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TV-Kritik/Review: "Unschuldig - Mr. Bates gegen die Post" wird sogar nüchterne Menschen bewegen

(19.03.2025)

Das Vereinigte Königreich lässt treue Untertanen im Stich: Im britischen Vierteiler
In den Abrechnungen zahlreicher selbstständiger Mitarbeiter der Post sind dem Unternehmen Diskrepanzen zwischen den Zahlen aus den Postunterlagen und dem aufgefallen, was diese Mitarbeiter an Geld eingenommen haben. Der Vorwurf lautet, dass die Verdächtigen entweder ihre Zahlen für die Buchhaltung gefälscht oder mehrere tausend britische Pfund gestohlen hätten. Die verantwortliche Post Office Limited duldet jedoch keine Defizite in den Listen zum Geld. In abwechslungsreichen Szenen verfolgt der Staatsbetrieb seine abhängigen Kleinunternehmer mit Stasi-Methoden. Kein Post-Vertreter aus der Führungsetage akzeptiert eine andere Erklärung für die Abweichungen: Tatsächlich durchziehen Fehler das IT-System namens Horizon. Außerdem könnten Programmierer der verantwortlichen Firma Fujitsu diese Software manipulieren. Oder zumindest schlampen diese Experten in ihrem Job.
Alan Bates legt sich mit den Kontrolleuren an. Dennoch beendet die Post den Betrieb seiner Filiale. Das Unternehmen unter staatlicher Kontrolle reißt sich die Investitionseinlagen von Alan Bates unter den Nagel. Jahrelang stecken erlittene Demütigungen in seinem Kopf, zumal solche Probleme angeblich ausschließlich bei ihm auftreten. Erst viel später versteht der ausgemusterte Filialleiter, dass ein ähnliches Schicksal unzählige Kollegen weitaus härter trifft. Über Jahre kämpfen die Betroffenen gegen die britische Post, die ihre früheren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kriminalisiert.

Die Post ihrer Majestät hat immer Recht
Viele Fernsehzuschauer leiden mit, wenn Abrechnungsfehler die Ladenbesitzer um den Verstand bringen. Wie in der Wirklichkeit widersteht nur Alan Bates den Drohungen der Post Office Limited. Mit künstlerischer Freiheit imitierte das Produktionsteam diese echte Persönlichkeit und die bis heute andauernde Affäre. Sorgfalt und Einfühlungsvermögen erleichterten diese Leistung. Deswegen ist die Fiktion leicht mit dem tatsächlichen Skandal zu verwechseln. Folgerichtig schlug "Unschuldig - Mr. Bates gegen die Post" hohe Wellen in Großbritannien.
In der Serie sowie in der Realität verlieren zahlreiche Opfer jegliche Anerkennung und ihre Existenz - unter dem Vorwand, dass die Verdächtigen ihre Zahlen für die Buchhaltung gefälscht oder mehrere tausend britische Pfund gestohlen hätten. Interne Ermittler erpressen die selbstständigen Mitarbeiter der Post. Oder sie zerren diese Geschäftspartner vor Gericht. In besonders schockierenden Fällen wandern hilflose Vermittler der Postdienste ins Gefängnis. Die Serie deutet an, dass einige Geschädigte den Freitod wählen.
Auf den Bildschirmen herrscht beim Ausbruch der Krise die öffentliche Meinung, dass die Briefmarkenverkäufer und Betreuer der Postsparbücher etwas Dummes angestellt haben. Im schlimmsten Fall haben sie sowohl Freunde als auch Bekannte betrogen. Sogar Angehörige fragen die vermeintlichen Schurken, wie die großen Summen verschwinden konnten. Die Jahre ziehen durchs Land. Weiterhin bezweifeln wenige Leute die Vorwürfe - in der erfundenen Geschichte ähnlich wie im wahren Alltag. Denn die Post ihrer Majestät genießt so viel Vertrauen, dass sie einfach immer Recht haben muss. Diese Verwicklungen berühren ebenso das deutsche TV-Publikum, obwohl hierzulande die Traditionen und Vorrechte der königlichen Post befremden mögen.

