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TV-Kritik/Review: Riverdale

Comic-Adaption überzeugt mit passendem Feeling und fähigen Jungstars - von Marcus Kirzynowski
(25.02.2017)

Die jungen Charaktere aus "Riverdale" in passender Comic-Optic
Die jungen Charaktere aus "Riverdale" in passender Comic-Optic

Das relativ kleine US-Network The CW hat sich in den vergangenen Jahren zunehmend auf Serienadaptionen von Comicfiguren spezialisiert. (Green)  "Arrow",  "Flash",  "Supergirl" und zumindest einige der  "Legends of Tomorrow"-Helden sind auch in Deutschland halbwegs bekannt, im Gegensatz zur Comicvorlage von  "iZombie". Sehr spezifisch amerikanisch sind die Vorlagen zur neuesten Adaption des Senders,  "Riverdale": die Comicreihen um Archie und seine Freunde in der gleichnamigen Kleinstadt erscheinen in den USA durchgehend seit 1941, auf Deutsch gab es jedoch nur in den 1960er und 70er Jahren einige Geschichten in der Zeitschrift "MV Comix" zu lesen - und ein einziges Taschenbuch mit Archie als Titelheld. Die Comics haben nichts mit Superhelden zu tun, sondern erzählen von ganz normalen Teenagern, die bis vor kurzem in einem cartoonhaften Funnystil gezeichnet waren. 2015 gab es dann einen großen Relaunch, durch den die Figuren realistischer und gegenwärtiger werden sollten. Daran orientiert sich jetzt auch die TV-Umsetzung.

Auf den ersten Blick ist "Riverdale" tatsächlich eine typische Teenie-Soap und passt damit perfekt ins Programm des jugendaffinen CW-Networks, dem wir etwa auch schon  "Gossip Girl" oder die Remakes  "90210" und  "Melrose Place" zu verdanken haben. Das Leben in dem titelgebenden Städtchen wird auf den Kopf gestellt, als am Nationalfeiertag 4. Juli der Schüler Jason Blossom verschwindet und kurz darauf aus einem Waldsee geborgen wird - mit einer Schusswunde in der Stirn. Der Zwillingsbruder der egozentrischen Cheryl (Madelaine Petsch) war der Star der Football-Schulmannschaft, seine Position übernimmt nun Archie Andrews (KJ Apa), der sich über die Sommerferien beim Arbeiten auf dem Bau ordentlich Muskeln antrainiert hat. Das macht ihn auch gleich bei einer neuen Mitschülerin attraktiv, der selbstbewussten Veronica Lodge (Camila Mendes), die mit ihrer Mutter aus New York nach Riverdale zieht, nachdem die Familie wegen eines Vergehens des Vaters finanziell abgestürzt ist. Veronica kommt damit Archies bester Freundin Betty Cooper (Lili Reinhart) in die Quere, die schon lange mehr für ihren Sandkastenfreund empfindet, sich aber nie traute, ihm das auch zu gestehen.

Soap-Royalty: Luke Perry
Soap-Royalty: Luke Perry

Das blonde brave Mädchen, die schwarzhaarige draufgängerische Neue und mittendrin der verwirrte Archie - die Konstellation scheint klar und Potential für endlose Zickenkriege garantiert. Aber so einfach machen es sich die Autoren um Roberto Aguirre-Sacasa, den Kreativchef des Archie Comics Verlags, nicht. Entgegen der Erwartungen stellt sich Veronica nämlich schnell als äußerst sympathische junge Frau heraus, die zudem alles tut, um Betty als Freundin zu gewinnen. Und Archie selbst ist mit dem Kopf sowieso ganz woanders, hat er doch in den Ferien eine heiße Affäre mit der neuen Musiklehrerin Miss Grundy (Sarah Habel) begonnen. Zugegeben, das liest sich alles recht klischeehaft. Das Interessante an der Serie ist aber, wie sie diese bekannten Stereotypen aufgreift und mit einer kräftigen Portion Selbstironie immer wieder aufbricht. Nur selten ist eine Figur, was sie am Anfang zu sein scheint. Selbst die zickige, verwöhnte Cheryl zeigt öfter sympathische Seiten und macht auch mal gemeinsame Sache mit Betty und Veronica. Großartig auch die Sequenz in der dritten Folge, in der Vorzeigetochter Betty sich mit schwarzer Perücke und Bikini in einen Vamp verwandelt, um es gemeinsam mit Veronica einem Football-Spieler heimzuzahlen, der Mitschülerinnen verführt, nur um sie vor seinen Mannschaftskameraden bloßzustellen. Diese Szene kann nicht nur als feministisches Statement gelesen werden, sondern lässt auch gehörige Zweifel an der geistigen Gesundheit von Betty aufkommen, deren Schwester sich ohnehin schon in stationärer Behandlung befindet.

