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Dem zweiten Spin-Off der populären Anwaltsserie fehlen bislang die überzeugenden Argumente
Der Anzug edel, die Karriere in Gefahr: Über den Dächern von Los Angeles muss Anwalt Ted Black (Stephen Amell) gewichtige Entscheidungen treffen.
NBC
TV-Kritik/Review: "Suits L.A.": Stephen Amell als Starjurist mit Vatertrauma/NBC

Smarte Dialoge, gutaussehende Menschen, teure Klamotten: Mit diesen Zutaten ist die Anwaltsserie  "Suits" zwar nie zum Kritikerliebling avanciert, mit viel Zuspruch des Publikums aber doch auf ganze neun Staffeln gekommen. Das zweite Spin-Off der Serie verlegt die Bürointrigen und Justizscharmützel nun von New York nach Los Angeles. Zwei Folgen  "Suits: L.A." sind bei NBC inzwischen gelaufen. Wir haben sie uns angesehen und finden: Die Garderobe der Hauptdarsteller um Stephen Amell ist weiterhin Luxusware, Plots und Dialoge dagegen kommen von der Stange.

Vermutlich ist es den damaligen Schauspieler- und Drehbuchautorenstreiks zu verdanken, dass "Suits" im Jahr 2023 einen ungeahnten Popularitätsschub erfuhr. Damals lag das Ende der Serie bereits vier Jahre zurück, das erste Spin-Off ( "Pearson") war direkt nach der ersten Staffel wieder eingestampft worden. Eigentlich schien der Drops gelutscht. Dann aber landete die ursprünglich beim Kabelsender USA Network gelaufene Serie bei Netflix - und in einer Zeit, in der wegen der Streiks viele populäre Serien unfreiwillig pausieren mussten, erwies sich "Suits" bei vielen als willkommenes Überbrückungsprogramm (und gewiss half auch die Tatsache, dass Meghan Markle bis zur siebten Staffel mit an Bord war).

Der Second-Hand-Erfolg bei jenen, die die Serie noch nie gesehen hatten oder sie sich ein zweites Mal zur Ansicht vornahmen, bewog NBC jedenfalls dazu, trotz des "Pearson"-Flops ein neues Spin-Off in Angriff zu nehmen. Wieder machte sich "Suits"-Erfinder Aaron Korsh höchstselbst ans Werk, diesmal aber nahm er sich keine der damaligen Hauptfiguren als Protagonisten vor, sondern nur das damalige Grundprinzip: ein paar perfekt gekleidete Jura-Genies in gegenseitige Übertrumpfungsmanöver zu schicken. Das Ganze wird aber nun, der Abwechslung halber, an die US-Westküste verpflanzt - wo die Sonne noch öfter scheint als im eh schon immer absurd sonnigen New York der Mutterserie. Damit einher geht ein Wechsel des Arbeitsbereichs: Aus dem Corporate-Law-Spezialgebiet von Specter-Litt-Wheeler-Williams in New York wird in "Suits L.A." eine Kanzlei mit dem Schwerpunkt Unterhaltungsbranche. Was unter anderem der Vorteil hat, dass jede Menge (echte) Promis durch die Firmenräume laufen können.

"Suits", das Original, muss man dabei keineswegs gesehen haben, eine grobe Vorstellung davon, was eine Anwaltsserie ist oder sein könnte, reicht zur Vorbereitung völlig aus. Alle Hauptfiguren sind neu, und obwohl bereits bekanntgegeben wurde, dass einige der Stars der Mutterserie - darunter der nach Seattle gezogene Harvey Specter (Gabriel Macht) und Louis Litt (Rick Hoffman) - als Gastdarsteller verpflichtet wurden, dürfte es sich dabei wohl eher um Bonusgaben handeln. In den ersten zwei Episoden jedenfalls tauchen sie noch nicht auf.

Trügerische Kollegialität: Rick (Bryan Greenberg) und Erica (Lex Scott Davis) konkurrieren um eine Beförderung.
Trügerische Kollegialität: Rick (Bryan Greenberg) und Erica (Lex Scott Davis) konkurrieren um eine Beförderung. NBC

Stattdessen geht es mit sehr viel Nachdruck um den neuen Protagonisten Ted Black, der die Rollen von Harvey Specter und Michael James Ross aus "Suits" sozusagen in Personalunion verkörpert: gutaussehend (natürlich), supererfolgreich (selbstverständlich), mit allen juristischen Wassern gewaschen (ohne Frage), aber auch mit einem Geheimnis (das gehört dazu). Um Letzteres geht es in gar nicht mal so wenigen Rückblenden, von denen die aktuellen Geschehnisse der ersten beiden Episoden regelmäßig unterbrochen werden: Im Jahr 2010 war Ted noch in New York fürs US-Justizministerium unterwegs, doch irgendetwas hat dazu geführt, dass er die Ostküste irgendwann gegen die Westküste eintauschte und nun sehr darauf achtet, dass das, was damals geschah, im Nebel des Vergessens belassen wird. Zu tun hat dieses Geheimnis mit der Mafia, einem ermordeten Zeugen und vor allem den unkonventionellen Methoden, mit denen Ted damals zu Werke ging.

