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TV-Kritik/Review: "The Gentlemen": Guy Ritchies Netflix-Serie lebt von der tollen Besetzung

(07.03.2024)

Anfang des Jahrtausends wurde Guy Ritchie dadurch bekannt, dass er für den coolen Style der Gangsterfilme von Quentin Tarantino die ideale britische Entsprechung fand. Ein knappes Vierteljahrhundert später versucht sich der Filmemacher nun erstmals in Serienform - an einem Spin-Off seines eigenen Kino-Hits
An seine frühen Erfolge konnte Guy Ritchie nie mehr so richtig anknüpfen. Zumindest was ihren Kultstatus anbelangt und den Zuspruch von Publikum und Kritik, kam nach

Der Anfang hingegen ist zunächst einmal Guy Ritchie at his best, was nicht zuletzt an Theo James in der Hauptrolle liegt. Der 39-Jährige, der in der
Als große Freude erweist sich dies jedoch kaum, nicht nur wegen der familiären Verwerfungen, die daraus erwachsen. Erstens nämlich stellt sich heraus, dass Freddy bei brutalen Liverpooler Kokainhändlern mit acht Millionen Pfund in der Kreide steht und um sein Leben fürchtet. Zweitens muss er erfahren, dass sich auf dem Familienanwesen eine riesige unterirdische Marihuana-Farm verbirgt - die dem verstorbenen Duke seit Jahren einen steten Cashflow einbrachte. Den kann der "verarmende" Landadel bekanntlich immer gut gebrauchen. Sowohl Eddies Mutter, Lady Sabrina (schön undurchsichtig:
Prompt wird Eddie von der schönen und stets topmodisch gekleideten Susie Glass (Kaya Scodelario aus den

Wie Eddie nun zwischen den diversen Gangsterfraktionen vermittelt, die mit dem Marihuana-Business und/oder Schuldenfall irgendwie zu tun haben (oder damit zu tun haben wollen); wie ein Gefallen direkt in die nächste Katastrophe führt und daraus sich ableitende Konsequenzen wiederum neue Konsequenzen gebären; wie groteske Zufälle und plötzliche Bluttaten, surreale Unfälle und unerwartete Täuschungsmanöver in die Gegebenheiten hineinfunken - all dies lässt Guy Ritchie so elegant und unterhaltsam abschnurren wie seit "Snatch"-Zeiten nicht mehr.
Ja, es gibt wieder Dialekt-sprechende Kleinganoven im Trainingsanzug, Schnellfeuer-Dialoge in britischem Straßenslang, eruptive Gewalt und irrlichternden Nonsens, es gibt Zeitlupen und -raffer, ins Bild gekritzelte Erklärsätze, es gibt einen irrwitzigen Schrotflinten-Mord im Hühnerkostüm - und es gibt Vinnie Jones. Der bullige Ex-Fußballer, der in Ritchies ersten Filmen seinerzeit zum Schauspieler umschulte, spielt Geoff, den treuen Wildhüter, der von allem Bescheid zu wissen scheint und eine gewisse Bedrohung ausstrahlt, aber eigentlich ein freundlicher älterer Herr ist, der in seiner Hütte allerlei ungewöhnliche Haustiere hält: Eulen, Krähen. "Ist das ein Fuchs?", fragt Eddie leicht verwirrt. "Ja", entgegnet Geoff ungerührt. Mit Vinnie Jones vor der Kamera stellt sich das alte Ritchie-Gefühl jedenfalls umso schneller ein.
Die Marihuana-Farmen auf Landadelsgebiet, die gab es auch schon im "Gentlemen"-Kinofilm, doch weder dessen von Matthew McConaughey gespielte Hauptfigur noch der windige Reporter Fletcher (Hugh Grant) noch sonst irgendjemand aus dem Film kommt in der Serie vor oder wird auch nur erwähnt. Cast und Plot sind komplett neu, die Ähnlichkeiten liegen allein im beziehungsreichen Aufeinanderprallen von Ganoven und Grafen, von Unter- und Oberschicht, wobei sich hier wie dort schnell verwischt, wer von beiden nun die Halbseideneren sind. "William der Eroberer war schlimmer als Al Capone", heißt es einmal, als darauf Bezug genommen wird, dass sich die britische Upper Class ihr Land ursprünglich zusammenraubte.
Ritchie und seine Mitstreiter basteln sich auf dieser Basis ein bizarr-vergnügliches Panoptikum an Figuren zusammen, wobei hier US- und UK-Schauspiellegenden mit interessanten Newcomern zusammengeführt werden. Giancarlo Esposito spielt seine Gus-Fring-Figur aus

Ohne diesen bunt-blutigen Blumenstrauß aus mal grenzdebilen, mal tatsächlich unheimlichen Gestalten wäre "The Gentlemen" tatsächlich nur die Hälfte wert, denn der zentrale Plot um Eddie, der sich Susie immer zugewandter fühlt, ehe das Misstrauen einen Keil zwischen sie treibt; der zudem immer mehr Gefallen daran findet, plötzlich eine Größe im Crime Game zu sein - dieser Plot ist nicht allzu originell und trotz der vielen Überraschungsmomente im Einzelnen in seinen Grundzügen sehr vorhersehbar. Kein Wunder also, dass gerade das Finale ein wenig schwächelt.
Im Vergleich zum Film, der sich noch überwiegend als Jungsveranstaltung gefiel (und wegen einiger anti-asiatischer Entgleisungen Kritik auf sich zog), wurden die Frauenrollen in der Serie aufgewertet: Sowohl Scodelario als Susie als auch Richardson als Sabrina stehen klar im Vordergrund, neben ihnen dürfen beispielsweise Jasmine Blackborow (
Das ganz clevere, genial durchgeplante, doppelbödige und entlarvende Spiel - das sollte man bei "The Gentlemen" am Ende trotzdem nicht erwarten. Die acht Episoden bieten zeitweise beste, zwischendurch auch mal nur solide Unterhaltung mit einigen wirklich erinnerungswürdigen Sequenzen und einem tollen Cast, allen voran Theo James. Für einen echten Netflix-Hit müsste es trotz der Durchhänger aber noch locker reichen - und das Guy-Ritchie-Mäßigste, was Guy Ritchie seit "Snatch" gemacht hat, ist es ohnehin.
Dieser Text basiert auf der Sichtung der kompletten ersten Staffel von "The Gentlemen".
Die Auftaktstaffel von "The Gentleman" wurde am 7. März bei Netflix veröffentlicht.
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