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TV-Kritik/Review: Vinyl
(29.02.2016)

Glücklicherweise aber kriegen es die ersten
Zusammen mit dem Autor Rich Cohen legen diese drei Veteranen eine zehnteilige Serie vor, von der man nach zwei Episoden zwar noch nicht endgültig sagen kann, ob sie den "Mad Men" das Wasser wird reichen kann, die aber vielversprechende Ansätze zeigt. Vor allem gilt das für Rock-Aficionados, die hier im Überfluss bedient werden, und zwar auf mehreren Ebenen: Da ist einerseits der Soundtrack, der von Bowie bis zu den Stones (logisch!) alles einspielt, was anno 1973 auf den Plattentellern lag. Und andererseits sind da liebevoll inszenierte Musiknummern. Davon gibt es wiederum verschiedene Arten: erstens surreale Intermezzi, in denen Blues-, R&B- und Folk-Größen wie Jerry Lee Lewis, Karen Carpenter (gespielt von Natalie Prass), Bo Diddley oder Bobby Bland gleichsam aus dem Unterbewusstsein der Protagonisten aufsteigen und mit ihren Songs die Handlung kommentieren; zweitens von Schauspielern nachgestellte Live-Auftritte von Bands wie Velvet Underground, Led Zeppelin oder New York Dolls, drittens schließlich Auftritte fiktiver Acts, die realen Bands nachempfunden sind: Der von James Jagger (Micks Sohn) gespielte Kip Stevens und seine "Nasty Bits" etwa stehen stellvertretend für die ersten New Yorker Proto-Punk-Bands wie The Dictators oder Television und deren ursprünglichen Frontmann Richard Hell. Erzählt wird von einem Zeitpunkt, an dem die Rockmusik stagnierte: Stadion-Bands von Slade bis Jethro Tull sowie Prog-Rock von Emerson, Lake & Palmer bis Yes gaben den Ton an, während Punk noch so unerhört war, dass allenfalls Underground-Acts wie Suicide diesen Begriff verwendeten.
Ist "Vinyl" also nur ein Wimmelbild für Plattensammler und in die Jahre gekommene Rock-Nerds? Natürlich nicht - es geht hier keineswegs nur ums Zitateraten oder herrlich treffsichere Kurzauftritte von Robert Plant (als junger Schnösel) und Andy Warhol (gespielt von "Hedwig and the Angry Inch"-Macher John Cameron Mitchell). Dennoch ist die Handlung so neu nicht, vieles erinnert in der Tat an eine "Mad Men"-Variante mit noch erhöhtem Rauschmittelmissbrauch. Wieder einmal steckt ein Macher in der Krise, ein Macho wandelt nah am Abgrund, ein neureicher Plattenfirmenmanager, Mitte vierzig. Inmitten eines namhaften Casts aus Winter- und Scorsese-Stammschauspielern wird dieser Richie Finestra vom verlässlich guten Bobby Cannavale gespielt (bekannt etwa aus der dritten Staffel "Boardwalk Empire"): Der zweistündige Pilotfilm, den Scorsese höchstpersönlich inszenierte, lässt ihn zu Beginn verzweifelt im Auto sitzen, irgendwo im Greenwich Village. Richie säuft Whiskey und schnieft Koks vom eilig abgebrochenen Rückspiegel. Dann rennt ein buntes Trüppchen Party People über seinen Wagen hinweg, dem Richie in eine verruchte Konzert-Location folgt. Dort spielen die "New York Dolls" gerade ihren Hit "Personality Crisis". Und siehe da: Richie ist glückselig. Neue Zeiten brechen an! Erst nach zwei Stunden, am Ende der Episode, wird diese Szene weitergeführt: Da ziehen dann plötzlich Risse durchs Mauerwerk, Scheinwerfer krachen herunter, das ganze Gebäude kollabiert. Richie erhebt sich aus dem Schutt und humpelt ebenso blutend wie lächelnd davon: eine Epiphanie? Im Mercer Arts Center (das 1973 tatsächlich in sich zusammenfiel, wenn auch nicht während eines Konzertes) hat er, scheint's, den Sound der Zukunft gehört.
Das wird rasant und unterhaltsam erzählt, hat aber ein kleines Problem: Zwischen der enormen Präsenz Cannavales, zwischen den ganzen Zitaten, der mitreißenden Musik und dem HBO-typisch großartigen Production Design, das die Siebzigerjahre perfekt heraufbeschwört (in erdigem Braun-Gelb-Orange, mit Schlaghosen, grotesken Spitzkrägen, Koteletten und Spät-Hippie-Blusen), kommen die übrigen Figuren zu kurz: Richies Kollegen in der Plattenfirma (P.J. Byrne, Max Casella, J.C. MacKenzie, Jack Quaid) werden nur anskizziert, lediglich Ray Romano (aus
Die von "Sopranos"-Routinier Allen Coulter erfreulich rasant inszenierte zweite Episode, die die Polizei auf Richies Fersen schickt und sowohl Zak als auch Devon detaillierter unter die Lupe nimmt, weckt allerdings die Hoffnung, dass das eingangs etwas zu flache Typenpanorama schon bald an Tiefe und Profil gewinnen könnte. Das wäre das, was "Vinyl" fehlt, um zu einer großen Serie werden zu können. Ein unterhaltsames Zeitbild (nicht nur) für Rockfans ist sie schon jetzt.
Dieser Text basiert auf Sichtung der ersten beiden Folgen von "Vinyl".
Gian-Philip Andreas
© Alle Bilder: HBO
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