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Der erste Pixar-Ableger bei Disney+ startet als skurrile Typenparade
Am falschen Ort? Monster-Uni-Absolvent Tylor (r.) ist bei den seltsamen Hausmeistern der Abteilung MIFT gelandet.
Disney
TV-Kritik/Review: "Monster bei der Arbeit": Die flauschigen Unholde gehen jetzt in Serie/Disney

Im emsigen Bemühen, den eigenen Streamingdienst mit neuen Serien zu bestücken und dafür den gigantischen Backkatalog mit all den zusammengekauften Mega-Marken gewinnbringend anzuzapfen, hat Disney in den letzten beiden Jahren schon gut was weggeschafft: Die "Star Wars"-Welt wurde mit dem  "Mandalorian" und zuletzt der  "Bad Batch" ausgebaut, dem Marvel Cinematic Universe wird neuerdings gleich im Vierteljahrestakt eine weitere Ergänzung spendiert (zuletzt  "Loki"). Was bislang noch fehlte: Pixar. Aber auch damit geht es jetzt los.  "Monster bei der Arbeit" knüpft an das beliebte  "Monster AG"-Franchise an, bietet mit zehn Episödchen in knackiger Sitcom-Länge kompetenten Spaß für alte Fans und ihre jetzigen Kids - und hält sich durch eine clevere Schwerpunktverschiebung Möglichkeiten offen für mehr als nur eine Staffel.

Zwanzig Jahre ist es nun wirklich schon her, seit "Die Monster AG" die Kinos eroberte. Es war damals erst der vierte abendfüllende Pixar-Film, das heute tonangebende Animationsstudio gehörte damals noch nicht zu Disney. Erst ein Jahr später, lässt sich heute sagen, begann mit dem Oscargewinner  "Findet Nemo" das goldene Pixar-Zeitalter, "Die Monster AG" war der letzte Film vor dieser neuen Zeitrechnung. Doch die Umkehr der Verhältnisse, das oft (selbst-)ironische Spiel mit Klischees und Vorurteilen, all dies fand sich auch schon in diesem Film, in dem Monster zwar wie gehabt erschreckend sein sollten, aber eigentlich lustige Gesellen in sonderbaren Formen und Farben waren, die bloß ihrer Arbeit (dem erwerbsmäßigen Kindererschrecken) nachgingen, damit ihnen nicht der Strom ausging. Die Menschen waren ihnen genauso wenig geheuer wie umgekehrt - weil sie sich nicht gegenseitig kannten. Diese Art Neumarkierung von Figurengruppen als Typen wie du und ich ist seit  "Toy Story" der Pixar-Goldstandard: von den Superhelden in  "Die Unglaublichen", die ein stinknormales Familiendasein leben, bis zu den verkörperten Emotionen in  "Alles steht Kopf" oder den Seelen in  "Soul".

Im Jahr 2013, zwölf Jahre nach dem Original, schob Pixar, dann bereits unter dem Disney-Dach, mit  "Die Monster Uni" ein Prequel hinterher, in dem der Werdegang der beiden Protagonisten Mike (das kleine grüne Augapfelmonster mit der Scherzbold-Personality) und Sulley (ein behörntes Fellungetüm mit monsteruntypischer Seelenruhe) näher beleuchtet wurde. Der Film war nicht ganz so originell, aber immer noch höchst unterhaltsam und an der Kinokasse sogar noch erfolgreicher.

Mike (l.) und Sulley sind auch wieder mit von der Partie - und werden sogar befördert!
Mike (l.) und Sulley sind auch wieder mit von der Partie - und werden sogar befördert! Disney

Gesehen haben muss man das Prequel aber nicht, wenn man jetzt die "Monster bei der Arbeit" beobachten will. Es reicht für das Verständnis der Serie vollkommen aus, noch eine ungefähre Vorstellung vom Original zu haben - und vor allem von dessen Ende. Denn da hatten Sulley, Mike und die anderen Beschäftigten der Firma Monsters, Inc. herausgefunden, dass die Energie, die für den Betrieb der Monsterhauptstadt Monstropolis nötig ist, nicht zwingend aus dem Erschrecken von Kindern gewonnen werden muss, sondern viel einfacher generierbar ist, wenn man die Kinder zum Lachen bringt und ihr Gekicher speichert. Aus den an der Monster-Uni ausgebildeten "Schreckern" (scarers) der Firma sollten nun "Scherzer" (jokesters) werden. Das war ein feines Happy End - doch wie das Ganze vonstatten gehen sollte, welche strukturellen Umwälzungen das für den Konzern bedeuten würde, diese Details sparte der Film damals aus.

