnchen mit Vaterkomplex?

Die Actionszenen übrigens überzeugen. Sie ufern nicht aus, sind präzise montiert, und der Soundtrack unterbricht für sie die Heldentrompeten mit wohltuend dissonantem Noise-Geplärr. Der Rest der Inszenierung fügt sich wie die ausnahmslos attraktive Besetzung dem Hochglanz-Diktum des Senders The CW, der die Welt ja auch sonst mit "America’s Next Top Model",  "Gossip Girl" und den  "Vampire Diaries" auf ideale Körpermaße eicht: Hauptdarsteller Stephen Amell hat die definiertesten Bauchmuskeln des US-Fernsehens. Er wird einmal pro Folge ausgiebig halbnackt und dekorativ vernarbt beim einfallsreichen Workout gezeigt. Familie Queen residiert in einem pompösen New-England-Anwesen, das verdächtig nach Plastik aussieht, aber womöglich wirklich mal von einem US-Architekten so geschmacklos errichtet wurde. Die metallicblauen Promi-Clubs scheinen ausschließlich von Models bevölkert zu sein, die hysterisch ihre Cocktailgläser in die Höhe recken, wenn die L’Oreal-strähnige DJane "We are the Champions" in den dominanten Bounce mixt. Und selbst die IT-Spezialistin im Firmenkeller sieht so blendend aus, dass eine Brille signalisieren muss: Sie ist ein Nerd.

Aber gut, an dieser Stelle Glaubwürdigkeit einzufordern ist vermutlich ebenso überflüssig wie danach zu fragen, warum Arrow nach fünf Jahren auf der geheimnisvollen Insel (die stark nach Böcklins "Toteninsel" aussieht) nicht nur fließend Russisch und Chinesisch spricht und perfekt Martials Art und Bogenschießen beherrscht, sondern auch internationale Fahndungscomputer hacken kann. Oder danach, warum eigentlich bei jedem Todesfall in der Supermetropole Starling City immer derselbe Cop zum Tatort gerufen wird - nämlich Quentin Lance.

Wurscht - als Versuch, das Genre der Comicverfilmung von der Leinwand zurück auf die Mattscheibe zu holen und mit Mystery-Elementen zu verquicken, lässt sich "Arrow" ganz gut an, freilich ohne durch außergewöhnliche Originalität aufzufallen. Im weiteren Verlauf der Serie sollen, so liest man, sukzessive weitere Figuren aus den DC Comics auftreten. Kelly Hu schaut als China White schon in Folge 2 mal vorbei. Größere Hänger gibt es zu Beginn keine, wohingegen die repetitive Hatz auf den Episodenschurken auf Dauer für Ermüdung sorgen könnte. Wenn aber das Insel-"Geheimnis" nicht allzu zu früh enthüllt wird, dürften "Arrow" ein paar Seasons, wenn auch eher wenige 'Golden Globes' garantiert sein.

Dieser Text basiert auf der Sichtung der ersten drei Episoden von "Arrow".

Meine Wertung: 3/5

© Alle Bilder: The CW

 

Über den Autor

Gian-Philip Andreas hat Kommunikationswissenschaft studiert und viel Zeit auf diversen Theaterbühnen verbracht. Seit 1997 schreibt er für Print und online vor allem über Film, Theater und Musik. Daneben arbeitet er als Sprecher (fürs Fernsehen) und freier Lektor (für Verlage). Für TV Wunschliste rezensiert er seit 2012 Serien. Die seiner Meinung nach beste jemals gedrehte Episode ist Twin Peaks S02E07 ("Lonely Souls") ­- gefolgt von The Sopranos S03E11 ("Pine Barrens"), The Simpsons S08E23 ("Homer's Enemy"), Mad Men S04E07 ("The Suitcase"), My So-Called Life S01E11 ("Life of Brian") und selbstredend Lindenstraße 507 ("Laufpass").

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