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TV-Kritik/Review: "Matlock": Eine nur scheinbar harmlose Großmutter

(16.05.2025)

Wer ab den späten 1980er-Jahren auch nur hie und da das ZDF einschaltete, wird nicht an ihm vorbeigekommen sein:
Kathy Bates, die einen Oscar für
Matty Matlock, genau wie der Typ aus der Fernsehserie, woraufhin ältere Leute wissend reagieren, die jungen Kollegen aber sofort fragen:
Welche Fernsehserie?

Dieser entspannt-selbstironische Meta-Umgang mit dem eigenen Markenerbe, das natürlich tatsächlich eher bei den nicht mehr allzu werberelevanten Zuschauerjahrgängen die Nostalgiemaschine anschmeißt, prägt die neue Serie. Fast zu offensiv wird damit umgegangen, dass die neue Matlock (obgleich ebenfalls aus Georgia kommend, wo die alte Serie spielte) natürlich nicht verwandt sein kann mit dem innerhalb der Serie ebenfalls fiktiven TV-Matlock, wobei der Gag natürlich vor allem darin besteht, dass auch die neue Serie, für uns Zuschauer, fiktiv ist.
Die Serie geht jedenfalls keine Umwege, um die grundlegende Fall-der-Woche-Struktur der Originalserie von Anfang an nachahmen zu können. Gleich zu Beginn schleicht sich Matty (im biederen Oma-Look) erst ins Gebäude, dann in die Büros und schließlich sogar in den Sitzungssaal der hochkarätigen New Yorker Anwaltsfirma Jacobson Moore, um sich dort als neue Mitarbeiterin aufzudrängen.
All dies gelingt ihr, indem sie ihre vermeintlich geriatrische Gefahrlosigkeit ausnutzt. Sie lässt andere Leute für sie Türen öffnen, Passcodes eingeben usw., nur um dann im entscheidenden Moment einen messerscharfen Powermove auszupacken und ihre Kompetenz unter Beweis zu stellen - in diesem Fall der Firma nicht nur einen entscheidenden Hinweis in Bezug auf einen Fall zu geben, in dem diese gerade nicht weiterkommt, sondern auch zu demonstrieren, dass gerade ihre just zur Schau gestellte trügerische Arglosigkeit als alte, schwächliche Frau ihre stärkste Waffe ist: Frauen werden im Alter unsichtbar
, sagt Matty. Dies auszunutzen, wird in den folgenden Episoden zu ihrer Superkraft.
Das Team, mit dem sie es nach ihrer prompten Einstellung (auf Probe) in der auf Unternehmensfälle spezialisierten Top-Firma zu tun bekommt, sieht so aus: Olympia Lawrence (perfekt als Power-Juristin: Skye P. Marshall aus

Das ist das berufliche Umfeld, in das Matty Matlock hineingerät und dessen Potenzial für Amouren, Zerwürfnisse, Wiederzusammenfindungsprozesse und Konkurrenzen die Drehbücher der einzelnen Folgen weidlich auszuschöpfen verstehen. Die Fälle, um dies es geht, spiegeln die gesellschaftlichen Veränderungen seit der alten "Matlock"-Serie wider: Sie kreisen um Vorurteile gegenüber behinderten Personen oder People of Colour, es geht ums korrupte Gefängnissystem, um Demenz und sogenanntes union busting (Gewerkschaftssabotage), um lesbische Paare, verseuchte Babynahrung und sexuelle Belästigung. In einem zentralen Fall aber geht es um die Machenschaften der Pharma-Industrie, in enger Anlehnung an die Opioid-Krise, eine der schlimmsten Großkrisen in den USA der letzten Dekade.
Genau damit wären wir wieder bei der Figur Matty Matlock. Diese stellt sich eingangs als 75-jährige Witwe vor, deren verstorbener spielsüchtiger Mann ihr erhebliche Schulden hinterließ. Zudem müsse sie sich nach dem tragischen Tod ihrer Tochter auch um ihren Enkel kümmern, mit dessen Erziehung sie Probleme habe. Aus Geldnot sei sie dazu gezwungen, nach 34 Jahren Job-Pause wieder zu arbeiten. Das alles aber ist nur das, was sie vorgibt. Denn Matty hat noch eine geheime Motivation, die sich nicht auf den ersten Blick zeigt - was damit gleichzeitig für die Serie selbst gilt, die sich nicht mit der Fall-der-Woche-Routine des alten "Matlock" zufriedengibt, sondern am Ende der Pilotepisode mit einem großen reveal eine entscheidende zweite Ebene aufmacht, die das Mystery-Grundprinzip des neuen "Matlock" überhaupt erst enthüllt. Wer davon noch nichts wissen will, möge nach diesem Absatz aufhören zu lesen - sei aber unbedingt dazu aufgefordert, sich am Ende der Pilotepisode selbst ein Bild zu machen. Ob man Lust hat auf diese "Matlock"-Neukonzeption oder nicht, wird sich nämlich genau an jener Stelle zeigen.
Achtung, entscheidende SPOILER in den verbleibenden Absätzen!

