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TV-Kritik/Review: "Whiskey on the Rocks" belebt Kalten Krieg als grandiose Satire auf Disney+

von Stefan Genrich
(22.01.2025)
Ronald Reagan und sowjetisches U-Boot überraschen in Miniserie mit Wumms
Mit Wodka schlagen die Wogen hoch in "Whiskey on the Rocks".
SVT / Disney+
TV-Kritik/Review: "Whiskey on the Rocks" belebt Kalten Krieg als grandiose Satire auf Disney+/SVT / Disney+

Kaum zu glauben, dass der traditionelle Micky-Maus-Konzern bei dieser schrägen Satire mitmischt: Disney und schwedische Partner haben  "Whiskey on the Rocks" produziert. Erinnern wir uns an ein reales Ereignis im Jahr 1981: Damals ist ein sowjetisches U-Boot unweit der Stadt Karlskrona gestrandet. Nach einem Code der NATO gehört es zur sogenannten Whiskey-Klasse. Seit diesen Tagen spotten Wortdrechsler über das U-Boot auf den Felsen - also auf Englisch über "Whiskey on the Rocks".

Die Miniserie zeigt schonungslos, wie Politikern und Militärs fast die Sicherungen durchbrennen. Schwedens Statsminister Thorbjörn Fälldin steht zwischen KPdSU-Generalsekretär Leonid Breschnew und US-Präsident Ronald Reagan. Der Kalte Krieg rumort auf Disney+ ab Mittwoch, dem 22. Januar.

Bevor Leonid Breschnew (Kęstutis Stasys Jakštas) die Kapitalisten bekämpft, nimmt der Generalsekretär eine tiefen Schluck.
Bevor Leonid Breschnew (Kęstutis Stasys Jakštas) die Kapitalisten bekämpft, nimmt der Generalsekretär eine tiefen Schluck. SVT / Disney+

Wodka statt Milch führt zum großen Knall

Unter Wasser feiert Politoffizier Dimitrij Tarasenko (Oskar Vygonovski) gemeinsam mit Kameraden die Geburt seiner Tochter. Doch Kapitän Wladimir Peskow (Andrius Bialobžeskis) protestiert: Was zur Hölle ist das, Leutnant? Milch? Los Jungs! Bringt etwas Stärkeres! Wie durch Zauberei tauchen Wodkaflaschen etwa aus Torpedorohren auf. Der junge Vater darf bald einen Landurlaub nehmen. Deshalb soll S-363 die litauische Stadt Klaipėda ansteuern. Abgesehen vom wachhabenden Offizier säuft die Besatzung hemmungslos. Somit übersieht der Navigator den feinen Unterschied zwischen den Zahlen 5 und 6. Niemand kontrolliert seinen irrtümlichen Kurs in die schwedischen Gewässer.

Am Abend lauschen die Brüder Gustav Jansson (Rolf Lydahl) und Harry Jansson (Per Ragnar) dem Wetterbericht im Radio. Ein Knall irritiert die Fischer in ihrer kitschigen Schlafkammer. Woher sollen sie wissen, dass auf dem U-Boot ungesicherte Gegenstände durch die Gegend schießen und Dampf aus einem Ventil strömt? Aber beseelt vom Alkohol lachen die Matrosen nur, wenn sie durcheinanderpurzeln. Im Morgengrauen umrundet Gustav die heimische Insel in seiner motorisierten Nussschale. Nach Kontrolle eines Netzes möchte er an anderer Stelle weiterarbeiten. Allerdings versperrt ein fremdes U-Boot den Weg.

Im Stützpunkt Karlskrona begleitet Kommandant Anders Karlsson (Per Lasson) die sowjetische Botschafterin Alexandra Kosygina (Elsa Saisio).
Im Stützpunkt Karlskrona begleitet Kommandant Anders Karlsson (Per Lasson) die sowjetische Botschafterin Alexandra Kosygina (Elsa Saisio). SVT / Disney+

Nackter Ministerpräsident steht zwischen Cowboy und Kommunist

Dort zeigt Voller Schub nach achtern keine Wirkung - außer lautem Gerumpel, das Gustav ängstigt. Die Lokalzeitung könnte über den Vorfall berichten. Der Kapitän will solche Aufmerksamkeit vermeiden, weil ihm sonst eine 30-jährige Haft als Strafe droht. Deshalb mag seine Meldung nach Moskau leicht von der Wahrheit abweichen. Dennoch haut Leonid Breschnew auf den Tisch, weil das U-Boot spionieren soll und nun versagt. Hoffentlich behält der Cowboy in den USA die Ruhe. Jedenfalls versucht der amerikanische Präsident, seinen schwedischen Amtskollegen zu erreichen. Leider duscht Thorbjörn Fälldin gerade ausgiebig. Als die Bimmelei vom Telefon endlich aufhört, meint der nackte Ministerpräsident: Wenn es wichtig ist, wird er wohl nochmal anrufen.

Die Krise erreicht schnell das idyllische Gehöft vom Statsminister. Er versammelt seine Regierungsmannschaft und die militärische Spitze. Gut, dass in der Wirklichkeit kein Oberbefehlshaber Börje Lagercrantz (Niklas Engdahl) das Feuer anfachte! Der Scharfmacher betrachtet das aufgetauchte U-Boot als Angreifer und verlangt den Einsatz der eigenen Armee. Ein Befehl aus der Heimat schockiert Kapitän Peskow: Er soll das geheime Wasserfahrzeug mitsamt seinen Leuten vernichten, bevor es in die Hände der Gegner fällt. Angeblich kann die Umwelt unmöglich radioaktiv verseucht werden, denn natürlich transportiert niemand Atomwaffen auf einem U-Boot...