Daran knüpft die Serie nun an, und zwar direkt, indem die Probleme der Monster AG mit der gewollten Zweckentfremdung an einem gänzlich neuen Protagonisten durchgespielt werden. Dieser Tylor Tuskmon (im Original gesprochen von Ben Feldman aus  "Superstore") ist ein echter Streber mit bemerkenswert viel Schrecker-Talent, der auf der Monster-Uni so viel Scarer-Potenzial demonstrierte, dass sein Professor (Gaststar am Mikro: Alfred Molina aus  "Spider-Man 2") ehrfürchtig verkündet, dass es sogar dasjenige des großen Sulley überflügele. Klar, dass Tylor, ein lila Prachtmonster mit türkisem Haarschopf und stoßzahnartigen Hörnern, vom Fleck weg von der Monster-AG engagiert wird. Doch als er topmotiviert zum ersten Arbeitstag anrückt, erlebt er einen Konzern in Aufruhr, der seinen alten Werbespruch We scare because we care soeben in It's laughter we're after umgetextet hat: Schrecker wie Tylor braucht jetzt niemand mehr. Es wird umgeschult werden müssen, doch die ersten Schrecker, die sich als Scherzer erproben, scheitern kläglich. Kein Wunder, denn für die Kinder, denen sich die Monster durch die von der Monster-AG patentierte Tür-Portal-Technik nähern, ist natürlich nichts gruseliger als Monster, die nicht augenrollend brüllen, sondern zwanghaft versuchen, witzig zu sein.

Tylor wird zunächst einmal zur Seite geschoben, bzw. einem verschrobenen Hausmeisterteam zugeschanzt, das irgendwo in den unteren Etagen der Firmenzentrale ein eher undurchsichtiges Dasein führt. Der Name der Abteilung (Monsters Incorporated Facilities Team), abgekürzt MIFT, erinnert ans englische Wort für Außenseiter: misfit: Zu dieser Truppe werden offensichtlich vor allem jene geschickt, die anderswo nicht hineinpassen. Ein Affront für Tylor, versteht sich.

Drohgebärden in der Abstellkammer: Mehrauge Duncan (l.) hat Neuling Tylor direkt auf dem Kieker.
Drohgebärden in der Abstellkammer: Mehrauge Duncan (l.) hat Neuling Tylor direkt auf dem Kieker. Disney

Der Großteil der Gags aus den ersten beiden Folgen speist sich nun aus der Konfrontation des ambitionierten Protagonisten, der plötzlich für das Falsche ausgebildet zu sein scheint, mit den skurrilen MIFT-Kollegen, die sich selbst durchaus stolz als "Monster hinter den Monstern" verstehen und denen es an Selbstbewusstsein keineswegs mangelt. Sicher unbeabsichtigt, aber doch frappierend ist da die Parallele zur Prämisse von  "Star Trek: Lower Decks", einer Serie, die jüngst ebenfalls den Fokus legte auf ein Team, das "hinter" den Kulissen wirkt und den vermeintlichen Stars den Rücken freihält.

Die neuen Kollegen machen Laune: Abteilungsleiter Fritz (herrlich: Henry Winkler,  "Waterboy"), ein joviales, nasenbärhaftes Monster, ist von der weltumarmenden Sorte und bricht gerne mal in Musical-Gesänge aus, die pelzige Mechanikerin Val Little (Mindy Kaling,  "The Office") verhält sich so, als sei sie Tylors bester Kumpel, weil sie irgendwann mal einen Uni-Kurs mit diesem zusammen besuchte. (Dass sie als College-Abbrecherin nun auf derselben Stufe angestellt ist wie Musterstudent Tylor, ist eine schöne Pointe.) Außerdem im Team sind noch der zwielichtige Duncan (Lucas Neff,  "Downward Dog"), der Tylor sogleich bezichtigt, Fritz den Posten streitig machen zu wollen, die sarkastische Monsterkrabbe Cutter (Alanna Ubach), ein undefinierbares Wesen namens Banana Bread und ein kleines, übellaunig fauchendes Fellbällchen mit großen Zähnen.

Was aber ist mit Mike und Sulley? Die gibt es natürlich auch noch, und sie werden im Original wie damals in den Filmen von den Stars Billy Crystal und John Goodman gesprochen. Doch sind sie hier vor allem Nebenfiguren. Gleich zu Beginn werden sie von ihrer alten Nemesis, der spitzhaartürmigen Schreckschraube Roz und ihrer ähnlich gewitterziegigen Zwillingsschwester Roze (beide: Bob Peterson) zu den neuen Geschäftsführern der Monster AG ernannt, worüber sie sich zwar freuen, ohne aber genau zu wissen, wie sie den Konzernumbruch nun überhaupt wuppen sollen. Mike scheint, das deuten die ersten Folgen an, vor allem als Comedy-Coach für die ehemaligen Schrecker gebraucht zu werden. Die zweite Folge endet mit einer kleinen Comedy-Routine von Billy Crystal als Mike. Mal sehen, ob das in den anderen Folgen zu einer Art Regel wird - schön wär's. Vom bekannten Personal der Filme sind außerdem noch dabei: Jennifer Tilly als Mikes einäugige Freundin Celia Mae, die zur Supervisorin der Lach-Etagen (den umfunktionierten Schreck-Etagen) befördert wird, John Ratzenberger als Yeti, und Bonnie Hunt ( "Jumanji") als Monster-Uni-Dozentin Ms. Flint, die es mit neuen Lehrinhalten zu tun bekommt.

