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TV-Kritik/Review: "One of Us Is Lying": Young-Adult-Thriller scheitert an eigenen Stereotypen
(01.06.2022/ursprünglich erschienen am 12.10.2021)
Am Mittwoch, 1. Juni 2022, hat RTL+ die komplette erste Staffel der US-amerikanischen Teen-Mystery-Serie
Fünf Schüler müssen gemeinsam nachsitzen, aber nur vier von ihnen verlassen den Raum lebend. Das ist die Prämisse der neuen Peacock-Serie "One of Us Is Lying", basierend auf dem gleichnamigen Bestseller-Roman von Karen M. McManus. Jennifer Morrison (
Simon ist in "One of Us Is Lying" der Erzähler und so etwas wie das
Bei der geheimnisvollen Ankündigung kommen die entfernt an Spencer Hastings (Troian Bellisario) aus
Dabei werden nach und nach die Geheimnisse der vier Schüler aufgedeckt, die jedem von ihnen ein Motiv für den Mord geben. Und hierin liegt auch schon die größte Stärke der Serie: Die Handlung ist (zumindest nach den ersten zwei Folgen) nicht vorhersehbar. Jeder der Schüler ist gleichermaßen verdächtig und durch die vielen Wendungen rückt jeder abwechselnd in den Fokus. Das Tempo der Handlung ist schnell und packend, aber nicht überstürzt, sodass der Zuschauer von Anfang an einen leichten Zugang zu der Geschichte findet. Gebannt verfolgt man die Entwicklungen, hat Spaß beim Rätseln um den Mörder und tappt doch die meiste Zeit im Dunkeln.
Was man als Zuschauer aber nahezu von Beginn an weiß, sind die Geheimnisse von Bronwyn, Cooper, Addy und Nate. Und die sind so wenig interessant oder innovativ wie die Figuren selbst. Ironischerweise spricht Simon genau das innerhalb der ersten zehn Minuten der ersten Episode aus: Dieser Ort ist so ein Klischee. Es ist, als ob jeder hier ist, um für die Neuauflage eines John-Hughes-Films vorzusprechen.
Dabei verweist er auf die stereotypen Cliquen auf dem Campus der Schule, die sich in ähnlicher Manier zusammensetzen wie in Highschool-Filmen wie
John Hughes ist der Schöpfer des gleichsam erfolgreichen wie einflussreichen Coming-of-Age-Films
Das gilt vielleicht für die Figuren in der Serie, nicht aber für die Produzenten von "One of Us Is Lying". Nicht umsonst findet man auch in der Peacock-Serie die Stereotypen von Streberin, Sport-Ass, Beauty Queen, Bad Boy und Außenseiter vertreten. Soweit so gut, schließlich muss man bestimmte Tropes aus der Film- und Serienwelt auch erst einmal anerkennen, um anschließend mit den Motiven spielen zu können. Das gelingt dem Young-Adult-Thriller aber nur sehr bedingt.
Besonders der Transfer in die Neuzeit gestaltet sich dabei schwierig. Vieles wirkt einfach veraltet und merkwürdig fehl am Platz. Muss eine Nebenhandlung über ein Outing in einer Serie aus dem Jahr 2021 wirklich noch so dramaturgisch überspitzt dargestellt werden? Wären nicht überall die Smartphones präsent, könnte "One of Us Is Lying" auch Anfang der 2000er spielen. Natürlich werden die einzelnen Stereotypen in seltenen Momenten auch aufgelockert, im Endeffekt gelingt der Sprung in die Metaebene jedoch nicht und die fünf Schüler wirken mehr wie Archetypen statt selbstreferentielle Weiterentwicklungen der Rollen, die sie repräsentieren.
So beschleicht einen oft das Gefühl, das alles schon einmal gesehen zu haben. Zum Glück bringt die Handlung durch die vielen Rückblenden und Twists genug frischen Wind in die Serie, und die Jung-Darsteller können trotz ihrer stereotypen Figurenzeichnung überzeugen. Im Laufe der ersten zwei Folgen verdichten sich die Hinweise, dass jemand den Mord von langer Hand geplant hat, und es kein Zufall war, dass sich ausgerechnet Bronwyn, Cooper, Addy und Nate zusammen mit Simon beim Nachsitzen eingefunden haben. Das gegenseitige Misstrauen ist also einerseits groß, andererseits sitzen die unterschiedlichen Jugendlichen damit aber auch im selben Boot. Oder etwa doch nicht?
Unterm Strich ist "One of Us Is Lying" eine unterhaltsame Young-Adult-Serie mit einer von vielen Wendungen geprägten Handlung und überzeugenden Jung-Darstellern, die sich aber letztendlich in den selbst gewählten Stereotypen verheddert und sich dadurch nicht über ihre eigene Mittelmäßigkeit erheben kann. Im Endeffekt fehlt der Serie einfach das gewisse Etwas, mit dem sie sich von anderen Highschool-Dramen absetzen kann. Die Handlung ist spannend genug, um den Zuschauer bei der Stange zu halten und eignet sich perfekt für einen Serienmarathon an einem verregneten Herbst-Wochenende, jedoch wird die Serie für die meisten ebenso schnell wieder in Vergessenheit geraten, wie sie diese durchgebingt haben.
"One of Us Is Lying" wurde ab 7. Oktober 2021 bei Peacock, dem US-Streaminganbieter von NBCUniversal, veröffentlicht. Mittlerweile hat die Serie eine Verlängerung um eine zweite Staffel erhalten (TV Wunschliste berichtete).
Leserkommentare
Marc_Reiser schrieb am 17.10.2021, 09.02 Uhr:
Ich find die Serie unterhaltsam...ich sehe sie eher als eine Mischung von *13 reasons why* und *Elite*. Anfangs ist sie etwas holprig, aber dann entwickelt sie sich.
Peacock hatte bisher mit seinen Originals noch nicht viel Glück. Aber *One of us is flying* und *The lost symbol* könnten was werden.
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