Ronald Reagan bezweifelt diesen Hinweis. Bildlich ausgedrückt nähert sich sein Finger dem Knopf für den Weltuntergang. International steigt der Blutdruck bei Politikerinnen und Politikern. General Lagercrantz verbirgt unzureichend seine Intrigen. Die sowjetische Botschafterin Alexandra Kosygina (Elsa Saisio) scheitert mit einem Trick. Eventuell helfen Juri Andropow (Albinas Keleris) und sein Komitee für Staatssicherheit KGB dem Staats- und Parteichef. Immerhin wissen die Geheimdienste mehr als der verzweifelte Außenminister Ola Ullsten (Anders Mossling) in Schweden.

Der schwedische Ministerpräsident Thorbjörn Fälldin (Rolf Lassgård) setzt Prioritäten.
Der schwedische Ministerpräsident Thorbjörn Fälldin (Rolf Lassgård) setzt Prioritäten. SVT / Johan Paulin

Björklund, bring erstmal den Hammer zurück!

Sogar die Randfiguren gewinnen zahlreiche Herzen. Zum Beispiel erinnern die Fischer an die Männerwirtschaft in  "Die Ludolfs". Niemand sollte die herrlichen Szenen und Dialoge der gesamten Miniserie verpassen. Nochmal zurück zu den beiden Brüdern - sie diskutieren mit nordischer Zurückhaltung, wie sie angemessen reagieren:

Da ist ein U-Boot bei Torhamnaskär.
Was macht es dort?
Ich wollte nicht raufklettern und fragen.
Ich glaube, dass es fremd ist.
Also das hat gestern den Lärm gemacht?
Sollen wir jemanden anrufen?
Wir haben ja jetzt eine Telefonleitung. Also lass uns den Anschluss benutzen.
Wen sollen wir anrufen?
Nun - irgendwen.
Vielleicht Björklund von der Bürgerwehr?
Oh nein, nicht Björklund! Nicht, bis er den Hammer zurückbringt, den er geliehen hat.
Oh, das war vor 20 Jahren.
Dann ist es ja jetzt mal Zeit, oder?

Die mächtigsten Männer der Welt beleidigen sich gegenseitig

Der treffende Humor bereichert die realistischen Darstellungen der Hauptfiguren, die ältere Zuschauerinnen und Zuschauer aus den Medien kennen. Ausgerechnet ein Brite trumpft als amerikanischer Western-Held auf. Mark Noble ballert als Ronald Reagan auf Tontauben, auf denen Breschnews Bildnis leuchtet. Glaubwürdig und respektvoll spielt Kęstutis Stasys Jakštas die schleichende Demenz und den Alkoholismus des kommunistischen Machthabers. Bitterböse Komik ergänzt diese Auftritte.

Rolf Lassgård parodiert Ministerpräsident Fälldin. Zudem entblättert er seinen Charakter wie in  "Wallander". Der Statsminister bevorzugt ein Telefonat mit Ehefrau Solveig (Annika Nordin), obwohl Breschnew und Reagan jeweils auf seinen Rückruf warten. Die mächtigsten Männer der Welt beleidigen sich gegenseitig über den sogenannten Heißen Draht. Kein Problem - denn die netten Dolmetscherinnen erfinden schöne Worte zugunsten der Diplomatie. Trotzdem reisen Schlachtschiffe und Flugzeuge mit kriegerischen Absichten ins Grenzgebiet.

Außenminister Ola Ullsten (Anders Mossling) verzweifelt in der weltbewegenden Krise.
Außenminister Ola Ullsten (Anders Mossling) verzweifelt in der weltbewegenden Krise. SVT / Disney+

"Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand"

Das Team von "Whiskey on the Rocks" beweist sein Talent. Cutter Henrik Källberg beeindruckt mit Erfahrungen aus  "Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand". Drehbuchschreiber Henrik Jansson-Schweizer ( "Blutsbande") hat diesen erfolgreichen Kinofilm mitproduziert. Die Romanvorlage stammt von Jonas Jonasson, der auch die neuen Ideen entwickelt hat. Der kreative Austausch führt diese Autoren zu starken Leistungen. Björn Stein wechselt gerne zwischen Filmschnitt, Regie ( "Schatten der Mörder - Shadowplay") und Drehbuch ( "Die Brücke"). Diesmal arrangiert er die Ergebnisse seiner Kolleginnen und Kollegen, um eine vorbildliche Satire zu inszenieren. Disney erlaubt Mut und Freiheit bei "Whiskey on the Rocks". Diese Atmosphäre vermittelt dem Publikum Spaß und Gedankenanstöße in einer erstaunlich aktuellen Miniserie.

Dieser Text beruht auf Sichtung aller sechs Folgen von "Whiskey on the Rocks".

Meine Wertung: 5/5

Die sechs halbstündigen Folgen von "Whiskey on the Rocks" laufen ab Mittwoch, dem 22. Januar - auf Disney+.



 

Über den Autor

Seit 2016 hat Stefan Genrich Websites entwickelt und an einer Hochschule unterrichtet. Vor einer siebenjährigen Pause bei TV Wunschliste würdigte er das weihnachtliche TV-Programm im United Kingdom: Sein Herz schlägt für britisches Fernsehen. Daher verfolgt er jeden Cliffhanger von „Doctor Who“. Der Journalist kritisiert nebenberuflich Serien. Ihn ärgern Mängel bei ARD und ZDF – oder er genießt „Tagesthemen“ sowie „Nord bei Nordwest“. Frühe Begegnungen mit „Disco“ und „Raumschiff Enterprise“ haben Spuren hinterlassen. Später scheiterte Stefan beim Versuch, die Frisur von „MacGyver“ zu kopieren. Wegen „Star Trek: Strange New Worlds“ und „1923“ mag er Paramount+.

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