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Apples Romanadaption um einen Kampfcyborg mit freiem Willen
Alexander Skarsgård wird "Murderbot"
Courtesy of Apple
TV-Kritik/Review: Alexander Skarsgård verleiht dem "Murderbot" ein menschliches Gesicht/Courtesy of Apple

Das "Leben" eines Sicherheitsroboters mit implantierten schweren Waffen könnte so angenehm sein: stundenlang bewegungslos herumstehen, während seine Sensoren automatisch die Umgebung scannen, und sich dabei auf die Episoden seiner Lieblings-Soap-Opera konzentrieren. Aber so ungefährlich wie gedacht ist die Forschungsmission auf einem unbewohnten Planeten dann leider doch nicht. Als ein Teammitglied plötzlich von einem riesigen Sandwurm angegriffen wird, muss die SecUnit (kurz für Security Unit, also Sicherheitseinheit) blitzschnell reagieren.

Einen Kampfandroiden zum Mittelpunkt einer Serie oder eines Kinofilms zu machen, ist keine neue Idee. Man denke nur an die diversen  "Robocop"-Filme nebst kurzlebiger  TV-Adaption oder an Arnold Schwarzeneggers Glanzrolle als  "Terminator". Die Apple TV+-Produktion  "Murderbot" basiert auf einer bereits siebenteiligen Romanreihe der US-amerikanischen Autorin Martha Wells, die 2017 mit "All Systems Red" begann, der jetzt auch der ersten Staffel der Adaption zugrunde liegt. Die Serienschöpfer Chris Weitz und Paul Weitz ( "Mozart in the Jungle") haben daraus zehn jeweils knapp halbstündige Episoden gemacht.

Das halbwegs komplexe Worldbuilding hinter der Geschichte vermittelt die Serie in den ersten Episoden eher nebenbei: In einer nicht näher bestimmten Zukunft wird ein großer Teil der Galaxis von einem einzigen Megaunternehmen beherrscht. Auf den Planeten des Corporation Rim wirkt es in alle gesellschaftlichen Bereiche hinein. Zur Absicherung von Missionen aller Art produziert das Unternehmen auch die sogenannten SecUnits, halb synthetische, halb organische Cyborgs, hinter deren massiver Panzerung sich ein menschliches Gesicht mit echter Haut verbirgt. Eine dieser Einheiten ist der von Alexander Skarsgård gespielte Titelheld, ein schon älteres Modell, das eine Gruppe etwas hippieesker WissenschaftlerInnen zu ihrem Schutz ausgewählt hat.

Mit Helm wirkt die SecUnit wie ein emotionsloser Android...
Mit Helm wirkt die SecUnit wie ein emotionsloser Android... Apple TV+

Was diese nicht wissen (und auch sonst niemand): Dem Cyborg ist es gelungen, sein Kontrollmodul zu hacken und dadurch einen freien Willen zu erlangen. Das versucht er um jeden Preis zu verbergen, da er fürchtet, sonst endgültig abgeschaltet zu werden. Schließlich ist eine selbstbestimmte tödliche Maschine bestimmt für keinen Menschen eine beruhigende Vorstellung, denkt sich der Android, der sich selbst den halbironischen Namen Murderbot gibt. Die Interaktion mit Menschen macht ihm Angst, da er deren Gefühlswelten nicht versteht und letztlich auch nur auf die allernötigste Kommunikation programmiert ist. Lieber taucht er stundenlang in die fiktiven Welten von Unterhaltungsprogrammen ab, die er heimlich konsumiert, vor allem in die Space-Opera "Aufstieg und Fall von Sanctuary Moon". Für diese schmalzigere Variante von  "Raumschiff Enterprise" hat er eine regelrechte Obsession entwickelt.

SecUnit alias Murderbot begleitet also das Forscherteam, das von einer unabhängigen Außenwelt kommt, auf der man viel Wert auf Diversität und Gleichberechtigung legt, auf einen noch weitgehend unerforschten Planeten. Dr. Mensah (Noma Dumezweni) und ihre KollegInnen stellen jede zu treffende Entscheidung erstmal zur Abstimmung und stellen mit ihrem "woken" Getue den auf Effizient programmierten Androiden auf eine Geduldsprobe. Dr. Gurathin (David Dastmalchian) schöpft unterdessen Verdacht, dass mit dem Cyborg etwas nicht in Ordnung sein könnte und begegnet ihm misstrauisch. Während die anderen Teammitglieder beginnen, sich ihm, nachdem er sie mehrmals gerettet hat, verpflichtet und emotional verbunden zu fühlen. Das wird wiederum zur Gefahr für die Menschen, als fremde Kampfroboter ihn überwältigen und programmieren, die Forscher zu töten.

