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Warum NBCs neue Prestigeserie enttäuscht
Der erweiterte Stone-Clan aus "Manifest": Geschwister Olive und Cal, Ehepaar Grace und Ben, Bens Schwester Michaela mit Ex-Verlobten und dessen Neuer, Lourdes
NBC
TV-Kritik/Review: "Manifest": Zeitsprung-Epos verpufft als Mystery-Seifenoper/NBC

Wie viele Mystery-Serien, die darauf basieren, dass totgeglaubte Menschengruppen wieder auftauchen oder aber plötzlich verschwinden oder in eine andere Dimension versetzt werden, gibt es inzwischen? Man kann den Überblick verlieren. Bei Autoren sind derartige Konzepte beliebt, da sie in den Figurenkonstellationen für klare und doch vielfach ausgestaltbare Fronten sorgen: Was macht es mit den Hinterbliebenen, wenn Angehörige, Geliebte plötzlich weg sind? Was passiert, wenn sie, kaum dass der Verlust halbwegs verarbeitet wurde, wiederkehren? Und was haben die Verschwundenen, die vermeintlich Verstorbenen, in der Zwischenzeit erlebt? Allerdings: Egal, ob ein Gefängnisinsasse nach langer Abwesenheit im alten Umfeld wieder auftaucht ( "Rectify"), verschwundene Jugendliche aus dem Totenreich in ihr Heimatdorf zurückkehren ( "The Returned") oder zwei Prozent der Menschheit einfach so vom Erdboden verschwinden ( "The Leftovers") - die Meisterschaft der Autoren derartiger Konzeptdramaturgien erweist sich meist erst auf der Langstrecke. Dann zeigt sich, ob die entworfenen Figuren den Stoff auch dann noch tragen, wenn der erste Mystery-Schauer überstanden ist.

Die neue NBC-Serie  "Manifest" ist ein weiteres Beispiel dieser Art, doch anders als viele Vorgänger setzt sie sich nicht einmal besonders fesselnd in Gang. Die Idee, ersonnen von Jeff Rake ( "Detective Laura Diamond",  "The $treet - Wer bietet mehr?") erinnert vage an eine Mixtur der genannten Serien mit einer kräftigen Beigabe  "Lost": Auf einem Passagierflug von Jamaika nach New York kommt es zu kurzen, aber heftigen Turbulenzen. Als der Flieger landet, müssen die Passagiere feststellen, dass in der Zeit, in der sie in der Luft waren, für sie selbst nur wenige Stunden, für den Rest der Welt aber ganze fünf Jahre vergangen sind. Diese Prämisse setzt auf Anhieb Fantasien frei - und stellt Fragen nach den emotionalen Auswirkungen für die Verschwundenen (für die sich die Welt im Handumdrehen komplett geändert hat) und für die Hinterbliebenen (die fünf Jahre getrauert und sich gerade erst neuen Partnern und Berufen zugewendet haben).

Im Mittelpunkt steht die Familie Stone, die 2013 in Jamaika einen gemeinsamen Urlaub verbringt. Weil ihr gemeinsamer Rückflug überbucht ist und am Flughafen in Port-au-Prince denjenigen 400 Euro angeboten werden, die freiwillig auf einen späteren Flug ausweichen, bleiben die erwachsenen Geschwister Michaela (Melissa Roxburgh), eine Polizistin, und Ben (Josh Dallas aus  "Once Upon a Time"), ein Dozent, sowie dessen kleiner Sohn Cal (Jack Messina) zurück, während Bens Frau Grace (Athena Karkanis), Cals Zwillingsschwester Olive und die Eltern vorausfliegen. Ben kann das zusätzliche Geld gut gebrauchen, da Cal an Leukämie leidet und das Familienvermögen komplett in die Therapiekosten fließt. Kurzfassung: Michaela, Ben und Cal steigen in das ominöse Flugzeug ein und fünf Jahre später, im Jahr 2018, wieder aus.

