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TV-Kritik: "Still Star-Crossed": Dramaserie steht unter schlechtem Stern
(12.06.2017)
Shakespeare beschrieb Ihre Liebe als so groß, dass sie ohne einander nicht weiterleben wollten. Durch eine Reihe unglücklicher Ereignisse und Missverständnisse nahmen Romeo und Julia sich beide das Leben. Eine Tragödie, die ihre beiden einst verfeindeten Familien in Shakespeares Werk in Trauer vereinte und aussöhnte - nicht so allerdings in der neuen ABC Dramaserie
Die Idee, eine Geschichte dort aufzugreifen, wo sie bisher stets geendet hat, ist äußerst reizvoll. Allerdings beschäftigt sich die Pilotepisode von "Still Star-Crossed" hauptsächlich damit, die Geschichte von Romeo Montague (Lucien Laviscount,
Doch zum eigentlichen Kern der Geschichte: Die anhaltenden Auseinandersetzungen zwischen den noch lebenden, aber bis auf den Tod verfeindeten Mitgliedern der Familien der Capulets und Montagues drohen die Stadt Verona ins Verderben zu stürzen. Bei der Trauerfeier von Romeo und Julia kommt es schließlich zum Eklat: Die Wut und die Trauer der Familien gipfeln in einem blutigen Gemetzel. Darum beschließt der junge Prinz Escalus (Sterling Sulieman,
Warum es dazu allerdings ausgerechnet Rosaline bedarf, bleibt völlig unklar und somit für den Zuschauer unlogisch. Rosalines Schwester Livia (Ebonee Noel) etwa wünscht sich nichts sehnlicher, als einen Ehemann. Und Benvolio hat sich dazu bereiterklärt "eine Capulet Frau" zu heiraten - davon, dass das Rosaline sein muss, war nie die Rede. Die Gründe für diese Wahl werden nicht weiter erläutert und dienen wohl einfach nur der gesteigerten Dramatik. (An dieser Stelle die kühne und gänzlich unvorhersehbare Vermutung, dass das Ganze wohl auf ein Liebesdreieck zwischen Escalus, Rosaline und Benvolio hinauslaufen wird.)
Eine mitreißende und dramatische Stimmung kommt aber zumindest in der ersten Folge nicht wirklich auf, dafür passiert viel zu viel auf einmal und das in einem rasanten Tempo - da bleiben dramaturgische Ungereimtheiten nicht aus. Die Schauspieler überzeugen zwar in ihren Rollen, aber flache Dialoge ersticken die eigentlich guten Ansätze meist direkt wieder im Keim. Vor allem die zwischendurch hineingepressten Shakespeare Zitate wollen so gar nicht in das Drama passen, dass von den Kostümen, der Musik und dem Verhalten der Figuren her sehr modern wirkt. Auch die Chemie zwischen einzelnen Darstellern stimmt einfach nicht. So nimmt man beispielsweise Prinz Escalus und Rosaline Capulet das unglückliche Liebespaar nicht ab, was auch den blitzartigen Stimmungsschwankungen des Prinzen geschuldet sein könnte. Der entscheidet sich gefühlt im Minutentakt für oder gegen eine Beziehung mit Rosaline und stiftet dabei nicht nur innerhalb der Serie Verwirrung.
Aber es gibt auch Lichtblicke. Nicht alle Figuren, die im Originalstück ihre Leben ließen, sind auch in der ersten Folge der Serie verstorben: Graf Paris (Torrance Coombs,
Das Intrigenspiel der Familienoberhäupter, die in dem ganzen Konflikt die eigentlichen Strippenzieher sind, ist ebenfalls spannungsreich umgesetzt. Die jeweiligen Oberhäupter der Familien sind kalt und berechnend und nur auf den Vorteil ihrer eigenen Sippe bedacht. Dafür scheuen sie sich nicht über Leichen zu gehen, im sprichwörtlichen wie im metaphorischen Sinne. Zudem sind Lady Giuliana Capulet, Lord Silvestro Capulet (Anthony Head,
Obwohl das Produktionsteam der neuen Dramaserie in Hinblick auf Figuren und Handlung oftmals mehr auf Quantität statt auf Qualität gesetzt hat und der Zuschauer innerhalb der sich überschlagenden Ereignisse und ruckartigen Kamerafahrten nur mit Mühe den Überblick bewahren kann, konnte die zweite Folge doch mit ein wenig mehr Spannungspotential aufwarten. Nichtsdestotrotz wirkt das Drama momentan an vielen Stellen einfach noch zu oberflächlich, unausgereift und aufgesetzt, aber es gibt Hoffnungsschimmer, die die Serie noch merklich aufwerten könnten. Vor allem, da nun die Vorgeschichte erzählt ist und die Handlung langsam zum Wesentlichen kommt. Nun muss es nur noch gelingen den einzelnen Charakteren mehr Tiefe und damit mehr Glaubwürdigkeit zu verleihen, anstatt sich in Klischees und Kitsch zu verstricken. Dann könnte aus dem, was jetzt wie ein durchschnittliches Kostümdrama mit der Handschrift von Shonda Rhimes wirkt, noch eine spannende Dramaserie um eine ungewöhnliche Geschichte werden.
Dieser Text basiert auf Sichtung der ersten zwei Episoden der Serie "Still Star-Crossed".
Jana Bärenwaldt
© Alle Bilder: ABC
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