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TV-Kritik/Review: Helix
(20.01.2014)
Eine Forschungsstation in der Arktis, ein Virus geht um. Zwei Männer liegen tot am Boden, ein dritter röchelt noch, irgendwas zappelt unter seinem Adamsapfel. Zwei Tage später sitzt ein smarter Mann vom Militär im Büro der "Centers for Disease Control and Prevention" in Georgia, also jener Behörde, die in den USA vor allem für Krankheitsprävention zuständig ist. Dr. Alan Farragut, Koryphäe auf dem Gebiet der Seuchenbekämpfung, soll vor Ort nach dem Rechten schauen. Warum gerade er? Nun, der röchelnde Dritte ist sein Bruder. Nach seiner Ankunft muss Farragut vermuten, dass der Chef der Station, Dr. Hatake, nicht die Wahrheit sagt. Und das Virus? Es verbreitet sich, indem Infizierte pechschwarzen Schleim in anderer Leute Münder rotzen.
Keine Frage: Das ist ein lupenreiner B-Film-Plot, den der Syfy-Kanal hier auf die Fernsehwelt loslässt. Normalerweise würde man so etwas in einem mittelkurzen Guilty-Pleasure-Reißer aus dem unteren Videothekenregal erwarten, doch Syfy hat eine Serie daraus gestrickt, die zunächst einmal auf 13 Folgen angelegt ist. Erdacht hat
Die Verbindung "alter Hase" vs. "junges Talent" klingt gut, doch "Helix" geht, das zeigt sich schnell, keine wirklich neuen Wege: Die Ansteckungsparanoia aus Infektionsfilmen wie "Outbreak" wird mit der klaustrophobischen Stimmung kombiniert, die Filme mit isolierten Schauplätzen zu eigen ist: Raum- oder Geisterschiffe, Ölbohrinseln - oder eben Forschungsstationen im ewigen Eis, die am Tag nur eine Stunde lang per Satellit Kontakt zur Außenwelt haben. So wie hier.
Der Pilotfilm, der aus zwei ineinander übergehenden Folgen ("Pilot" und "Vector") besteht, bringt zunächst Ernüchterung: Nach dem eingangs beschriebenen, blutigen Kaltstart werden die Hauptfiguren denkbar schematisch eingeführt: Farragut selbst ist der projektierte Star der Serie, sein Darsteller Billy Campbell der prominenteste im Cast. Das langjährige Seriengesicht (
Hinzu kommt nun der obligatorische, für Comic Relief zuständige Sidekick: Die drall-derbe Catherine Lemieux spielt Dr. Boyle, eine taffe Tierärztin, die in der deutschen Fassung garantiert von Regina Lemnitz synchronisiert werden wird, der deutschen Stimme von Whoopi Goldberg und Kathy Bates. Des Weiteren gibt es den dunkelmächtigen Widerstand, auf den Farragots Team trifft: Das ist vor allem besagter, im Dienst einer Pharmafirma stehender Stationsleiter Dr. Hatake, gespielt von Hiroyuki Sanada, Hollywoods Mann für zwielichtige Japaner (z. B. in der letzten
Ein B-Film-Plot, wie gesagt. Neben den Charakterschablonen stören auch die Dialoge. Sie bestehen meist daraus, dass Figuren hinweisende, erklärende, beschreibende Sätze äußern - und mehr nicht. Echtes Leben hat bislang noch keiner der Protagonisten entwickeln können, Dr. Hatake immerhin verbreitet, wenn er da vor seiner Wand aus ledergebundenen Büchern sitzt (wer die wohl alle in die Arktis geschleppt hat?) und unergründlich ins Eis starrt, einen dezent bedrohlichen Dunkelcharme.
Taugt denn nun der Rest? Eins ist sicher: Es wird besser. Nicht nur sorgt der kontrastive Einsatz von sonnigen Burt-Bacharach-Hits aus den Sixties für Unbehagen im klinischen Laborszenario. Auch gelingt es den Machern z. B. ganz gut, die Forschungsstation als klaustrophobischen Raum zu entwickeln. Dieser scheint aus ziemlich vielen, ins Eis gestampften Stockwerken zu bestehen, verbunden durch viele, enge Korridore. Zweitens erweist sich der Infektions-Horror als überraschend effektiv: Die Ansteckungsmethode selbst (pechschwarzer Schleim muss in fremde Körperöffnungen gelangen) segelt schön eklig in David-Cronenberg-Fahrwasser, spielt also auf bewährte Weise mit der puritanischen Angst des US-Publikums vor allem Sexuellen. Auch schwarz vermoderte Skelette im Leichensack sind nichts für Zartbesaitete. Die Infizierten werden bald zu rasenden Bestien, die durch die Gänge irrlichtern wie die High-Speed-Untoten des neueren Zombiefilms. Tricktechnisch überzeugt das mehr als das würmchenförmige, nanometerwinziger Virus selbst, das einmal dabei gezeigt wird, wie es sich wildwuchernd und blitzschnell zu einem schwarzen Riesengebilde verzweigt.
Drittens wird spätestens ab Episode drei heftig an der Paranoiaschraube gedreht: Bald weiß niemand mehr, wer infiziert ist und wer nicht. Was ist ein Symptom und was nicht? Warum hat Jordan eine lange Narbe über ihrer Wirbelsäule? Unter Tage macht sich Massenpanik breit. Lange beruhigen sich Walker und Jordan mit einem angeblich verlässlichen Test, doch am Ende stellt sich der als falsch heraus. Walker will Alarm schlagen (die Falschen sind in Quarantäne! die Infizierten laufen frei herum!), doch da hat schon jemand den Satelliten in die Luft gesprengt. Das ist schon ziemlich spannend.
Dennoch reißt "Helix" auch inszenatorisch nicht zu Jubelstürmen hin. Von einigen desorientierenden Jump Cuts und einem schönen Helikopterflug über den Nordpol abgesehen, kommt die Serie optisch zu gelackt daher, das ständige Oberlicht erinnert ungut an Mystery-Serien aus den Neunzigern.
Wenn es Porsandeh, Moore und Co. jedoch gelingen sollte, ihren Figuren mehr Fleisch und Seele anzudichten und sich dabei weniger auf die Seifenoper-Klischees als auf die Science- und Mystery-Elemente zu konzentrieren (Was ist der "White Room"? Wovor flohen die toten Affen draußen im Eis?), dann könnte aus "Helix" noch eine angemessen mitreißende Sache werden. Aber nur, wenn.
Dieser Text basiert auf der Sichtung der ersten drei Episoden von "Helix".
© Alle Bilder: Syfy
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