Die wiedervereinte Stone-Familie: Die "gleichalten" Geschwister (Luna Blaise) und Cal (Jack Messina), Mutter Grace (Athena Karkanis), Vater Ben (Josh Dallas), der verwitwete Opa Steve (Malachy Cleary) und "Tante" Michaela (Melissa Roxburgh)
Die wiedervereinte Stone-Familie: Die "gleichalten" Geschwister (Luna Blaise) und Cal (Jack Messina), Mutter Grace (Athena Karkanis), Vater Ben (Josh Dallas), der verwitwete Opa Steve (Malachy Cleary) und "Tante" Michaela (Melissa Roxburgh)

Dort hat sich viel verändert. Das Flugzeug war für verschollen und alle Passagiere für tot erklärt worden, Michaelas Kollege und Fast-Verlobter Jared Vasquez (J.R. Ramirez aus  "Power") ist jetzt mit ihrer besten Freundin Lourdes (Victoria Cartagena aus  "You - Du wirst mich lieben",  "Gotham") verbandelt, Olive inzwischen ein Teenagermädchen (Luna Blaise aus  "Fresh Off the Boat"), was ihren Kind gebliebenen Zwillingsbruder Cal verstört. Ben und Michaelas Mutter ist nach kurzer, schwerer Krankheit oder vielleicht auch aus Gram gestorben, wohingegen es nun, fünf Jahre später, eine verheißungsvolle Therapie gegen Cals Krebs gibt. Auch alltagspraktisch gibt es Probleme: Michaelas Apartment samt Möbeln gibt es ebensowenig noch wie Cals Spielzeug. Das ist nachvollziehbar schwer zu verarbeiten für die Heimgekehrten, für die sich alles von jetzt auf gleich geändert hat.

Und von den nationalen Sicherheitsorganen und Geheimdiensten, die sich intensiv für den Fall interessieren, ist damit noch gar nicht die Rede gewesen.

Das sind durchaus spannende Voraussetzungen für private Dramen im Kleinen und für Verschwörungszusammenhänge im Großen. Leider haben die Autoren die möglicherweise ödesten Figuren des jüngeren Mysteryserienwesens ins Rennen geschickt, um diese Verwicklungen durchzuexerzieren. Alle sehen unglaublich gut aus, sind aber peinigend flach geschrieben. Vor allem die Familie Stone ist eine Truppe Langweiler. Melissa Roxburgh, gesegnet mit staunenswert katzengrünen Augen, stakst als unglaubwürdigste Polizistin der Filmgeschichte durch ihr altes Kommissariat und schleppt ein zusätzliches Trauma mit sich herum: Vor dem verhängnisvollen Flug war sie in einen Unfall verwickelt, dessen Auswirkungen sie zum screw-up gemacht haben, wie sie sagt, was sicher in der vor dem NBC-Moralhorizont schlimmsten Konsequenz äußert: dass sie mit Mitte zwanzig noch unverheiratet ist! J.R. Ramirez hat als ihr nun anderweitig vergebener Ex die ersten beiden Folgen über kaum mehr zu tun als ratlos-schuldbewusst in die Gegend zu blicken. Josh Dallas als Ben ist kaum weniger dröge - weshalb er wohl auch als Letzter erfahren darf, dass seine meist barmend in der Gegend herumstehende Gattin Grace eine neue Liaison vor ihm verheimlicht. Dabei steht mit der attraktiven, jungen Krebsforscherin Saanvi (Parveen Kaur,  "Saving Hope") doch schon möglicher Ersatz für ihn parat: Die Drehbuchautoren haben es geschickt eingefädelt, dass Saanvi nicht nur mit in besagtem Flugzeug saß, sondern kurz zuvor auch noch eine bahnbrechende Therapie auf den Weg brachte, die Cal nun das Leben retten dürfte.

Schwachpunkt: Michaela und ihre Darstellerin Melissa Roxburgh
Schwachpunkt: Michaela und ihre Darstellerin Melissa Roxburgh

Die Geschicke der Familie Stone werden also mit allen Mitteln seifiger Melodramatik verhandelt, wogegen auch die bleiernen Dialoge und das formelhafte Schauspiel nicht ankommen - eher im Gegenteil. Bleibt also der Mystery-Aspekt: Kaum gelandet, werden die Stone-Geschwister, aber auch die anderen Passagiere und der Pilot, von Stimmen und anderen akustischen Triggern heimgesucht, die sie an bestimmte Orten führen und zu konkreten Handlungen veranlassen. Sie scheinen zu so etwas wie Agenten des Guten mutiert zu sein: Michaela rettet einem kleinen Jungen das Leben und findet später zusammen mit Ben zwei entführte Mädchen, nach denen Jared erfolglos fahndete - alles geleitet von den kryptischen Stimmen! Auch in der zweiten Episode gibt es einen solchen Fall, weshalb man, Stand jetzt, davon ausgehen muss, dass sich die Dramaturgie auf eine Art "Rätsel der Woche" verlässt, Kriminalfälle, die durch die neu gewonnenen übersinnlichen Fähigkeiten der Flugzeug-"Heroes" gelöst werden. Wie sehr es in der Kombination mit den ebenfalls abgehandelten Familiendramen im Storygebälk knirscht, zeigt sich schon in der zweiten Episode, wenn Ben erst der Tochter in ein Kellersystem folgt, dort die Untreue seiner Gattin entdeckt und direkt nebenan noch den entscheidenden Hinweis auf einen Kriminalfall. Das strapaziert die Glaubwürdigkeit dann doch ein bisschen zu sehr.

