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TV-Kritik/Review: "Dead End": Wenn sich in Brandenburg die Leichen auf dem Seziertisch stapeln

von Gregor Löcher
(25.02.2019)
Neue ZDFneo-Serie mit raffinierten Fällen und einer fordernden Heldin
Tochter Emma (Antje Traue) und Vater Peter (Michael Gwisdek) machen sich an die Arbeit
ZDF/Carolin Ubl
TV-Kritik/Review: "Dead End": Wenn sich in Brandenburg die Leichen auf dem Seziertisch stapeln/ZDF/Carolin Ubl

Am 26. Februar startet ZDFneo die Ausstrahlung der neuen eigenproduzierten Serie  "Dead End". Wenig überraschend für das deutsche Fernsehen handelt es sich um einen weiteren Zuwachs zum Krimi-Genre. Wer dann noch die Stichworte "Forensikerin" und "Leichenbeschauer" hört, wird sich wohl etwas wie "CSI: Germany" vorstellen. Irgendwo in Deutschland wird irgendwem mit irgendwas der Schädel eingeschlagen, und die restliche Sendezeit über analysieren die Protagonisten verschiedenste Partikel, die an der Leiche gefunden werden, bis sie anhand dieser kurz vor Ende der Folge den Täter überführen können. Ganz so einfach ist es bei "Dead End" glücklicherweise aber doch nicht. Die Verlagerung in eine Kleinstadt und die nicht gerade einfachen Charaktere geben der Serie eine zusätzliche Dimension, die wöchentlichen Einzelfälle werden durch horizontal erzählte Handlungsstränge aufgebrochen.

"Sie könnten ruhig ein bisschen freundlicher sein!" - "Aber ich bin doch freundlich."

Emma Kugels (Antje Traue, Hauptrollen in  "Tempel" und  "Weinberg") Umgangsformen mit ihren Mitmenschen kommen nicht überall gut an. Die junge Frau, immer direkt und wenig um zwischenmenschliches Feingefühl bemüht bzw. überhaupt nicht zu diesem fähig, kehrt zu Beginn der Auftaktfolge in ihre Heimat Mittenwalde in Brandenburg zurück, nachdem sie über viele Jahre in Amerika gelebt und dort als Rechtsmedizinerin gearbeitet hat. Die Faszination für dieses Gebiet hat sie von ihrem Vater Peter (gespielt von Michael Gwisdek), Leichenbeschauer in Mittenwalde, zu dessen 75. Geburtstag sie angereist ist. Bereits bei ihrer Ankunft lässt sich erahnen, dass sie sich etwas Reizvolleres vorstellen könnte, als an den kleinen Ort im Niemandsland zurückzukehren. Der Umgang mit ihrem Vater wirkt unbeholfen; verstärkt wird diese Unsicherheit dadurch, dass bei Peter nicht alles mit rechten Dingen zuzugehen scheint: Die Knochen eines alten Falls lagert er im heimischen Kühlschrank, und anhand dieser stellt Emma blitzschnell fest, dass ihrem Vater Fehler bei der Beurteilung des Sachverhalts passiert sind, was sie ihm auch unverblümt mitteilt. Sie beginnt zu vermuten, dass ihr Vater an Demenz erkrankt sein könnte, und weicht ihm bei seiner Arbeit fortan nicht mehr von der Seite, um weitere Fehler zu vermeiden (denn Fehler mag sie ganz und gar nicht).

Emma nimmt die Fußknochen unter die Lupe, die sie im Kühlschrank ihres Vaters entdeckt hat.
Emma nimmt die Fußknochen unter die Lupe, die sie im Kühlschrank ihres Vaters entdeckt hat. ZDF/Carolin Ubl