Stephen Amell hat für die Hauptrolle des Ted Black den grünen Superheldendress aus  "Arrow" (und die Wrestling-Strumpfhosen aus  "Heels") gegen die bemerkenswert tight sitzenden Anzüge eines kalifornischen Hollywood-Anwalts eingetauscht und füllt die Rolle entsprechend aus: So redegewandt, Dressman-hübsch und in jeder Lage gewieft ist kein echter Jurist auf diesem Planeten, aber in Anwaltsserien wie diesen kopieren die Figuren ja längst die Vorstellung dessen, was das Publikum zu glauben meint, wie solche Star-Anwälte zu sein haben. Abgerufen wird die Kopie von der Kopie, und das macht Amell zweckmäßig gut.

Anfangs leitet Ted Black zusammen mit dem Strafverteidiger Stuart Lane (Josh McDermitt, Eugene aus  "The Walking Dead", hier blond und vollbärtig) die Erfolgskanzlei Black Lane, die er kurz nach seiner Ankunft aus New York mitgegründet hat. Zum Führungskreis gehören außerdem noch Erica Rollins (Lex Scott Davis aus  "Florida Man") und Rick Dodsen (Bryan Greenberg aus  "How to Make It in America"), die anfangs um den Titel des "Head of Entertainment" konkurrieren und etwa die berühmte Actionfilm-Schauspielerin Dylan Pryor (Ex-Nickelodeon-Sternchen Victoria Justice) als Klientin an Land ziehen wollen.

Machtmensch mit eigener Agenda: Was plant Strafverteidiger Stuart (Josh McDermitt)?
Machtmensch mit eigener Agenda: Was plant Strafverteidiger Stuart (Josh McDermitt)? NBC

Vor der Tür steht eine Firmenfusion, ausgerechnet mit der Kanzlei von Samantha Railsback (Rachelle Goulding), Teds Ex-Kollegin und auch Ex-Partnerin aus New York. Der abgemachte Deal kommt dann allerdings schon während der Pilotepisode ganz anders als von Ted erwartet, mit dem Ergebnis, dass er und Stuart plötzlich nicht mehr Partner, sondern Gegner sind. Los geht das übliche, aus "Suits" bekannte Spiel: Alle Beteiligten versuchen, sich gegenseitig hereinzulegen, auf ihre Seite zu ziehen, auszutricksen, einander die Klienten auszuspannen und so weiter. Unter anderem bekommt es Ted, der nie Strafverteidiger sein wollte, mit einem zwielichtigen Filmproduzenten zu tun (Kevin Weisman aus  "Alias" als Nervensäge), der möglicherweise seinen Firmenkompagnon umgebracht hat.

Mit dabei sind außerdem: Maggie Grace ( "Lost") als Pflichtverteidigerin, die in Teds Firma ihr Büro hat und sich als Love Interest ins Spiel bringt, Alice Lee ( "Zoey's Extraordinary Playlist") als Ericas Assistentin, die mit ihrer naiven Ungeschicklichkeit (hinter der sich selbstverständlich große Cleverness verbirgt) für etwas Comic Relief sorgen soll, Azita Ghanizada ( "Alphas") als bodenständige Büroleiterin und Troy Winbush ( "The Wilds") als Teds Ex-Kollege, der als eine Art Privatdetektiv verpflichtet wird.

Das alles könnte jetzt solide losrattern als kalifornische Dolce-Vita-Variante herkömmlicher Anwaltsserien, und es gibt durchaus ein paar Elemente, die in dieser Hinsicht Sinn ergeben: Fälle etwa, in denen Filmstars aus Knebelverträgen losgeeist werden möchten oder Klienten, die die Anwälte dazu benutzen wollen, lukrative Aufträge zu bekommen, wirken direkt der Hollywood-Realität entnommen (laut Korsh ist die Figur des Ted Black von einem real existierenden Künstleragenten inspiriert). Rührend ist auch der letzte Auftritt von Schauspielveteran John Amos ( "Lock Up"), der hier über 80-jährig und voll bitterer Selbstironie sich selbst spielt und um neue Castings buhlt - nach den Dreharbeiten ist er dann verstorben. Auch sonst ist die erzählte Branchenwelt mit echten Künstlerpersönlichkeiten so ausstaffiert, dass sie den "Suits"-Bürogeschichten einen glaubhaft realen Hintergrund verleihen.