Oder ist alles Teil eines größeren Zusammenhangs? Wer steckt hinter dem Zeitsprung? Außerirdische Mächte, die CIA, die NSA? Letztere jedenfalls (den Direktor spielt Daryl Edwards aus  "Der Typ vom anderen Stern") stellt die Passagiere unter Generalverdacht, und als eine von ihnen ein Fernsehinterview gibt, hat das drastische Konsequenzen. Warum explodiert das Flugzeug nach der ersten Inspektion durch die Behörden? Ist es ein Zufall, dass die Flugnummer 828 zahlenmäßig an den mehrfach ins Bild gerückten Bibelvers "All things work together for good" (Römer 8,28) erinnert? Steckt am Ende Gott dahinter? Oder Autoren, die sich für ihn halten?

Zu viele Zufälle: Tochter Olive (Luna Blaise) enthüllt ihrem Vater Ben (Josh Dallas) ihr in der markant nummerierten Storage-Einheit verstecktes Geheimnis - unmittelbar darauf findet Ben in der selben Einrichtung den entscheidenden Hinweis zum "Fall der Woche".
Zu viele Zufälle: Tochter Olive (Luna Blaise) enthüllt ihrem Vater Ben (Josh Dallas) ihr in der markant nummerierten Storage-Einheit verstecktes Geheimnis - unmittelbar darauf findet Ben in der selben Einrichtung den entscheidenden Hinweis zum "Fall der Woche".

Vielleicht würde man sich für all das mehr interessieren, wenn die Autoren ihrer Konstruktion etwas mehr Witz und Esprit beigemengt hätten, wenn die Darsteller mit ihrer bierernst aufgesetzten Tiefgründelei nicht permanent so tun würden, als spielten sie hier das komplette Drama der Menschheit nach - ohne dass sie die lebensumstürzlerische Wucht einer derartigen Lebenszeitverschiebung wirklich effektiv vermitteln würden. Die Regisseure (den Pilotfilm inszenierte immerhin  "Der Teufel trägt Prada"-Macher David Frankel) mühen sich um einen reibungslosen, wenn auch wenig markanten Ablauf, und man sollte natürlich noch nicht ganz abschreiben, dass sich aus den bisherigen Ansätzen doch noch ein spannendes Verstrickungsszenario entwickeln kann. Man darf allerdings getrost Zweifel anmelden, da schon um die wesentlichen Aspekte einer Instant-Katapultierung in die US-Gegenwart ein peinlicher Bogen gemacht wird: Zwar bemerken alle Rückkehrer sofort die technischen Gadgets, die es fünf Jahre zuvor noch nicht gab ("Wer ist Alexa?"). Den Typen aber, der da plötzlich polternd im Weißen Haus sitzt, den erwähnt niemand. Dabei hätte das 2013 sicher jeder von ihnen noch für einen bemerkenswert schlechten Scherz gehalten.

Dieser Text basiert auf der Sichtung der ersten zwei Episoden von "Manifest".

Meine Wertung: 2.5/5

Gian-Philip Andreas
© Alle Bilder: NBC

Aktuell wird die erste Staffel von "Manifest" in den USA erfolgreich beim Sender NBC ausgestrahlt. Eine deutsche Heimat ist noch nicht bekannt geworden.


