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TV-Kritik: "NEO Magazin Royale"-Premiere mit Jan Böhmermann
(05.02.2015)
wunschliste.de war bei der Aufzeichnung der ersten Ausgabe des
Das hat Jan Böhmermann schon sehr clever eingefädelt. Seit Oktober 2013 moderiert der Entertainer, der spätestens seit der satirischen Talkshow
Dies konnte das ZDF nicht mehr länger ignorieren und bot Böhmermann nach Jahren des undankbaren Nischendaseins einen Zwei-Jahres-Vertrag und den Sprung ins Hauptprogramm an. "Jan Böhmermann und die bildundtonfabrik stehen mit dem 'NEO Magazin' für das Fernsehen von morgen: schlagfertig, provokant, unterhaltsam", lobte ZDFneo-Senderchefin Simone Emmelius. Während die Erstausstrahlung weiterhin donnerstags um 22.15 Uhr auf dem Ableger ZDFneo stattfindet, wird das "NEO Magazin", das jetzt den Zusatz "Royale" trägt, nun auch gegen Mitternacht am Freitagabend im ZDF gezeigt. So richtig aus der Nische kommt Böhmermann also nicht. Die Schlagzahl wurde allerdings erhöht: Waren bisher lediglich kurze Staffeln zu je neun Folgen produziert worden, wurden nun gleich 34 Ausgaben bestellt, die weiterhin wöchentlich zu sehen sind.
Schon beim Betreten des neuen, deutlich größeren Studios in einer ehemaligen Teppichverkaufshalle spürt man, dass eine neue Ära des "NEO Magazins" anbricht. Vorbei sind die Zeiten der minimalistischen, intimen Atmosphäre eines Club-Kellers. Stattdessen "royale" Publikumsränge und genug Platz für eine sechsköpfige Band. Der Rapper Dendemann und die "freien Radikale" nehmen als feste Studioband die rechte Seite der Bühne ein, während Böhmermanns Schreibtisch und William Cohns Rednerpult auf der linken Seite platziert sind. Die Grundtöne des Studios sind in einem dunklen Braun-blau gehalten, doch allgemein wirkt die royale Aufmachung deutlicher weniger retro-lastig als die bisherige Variante. Kaum etwas erinnert noch an die ursprüngliche Vorlage des
Die eigentliche Show beginnt mit einem Einspielfilm, der an die Vorab-Teaser der "ZDF-Medienforschung" anknüpft. Jan Böhmermann bespricht mit einem Expertenteam, welcher Vorspann am besten zum "NEO Magazin Royale" passt. Ihm werden mehrere Varianten präsentiert, die kollegiale Grüße an Joko & Klaas, Oliver Welke und Harald Schmidt beinhalten. Letztendlich entscheidet sich der Entertainer allerdings für ein animiertes Intro, das an klassische Agenten-Comics erinnert und gewohnt aufwendig produziert ist.
Anschließend folgt die wohl größte Veränderung des Formats: Jan Böhmermann betritt durch einen großen Vorhang die Bühne und absolviert - im Stehen - einen ganz klassischen Stand-Up-Monolog, so wie es in jeder herkömmlichen Late-Night-Show des amerikanischen Fernsehens üblich ist und in Deutschland 19 Jahre lang von Harald Schmidt praktiziert wurde. Das tagesaktuelle Geschehen wird von Böhmermann satirisch und pointiert kommentiert - ohne sich in Insidergags oder Spitzen zu verlieren, die nur ein Nischenpublikum versteht. Zwischendurch wendet er sich an Sprecher William Cohn und Bandleader Dendemann, die nun zu zweit die Funktion der Sidekicks übernehmen. Herausragende Witze werden von der Band mit einem Tusch belohnt, auch wenn diese ihren Einsatz noch hin und wieder verpasst.
Erst anschließend nimmt Böhmermann an seinem Schreibtisch Platz, der nun moderner ausgestattet ist. Das orange Retro-Telefon wurde durch einen Laptop ersetzt. Außerdem präsentiert er eine Lampe, die durch ein Aufleuchten signalisieren soll, wenn der Intendant zuschaut. Kurz darauf klingelt es und Crew-Mitglied Florentin Will betritt im Postboten-Outfit das Studio. Langjährige Zuschauer der
Anschließend ist es schon an der Zeit, die Gäste zu begrüßen - es handelt sich um die Electro-Hiphop-Formation Deichkind. William Cohn stellt die Kombo in altbekannter Form mit einem kleinen Diafilm vor. Nach einem kurzen, relativ unspektakulären Talk kommen Retro-Fans doch noch auf ihre Kosten: Angeblich haben Deichkind ihren aktuellen Song "So 'ne Musik" von einer 1980er-Jahre-Band geklaut. Zum Beweis wird ein vermeintlicher Ausschnitt aus der ZDF-Musikshow
Fazit: Es ist klar erkennbar, in welche Richtung Jan Böhmermann mit dem "NEO Magazin Royale" steuert - mehr Late-Night, weniger Retro scheint das Motto zu sein. Altbekannte Rubriken wie etwa "Prism is a Dancer", "Das digitale Quartett", "Williams Internetecke" oder die "Bastel Brothers" gab es zumindest in der Premierenfolge nicht. Gut möglich allerdings, dass diese in den kommenden Sendungen fortgeführt werden, wenn mehr Zeit übrig ist. Apropos Zeit: Die könnte zu einem Verhängnis werden. Sollte der aktuelle Ablauf der Show beibehalten werden, bleibt für redaktionelle Einspielfilme, die charakteristisch für den Charme des "NEO Magazins" standen, zwischen dem Stand-Up-Teil und der Begrüßung der Gäste kaum noch Platz. Dies war schon während der letzten Phase der
Glenn Riedmeier
© Alle Bilder: ZDF/Ben Knabe
Über den Autor
Leserkommentare
User 642476 schrieb am 09.02.2015, 22.30 Uhr:
Grausame show-mein erster Gedanke.Da passte so gut wie gar nichts.Böhmi ist nicht wirklich für den Job geeignet.Unentspannt,mieses timing,Studioaufteilung und Farbgebung sind unangenehm.Wenn schon klassisch Latenight,dann bitte richtig klauen wie Schmidt seinerzeit.Die kaum vorhandenen Entertainerqualitäten kann man aber nicht durch hektische HipHop-Insiderwitze kompensieren.bugmenot schrieb am 06.02.2015, 18.40 Uhr:
Ein Gewinn für die deutsche Fernsehlandschaft wäre, wenn Pubertierende bzw. Ganz-Lebens-Infantile keine Sendung erhalten. Nix fand ich bisher peinliche als die schlechten Witze von Böhmermann
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