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Das deutsche Fernsehjahr 2021 im Rückblick: Retrofieber, Seriositätsoffensive und Wahl-TV XXL

Sat.1-Chef nimmt nach Skandalen seinen Hut - Bällchensender vor Neuanfang

Sat.1 geriet in der ersten Jahreshälfte gleich zwei Mal heftig in die Kritik, sorgte für Negativschlagzeilen und löste Shitstorms aus. Der Name  "Promis unter Palmen" steht für das traurige Ende eines vollkommen aus dem Ruder gelaufenen Verständnisses von TV-Unterhaltung. Eigentlich hätte das Trash-TV-Format bereits nach dem Mobbingskandal um Claudia Obert in der ersten Staffel 2020 nicht weiter fortgesetzt werden dürfen. Doch zum damaligen Zeitpunkt verhielt sich Sat.1 unter der Führung des Senderchefs Kaspar Pflüger wie ein bockiges Kind, wies jede Schuld von sich und rechtfertigte sich damit, dass alles nur "Unterhaltung" sei. Angesichts des Quotenerfolgs der ersten Staffel dachte der Sender gar nicht erst darüber nach, das Format zu entschärfen, stattdessen kündigte man ohne Rücksicht auf Image-Verluste vollmundig an, dass die zweite Staffel "noch härter und noch lauter" werden würde.

Die Skandalshow "Promis unter Palmen" steht exemplarisch für den falschen Kurs von Sat.1
Die Skandalshow "Promis unter Palmen" steht exemplarisch für den falschen Kurs von Sat.1 Sat.1

Es kam, wie es kommen musste: Bereits mit der ersten Folge der zweiten Staffel sorgte Sat.1 erneut für einen Skandal, diesmal wegen homophober Äußerungen von Kandidat Marcus Prinz von Anhalt. Nachdem der Sender erst den Zorn der Zuschauer auf sich gezogen hatte, zog man anschließend Konsequenzen: Folge 1 wurde aus der Mediathek und dem Streamingdienst Joyn entfernt. Auch sämtliche geplanten Wiederholungen wurden gestrichen. Die zweite Folge wurde aus Angst vor noch mehr Ärger kurzfristig umgeschnitten. Problematische Szenen wurden entfernt. Als schließlich der mitwirkende Schauspieler Willi Herren unerwartet verstarb, entschied sich Sat.1, die weiteren sechs vorproduzierten Folgen "aus Pietätsgründen" nicht mehr auszustrahlen.

Nur wenige Monate später folgte der nächste Aufreger: Matthias Distel, besser bekannt als Party-Schlagersänger Ikke Hüftgold, machte verheerende Missstände während der Produktion des Sat.1-Formats  "Plötzlich arm, plötzlich reich" öffentlich. In einem Privatvideo führte er aus, wie bei der Imago-TV-Produktion wissentlich mit einer Familie mit traumatisierten Kindern gedreht wurde. Er brach den Dreh ab und warf den Verantwortlichen vor, das Kindeswohl mit Füßen zu treten und eine gewissenlose Quotenjagd auf dem Rücken missbrauchter Kinder zu machen. Zahlreiche Zuschauer und Prominente sprachen Matthias Distel ihre Unterstützung aus und lobten ihn für den Mut, die schockierenden Zustände an die Öffentlichkeit gebracht zu haben. Die Produktionsfirma Imago TV wiederum warf dem Sänger vor, eine "Verleumdungskampagne" gestartet zu haben, da er darin teilweise falsche Tatsachen behaupten würde. Auch Sat.1 äußerte sich zunächst uneinsichtig. Daraufhin erstattete Distel schließlich Strafanzeige gegen den Sender und die Produktionsfirma. Im Gegenzug erhielt Distel von Imago TV eine Unterlassungserklärung.

Sänger Matthias Distel machte schlimme Zustände bei "Plötzlich arm, plötzlich reich" öffentlich.
Sänger Matthias Distel machte schlimme Zustände bei "Plötzlich arm, plötzlich reich" öffentlich. Sat.1/Instagram/Ikke Hüftgold

Der Wandel folgte ab Mitte Mai in Gestalt von Daniel Rosemann. Der ProSieben-Chef (seit 2016) übernahm den in Verruf geratenen Sender, während sein Vorgänger Kasper Pflüger, der Sat.1 in eine quoten- und imagetechnische Misere geritten hatte, abtreten musste. Wenige Tage später folgte die Bekanntgabe der Einstellung des Formats "Plötzlich arm, plötzlich reich": Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass diese Sendung nicht mehr zu dem SAT.1 passt, das wir gemeinsam mit und für unsere Zuschauer:innen weiterentwickeln wollen. Deshalb wird es keine neuen Folgen geben. Deshalb werden wir gedrehte Folgen nicht zeigen, so das offizielle Statement. Es war und ist niemals Ziel von SAT.1 Menschen zu verletzen. Wir stehen für Unterhaltung mit Herz. Zu unserem Selbstverständnis gehört die Bereitschaft, Dinge zu verändern und uns zu verbessern. Daran werden wir weiterhin arbeiten.