In gewisser Weise löst "Riverdale" das Versprechen ein, das  "Dawson's Creek" in den 1990er Jahren gegeben hat: Es ist das Teenagerdrama, das alle Klischees des Genres so weit auf die Spitze treibt, das etwas Neues dabei herauskommt. Ähnlich wie damals Dawson und seine Freunde machen auch Archie & Co. regelmäßig popkulturelle Anspielungen und geben damit den Zuschauern zu verstehen, dass sie genau wissen, in welchem Medienumfeld sie sich bewegen. Anders als die 90er-Erfolgsshow bleibt "Riverdale" aber nicht beim High-School-Genre stehen, sondern vermischt dieses mit starken Mysteryelementen. Der Vergleich mit  "Twin Peaks" hinkt zwar etwas, aber auch in diesem Kleinstädtchen hat hinter den bürgerlichen Kulissen fast jeder Einwohner ein mehr oder weniger dunkles Geheimnis. Und über allem schwebt natürlich die Frage, wer den erfolgreichen Schüler ermordet hat. Mit den "Twin Peaks"-Referenzen spielen die Macher bewusst, indem sie dessen Veteranin Mädchen Amick als Bettys Mutter besetzt haben. Mit Luke Perry, dem "wilden" Dylan aus  "Beverly Hills, 90210", findet sich noch ein weiterer ehemaliger Teenieserien-Star in einer Elternrolle wieder, der von Archies Vater.

So schön es immer ist, vertraute Gesichter gealtert wiederzusehen, so sind die eigentlichen Stars in "Riverdale" aber doch klar die jungen Darsteller. Hier ist die Besetzung insbesondere der drei Hauptfiguren Archie, Betty und Veronica ausgesprochen gelungen, die sehr sympathisch rüberkommen. Auch handwerklich ist die Serie für eine Networkproduktion überdurchschnittlich: Setdesign, Bildgestaltung und Musikauswahl wirken wie aus einem Guss. Wenn sich die Schüler im örtlichen Diner mit dem schönen Namen "Pop's Chock'lit Shoppe" treffen, fühlt man den leicht modrigen Charme der 50er Jahre, ohne dass die Serie zu retro wirkt. Den Produzenten, zu denen auch wieder "Mr. Comicadaption" Greg Berlanti gehört, ist eine unterhaltsame Serie gelungen, die auch ohne Kenntnis der Vorlage genossen werden kann, obwohl ihre Wurzeln in der knallbunten Welt der Sprechblasen-Literatur immer durchschimmern. Von der Schwemme der Superhelden-Serien mit ihren ewig gleichen Kampfszenen hebt sie sich angenehm ab. So kann's weitergehen.

Dieser Text basiert auf Sichtung der ersten vier Episoden der Serie.

Meine Wertung: 3.5/5

Marcus Kirzynowski
© Alle Bilder: The CW


 

Über den Autor

  • Marcus Kirzynowski
Marcus Kirzynowski ist Düsseldorfer Journalist und Serienfreund; wuchs mit "Ein Colt für alle Fälle", "Dallas" und "L.A. Law" auf; Traumarbeitgeber: Fisher & Sons, County General Notaufnahme; die Jobs auf dem Battlestar Galactica und im West Wing wären ihm hingegen zu stressig; Wunschwohnort: Cicely, Alaska. Schreibt über amerikanische und europäische TV-Serien sowie andere Kultur- und Medienthemen, u.a. für TV Wunschliste und sein eigenes Online-Magazin Fortsetzung.tv.

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