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TV-Kritik/Review: Looking
(13.02.2014)
Gut, ich falle mal mit der Tür ins Haus und beantworte die Frage, die im Zusammenhang mit der neuen HBO-Serie
Serienschöpfer Michael Lannan hat "Looking" auf Grundlage seines Kurzfilms "Lorimer" entwickelt und als Produzenten David Marshall Grant (schrieb an
"Looking" konzentriert sich auf drei Freunde zwischen 30 und 40, allesamt Szenegänger aus der schwulen Community San Franciscos. Patrick, der Jüngste, ist Level Designer einer Videospielfirma und war noch nie länger als ein paar Monate liiert. Jonathan Groff (Jesse aus der ersten
Im Gegensatz zu "Girls" stehen in "Looking" nicht-weiße Charaktere (Agustín und Frank, Patricks S-Bahn-Flirt Richie) im Zentrum, dagegen spielt der ökonomische Hintergrund eine deutlich untergeordnetere Rolle. Sicher, die Darstellung einer nur vermeintlichen Prekarität ist auch an "Girls" kritisiert worden, doch die "Looking"-Jungs sind vom existenziellen Abgrund noch ein Stück weiter entfernt: Obwohl Patrick gern ein relevanterer Gamedesigner, Agustín ein namhafter Künstler wäre und Dom lieber ein eigenes Restaurant hätte - allem Anschein nach geht's ihnen ganz gut.
Beobachtet man aber nun die diversen romantischen Verwicklungen, die in den ersten Folgen nachvollzogen werden, fällt etwas anderes auf: Es bleibt betont unthematisiert, dass Patrick, Dom und Agustín schwul sind. Die Serie nimmt das als selbstverständliche Setzung. Nun kann man einwenden, dass in Teilen von San Francisco ein derartiger Zustand der Post-Diskriminierung wohl tatsächlich erreicht ist und dass zweitens ganze Wagenladungen von Fernsehserien von
In "Looking" jedenfalls ist Queerness so allgegenwärtig, dass sie buchstäblich auch von jedem Kellnerjungen, Vorgesetzten und Praktikanten erwartet wird, der gerade ins Bild läuft. Angesichts der Tatsache, dass Schwule (von Lesben nicht zu reden!) in vielen Serien nach wie vor eher für die schrille Komik am Rande zuständig sind, müsste das eigentlich sehr erfrischend sein. Kurioserweise steht sich "Looking" dabei jedoch selbst im Weg. Warum etwa ist HBO so schamvoll bei den Sexszenen? Zwar lassen sich Agustín und Frank auf einen spontanen Dreier ein, zwar ist verdruckst von unbeschnittenen Mexikaner-Penissen die Rede, zwar ordert Dom per "Grindr" einen willigen Knaben in seine Wohnung, doch was an schwulem Sex dann letztlich zu sehen ist, wird von Fantasy-Epen wie
Was aber bleibt übrig, wenn sich die Serie weder für Genderpolitik noch für Sex interessiert? Vor allem die Erkenntnis, dass es in schwulen Hipster-Haushalten zwischen Alcatraz und Silicon Valley ebenso banal zugeht wie im Leben heterosexueller Sekretärinnen aus Remscheid. Patrick datet einen Doktor, doch dem ist er zu piefig. Dann wird er von einem sexy Latino-Türsteher angeflirtet, jedoch missrät auch dieser Treff. Dom trifft sich währenddessen mit seinem Ex: Der vegane Investor ist ein mieser Sack, den es innerlich endlich zu überwinden gilt. Und werden Agustín und Frank nach dem Zusammenziehen im jenseits der Bay liegenden Oakland dauerhaft zusammenbleiben? Dämmert da nicht schon am Horizont die graue Wolke der Beziehungsödnis? In den hippen Gay Clubs von Frisco spielen sie derweil offenbar immer noch die alten Songs von Erasure.
Schon klar, wer fernab abgrundtiefer Existenzialismen von Beziehungen erzählt, kommt um Soap-Standards schwer herum, weshalb man den Machern diese anfänglichen Plot-Mechanismen nicht sofort um die Ohren hauen muss. Potenzial für interessantere Entwicklungen ist allemal gegeben (in Episode drei tritt erstmals
Diese Art Oberflächen-Suche zu porträtieren kann spannend sein - sofern die Autoren tiefer loten wollen. Doch im Fall von "Looking" bleibt unklar, ob Chef-Autor Lannan moderne Sinnkrisen ergründen möchte oder ob er sich nicht eher mit der gezeigten Lifestyle-Lebensangst gemein macht: Melancholie als schickes Accessoire. Man schaut gut aussehenden Männern zu, die sich optisch perfekt ins globalisierte schwule Hipstertum einfügen: Bärte, Holzfällerhemden, Skinny Jeans. Zwischen Zumba-Kurs, Convenience Food und OKCupid auf dem Smartphone wirkt ihre "Alternativeness" immer nur behauptet. In Wahrheit frönen sie einem Konsumismus, den die Serie zu keiner Zeit hinterfragt.
Trotzdem: Man kann sich "Looking" ansehen - und dafür ist vor allem die Regie verantwortlich. Haigh, Regisseur der ersten Folgen, setzt auf angenehmes Understatement. Der Witz rumpelt nicht und poltert nicht, er entwickelt sich zaghaft aus den Situationen heraus. Geradezu herausragend ist die Kameraarbeit und Haighs inszenatorisches Gespür für den Raum und die Stimmungen der Stadt: Ich kann mich an kaum einen Film und keine Serie seit den
Dieser Text basiert auf der Sichtung der ersten drei Episoden von "Looking".
Gian-Philip Andreas
© Alle Bilder: HBO
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