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TV-Kritik: "Marvel's Iron Fist"
(20.03.2017)

Zu Beginn schlurft Danny Rand fusselbärtig, ungewaschen und barfuß in die mondän glitzernde Hochhauszentrale des von seinem Vater gegründeten Konzerns: Rand Enterprises. Als man den jungen Mann, Typ abgebrannter Backpacker, nachvollziehbar abweist, beginnt er allerdings, sich zu wehren: ein bisschen Klammern, ein bisschen Treten und Schubsen. Danny Rand erledigt das im Tempo des Bezahlvorgangs an einer Supermarktkasse. Die Kamera schaut ungerührt zu, der Schnitt bemüht sich gar nicht erst um Dynamik, und die Gegner, diverse bullige Security-Guards, fallen einer nach dem anderen um. Danny Rand besiegt sie und fährt anschließend im Aufzug nach oben. Ein frecher Bub entert die Chefetage.
Man kann zu dieser Szene prima Kamillentee trinken oder die Katze streicheln. Aber ist das nicht ein Missverständnis? Sollte dieses Opening nicht eigentlich ganz aufregend sein? Immerhin handelt es sich bei Danny Rand um
Die eingangs erwähnte, so achselzuckend indifferent inszenierte Prügelei ist dafür ein treffendes Indiz. Wenn eine derart laue Szene als Einstieg in eine neue Superheldenserie verkauft wird, muss etwas schiefgelaufen sein. Schließlich gilt die kampfsportversierte "Iron Fist", 1974 als Figur erfunden von Roy Thomas und Gil Kane, unter Fans als so etwas wie die in die Marvel-Welt hinübergemorphte Hommage an die Kung-Fu-Filme jener Zeit, garniert mit all dem daraus bekannten mythischen Hokuspokus. Davon ist kaum etwas zu spüren in dem, was Chef-Autor Scott Buck (Produzent und Autor zahlreicher

Es gibt noch einen zweiten, ähnlich enttäuschenden Fight in der Pilotepisode. Danny Rand wird da erneut von den Security-Leuten der Rand Enterprises verfolgt. Er versteckt sich in einer Menschengruppe, die das chinesische Neujahrsfest begeht, und obwohl Regisseur John Dahl, ein anerkannter Neo-Noir-Experte ("Die letzte Verführung"), da inmitten von Seifenblasen und Leuchtstäben erstmals eine Ahnung echter Comic-Poesie heraufbeschwören kann, endet die Szene völlig unlogisch: "Wer hat dich geschickt?", fragt Danny Rand den von ihm niedergerungenen Schergen, dessen Dienstherr ihm am Anfang der Szene noch bekannt war. Das ist einfach schlecht geschrieben, und auch sonst haben die Macher Mühe, den richtigen Ton zu treffen. "Iron Fist" fehlt die pessimistische Abgründigkeit von
Während die bisherigen Netflix-Marvels in eher schmuddeligen Vierteln New Yorks angesiedelt waren, in Harlem und Hell's Kitchen, geht es diesmal an die Upper East Side. Seit Wendell Rand, der Boss der Rand Enterprises, samt Gattin vor fünfzehn Jahren bei einem Flugzeugabsturz im Himalaya ums Leben kam, wurde das Unternehmen von Wendells Geschäftspartner Harold Meachum geführt. Der aber starb an Krebs. Seither leiten Meachums Kinder Ward (Tom Pelphrey,
Die Pilotepisode schleppt sich erschreckend planlos dahin. Von Moves, die ihn als Superhelden qualifizieren würden, gibt es kaum etwas zu sehen. Finn Jones (bekannt geworden als Blumenritter Loras Tyrell in
Bis dieser Hauptgimmick der Show erstmals zu bewundern ist, dauert es sehr lange. Fast zu lange, um selbst den bingefreudigsten Netflix-Kunden zum Weiterschauen zu animieren - egal, wie gut es später in der Staffel noch werden lönnte. Ausgedehnten, mitunter schrecklich banalen Gesprächssequenzen steht ein sehr geringer Action-Anteil gegenüber, und trotz der enervierend häufig eingesetzten Absturz-Flashbacks ist nach zwei Folgen immer noch keine zwingende Erzählrichtung auszumachen. In den USA hat diese zähe Veranstaltung für sehr harsche Verrisse gesorgt, was teilweise aber auch mit der seit Monaten rumorenden Debatte zu tun haben könnte, dass der Titelheld nicht (wie von vielen Fans gefordert) mit einem asiatischstämmigen Darsteller besetzt wurde, sondern mit dem rotblonden Jones, der als "weißer Held" nun zen-buddhistische Fernost-Weisheiten klopft wie ein Millennial mit Kalenderspruch-Flatrate. Als Feigenblatt gibt es immerhin die Martial-Arts-Lehrerin Colleen Wing, die als Dannys Sidekick aufgebaut wird. Wie dieser wird auch sie von einem "Game of Thrones"-Star aus der zweiten Reihe gespielt: Jessica Henwick, Britin asiatischer Herkunft. Sie spielte im HBO-Hit die "Sand Snake" Nymeria. Tatsächlich ist Colleen hier sofort die mit Abstand interessanteste Figur, weil sie Charme, Witz und Ironie mitbringt, Eigenschaften also, die die Serie ansonsten sträflich vermissen lässt.