Tylor kennt sie nur flüchtig von der Monster-Uni. Doch Val Little (r.) tut so, als sei sie schon ewig mit ihm befreundet.
Tylor kennt sie nur flüchtig von der Monster-Uni. Doch Val Little (r.) tut so, als sei sie schon ewig mit ihm befreundet. Disney

Es gehört zum großen Plus von "Monster bei der Arbeit", wie wenig es einerseits enttäuscht, dass diese bereits eingeführten Figuren nur als Sidekicks ein paar kleine Szenen pro Folge zugeschanzt bekommen, dass ihre Gegenwart andererseits aber auch nicht fadenscheinig rüberkommt, also so, als habe Chefautor Bobs Gannaway, ein Disney-Serien-Veteran ( "Abenteuer mit Timon und Pumbaa"), sie lediglich in die Story hereingeschrieben, um mit ihnen ein besseres Marketing betreiben zu können. Letzteres ist natürlich nicht völlig von der Hand zu weisen, doch die alten und neuen Protagonisten und ihre Welten fügen sich so geschmeidig ineinander, dass es dramaturgisch niemals knirscht.

Allzu viel darüber sagen, ob das Konzept auch auf Dauer tragfähig ist, kann man indes noch nicht. In den ersten beiden Episoden gibt es vor allem Set-up: Die Beziehungen der Figuren zueinander werden grob skizziert, Gagpotenziale werden ausgelotet, wenn etwa das Team mit Neuankömmling Tylor kuriose Initiationsrituale durchspielt. Doch ein wirklicher Plot, der das MIFT-Team nun in bestimmte Abenteuer stürzt oder aufzeigt, wie die Außenseiter im Umbau der Monster AG vom Schreckspezialisten hin zur Lachspeicherfirma nützlich werden könnten, kristallisiert sich dagegen noch kaum heraus.

Doch natürlich könnte das alles, selbst wenn der Plot auf Dauer minimalistisch bleibt, auch über zehn Folgen hinweg gut unterhalten. Die schrägen, mal ein-, mal drei-, mal vieräugigen, mal tentakeligen, mal fellflauschigen Monsterfiguren waren ja auch schon in den Kinofilmen mehr als die halbe Miete - und der prominente Sprecher-Cast, zu dem in der Originalfassung noch Hailee Steinfeld ( "True Grit") als Sulleys neue Liebe Sofia gehört, liefert ordentlich ab. Die Musik von Dominic Lewis zitiert Randy Newmans Original-Score liebevoll an (u. a. mit einer feinen Acappella-Version) und sorgt auch sonst für Stimmung. Klar, selten erreicht das Ganze das aus den (meisten) Pixar-Filmen gewohnte, oft doppelbödige, stets auch Raum für existenzielle Abgründe bereithaltende Gag-Niveau. Die Macher setzen dagegen deutlich mehr auf Entertainment-Routine. Pixar selbst fungiert auch nur als Co-Produzent, entwickelt wurde die Serie von Disney Television Animation. Als Regisseur ist aber immerhin der kinoerfahrene Stephen J. Anderson ( "Triff die Robinsons") mit dabei, der in Sachen Tempo und Timing solide Arbeit leistet. Und als willkommener Nachklapp des beliebten Monster-Franchise dürfte das alles mindestens durchgehen.

Dieser Text basiert auf der Sichtung der ersten beiden Episoden der Serie "Monster bei der Arbeit".

Meine Wertung: 3/5

Die zehnteilige erste Staffel von "Monster bei der Arbeit " wird ab dem 7. Juli 2021 mit wöchentlich einer neuen Folge beim Streamingdienst Disney+ veröffentlicht.


 

Über den Autor

Gian-Philip Andreas hat Kommunikationswissenschaft studiert und viel Zeit auf diversen Theaterbühnen verbracht. Seit 1997 schreibt er für Print und online vor allem über Film, Theater und Musik. Daneben arbeitet er als Sprecher (fürs Fernsehen) und freier Lektor (für Verlage). Für TV Wunschliste rezensiert er seit 2012 Serien. Die seiner Meinung nach beste jemals gedrehte Episode ist Twin Peaks S02E07 ("Lonely Souls") ­- gefolgt von The Sopranos S03E11 ("Pine Barrens"), The Simpsons S08E23 ("Homer's Enemy"), Mad Men S04E07 ("The Suitcase"), My So-Called Life S01E11 ("Life of Brian") und selbstredend Lindenstraße 507 ("Laufpass").

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