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TV-Kritik/Review: Hemlock Grove
(12.06.2013)
Im ersten Bild: ein Eis. In der Hand gehalten wird das Eis von einem Upir: Er heißt Roman und sieht aus wie ein attraktives, blasiertes High-School-Kid. Was ist ein Upir? Keine Ahnung, erklärt wird es nicht. Ich schätze mal: ein Vampir. Während also Roman das Eis in der Hand hält, in einem Candy Shop im Stil der 1950er Jahre, zoomt die Kamera langsam an ihn heran. Das wirkt sehr surreal. Nach fünf Sekunden weiß man dann, was
Produzent Eli Roth, der auch die Pilotfolge inszenierte, kennt man als treibende Kraft des Torture-Porn-Kinotrends ("Hostel") und auch als Darsteller in Tarantinos "Inglourious Basterds". Wer die ersten Folgen von "Hemlock Grove" sieht, wird von ungläubigem Staunen ins entnervte Ächzen verfallen und wieder zurück. Wird sich hier an
Zurück zunächst zu Roman, dem Upir. Blasierter Teenie, surreal kadriert. Gespielt wird er vom jungen Schweden Bill Skarsgard, Bruder des "True Blood"-Mimen Alexander Skarsg?rd. Ohne das Eis fertiggeschleckt zu haben, folgt er einer jungen Prostituierten, und bald schon treibt er es mit ihr in seinem schicken Retro-Cabrio. Nach 30 Sekunden hüpfen die ersten Brüste durchs David Lynch-artig eingerichtete Bild. Während dieser Nummer schneidet sich Roman mutwillig in den Finger und beschmiert die Penetrierte mit seinem Blut: "You're so weird, Roman, but I like it!" Damit spricht die Frau den ersten albernen Oneliner von sehr vielen, die noch kommen werden - Dialoge fürs Beknackten-Poesiealbum. Die Blut-Nummer scheint übrigens ein Fetisch von Roman zu sein: Später wird er einmal einer menstruierenden Mitschülerin aufs Klo folgen, um sie dort oral zu befriedigen.
Doch vor dem Nachtisch kommt's heftig: Eine Cheerleaderin namens Brooke Bluebell (ganz klar eine Laura-Palmer-Figur) turnt auf dem Football-Feld herum, kurz darauf schäkert sie im Unterricht mit der Physiklehrerin. Die Lehrkraft lädt sie zu sich ein. Auf dem Weg zum T?te-?-T?te rummst dann etwas Gewaltiges in Bluebells Auto - und kurz darauf liegt die junge Schöne ausgeweidet in einem Spielplatzhäuschen; notiert wird, dass der Täter - ein furchtbares Tier? - zunächst ihr Geschlecht wegfraß. An dieser Stelle muss erwähnt werden, dass das Frauenbild von "Hemlock Grove" fragwürdig ist: Zwischen Femme Fatale und Freak tut sich nicht viel. Von der Anfangsnackten und der lehrenden Lesbierin ist im weiteren Handlungsverlauf übrigens keine Rede mehr - Wegwerffiguren dieser Art sind in dieser Serie wie Sand am Meer vorhanden.
Der Mord wird nicht der letzte sein - Zeit also für einen Blick aufs übrige Personal. Da sind zunächst die superreichen Godfreys, ein inzestuös verbandelter Familienclan, dem das Städtchen Hemlock Grove quasi gehört. Wenn sie einen Vergnügungspark für sich alleine mieten wollen, dann tun sie das einfach. Ein wolkenhoher Pharma-Turm reckt sich computergeneriert aus dem Provinzkaff empor, die Godfrey-Firma betreibt darin mysteriöse Experimente. Ob der brabbelnde Mann etwas damit zu tun hat, der in Folge zwei durchs Dickicht streift? Vielleicht. Die eingeheiratete Chefin der Firma heißt Olivia und wird mit wogendem Korsett und vampireskem Blitzen in den Augen vom früheren Bond-Girl Famke Janssen gespielt. Sie ist die allein erziehende Mutter von Roman und hat offenbar was mit ihrem Knaben vor. Dessen Vater brachte sie einst, wie eine ungeschickt früh eingestreute Rückblende enthüllt, eigenhändig um. Eine angeblich immer noch geheime Sex-Affäre hat sie mit ihrem Schwager, dem permanent seine Intellekto-Brille zwirbelnden Psychiater Dr. Norman Godfrey, gespielt von Dougray Scott, den man (etwa in
Und dann kommt fahrendes Volk in die Stadt! Auch das Zigeunerbild von "Hemlock Grove" ist unzweifelhaft zweifelhaft. Mutter Rumancik (Lili Taylor,
Roman und Peter - zwei Außenseiter mit Geheimnis - haben sich am Ende der Pilotfolge als Protagonisten der wirren Story etabliert. Es ist wohl der Haupthandlungsstrang: Gemeinsam suchen die beiden den Mörder, der vielleicht ein "Vargulf" ist, eine Art mutierter Werwolf, vielleicht aber auch was ganz anderes. Beide schmachten sich dabei derart an, dass es schwerfällt, die homoerotischen Subtexte nicht als Absicht der Autoren abzutun. Wie man eben überhaupt nie weiß, was mit dieser Serie anzufangen ist: Wirklich langweilig ist sie nicht, aber trotz Splatter-Einlagen auch nicht spannend. Einen überzeugenden Tonfall findet sie nicht. Sie ist zwar komisch, aber unfreiwillig - glaube ich zumindest. Ästhetisch verneigt sie sich in viele Richtungen (von Lynch über Kubrick, dessen Flurfahrten aus "Shining" zitiert werden, bis zum Gloss aus "Twilight" und "True Blood"), ohne dabei irgendwo anzukommen. Ein treibender Plot wird auch nach Folge drei noch gesucht. Ein verunglücktes Tohuwabohu also? Kann schon sein. Vielleicht aber wird "Hemlock Grove" eines Tages Kult sein und vor allem wegen jener zahlreichen Fragmente in Erinnerung sein, die man getrost unter purem Camp verbuchen kann - zum Beispiel die Figur der Dr. Clementine Chasseur, eine lesbische Ermittlerin aus der Abteilung "Fish & Wildlife", die einem religiösen Drachenorden angehört und das Mördertier erschnüffeln möchte. Was die glutäugige Kandyse McClure (
Dieser Text basiert auf der Sichtung der ersten drei Folgen von "Hemlock Grove".
Gian-Philip Andreas
© Alle Bilder: Netflix
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