Soweit zur Prämisse von "Dead End". Für eine Kleinstadt gibt es überraschend viele Tote, und während der ermittlungsmüde Polizist Michael Schubert (Lars Rudolph) diese gerne so schnell wie möglich zu den Akten legen würde, merkt Emma stets sofort, dass etwas nicht stimmt, und fordert ihren Vater auf, die jeweilige Leiche zur Obduktion anzufordern, damit sie sie genauer untersuchen kann. Das zieht ihr nicht nur Schuberts Unmut zu, sondern auch den von Bürgermeister Lars Herbst (Fabian Busch,  "Er ist wieder da"), der im Örtchen eine profitable Seniorenresidenz errichten lassen will und dem es folglich nicht passt, dass Mittenwalde für seine zahlreichen unnatürlichen Todesfälle in die Schlagzeilen kommt. Emma und Herbst waren sich bereits zur Schulzeit nicht grün, und daran hat sich bis zur Gegenwart nichts geändert. Unerwartete berufliche und private Unterstützung erhält Emma hingegen von Polizistin Betti Steiner (Victoria Schulz), neu im Dienst und im Gegensatz zu Schubert hochmotiviert. Diese ist fasziniert von Emmas "amerikanischen" Ermittlungsmethoden und ihrer Unerbittlichkeit, den Dingen auf die Spur zu kommen.

Polizistin Betti und Emma tauschen sich aus.
Polizistin Betti und Emma tauschen sich aus. ZDF/Carolin Ubl

In dieser Konstellation wird in jeder Folge ein Sachverhalt untersucht und gelöst. Die erste Folge verbindet einen aktuellen Fall (ein Anschlag auf die Eigentümerin des örtlichen Fitnessstudios durch die Manipulation eines Laufbandes) mit einem früheren Fall (ein in einer Scheune verbrannter Landstreicher). Dies erinnert an die Auftaktfolge aus  "Mord mit Aussicht", wo ebenfalls "die Neue" aus der Großstadt in die Provinz kommt und als erstes einen aktuellen und damit gleichzeitig einen alten Fall löst, die in Verbindung zueinander stehen. In "Dead End" mündet die Aufklärung des Falls in einen Tötungsversuch an Emma, den diese aber unbeeindruckt wegsteckt. In den weiteren Folgen wird mehrere Male auch einer der Nebencharaktere in einen Fall verwickelt.

In der zweiten Folge stirbt Schneewittchen unter schockierten Augen der
In der zweiten Folge stirbt Schneewittchen unter schockierten Augen der sieben sechs Zwerge auf der Theaterbühne. ZDF/Carolin Ubl

Über diese abgeschlossenen Geschichten hinaus gibt es aber auch mehrere episodenübergreifende Handlungsstränge. Obwohl Emmas Besuch in Mittenwalde zunächst dem Geburtstag ihres Vaters gilt und dann augenscheinlich nur deswegen von ihr verlängert wird, weil sie Peter bei seiner Arbeit unterstützen will, wird spätestens bei der Ankunft ihres Freundes aus Amerika, FBI-Agent Kevin Dorsett (Nikolai Kinski), offensichtlich, dass Emma vor einem dunklen Kapitel ihrer Vergangenheit aus ihrer Wahlheimat geflohen ist, weshalb sie Kevin nach Möglichkeit aus dem Weg geht; dieser lässt aber nicht locker und setzt sie mehr und mehr mit dem Wissen um das Vorgefallene unter Druck, bis die Situation blutig eskaliert.

FBI-Agent Kevin und Emma treffen im Adlernest aufeinander.
FBI-Agent Kevin und Emma treffen im Adlernest aufeinander. ZDF/Carolin Ubl

Auf der anderen Seite lässt Betti Emma schnell spüren, dass sie mehr für die empfindet als nur Freundschaft, als sie ihr unerwartet einen Kuss auf die Lippen drückt. Obwohl sich Emma zunächst nichts anmerken lässt, scheint sie Bettis Zuneigung zu erwidern, soweit es ihr möglich ist. Sie scheint nämlich nicht einfach nur eigenwillig und direkt zu sein, sondern vielmehr Verhaltensformen aus dem Autismus-Spektrum aufzuweisen, die stellenweise an die von Saga Norén aus  "Die Brücke" erinnern. Während es dem Zuschauer bei Saga jedoch durch zahlreiche Einblicke in ihr Seelenleben nicht schwer fiel, Empathie zu empfinden, ist Emma oftmals so emotionslos, schroff und unnahbar gezeichnet, dass man bei ihr viel Geduld aufbringen muss, bis man beginnt, mit ihr zu sympathisieren. Der einzige Moment, in dem Emma sich euphorisch zeigt, entsteht, als sie ein Tier ausweidet, um es anschließend auszustopfen.