...ohne Helm erscheint sie dank echten Gesichts (Alexander Skarsgård) gleich viel menschlicher.
...ohne Helm erscheint sie dank echten Gesichts (Alexander Skarsgård) gleich viel menschlicher. Apple TV+

"Murderbot" läuft unter dem Label action comedy und bietet tatsächlich eine teils etwas befremdlich anmutende Mischung aus Humor, Kampfszenen und emotionalem Drama in einem Science-Fiction-Setting. Das kennt man etwa auch aus  "The Orville", jener Serie, die als "Star Trek"-Parodie begann und sich schnell zu einer intelligenten und warmherzigen Hommage vor allem an die  "Next Generation" entwickelte. Im Gegensatz dazu hat "Murderbot" immer nur 23 bis 25 Minuten pro Episode zur Verfügung und muss deshalb wesentlich schneller zum Punkt kommen, arbeitet aber auch mit einer fortlaufenden Handlung über die gesamte Staffel.

Produktionsdesign und Actionszenen sind für eine etwas kleinere Streamingserie absolut überzeugend ausgefallen. Entscheidend für die Bewertung der Serie sind sie ohnehin nicht, da hier eindeutig Handlung und Figurenzeichnung im Mittelpunkt stehen. Ersterer mangelt es nach einigen Folgen etwas an Originalität. Irgendjemand scheint die Mission sabotiert und die Forscher unnötigen Gefahren ausgesetzt zu haben. Zu letzteren zählen Sandwürmer, die direkt aus  "Dune" entfleucht zu sein scheinen. Die Figurenzeichnung ist gelungen, obwohl oder gerade weil es nicht einfach ist, einem Androiden Charaktertiefe zu verleihen. Das gelingt hier durch das Stilmittel des inneren Monologs, an dem wir Zusehende durch Skarsgårds Off-Stimme teilhaben - oft in Form staubtrockener Kommentare zum Geschehen.

Das wissenschaftliche Team (Akshay Khanna, Tattiawna Jones, Sabrina Wu, David Dastmalchian, Noma Dumezweni und Tamara Podemski, v. l. n. r.)
Das wissenschaftliche Team (Akshay Khanna, Tattiawna Jones, Sabrina Wu, David Dastmalchian, Noma Dumezweni und Tamara Podemski, v. l. n. r.) Apple TV+

Der schwedische Schauspieler ( "Big Little Lies",  "Succession") hat sicher die schwierigste Rolle, darf er doch nur mit sehr eingeschränkter Mimik agieren. So ist es hauptsächlich seine Stimme, über die er die verwirrenden "Gefühlslagen" des Cyborgs vermittelt, während seine Augen dessen Unsicherheit widerspiegeln. Die NebendarstellerInnen des Forscherteams beweisen sich in klassischerem komödiantischen Schauspiel, während John Cho (der Sulu in den neuen  "Star Trek"-Kinofilmen) und Jack McBrayer ( "30 Rock") in der soapigen Serie-in-der-Serie klamaukig overacten dürfen.

Wie gesagt, originell ist an "Murderbot" im Grunde gar nichts. Die inneren Konflikte künstlicher Intelligenzen oder halb organischer Cyborgs sind spätestens seit Data von der Enterprise bis ins Letzte durchdekliniert worden. Design und Funktion der SecUnit erinnern sehr stark an den Robocop. Auch der Murderbot hat nur verschwommene Erinnerungen an sein Vorleben und versucht, seine Vergangenheit zu erkunden. Die sozialen Konflikte innerhalb des Corporation Rim (wo Vertragsarbeiter wie moderne Sklaven die Drecksarbeit verrichten) lassen wiederum an  "The Expanse" denken, ohne dass die Serie bisher dessen erzählerische Tiefe erreicht. Aber manchmal ist es ja auch schon genug, bekannte Elemente neu zu kombinieren, um zwar keinen großen Wurf, aber nette Unterhaltung für zwischendurch zu schaffen.

Dieser Text basiert auf der Sichtung der ersten fünf Episoden von "Murderbot".

Meine Wertung: 4/5

Die zehnteilige erste Staffel startet am 16. Mai mit den beiden Auftaktfolgen bei Apple TV+. Die weiteren Episoden werden dann jeweils freitags veröffentlicht.



 

Über den Autor

  • Marcus Kirzynowski
Marcus Kirzynowski ist Düsseldorfer Journalist und Serienfreund; wuchs mit "Ein Colt für alle Fälle", "Dallas" und "L.A. Law" auf; Traumarbeitgeber: Fisher & Sons, County General Notaufnahme; die Jobs auf dem Battlestar Galactica und im West Wing wären ihm hingegen zu stressig; Wunschwohnort: Cicely, Alaska. Schreibt über amerikanische und europäische TV-Serien sowie andere Kultur- und Medienthemen, u.a. für TV Wunschliste und sein eigenes Online-Magazin Fortsetzung.tv.

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Leserkommentare

  • Flapwazzle schrieb am 15.05.2025, 21.19 Uhr:
    Das wird mit Sicherheit eine spannende neue Apple-Serie und verkürzt etwas die Wartezeit auf die Fortsetzung auf "Foundation". Ich freue mich.