Sein letzter Fernsehauftritt: John Amos, im August 2024 mit 84 Jahren gestorben, spielt sich selbst.
Sein letzter Fernsehauftritt: John Amos, im August 2024 mit 84 Jahren gestorben, spielt sich selbst. NBC

Und doch kommt "Suits L.A." nur sehr schwer in die Gänge. Das liegt einerseits an den überraschend steifen, ungelenken Dialogen, mit denen sich die Darsteller teilweise regelrecht abmühen müssen, um sie smart und locker wirken zu lassen, und andererseits an den sehr generischen, scheinbar wahllos aus Soaps, Krimis und Anwaltsserienrestmülllagern zusammengeklaubten Story-Versatzstücken. Am schlimmsten ist dabei der Background von Ted Black, der sich um den Preis für die klischeehaftesten Vater-Sohn-Probleme der Seriengeschichte bewirbt. So wie sein skrupelloser Daddy, der ihn und seinen Bruder (mit Down-Syndrom) stets für den beruflichen Erfolg vernachlässigte, wollte Ted nie werden - und er droht es natürlich trotzdem zu tun, wie ihm auch überdeutlich ausbuchstabiert wird. Jetzt liegt der Vater im Sterben, damit Ted am Totenbett noch einmal abrechnen kann. Wer sich die Pilotfolge über wunderte, warum der Bruder, der auch in Teds Wohnung lebt, immer noch so aussieht wie damals als Kind, wird den ausnehmend bescheuerten Twist, mit dem die Episode endet, fast achselzuckend zur Kenntnis nehmen.

Überhaupt wirkt die von Victoria Mahoney inszenierte erste Folge wie ein "Was-bisher-geschah"-Zusammenschnitt, so rasch wechseln die Stimmungen und Szenen; quasi im Minutentakt muss Stephen Amell zwischen überheblich-jovial, depressiv-traumatisiert, sexy-flirty und unwirsch-wütend hin- und herschalten. Zwischendurch wird intrigiert, gebuhlt und gestritten, Firmen implodieren und werden neu gegründet, all das in 44 Minuten. Was in dieser Dreiviertelstunde passiert, hätte in  "Mad Men" noch zwei Staffeln ausgefüllt. Kein Wunder, dass da keine nachvollziehbare Figurenentwicklung möglich ist und auch keine funktionierende Chemie innerhalb des Ensembles entsteht. Nicht zugute kommt dem Ganzen, dass gerade die ausgedehnten New Yorker Flashbackszenen so aussehen wie Outtakes eines längst vergessen gewähnten Procedural-Krimis aus den frühen Nullerjahren.

Die Rasanz des Geschehens sorgt selbstverständlich für eine gewisse Grund-Unterhaltsamkeit, und was man jetzt als Zuschauer mit "Suits L.A." veranstalten möchte, liegt ausschließlich an dem, was man sich davon verspricht. Einfach ein paar schönen Menschen beim mehr oder minder gewitzten Dialog-Pingpong der Eitelkeiten zusehen? Da wird man schon halbwegs bedient. Tatsächlich weist die zweite, von "Suits"-Veteran Anton Cropper inszenierte Episode zaghaft in eine Richtung, in der Teds bleierne Familientraumata vielleicht weniger Gewicht haben werden. Tatsächlich sind die Dialoge zwischen Erica und Rick oder auch Erica und Ted bislang rare Highlights. Ein paar Ansätze dafür, dass man sich auf Dauer als Zuseher in dieses Figurengeflecht hineinarbeiten könnte, gibt es nach diesen zwei Episoden also schon - die Frage ist nur, wie lange man darauf am Ende warten möchte.

Dieser Text basiert auf der Sichtung der ersten beiden Episoden von "Suits LA".

Meine Wertung: 2.5/5

Die Auftaktstaffel von "Suits L.A." wird aktuell in den USA beim Sender NBC ausgestrahlt. Ob, wann und wo die Serie in Deutschland laufen wird, ist noch nicht bekannt.



 

Über den Autor

Gian-Philip Andreas hat Kommunikationswissenschaft studiert und viel Zeit auf diversen Theaterbühnen verbracht. Seit 1997 schreibt er für Print und online vor allem über Film, Theater und Musik. Daneben arbeitet er als Sprecher (fürs Fernsehen) und freier Lektor (für Verlage). Für TV Wunschliste rezensiert er seit 2012 Serien. Die seiner Meinung nach beste jemals gedrehte Episode ist Twin Peaks S02E07 ("Lonely Souls") ­- gefolgt von The Sopranos S03E11 ("Pine Barrens"), The Simpsons S08E23 ("Homer's Enemy"), Mad Men S04E07 ("The Suitcase"), My So-Called Life S01E11 ("Life of Brian") und selbstredend Lindenstraße 507 ("Laufpass").

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Leserkommentare

  • Platony schrieb am 10.03.2025, 08.39 Uhr:
    Wie erwartet offenbar ein Flop. Bewertungen in den einschlägigen Film- und Serienportalen sind ja unterirdisch.
  • sofahuhn schrieb am 09.03.2025, 22.06 Uhr:
    stephen amell *seufz*