Unscheinbarer Dorfbewohner widersteht mächtigen Staatsdienern
Die absurde Stimmung ist bereits zu Beginn der ersten Folge zu spüren, als die mächtigen Staatsdiener in ihrer Autokolonne anrollen. Die Wichtigtuer wollen Alan Bates wegen seiner vermutlichen Vergehen maßregeln. Auf Anordnung der Post soll seine Zweigstelle einen Tag früher als angekündigt schließen. Kaum zu glauben, dass sich der unscheinbare Dorfbewohner nicht einschüchtern lässt! Er streitet mit den Abgesandten der Post über das vorzeitige Betriebsende. Gegen den Protest des Strafkommandos bedient der Menschenfreund Alan Bates seine Kunden weiter. Spätestens als die Amtsträger die Polizei zu Hilfe rufen und die herbeigeeilten Beamten keine Amtshilfe leisten, kippt das Geschehen in eine herrliche Farce. Hintergründiger Humor prägt die gesamte Produktion, ohne Natürlichkeit und Glaubwürdigkeit zu beeinträchtigen.
Einziger Rebell verweigert Unterschriften und Rückzahlungen
In seiner Rolle als Rebell Alan Bates überzeugt Toby Jones. Auch diesmal bleiben sein ausgeprägtes Gesicht und seine eindringliche Darstellung bei den Zuschauerinnen und Zuschauern hängen. Dankenswerterweise schildert "Unschuldig - Mr. Bates gegen die Post" keine Entwicklung vom Schwächling Alan Bates zum Superhelden Alan Bates. Toby Jones' vielseitiger Charakter kommt mit Kränkungen und finanziellen Verlusten davon, weil er Unterschriften und Rückzahlungen verweigert. Geistesgegenwärtig liefert Alan Bates also keine Beweise für die Vorwürfe. Nur die Unterschriften auf den Abrechnungen würden die Zahlen festschreiben, sodass die Abweichungen offiziell gelten würden. Die Post fordert Rückzahlungen der angeblichen Differenzen, doch sie kann die Ansprüche nicht belegen. Aber durch seinen ungünstigen Vertrag muss Alan Bates seine Einlagen der Post überlassen.
Gute Seele und erschöpfter Familienvater stoßen zur Gemeinschaft
Nach einigem Zögern hilft Suzanne Sercombe (Julie Hesmondhalgh) ihrem Lebensgefährten Alan Bates, andere Betroffene wie die gute Seele Jo Hamilton (Monica Dolan) und den erschöpften Familienvater Lee Castleton (Will Mellor) aufzustöbern. Unter der klugen Leitung von Alan Bates versteht die wachsende Gemeinschaft der Geschädigten, dass die Software namens Horizon am Postschalter der Zweigstellen wie der von Alan Bates versagt hat. Das IT-System zur Buchführung ermittelt immer wieder Beträge, die über den tatsächlichen Einnahmen liegen. Und laut Vertrag müssen die Manager der Poststellen sämtliche Fehlbestände ausgleichen. Trotz dieser ungerechten Regeln suchen verzweifelte Filialleiter jegliche Schuld im eigenen Verhalten. Oder sie erwarten eine nachträgliche Korrektur wie durch Magie. Oft vertrauen sie den Vertröstungen an der Hotline zum Computerprogramm Horizon. Ähnlich wie die IT-Spezialisten verweigern die Verwalter der Filialen jede Gnade. Bestürzt betrachten wir die fanatische Jagd auf Postler.
ITV erschüttert Nation mit Dokudrama
Nahezu ewig schien das Schicksal der gescheiterten Post-Helfer niemanden zu interessieren - bis ITV "Unschuldig - Mr. Bates gegen die Post" im Januar 2024 ausstrahlte. Keine TV-Serie erschütterte jemals die Nation so stark wie das Dokudrama über den sogenannten British-Post-Office-Skandal. Dank der sensiblen und packenden Miniserie merkten Politiker, dass unfassbare Ereignisse engagierte Zeitgenossen aus der Bahn warfen. Seit Ende der 90er-Jahre verschlossen Entscheidungsträger die Augen vor dem Problem - auch weil sie das teure IT-System eingeführt hatten. Am 27. März zeichnet arte im regulären Programm nach, wie unschuldige Menschen in einem verrückten Albtraum landen und wie Schreibtischtäter jegliche Selbstzweifel ausschalten. Schon ab dem 20. März sind die vier je rund 50-minütigen Folgen in der arte Mediathek zu sehen.