Anfang Juni folgte die nächste Verkündung: SAT.1 verändert sich. Das haben wir angekündigt, das tun wir. Deshalb haben wir beschlossen: Es wird keine weitere Staffel von 'Promis unter Palmen' geben. Wir sind überzeugt: Gutes Reality-TV ist hervorragende Fernsehunterhaltung. Aber 'Promis unter Palmen' passt nicht mehr zu uns. Veränderung braucht Zeit. Wir versuchen aus Fehlern zu lernen. Wir versprechen: Hier bleiben wir nicht stehen, sondern lassen unseren Worten weitere Taten folgen. Wir arbeiten im Moment an vielen neuen Ideen und Sendungen, die uns begeistern, und teilen sie mit euch, sobald wir das können. Wir haben ein großes Herz für richtig gute TV-Unterhaltung. Wir freuen uns auf ein neues SAT.1.

Während RTL und ProSieben längst einen klaren Weg hin zu mehr Seriosität und Relevanz verkündet hatten, schien Sat.1 in die entgegengesetzte Richtung zu gehen und in Sachen Trash-TV selbst RTL Zwei unterbieten zu wollen. Doch nun scheint unter der neuen Führung von Daniel Rosemann, inzwischen Senderchef von ProSieben und Sat.1, endlich eine späte Einsicht eingekehrt zu sein. SAT.1 ist als erster großer Privatsender 1984 auf Sendung gegangen und hat danach dem Fernsehen immer wieder besondere Impulse verliehen. Zum 40. Geburtstag möchte ich, dass ein neues SAT.1 mit alter Stärke strahlt, lautet Rosemanns großes Ziel - und es ist viel zu tun. Denn abgesehen von  "The Voice of Germany" (mit Rückenwind von ProSieben) und der x-ten Wiederholung von  "Fack ju Göhte" und  "Harry Potter" hat Sat.1 kaum noch erfolgreiche Sendungen im Programm.

Daniel Rosemann, inzwischen Senderchef von ProSieben und Sat.1
Daniel Rosemann, inzwischen Senderchef von ProSieben und Sat.1 Daniel Rosemann: ProSieben/Martin Saumweber

Mit Blick auf einst erfolgreiche Sat.1-Formate wie  "Der Bulle von Tölz",  "Schillerstraße" oder  "Verliebt in Berlin" sagt Rosemann: Das gute Gefühl, für das diese Programme bei den Zuschauer:innen standen, ist an der einen oder anderen Stelle etwas verloren gegangen. Das möchten mein Team und ich ihnen wieder schenken. Insbesondere müsse man sich klarer vorstellen, für welche Zielgruppe man eigentlich Programm mache. Hier erläutert Rosemann, dass Sendungen wie "The Voice of Germany" vor allem Frauen gefallen, die den 40. Geburtstag schon gefeiert haben. Daran wolle man sich künftig bei der Programmgestaltung noch mehr orientieren.

Anders gesagt: Sat.1 richtet sich künftig mehr an ein älteres Publikum, das - anders als die jüngeren Zuschauer - dem linearen Fernsehen treuer verbunden ist. Rosemann sagt gar: Bei dem einen oder anderen Programm war die Ausrichtung in diesem Jahr einfach viel zu jugendlich und vermeintlich hip. SAT.1 muss und darf nicht so jung und innovativ wie ProSieben sein. Verlässlichkeit sei deutlich wichtiger, auch was das Programmschema angeht. Die SAT.1-Zuschauer:innen müssen sich darauf verlassen können, dass sie sich wohl fühlen, wenn sie SAT.1 einschalten.

In diesem Zusammenhang wird Rosemann die inhaltliche Ausrichtung der einzelnen Programmtage neu ordnen. Der Montagabend werde sehr herzlich: Da wird geliebt, gedatet, geheiratet, abgenommen. Kurz: Da wird das Leben verbessert. Der Dienstagabend wird hingegen ab 2022 wieder zum US-Serienabend, nachdem der Wechsel der Serien auf den Donnerstag aus Quotensicht eine Fehlentscheidung war. Der Mittwochabend ist für Shows reserviert, während am Donnerstag das neue Lebenshilfe-Magazin  "Jetzt. Besser. Leben. Mit Sat.1" zu sehen sein wird. Auch der Freitagabend wird weiterhin mit Shows bespielt - und angesichts der klar formulierten Neuausrichtung wirkt das Comeback von  "Geh aufs Ganze!" plötzlich gar nicht mehr so überraschend. Es wird bereits gemunkelt, dass sich 2022 auch das  "Glücksrad" wieder in Sat.1 drehen könnte.


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Leserkommentare

  • Mitschi01 schrieb am 25.12.2021, 21.41 Uhr:
    Kurz zur Person Christine Strobl, der jetzigen ARD-Programmdirektorin:
    Sie ist die Tochter von Wolfgang Schäuble ( CDU - u.a. ehemaliger Innenminister ) und Ehefrau von Thomas Strobl ( CDU - u.a. Innenminister von Baden-Württemberg ).
    Soviel zu den angeblich freien und unabhängigen Medien, wo TV, Partei und Politik so eng miteinander verknüpft sind. Da kann man manche Menschen schon etwas verstehen, wenn diese von " Staatsfernsehen " reden.
  • Marcus Cyron schrieb am 25.12.2021, 13.12 Uhr:
    In Anbetracht des wirklich schlechten „Hape und die 7 Zwergstaaten“ wäre Kerkeling wohl besser weg geblieben. Und bei den ganzen Abschieden 2021 ist nur wenig dabei, was wirklich fehlen wird. Ich sehe (dennoch) keine Zukunft für das klassische, lineare Fernsehen.