Als Matty Matlock nämlich am Ende der ersten Episode Feierabend macht und sich - so denken die neuen Kollegen - auf den Weg in ihre kleine Wohnung in Queens begibt, wird sie um die Ecke von einer Limousine abgeholt und in ihre eigentliche Heimstatt gefahren: ein luxuriöses Anwesen, wo sie mit ihrem keinesfalls verstorbenen und/oder verschuldeten Ehemann Edwin (Sam Anderson) glücklich zusammenlebt. Weder hat sie Geldsorgen noch heißt sie Matlock. Stattdessen verfolgt Matty Kingston (ihr tatsächlicher Name) einen geheimen Plan, der in jenem Fakt begründet liegt, der von ihrer offiziellen Biografie als Einziger stimmte: dem tragischen Tod ihrer Tochter. Die starb an ihrer Opioid-Sucht, und Jacobson Moore ist jene Firma, die entscheidende Beweise gegen die Pharma-Industrie verschwinden ließ.
Matty wird also davon angetrieben, Jacobson Moore zu infiltrieren, das Vertrauen aller Mitarbeitenden zu erschleichen und zugleich gegen diese zu ermitteln und die oder den Schuldigen am Ende auffliegen zu lassen - ganz so, wie es Matlock in jeder einzelnen Folge tut. Dieses große Geheimnis - Matlock als Maulwurf in eigener Sache - sorgt nun nicht nur für Spannungssequenzen, wenn Matty etwa in der Firma aufzufliegen droht oder sich nach und nach (mithilfe ihres technikaffinen Enkels Alfie, von Newcomer Aaron D. Harris gespielt als kindlicher Bond-"Q") in Handys, Laptops, Aktenzimmer und andere verbotene Areale hineintrickst; es bietet auch die Grundlage dafür, dass Kathy Bates eine ganze Bandbreite von Emotionen schauspielerisch abarbeiten kann. Der Kontrast zwischen der verschmitzt-großmütterlichen Kanzlei-Matty, die sich mit Bonbons und Tatschehändchen in die Herzen aller Verdächtigen schleicht, und der viel mondäneren, mit offenem Haar durch ihre Villa stolzierenden Matty ist groß; ihre Trauer und Wut über den unnötigen Tod der Tochter führen zu bewegenden Szenen.
Erstaunlicherweise trägt diese dramaturgische wie schauspielerische Doppelgleisigkeit bis zum Schluss der 19 kurzweiligen Episoden. Aus einer bloßen "Matlock"-Neuauflage macht sie ein ganz anderes "Matlock", das dem alten "Matlock" aber trotzdem treu bleibt. Am Ende der Staffel hat Matty schon einiges aufgedeckt, es bleibt aber noch genügend ungeklärt, um eine willkommene zweite Staffel möglich zu machen - die von CBS inzwischen auch bestellt wurde.
Dieser Text basiert auf der Sichtung der kompletten ersten Staffel von "Matlock".
Die erste Staffel von "Matlock" lief in den USA zwischen vergangenem September und April bei CBS. Die Deutschlandpremiere erfolgt ab Samstag, dem 17. Mai beim Pay-TV-Sender UniversalTV; immer samstags gibt es Doppelfolgen.
Über den Autor
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Leserkommentare
simonNeckar schrieb via tvforen.de am 22.05.2025, 13.21 Uhr:
Hätte man sich dann nicht einfach einen neuen " unbenutzten "Namen für Hauptrolle ausdenken können?
andreas_n schrieb via tvforen.de am 22.05.2025, 15.33 Uhr:
simonNeckar schrieb:
Hätte man sich dann nicht einfach einen neuen "
unbenutzten "Namen für Hauptrolle ausdenken
können?
