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TV-Kritik/Review: Fortitude
(09.02.2015)
Das britische Sky-Mutterhaus ist schon seit längerem immer mal wieder durch ambitionierte und durchaus hochwertig produzierte Dramaserien-Eigenproduktionen (wie etwa
Ungewöhnlich ist vor allem das Setting der Serie: eine abgelegene ehemalige Minenstadt in Nordnorwegen, oberhalb des Polarkreises. Auch wenn ihr Name Fortitude fiktiv ist, diente offensichtlich die reale Stadt Longyearbyen auf Spitzbergen als Vorbild. Mitten in der eisigen Einöde, fernab anderer zivilisierter Siedlungen, lebt hier eine kleine, verschworene Gemeinschaft, die sich aus den verschiedensten Nationalitäten zusammensetzt. Trotz der Abgeschiedenheit ist die Infrastruktur nicht viel anders als in anderen Städten: Eine Gouverneurin (Sofie Gr?b?l) leitet die Verwaltung, es gibt Schulen und Kneipen und auch ein Polizeipräsidium, das allerdings hauptsächlich mit Angriffen von Eisbären beschäftigt ist. Verbrechen war in Fortitude bislang eher ein Fremdwort - das ändert sich jedoch am Ende der ersten Folge.
Das erste menschliche Opfer findet die Serie aber schon in der Auftaktszene: Beim Versuch, einen von einem Eisbären angegriffenen Mann zu retten, erschießt der kurzsichtige und dem Alkohol zugeneigte Henry Tyson (Michael Gambon, der Dumbledore aus den "Harry Potter"-Filmen) versehentlich den Mann statt den Bären. Der örtliche Sheriff Dan Anderssen (Richard Dormer), der (zufällig?) ebenfalls in der Weite der Eislandschaft unterwegs ist, vertuscht die Schusswunde jedoch, so dass der Bärenangriff als Todesursache in die Akten eingeht. Während Anderssen irgendein dunkles Geheimnis mit sich herumzuschleppen scheint, arbeitet Gouverneurin Hildur Odegard drei Monate später an ihrem Lebensziel, die Stadt mittels eines in einen Gletscher gebauten Superhotels zur Touristenhochburg zu machen. Das könnte jedoch ein Gutachten verhindern, dass der Biologieprofessor Charlie Stoddart (Ex-
Was man dem Piloten vorwerfen könnte, ist, dass er es den Zuschauern nicht gerade einfach macht. Eine Unmenge an Figuren wird da eingeführt, in größeren, kleineren und kleinen, aber auch nicht unwichtigen Rollen. Jeder hat seine eigene Agenda und viele wohl auch ein Geheimnis, das nicht an die Oberfläche kommen darf. Mit Eccleston wird ein nomineller Hauptdarsteller schon in der ersten Folge dahin gemeuchelt, ein weiterer, Stanley Tucci, taucht erst in der zweiten auf. Als Chief Inspector der Londoner Polizei soll er den Sheriff bei den Ermittlungen unterstützen, weil der keinerlei Erfahrungen mit Mordfällen hat. Der eigenwillige und zu exzentrischen Handlungen neigende Andersson kann aber nichts weniger brauchen als einen "Aufpasser".
Außerdem gibt es noch diverse Nebenhandlungen, etwa die mysteriöse Erkrankung des kleinen Liam, des Sohns des Polizisten Frank Sutter (Nicholas Pinnock) und der Forscherin Jules Sutter (Jessica Raine). Dieser Handlungsstrang sorgt für einige Schockeffekte und eine beklemmende Parallelmontage, die an die virtuos-umstrittene Anfangssequenz von Lars von Triers "Antichrist" erinnert: Während Vater Frank sich aus Liams Kinderzimmer wegstiehlt, um seine Geliebte zu treffen, wacht der Junge nach Tagen endlich auf und klettert halbnackt aus dem Fenster in die eisige Nacht.
Neu sind all diese Elemente nicht: Die verschworene Gemeinde mit den dunklen Geheimnissen, die man Außenstehenden nicht offenbaren will, sah man seit
Neben den Bildern sind es vor allem die Darsteller, die der Serie eine fast cineastische Qualität verleihen: Tucci variiert zwar nur seine Rolle des formvollendeten Gentlemans, sagt aber mit Blicken und Mimik in manchen Szenen mehr als tausend Worte. Gr?b?l darf in ihrer ersten englischsprachigen Serienrolle deutlich mehr Emotionen zeigen als bei der Figur, die sie bekannt gemacht hat: An eine lächelnde Gr?b?l muss man sich als Lund-Fan erst einmal gewöhnen. Gambon gibt den vom Leberkrebs gezeichneten alten Fotografen angemessen zerknautscht und voller Selbstvorwürfe. Und auch Dormer überzeugt als herumwütender Sheriff und Einzelgänger in der eigentlichen Hauptrolle. Etwas seltsam wirkt, dass die meisten Figuren mit lupenreinem britischem Akzent parlieren und die Gouverneurin die einzige echte Skandinavierin in der zu Norwegen gehörenden Gemeinde zu sein scheint. Selbst die Polizeibeamten wirken überwiegend britisch. Das schadet der Authentizität der Atmosphäre doch etwas (in der Synchronisation fallen diese Nuancen dann ohnehin weg).
Viele Kritiker zogen den Vergleich zur Serienadaption von
Dieser Text basiert auf Sichtung der ersten vier Episoden der Serie.
Marcus Kirzynowski
© Alle Bilder: BSkyB
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