Post spendiert Trostpflaster
Durch diese TV-Produktion erreichten die Gedanken und Gefühle der seelisch und körperlich Geschädigten endlich die Briten. Jetzt verkündete die Regierung eigene Untersuchungen und Straferlasse. Vorher hatte die Post lediglich Trostpflaster spendiert - in Form von minimalen Entschädigungen und billigen Versprechen. "Unschuldig - Mr. Bates gegen die Post" ermöglicht, die Enttäuschung über die geringen Erfolge nachzuempfinden. Andererseits keimt Hoffnung zum Abschluss der ersten Episode auf: Zehn Jahre nach den ersten Beschwerden durchbrechen Leidtragende ihre Isolation und verbünden sich. Später gelangen die betrogenen Frauen und Männer zu einigen Zwischenzielen auf dem Weg zur vollständigen Entlastung und zum finanziellen Ausgleich.
Queen ehrt heuchlerische Geschäftsfrau
Ferner ist die interessante Entwicklung zu beobachten, dass Mitstreiter wie der Abgeordnete James Arbuthnot ihre Solidarität bekunden. Der bedeutende Darsteller Alex Jennings (
Dichte Atmosphäre umhüllt unglaubliche Ereignisse
Naturaufnahmen setzen idyllische Eindrücke gegen die schrecklichen Umbrüche. Ohnehin führte Matt Gray so verständig die Kamera, dass eine dichte Atmosphäre die unglaublichen Begebenheiten umhüllt. Regisseur James Strong verwandelte das sinnvoll strukturierte Drehbuch von Gwyneth Hughes in ein außergewöhnliches TV-Ereignis. Ohne übertriebene Dramatisierung vermittelte das Team den sozialen Absturz und das zerschmetterte Privatleben. Im passenden Tempo und Rhythmus überrollt die Gefahr zum Beispiel Noel Thomas (Ifan Huw Dafydd), der fassungslos seine Strafe im Knast absitzen muss. Die notwendigen Zeitsprünge stören die Abläufe erstaunlich wenig.

Üble Vorfälle der britischen Post rücken nahe
Das neue Dokudrama auf arte funktioniert nach anderen Regeln als die beliebten britischen Krimis wie
Dieser Text beruht auf Sichtung des gesamten Vierteilers "Unschuldig - Mr. Bates gegen die Post".
arte zeigt alle vier Folgen von "Unschuldig - Mr. Bates gegen die Post" in einem Stück - am Donnerstag, dem 27. März, ab 21.45 Uhr. Bereits ab dem 20. März steht die gesamte Miniserie zum Streaming bereit: über arte.tv oder über die App, voraussichtlich bis zum 24. Juni.
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Leserkommentare
User 1299651 schrieb am 27.03.2025, 09.12 Uhr:
Ich habe, hier in Deutschland ähnliches erlebt. Der Betreiber eines Lottogeschäfts, der nebenher eine kleine Postagentur hat, wurde, nachdem die Postfiliale geschlossen wurde, mehr oder weniger erpresst, seine kleines Geschäft für die Post umzubauen.
Die Post drohte ihm, wenn er es nicht machte, würde sie einen anderen Laden mit Lotto und Zeitschriften in Nahe seines Geschäfts eröffnen.
Sind also nicht nur die Briten, die unter mafiaähnlichen Strukturen der Post zu leiden haben.
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