Dann hätte aber wohl einer der wichtigsten Running-Gags der Serie nicht mehr funktioniert.Spenser schrieb via tvforen.de am 18.05.2025, 01.41 Uhr:
Sehr angenehm heute fand ich, dass die Serie niemals versucht, ein Reboot des Originals zu sein sondern freiwillig zugibt, im Grunde nichts mit der Urserie zu tun zu haben und man sich sogar lustig drüber machte, dass sie mit dem TV-Matlock von damals immer anbgesprochen wurde :) Trotzdem tauchte in Folge 2 etwas das Titel-Theme der Serie auf.Die ersten beiden Folgen gefielen mir wirklich gut...und wie gesagt finde ich es sehr angenehm, dass diese Serie zu keiner Zeit ein Reboot sein will und das auch deutlich macht.
streamingfan schrieb am 17.05.2025, 16.16 Uhr:
Ich bin schon total gespannt heute Abend auf die ersten beiden Folgen der Serie.Wahrscheinlich schauen alle anderen Leute ESC.
DerMeister schrieb am 17.05.2025, 10.25 Uhr:
"erschlankt" kann nur jemand schreiben, der keine Ahnung davon hat, dass Mrs Bates schwere Krebserkrankungen hinter sich hat.
Inhaltlich ist jeder Vergleich mit der alten Serie komplett sinnlos, weil die Serie sich nur den Namen borgt, was angesichts der anspruchsvollen Inhalte eigentlich sehr schade ist, da die Serie auch "Sowieso Law" hätte heißen können und ihr der "Vergleich" erspart geblieben wäre.Flapwazzle schrieb am 17.05.2025, 09.22 Uhr:
Der alte "Matlock" war so oder so vor meiner Zeit und somit habe ich da keine Berührungspunkte. Die Kritik klingt vielversprechend und da Kathy Bates eine großartige Schauspielerin ist und ich sie bisher in keiner einzigen schlechten Rolle erleben "musste", wird die Serie sofort zur Aufnahme vorgemerkt. War es nicht mal so, dass Serien, die bei UniversalTV gezeigt wurden, dann auch bei Sky/wow verfügbar waren?
Flapwazzle schrieb am 21.05.2025, 19.37 Uhr:
@Marcus Cyron
Hast Du den Artikel gelesen?! Der Anbieter WOW kommt im gesamten Artikel (Stand: 21.05.2025) nicht vor. Aber bevor Du ausrastest, die Serie ist inzwischen bei WOW/Sky verfügbar.Marcus Cyron schrieb am 17.05.2025, 11.36 Uhr:
Wow. Glückwunsch! Sie haben den Artikel nicht gelesen. Aber sie haben eine Meinung. Wow!
KellerFilm schrieb am 17.05.2025, 09.37 Uhr:
Warum muss man solche alten Serien immer wieder neu verwursten? Haben die heutigen Schreiber keine eigenen Ideen oder trauen sie sich nur nicht? Und wenn schon eine weibliche Matlock, warum nicht im eigenen Universum bleiben und die Geschichte mit seiner eigenen Tochter weiter erzählen? Hätte ja genauso von Kathy Bates gespielt werden können. Da hat man viel Potenzial verschwendet und was unnötig kompliziertes erfunden. Matlock als fiktive Serie innerhalb der Serie, das ist schwachsinn. Seine eigene Tochter, die schon in der original Serie seine Anwaltskollegin war, hätte da viel besser gepasst. Schade um die verlorene Chance.
Marcus Cyron schrieb am 16.05.2025, 17.34 Uhr:
DAS ist wirklich mal eine richtig gelungene Kritik. Sowas würde man wirklich gerne öfter lesen, statt zu erfahren, wer beim nächsten Dschungelcamp oder im Fernsehgarten mitmacht.
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