Ist also alles schlecht? Nun, es ist schwer zu sagen nach zwei Folgen. Die Querverbindungen ins MCU müssen erst noch gezogen werden (neben Rosario Dawson als Claire Temple sollen auch Wai Ching Ho als Heroinkönigin Gao und Carrie-Anne Moss als Anwältin Jeri aus den Schwesterserien vorbeischauen), außerdem ist Endboss-Besuch aus K'un-Lun in Gestalt der "Steel Serpent" angekündigt. Möglich also, dass vor allem der Martial-Arts-Aspekt, der die Comics so sehr prägte, noch an überfälliger Bedeutung gewinnt (als Regisseur der sechsten Folge zeichnet immerhin Wu-Tang-Clan-Boss RZA verantwortlich). Möglich aber auch, dass Showrunner Buck lieber vom Mönchsmilliardär unter korrupten Wirtschaftsbossen erzählen möchte und sich dabei weiter in einem bierernsten Identitätskonfliktdickicht verheddert. Der erste Eindruck jedenfalls enttäuscht.
Dieser Text basiert auf Sichtung der ersten beiden Episoden von "Marvel's Iron Fist".
Gian-Philip Andreas
© Alle Bilder: Netflix
Über den Autor
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Leserkommentare
User 195073 schrieb am 21.03.2017, 09.23 Uhr:
Ich kann mich Lysander nur anschließen. Mich hat die Serie gepackt. Nicht so übertrieben, packende Handlung, sympathische Schauspieler.
4 Sterne auch von mirSpenser schrieb via tvforen.de am 20.03.2017, 23.04 Uhr:
Luke Cage ist von allen Netfliux-Marvel-Serien meine klare Nummer 1. Dann kommt Daredevil. Jessica Jones war OK...aber am schwächsten von den dreien. Iron Fist habe ich aus Zeitgründen noch nicht geschafft, werde ich so in 3-4 Wochen nach un d nach in Angriff nehmen Verstehe nicht, wie es Leute jinkriegen, eine ganze Staffel am Stück zu sehen oder an ein WE verteilt....die Zeit möchte ich mal haben! ;)
Hülya schrieb via tvforen.de am 20.03.2017, 21.47 Uhr:
Ich hatte mich ja nach den ganzen schlechten Kritiken auf eine Enttäuschung gefaßt gemach, aber ich habe mich gut unterhalte gefühlt. Vielleicht auch weil ich meine Erwartungen runtergeschaubt hatte. Die Serie hat ihre Schwächen, aber ich mag sie. Die beiden Daredevil Staffeln finde ich toll, Jessica Jones dank David Tennant gelungen, fand ich aber stellenweise nervig. Bei Luke Cage habe ich nach den ersten drei und vier Folgen abgeschaltet. Ihn fand ich schon in Jessica Jones langweilig.
Zoppo_Trump schrieb via tvforen.de am 20.03.2017, 23.33 Uhr:
Hülya schrieb:
Ich hatte mich ja nach den ganzen schlechten
Kritiken auf eine Enttäuschung gefaßt gemach,
aber ich habe mich gut unterhalte gefühlt.
Ich auch.User 65112 schrieb am 20.03.2017, 18.08 Uhr:
Ich fand den Anfang, ganz im Gegenteil, sehr spannend, weil die Figuren sehr langsam aufgebaut werden und noch keine allmächtigen Kräfte haben. Dass Dany erstmal kein Held ist, sondern in diese Rolle erst nach und nach hineinwachsen muss, finde ich gut und spannend. Denn wo sollte sonst eine Entwicklung mit der Figur stattfinden? (Daran krankt Arrow im Grunde seit Staffel 3, dass die Hauptfigur keine Möglichkeit mehr hat, sich weiterzuentwickeln. Er ist schon toll und perfekt ...) Zudem ist Danny Rand die erste Figur der Marvel-Serien bei Netflix, die ich sympatisch finde. An seinen Abenteuern bin ich interessiert. Mit den anderen dreien bin ich gar nicht warm geworden. Ist also alles eine Geschmackssache. Mir gefällt Iron Fist gut: 4 Sterne.
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