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TV-Kritik/Review: "The Day of the Jackal": Neue Serie mit starken Schauspielleistungen und kinoreifer Produktion

(06.11.2024)

Zweimal ist Frederick Forsyths stilbildender Politthriller "Der Schakal" (1971) schon verfilmt worden - einmal zeitnah und werkgetreu und einmal so lose, dass Forsyth nicht im Vorspann genannt werden wollte. Fred Zinnemanns
Das wirkungsvollste Merkmal des Romans ist die so enge Parallelführung von Held und Antiheld, dass deren Unterscheidung beim Lesen gar nicht so leicht möglich ist. Abwechselnd beleuchtet werden der kaltblütige, hochprofessionelle und stets namenlos bleibende Auftragsmörder, der sich nur "Schakal" nennen lässt, und der französische Kommissar Lebel, der den Mörder jagt, ihm immer mehr auf die Schliche kommt. Der Schakal kann ihm mehrfach knapp entwischen, und am Ende steht ein bewundernd ausgetauschter Blick zwischen Jäger und Gejagtem. Und auch man selbst hat beim Lesen verstörenderweise nicht nur mit dem Gesetzeshüter mitgefiebert.
Im Roman geht es nur um einen einzigen Fall: das geplante Attentat auf den französischen Staatspräsidenten Charles de Gaulle. Der damals 33-jährige Forsyth, bis dahin als Journalist tätig, stützte sich beim Schreiben seines Debütromans auf wahre Gegebenheiten: Tatsächlich waren damals mehrere Anschläge auf de Gaulle fehlgeschlagen, die die rechtsextremistische Terrororganisation OAS auf ihn verübt hatte. Forsyth hatte das weitergedacht und den "Schakal" erfunden: einen perfektionistischen Anschlagsmörder, angeheuert von der OAS.
Zinnemanns oscarnominierter Film blieb in den wesentlichen Details eng beim Roman und beeindruckt auch heute noch durch seine ökonomische Machart: Als Zuschauer erhält man stets nur jene Informationen, die für das Verständnis der jeweiligen Szene notwendig sind. Die lose Neuverfilmung von 1997 dagegen machte aus den Rechtsterroristen russische Gangster, aus dem Kommissar einen nordirischen IRA-Terroristen und aus dem knackig konstruierten Thriller einen trüb vor sich hinschlurfenden Westentaschenreißer in Spätneunzigeroptik.

Auch Ronan Bennett, bekannt als Autor der britischen Crime-Serie
Auf diese rekordverdächtige Exekutionsleistung wird alsbald Bianca Pullman aufmerksam, Agentin und Waffenspezialistin des britischen Geheimdiensts MI6. Gespielt wird sie von Lashana Lynch, die in diesem Metier Erfahrung hat, durfte sie doch im
Drei andere Aspekte kommen dafür zum Tragen. Erstens hat das Attentat auf den rechten Politiker Nachwirkungen, weil sich der Auftraggeber weigert, den Schakal auszubezahlen, woraufhin dieser an den Tatort zurückkehrt und eine Hinweiskette in Gang bringt, die das Katz-und-Maus-Spiel mit Pullman erst so richtig möglich macht. Zweitens wird dem Schakal ein neuer Auftrag angedient: Mächtige Banker (in zentraler Rolle und mit honiggelber Hornbrille:

Drittens (und das ist die entscheidendste Änderung) werden sowohl dem Schakal als auch Pullman problematische Privatleben an die Hand gegeben. Der Schakal ist hier nicht mehr der eiskalte, ethisch entkernte Profi, über dessen Herkunft und Hintergrund nichts bekannt ist, sondern jemand, der ein Doppelleben führt, mit Nuria (
Zugleich gerät auch Pullmans professioneller Ehrgeiz mit ihrem Familienleben in Konflikt. Immer wieder verspricht sie Ehemann (Sule Rimi) und Teenie-Tochter gemeinsame Zeit, ebenso oft muss sie sie enttäuschen. Mörder und Ermittlerin werden auf dieser Ebene konkret parallelisiert: Beide verraten ihr eigenes (mögliches) Glück, beide gehen für ihre Zwecke über Leichen, nehmen tragische Kollateralschäden in Kauf. Es ist wie im Roman: Man fiebert mal mit ihm mit, mal mit ihr, obwohl beide zu grausamen Maßnahmen greifen, die sie als Sympathiefiguren eigentlich disqualifizieren.
Sicher, die Familienszenen können auf Dauer nicht mithalten mit jenen Sequenzen, in denen es um das geplante Attentat geht und sich die Schlinge um den Schakal langsam zuzieht. Gerade im Mittelteil sackt "The Day of the Jackal" spürbar ab, zu viel Füllmaterial verstopft den Plot, ehe gegen Ende wieder spürbar Fahrt aufgenommen wird. Der Launch der "River"-App fungiert dabei als interner Taktgeber, als Countdown für den Suspense-Haushalt. Daneben legt Bennetts Serie großes Augenmerk auf die handwerklichen Aspekte: auf die akribischen Planungen des Schakals, der sich mit