 

Über den Autor

Gian-Philip Andreas hat Kommunikationswissenschaft studiert und viel Zeit auf diversen Theaterbühnen verbracht. Seit 1997 schreibt er für Print und online vor allem über Film, Theater und Musik. Daneben arbeitet er als Sprecher (fürs Fernsehen) und freier Lektor (für Verlage). Für TV Wunschliste rezensiert er seit 2012 Serien. Die seiner Meinung nach beste jemals gedrehte Episode ist Twin Peaks S02E07 ("Lonely Souls") ­- gefolgt von The Sopranos S03E11 ("Pine Barrens"), The Simpsons S08E23 ("Homer's Enemy"), Mad Men S04E07 ("The Suitcase"), My So-Called Life S01E11 ("Life of Brian") und selbstredend Lindenstraße 507 ("Laufpass").

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Leserkommentare

  • Dieter Schmitt schrieb am 10.08.2022, 18.43 Uhr:
    Na ja, eine Rezension nach 2 Episoden ist nicht besonders fair. Ich fand die erste Staffel sehr spannend und gut gemacht. Im Gegensatz zu Lost gibt es mehr kurzfristige Rätsel, sodass man gelegentlich auch mal einen Handlungsteil abschließt. Die Rätsel sind in der ersten Staffel auch ziemlich originell. Ich bin jetzt mitten in der 2. Staffel und da geb ich zu, dass es sich langsam zieht und die Visionen weniger originell werden. Ich kann also nicht ausschließen, dass die Auflösung wie bei vielen Krimis frustrieren wird.
  • Marc_Reiser schrieb am 17.09.2019, 19.58 Uhr:
    Also ich fand die erste Staffel sehr gut! Spannend und kurzweilig. Der Autor dieser Rezension sollte vielleicht die Finger von Mystery-Serien lassen.
  • PietjePitski schrieb am 30.03.2019, 21.16 Uhr:
    Ich kenne Lost nicht. Leider. Ich habe alle Folgen von MANIFEST gesehen und habe mich jede Woche wie Bolle auf eine neue Folge gefreut. Ich hoffe, das die Serie bald auch bei uns in Deutschland läuft. Mich hat jede Folge gefesselt aber ich hoffe, das die Synchronisation nicht den halben Zauber nimmt. Ich hoffe mit Spannung das es noch eine zweite Staffel gibt, aber das ist nach Stand auf der Manifest Facebook Seite noch nicht sicher. Viel Spass für die die sich auf die Serie einlassen möchten. Ihr werdet es nicht bereuen.
  • Interessant43 schrieb am 02.01.2019, 23.18 Uhr:
    Also basiert diese Review auf gerade mal zwei Folgen? Sorry aber sowas kann kein Mensch ernst nehmen....
  • Marlae schrieb am 11.11.2018, 13.06 Uhr:
    diese Serien mag ich nicht und schaue ich nicht. Ich habs mal versucht aber so viel Müll ist strafbar. Verschont uns mit weiteren solchen Serien, ist Zeit-und Geldverschwendung.
  • Romplayer schrieb am 10.11.2018, 23.25 Uhr:
    Schon wieder so ein Review hier, das im Text keine einzige positive Sache an der Serie erwähnt - und dann am Ende trotzdem 2,5 von 5 Sternen vergibt.
    Leute, benutzt bitte das volle Spektrum der Skala! Eure Kritik wird sonst genauso unglaubwürdig wie die Story dieser Serie (laut Meinung des Autors).
  • viebrix schrieb am 10.11.2018, 15.48 Uhr:
    Hmm.. für mich hört sich das auch interessant an, auch dass die Probleme der Darsteller vielleicht keine "weltbewegenden" sind finde ich in Ordnung, schließlich sollten sie ja auch normale Menschen sein und nicht Superhelden, Geheimagenten und ähnliches. Wobei allerdings Krebs und Verlust der großen Liebe etc. so finde ich sowieso keine kleinen Probleme sind, wohl eher lebensverändernde oder eventuell auch lebensbeendende.
    Die Zufälle, ja das klingt etwas übertrieben, aber kann natürlich wirklich ein größerer Plan sein, das hat mir zB bei der Himmlischen Joan immer sehr gut gefallen...
    Mal sehen ob es hier ins TV kommt und wenn dann kann und werde ich mir meine eigene Meinung bilden können.. so bin ich nach dem Artikel nicht sicher ob hier der Geschmack nur unterschiedlich ist oder die Serie wirklich schlecht..
  • Paula Tracy schrieb via tvforen.de am 06.11.2018, 09.39 Uhr:
    Hört sich trotzdem interessant an, und vielleicht wird es ja ab der 3. Folge besser :-)