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TV-Kritik/Review: Galavant
(12.01.2015)

Fogelman kennt sich da auf jeden Fall aus. Als Autor von Pixars "Cars" und Disneys rasanter Märchenverwitzelung "Rapunzel - Voll verföhnt" gilt er längst als Spezialist fürs Ironisch-Komische, für einen Tonfall mithin, der auch seinen ersten Ausflug in die TV-Comedy auszeichnete:
Wie wenig ernst die Macher bei dieser Märchenschnurre um den schneidigen Ritter Galavant genommen werden wollen, zeigt sich schon nach wenigen Sekunden der schmissigen Eröffnungsnummer, inszeniert in einem kleinen, mittelalterlich dekorierten, von grünen Auen umrankten Dorf mit reetbedeckten Häusern, bunten Marktständen und flauschigen Schafen: Da hält ein Gemüsehändler zwei Kürbisse in die Kamera und behauptet, der legendenumrankte Held habe "cojones" in etwa dieser Größe. Und direkt darauf spricht ein Gefangener am Pranger unumwunden aus, mit wem wir es hier zu tun bekommen: "A fairy-tale cliché!", ein Märchenklischee also. Und Galavant, gespielt vom dressmanhaften Briten Joshua Sasse, kommt dabei tatsächlich die pittoreske Küste entlanggeritten wie Prinz Charming. Galavant! Galavant! Galavant! Der Name des smarten Jünglings wird in der ersten Nummer so oft gejuchzt, dass man ihn nie wieder wird vergessen können, ob man will oder nicht. Musical, eben.
Neben Sasse spielt noch eine Handvoll gut aussehender bzw. gut singender, ansonsten aber noch nirgendwo sonderlich aufgefallener Darsteller mit. Nur für die männlichen Schurkenrollen verließ sich Fogelmann auf die bewährten Kräfte Timothy Omundson (
Das "Was" ist in "Galavant" selbstredend nicht halb so wichtig wie das "Wie", das sich überwiegend über Song & Dance und einen fast erdrückend ironischen Tonfall definiert, der nie Zweifel daran aufkommen lässt, dass man hier keinen Figuren zuschaut, mit denen es ernsthaft mitzufiebern gilt. Natürlich ist das nicht neu (das Monty-Python-Musical "Spamalot" und dessen Filmvorlage "Die Ritter der Kokosnuss" sind dabei die offensichtlichen Vorbilder), doch wenn King Richard in der Pilotfolge einen schmissigen Song aufs Thronzimmerparkett steppt, in dem er die blutigsten Varianten aufzählt, wie er Galavant töten könnte, oder wenn sich im Finale der zweiten Episode sowohl Richard und Madalena als auch Galavant und Isabella in einer Parallelmontage gegenseitig ihre Abneigung versichern, dann macht diese Travestie herkömmlicher Musicalstanzen trotzdem großen Spaß. Wenn man so will, erweist sich "Galavant" in diesen Sequenzen als Realfilm-Variante der längst komplett durchironisierten Animationsfilme von Pixar und DreamWorks. Der Humor aus "Shrek" oder "Rapunzel" wird hier auf echte Schauspieler übertragen - was phasenweise gut funktioniert. Zumindest in den Songs: Wenn Galavant, Isabella und Sid einen Hügel hinaufreiten und dabei eine lautstarke Mutmachernummer schmettern, geht das nicht ohne den Gag, dass Galavant nach der letzten, langgezogenen Note japsend nach Luft ringt und ächzt: "Ich hab Bauchschmerzen, der Song war echt lang."
In den Dialogen dagegen hat "Galavant" mit dieser Bloß-nicht-ernst-Strategie bald erwartbare Probleme. Sie wirken wie Füllmaterial zwischen den einzelnen Songnummern (die deshalb wohl auch, mit den musicaltypischen Retardierungen, auf Viertelstundenlänge gestreckt werden) und missraten, wenn sie Sitcoms nacheifern wollen. In Folge 2 etwa nimmt Galavant auf seinem Weg zu Madalena zwecks Aufbesserung der Reisekasse an einem Ritterturnier teil; dabei wird er von einem eitlen Ritter (Gastauftritt von
Vielleicht ändert sich das, wenn bald angekündigte Guest Stars wie Ricky Gervais, "Weird" Al Yankovic und Rutger Hauer ins Geschehen eingreifen. Bislang aber wird der Haupt-Plot vom Neben-Plot um King Richard deutlich in den Schatten gestellt - was auch daran liegt, dass Timothy Omundson die Ko-Stars darstellerisch abhängt. Wie er die Klischeerolle eines ebenso bösen wie eitlen Königs lässig aus dem Handgelenk schüttelt, so als spiele er einen realitätsfremden Topmanager; wie er sich nach einem Blick aufs eigene Blümchenhemd dazu anschickt, sich vom Ritter Gareth in Männlichkeit ausbilden zu lassen, das ist wirklich komisch und bis dato das Faszinierendste an dem, was "Galavant" jenseits des Musikalischen zu bieten hat.
Gewiss, die ganz große Komödie muss hier nicht erwartet werden. Acht Folgen "Galavant" werden auf drei Stunden Spielzeit hinauslaufen: Was als Überbrückung der "Once Upon a Time"-Pause gedacht ist, kann schon deshalb kaum mehr als eine Zwischenmahlzeit sein. Das Sympathische daran aber ist, dass Fogelman und Co. auch nie den Anschein erwecken, dass sie mehr als einen solchen Snack im Sinn hatten.
Gian-Philip Andreas
© Alle Bilder: ABC Studios
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