Es gibt einige gute Gründe, es mit "Dead End" zu versuchen. Die Fälle der Woche sind raffiniert ausgedacht und konstruiert. Jedes Mal aufs Neue fragt man sich, wie es denn zu diesem mysteriösen Vorfall gekommen sein mag, bis Emma mit Hilfe ihres Vaters (und manchmal der Polizei) Schicht um Schicht die Rätsel abträgt und die Auflösung zum Vorschein bringt. Das Ansiedeln der Handlung in einer Kleinstadt führt dazu, dass immer dieselben Charaktere aufeinandertreffen und ihre kleinen und großen Konflikte und Beziehungen wie in einem Schmortopf fortwährend vorantreiben müssen. Emmas Genauigkeit und Unnachgiebigkeit machen ihr eher Feinde als Freunde, jeweils bis zu dem Zeitpunkt, wenn besagte Feinde selbst Emmas Hilfe benötigen. Haupt-Mystery-Faktor ist Emmas Vergangenheit, die durch die Präsenz von Kevin keinen Moment lang in Vergessenheit geraten kann und sie zusehends aus der Fassung bringt. Auch die fortschreitende Demenz von Peter führt zu immer neuen Herausforderungen. Zudem hat Peters Frau und Emmas Mutter die Familie vor 30 Jahren aus ungeklärten Gründen verlassen, was ein weiteres Rätsel aufgibt.

Bürgermeister Herbst spricht Emma auf alte Zeiten an. Schon früher hatten sie sich nicht gut verstanden.
Bürgermeister Herbst spricht Emma auf alte Zeiten an. Schon früher hatten sie sich nicht gut verstanden. ZDF/Carolin Ubl

Die Charakterzeichnung ist ebenfalls gelungen: Nach und nach werden auch die Hintergrundgeschichten der weiteren Rollen offengelegt und schaffen Verständnis für deren Handlungen. Ausnahmslos überzeugende schauspielerische Leistungen runden das Bild ab. Apropos Bild: "Dead End" wurde im fürs Fernsehen eher ungewöhnlichen Seitenverhältnis von 2,35:1 produziert. Das unterstützt die cinematische kühle Ästhetik und visuelle Wertigkeit. Zuschauer mit einer Aversion gegen schwarze Balken auf ihrem Fernseher werden hoffentlich eine Zoom-Funktion auf ihrer Fernbedienung finden.

Dieser Text basiert auf Sichtung aller sechs Folgen der ersten Staffel von "Dead End".

Meine Wertung: 3.5/5

"Dead End" wird ab dem 26. Februar dienstags um 21.45 Uhr bei ZDFneo ausgestrahlt. Am gleichen Tag stehen ab 10 Uhr bereits alle sechs Folgen in der ZDFmediathek auf Abruf zur Verfügung.


 

Über den Autor

  • Gregor Löcher
Gregor Löcher wurde in den späten 70er-Jahren in Nürnberg geboren und entdeckte seine Leidenschaft für Fernsehserien aller Art in den 80er-Jahren, dem Jahrzehnt der Primetime-Soaps wie dem Denver Clan und Falcon Crest, was ihn prägte. Seitdem sind Faibles für viele weitere Serien und Seriengenres hinzugekommen, namentlich das der Comedyserie. Seit 2008 ist er als Webentwickler für TV Wunschliste tätig und hat zum Glück nach wie vor die Zeit, sich die eine oder andere Serie anzusehen.
Lieblingsserien: UFOs, Die Brücke, Will & Grace

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Leserkommentare

  • bernardo s. schrieb am 02.03.2019, 23.05 Uhr:
    Schön schräge Serie - gut, sicher nicht nach jedermanns Geschmack. Wir haben sie jedenfalls in der Mediathek an zwei Abenden verschlungen und sind wirklich gespannt, wie und wann es hoffentlich weitergeht!
  • faxe61 schrieb via tvforen.de am 26.02.2019, 02.40 Uhr:
    Das finde ich mal saugut:
    Apropos Bild: "Dead End" wurde im fürs Fernsehen eher ungewöhnlichen Seitenverhältnis von 2,35:1 produziert. Das unterstützt die cinematische kühle Ästhetik und visuelle Wertigkeit. Zuschauer mit einer Aversion gegen schwarze Balken auf ihrem Fernseher werden hoffentlich eine Zoom-Funktion auf ihrer Fernbedienung finden.>

    Das ist auch lobenswert, aber wahrscheinlichn nicht immer möglich.
    >Dieser Text basiert auf Sichtung aller sechs Folgen der ersten Staffel von "Dead End". Dieser Text basiert auf Sichtung aller sechs Folgen der ersten Staffel von "Dead End".>
  • Sveta schrieb via tvforen.de am 25.02.2019, 19.31 Uhr:
    TV Wunschliste schrieb:
    [...] die wöchentlichen
    Einzelfälle werden durch horizontal erzählte
    Handlungsstränge aufgebrochen.