Dabei geht die Reise quer durch Europa, von München bzw. London nach Schweden, Frankreich und Ungarn, dann nach Estland oder auf eine kroatische Insel, zwischendurch sogar nach Belarus, und all dies sowohl an touristisch-mondänen Schauplätzen als auch in schummrigen Internetcafés, düsteren Waldhütten und anderen Un- und Zwischenorten. Christopher Ross' Kameraarbeit sieht stets nach großem Kinoabenteuer aus, der Rhythmus passt, und weil Brian Kirk, Regisseur der ersten drei Episoden, sehr viele Szenen mit Popsongs unterlegt, hören auch die anderen Regisseure nicht damit auf. Den Rest des treibenden Soundtracks besorgt der deutsche Musiker Hauschka.
Allein dieser qualitätvollen visuellen und auditiven Gestaltung wegen (die beim schicken Bond-inspirierten Vorspann beginnt) wird's nie langweilig: Kleine, feine Spannungssequenzen (wenn etwa der Schakal mal wieder von der Polizei durchsucht wird) wechseln sich ab mit actionreichen Setpieces zu Pferde, zu Wasser oder auf Rädern. Dass der Schakal selbst mit zersplitterter Windschutzscheibe elegant durch enge dalmatinische Gassen rasen kann, zählt dabei wohl ebenso zur künstlerischen Freiheit wie manch amüsante Ortsbeschreibung: Zum Treffpunkt "Englischer Garten, 10 Uhr" beordert der Schakal einmal seine Kontaktperson. Kühne Ansage angesichts des 75-Kilometer-Wegenetzes der Münchner Parkanlage!
Ohnehin interessant sind die Story-Verschiebungen in unsere derzeit so erschütterte wie erschütternde Gegenwart: Da redet der britische Verteidigungsminister ganz beiläufig davon, was für ein enger Freund der ermordete deutsche Rechtsextremist gewesen sei, während sich der von seinen Gefolgsleuten umschwänzelte Tech-Guru, dessen Ähnlichkeiten mit Trump-Königsmacher Elon Musk kaum unbeabsichtigt sein dürften, als Wohltäter der Menschheit inszeniert: Gezielt zur Kenntlichkeit entstellt werden hier die neuen Realitäten, in denen Populismus und Selbstbedienung zusammengedacht werden müssen. Etwas tiefer noch hätte Bennett da gerne schürfen dürfen, doch auch so, in ihren Ansätzen, funktionieren diese Umdeutungen gut, um den zeithistorisch verorteten Romanstoff in die Jetztzeit zu hieven. Unter den zahllosen Remakes der letzten Monate zählt dieser neue "Schakal" also fraglos zu den besseren.
Dieser Text basiert auf der Sichtung aller zehn Episoden von "The Day of the Jackal".
Die Miniserie "The Day of the Jackal" ist in Deutschland ab 7. November exklusiv auf Sky bei Sky Atlantic und dem Streaming-Service WOW zu sehen.
Über den Autor
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Leserkommentare
civil schrieb am 15.06.2025, 10.05 Uhr:
Habe mir jetzt anläßlich des Todes von F.Forsyth mal die erste Folge angesehen.
Ganz gut gemacht, auf jeden Fall Klassen besser als das US-Remake mit Bruce Willis.
Was mich allerdings bei meist außereuropäischen Produktionen, die z.b. in Deutschland spielen, ärgert, dass man nicht auf Details achtet, hier z.b. die Nummernschilder der Autos in Deutschland, da gibt es am Ende noch mal mehrere Buchstaben. Für sowas benötigt man keine große Recherche, das hätte jede einheimische Hilfskraft am Set erläutern können.Stefan_G schrieb am 20.11.2024, 18.09 Uhr:
Wirklich tolle Serie.
Dazu auch noch sowas von spannend. Hatte gestern - per Videoaufzeichnung - Folge 03 gesehen...Lysander schrieb am 08.11.2024, 10.48 Uhr:
Sehr spannender, toller Thriller!
BigApple schrieb am 10.11.2024, 02.15 Uhr:
Genau. Die bisher verfügbaren (dt.) 5 Folgen hab ich mir am Stück angesehen. Sehr interessante Serie.
Martina schrieb am 07.11.2024, 21.29 Uhr:
Ich mochte den 90er Jahre Film!
Diese Version werde ich mir jedenfalls nicht angucken. Das Privatleben des Profikillers und der Ermittlerin? Das ist doch wieder eine Aneinanderreihung von Klischees.Stefan_G schrieb am 10.11.2024, 21.05 Uhr:
Mir gefällt die 70-er Jahre-Verfilmung mit Edward Fox irgendwie besser. War auch spannender!
Der 90-er Jahrefilm mit Bruce Willis war zwar irgendwie auch nicht schlecht gewesen - aber da war mir etwas zuviel Effekthascherei...
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