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TV-Kritik/Review: "Der Untergang des Hauses Usher": Spuk in der Sippschaft

(11.10.2023)

Der Herbst ist da, Halloween naht, die anstehenden langen, dunklen Abende wollen mit gruseligem Entertainment gefüllt werden. Einer, der da zuverlässig liefert, ist Autor-Produzent Mike Flanagan. Der Mittvierziger aus Massachusetts steht seit etwa zehn Jahren für gut gemachten Grusel, erst im Kino, dann bei Netflix, seit er dort im Jahrestakt bestens binge-bare Horrorserien ablädt. Nicht immer waren die so gut wie
Der Titel macht dabei erst einmal stutzig.
Flanagan verwendet Poes Werke dabei vor allem als Steinbruch. Er lässt seine in der Jetztzeit spielende Geschichte um Poe'sche Themen kreisen, nimmt sich Kernelemente vor und baut daraus etwas Neues. Die den Vorlagen innewohnende schauerliterarische Grundstimmung bleibt erhalten, wird aber durch einen ätzenden Witz ergänzt, der bei Poe-Puristen durchaus für Stirnrunzeln sorgen könnte. Das leichenfleddernde Spiel mit den Stoffvorlagen hat bei Flanagan aber nun mal Tradition, genauso wie seine Arbeit mit der Flanafam, seiner "Familie" aus Stammschauspieler*innen, die er immer wieder in neuen Rollen besetzt - mal in ganz kleinen Parts, mal in Hauptrollen, ganz so wie in einem handelsüblichen Theaterensemble.

So finden sich auch im "Untergang des Hauses Usher" viele seiner Stammkräfte wieder: Bruce Greenwood (
Die anderen vier Usher-Kinder sind unehelich und werden von Frederick und Tamerlane herablassend "Bastarde" genannt: Napoleon (Rahul Kohli aus

Die von Anfang an bekannte Tatsache, dass die sechs Nachwuchs-Ushers nacheinander ins Gras beißen werden, sorgt übrigens nicht dafür, dass die Darsteller*innen nach dem Ableben ihrer Figuren nicht mehr vorkommen. Das verhindert eine komplexe Erzählstruktur aus Flashbacks und ständigen Neuperspektivierungen. Weil Vater Usher vor Beginn der Todesserie davon erfährt, dass es einen Spitzel innerhalb der Familie geben soll, der die Strafverfolgungsbehörden mit Insider-Informationen versorgt, gibt es zudem noch ein zusätzliches Mystery-Element in der Serie, was durchaus zu Poe passt, der ja nicht nur die Horrorstory erfand, sondern auch als einer der Väter des Krimis gilt.
Entsprechend sitzt Roderick Usher denn auch in der Rahmenhandlung seinem Jäger gegenüber: Staatsanwalt C. Auguste Dupin (Carl Lumbly aus
Ein zusätzliches Horrorelement kommt dadurch in den Plot, dass auf einer zweiten Zeitebene (1979) vom Aufstieg der Ushers berichtet wird, von ihrer Arbeit mit dem Pharma-Zampano Rufus Griswold (Michael Trucco) und ihrem ersten Treffen mit einer mysteriösen Lady namens Verna ("Rabe"-Kenner horchen auf!). Verna wird 44 Jahre später wieder auftauchen, noch genauso jung wie damals, und den Untergang des Hauses Usher einleiten. Carla Gugino (
Goodwin und Fitzgerald sind zusammen mit McDonnell und Núñez übrigens die einzigen "Neuzugänge" in der Flanagan-Welt, ergänzt noch um

Dieser eingespielte Ensemble-"Spirit" überträgt sich durchaus in den einzelnen Episoden, und während man zu Beginn noch skeptisch ist angesichts der Frage, ob die verschiedenen Tonlagen, Stilformen, Zeitebenen innerhalb der Rückblendenstruktur mit ihrem Genremix (Tierhorror bis Geisterhausspuk) überhaupt aufgehen können, übernimmt schon bald der bekannte Flanagan-Effekt: Das Ganze wird von ihm und seinem Stamm-Kameramann Michael Fimognari so smooth und entertaining erzählt, dass man sich bereitwillig mitreißen lässt. Die achtstündige Lauflänge macht sich selten bemerkbar.
Ob das Ganze aber am Ende auch Poe gerecht wird? Darüber wird gestritten werden - zu Recht. In jedem Fall dürfen Poe-Fans aber beherzt auf Zitate-Schnitzeljagd gehen: Nicht nur verweisen alle Namen im Figurenarsenal auf bekannte Poe-Figuren: Arthur Pym stammt aus Poes gleichnamigem Seefahrerroman, Dupin ist der Detektiv aus "Rue Morgue", Camille eines der Todesopfer aus derselben Erzählung, Annabel Lee (Rodericks von Katie Parker gespielte erste Frau) gab einem Poe-Gedicht den Titel, auch Tamerlane, Prospero, Napoleon, Toby und Victorine kennt man aus Poes Werken, das RUE in "Rue Morgue" steht hier für die konzerneigene (Tier-)Versuchsanstalt "Roderick Usher Experimental", der Konzernname "Fortunato" spielt auf "Das Fass Amontillado" an. Sogar Poes literarische Rivalen aus dem echten Leben, Griswold und Longfellow (Robert Longstreet), sind hier als (fiktive) Figuren mit dabei. Und so weiter.
Man kann sich da ein Spiel draus machen - und sich dennoch nicht des Eindrucks erwehren, dass es gar nicht so entscheidend ist, ob die Serie nun auf Poe-Werke Bezug nimmt oder nicht. In dieser Hinsicht kann Flanagan (wie schon bei "Bly Manor" nach Henry-James-Vorlage) eine gewisse Beliebigkeit kaum verhehlen. Eher dient Poe hier als willkommene Startrampe für eine schön garstige Familiendestruktionsanordnung, der beizuwohnen schnell an Faszination gewinnt. Die dunklen Herbsttage können also gerne kommen.
Dieser Text basiert auf der Sichtung der kompletten ersten Staffel von "Der Untergang des Hauses Usher".
Die Serie "Der Untergang des Hauses Usher" wird am 12. Oktober bei Netflix veröffentlicht.
Über den Autor
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Leserkommentare
hasendasen schrieb via tvforen.de am 16.10.2023, 18.44 Uhr:
Bin seit gestern auch dabei; gefällt mir gut. Vor allem der sehr treffende Lemon-Vortrag. ;)
tiefra schrieb via tvforen.de am 16.10.2023, 16.36 Uhr:
So eine drittklassige Serie wird nie an die Verfilmung von 1960 herankommen.
ondina schrieb via tvforen.de am 16.10.2023, 16.05 Uhr:
Habe mir bis jetzt die ersten fünf Folgen angesehen, die mir gut gefallen haben. Interessant und spannend zu sehen wie und auf welche Art es die Familie Usher dahin rafft.
tomgilles schrieb via tvforen.de am 12.10.2023, 15.21 Uhr:
Erst sollte man sich die stimmungsvolle Verfilmung des Stoffes aus dem Jahr 1960 mit Grusel-Ikone Vincent Price und Mark Damon ansehen, die den Titel "Die Verfluchten" (Original: "House of Usher) trägt. Sie orientiert sich stark an den Milieubeschreibungen Poes, nimmt aber einige künstlerische Freiheiten in Anspruch, die den Sehgewohnheiten der Kinogänger entgegenkamen.Für Vincent Price bedeutete der gut ausgestattete Schauerfilm den internationalen Durchbruch.
https://jigsawshorrorcorner.files.wordpress.com/2021/10/house-of-usherr.jpg
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