    Was bitteschön soll das heißen???
    a) es sind Einzelfälle, macht nix wenn man mal eine Folge verpasst
    oder
    b) es ist eine von den modernen Serien: steigst du erst in Folge 2 ein, kapierst du absolut nix mehr also kannst du es dir ohnehin sparen wenn du nicht ständig am TV hockst.
  • Sveta schrieb via tvforen.de am 27.02.2019, 13.58 Uhr:
    VT 5081 schrieb:
    Sveta schrieb:
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    > TV Wunschliste schrieb:
    >
    --------------------------------------------------
    > > [...] die wöchentlichen
    > > Einzelfälle werden durch horizontal
    erzählte
    > > Handlungsstränge aufgebrochen.
    >
    > Was bitteschön soll das heißen???
    > a) es sind Einzelfälle, macht nix wenn man mal
    > eine Folge verpasst
    > oder
    > b) es ist eine von den modernen Serien: steigst
    du
    > erst in Folge 2 ein, kapierst du absolut nix
    mehr
    > also kannst du es dir ohnehin sparen wenn du
    nicht
    > ständig am TV hockst.
    Das gezeigte Ergebnis wird wohl irgendwo
    dazwischen liegen:
    Während jede Woche irgendjemand auf forensisch
    möglichst komplizierte Art abgemurkst wird,
    können sich treue Zuseher in etwas weniger
    blutigen Momenten am schwer dysfunktionalen
    Privatleben der fleißigen Ermittler oder anderem
    "soapigem" Kleinstadt-Klatsch erfreuen - beides in
    epische, staffelübergreifende Handlungsbögen
    gewurschtelt. :-)
    Nach dem Anschauen der ersten Folge gestern vermute ich das du Recht hast mit deiner Einschätzung. Die mir total unsympathische und offenbar völlig empathielose Hauptfigur vom Stamme Nimmerlach löste einen 18 Monate zurückliegenden Fall nur anhand von 2 Knochen und dramaturgisch laienhaft plazierten Täter-Bemerkungen praktisch nebenbei, während sich die restliche "Handlung" mühsam voranschleppte um nicht zu sagen dahinsiechte.
    Dazu kam die grau-trostlose Gesamtatmosphäre: In den Innenräumen brannten grundsätzlich Lampen, selbst wenn draußen heller Tag herrschte. Aber selbst bei Außenaufnahmen im Sonnenschein blieben die Personen im Schatten - ist halt dunkel in brandenburgischen Dörfern wo keiner etwas zu lachen hat.
    Ich gebe der Serie noch genau eine Chance.
  • Redaktion Gregor Löcher schrieb via tvforen.de am 26.02.2019, 00.15 Uhr:
    Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen. Lediglich das "weniger blutig" müsste gestrichen werden. ;-)
  • VT 5081 schrieb via tvforen.de am 26.02.2019, 00.09 Uhr:
    Sveta schrieb:
    TV Wunschliste schrieb:
    --------------------------------------------------
    > [...] die wöchentlichen
    > Einzelfälle werden durch horizontal erzählte
    > Handlungsstränge aufgebrochen.
    Was bitteschön soll das heißen???
    a) es sind Einzelfälle, macht nix wenn man mal
    eine Folge verpasst
    oder
    b) es ist eine von den modernen Serien: steigst du
    erst in Folge 2 ein, kapierst du absolut nix mehr
    also kannst du es dir ohnehin sparen wenn du nicht
    ständig am TV hockst.

    Das gezeigte Ergebnis wird wohl irgendwo dazwischen liegen:
    Während jede Woche irgendjemand auf forensisch möglichst komplizierte Art abgemurkst wird, können sich treue Zuseher in etwas weniger blutigen Momenten am schwer dysfunktionalen Privatleben der fleißigen Ermittler oder anderem "soapigem" Kleinstadt-Klatsch erfreuen - beides in epische, staffelübergreifende Handlungsbögen gewurschtelt. :-)