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Coming of Age und Drama verschmelzen mit Horror, Krimi und Mystery
Im Untergrund der Schule sehen Lisa (Mina-Giselle Rüffer) und Leon (Alessandro Schuster) "Was wir fürchten".
ZDF / Jan Hromadko
TV-Kritik/Review: "Was wir fürchten" verschönert Halloween auf ZDFneo/ZDF / Jan Hromadko

Nebel wabert durch den Wald. Zerfledderte Leichen greifen nach einem ängstlichem Mädchen. Eine starke Frau lüftet ein schreckliches Geheimnis. Regisseur Daniel Rübesam und seine Leute haben diese bekannten Zutaten schmackhaft kombiniert. Sie gruseln und erzeugen Spannung mit  "Was wir fürchten". Spätestens ab der dritten Folge sägt die Geschichte herrlich an den Nerven. Das TV-Publikum erlebt Ausgrenzung, Eifersucht, Glaubenskrisen und Selbstverleugnung. Dabei wird niemand belehrt oder bevormundet. Dafür sorgt schon die wilde Mischung aus Coming of Age, Drama, Horror, Krimi und Mystery. ZDFneo feiert Halloween mit sechsmal 45 Minuten am Stück. Die Miniserie steht schon in der ZDFmediathek zum Abruf bereit. Polizistin Franka Abel und ihre Tochter Lisa (Mina-Giselle Rüffer) kämpfen gegen späte Auswirkungen von Gewalttaten. Die Spuren führen in ein Waldhaus der höllischen Therapien gegen Homosexualität.

Schatten liegen über Großstetten

Amoklauf und Selbstmord verstören Lisa

Lisa hofft, dass Therapie und Tabletten ihre Panikattacken verhindern. Ohnehin soll nach einem Umzug alles besser werden. Lisas Psychiaterin fragt nach dem künftigen Wohnort. Franka Abels Antwort Großstetten lässt die Gesichtszüge der Ärztin entgleisen. Am ersten Tag in der fremden Umgebung hört Lisa, dass ein Amokläufer vor einem Jahr am Goethe Gymnasium wütete.

Sie sollten nicht hier sein, warnt ein verwahrloster Typ die Polizistin Franka Abel:Der Tod wird kommen. Mein Tod wird kommen. Nach einem miesen Empfang durch ihr männliches Team erfährt die neue Leiterin der Dienststelle, dass der seltsame Kerl zu den Kollegen gehört: Lukas König (Oscar Hoppe) erreichte damals zusammen mit Paul Müller (Jürg Plüss) den Tatort. Paul gilt als Held, weil er mit der Waffe eingriff. Lukas hingegen zerbrach an den grauenhaften Erfahrungen. Eine Vision seines Selbstmords stürzt Lisa in einen Anfall. Paul Müllers unglücklicher Sohn Leon beschützt Lisa im hilflosen Zustand.

Schwuler Simon landet im Waldhaus

Simon predigt in der Kirche seines stolzen Vaters Karl Schneider (Peter Jordan,  "Die drei !!!"). Später genießt der sensible Sohn ein Date mit einem Jungen. Doch Paul Müller verpetzt ihn an seinen Kumpel Karl. Die Umtriebe erzürnen den sittenstrengen Vorsteher der Gemeinde. Das sind deine Gene, wirft er seiner Frau Anne (Brigitte Urhausen) vor. Sie befürchtet wiederum seelische Schmerzen, denn ihr homosexueller Bruder hat sich umgebracht. Karl schnüffelt in Simons Tagebuch. Zunächst hält die gegenseitige Liebe zwischen Eltern und Kind. Simon akzeptiert, dass Jasper Benning ihn mit speziellen Methoden umpolen soll. Im Waldhaus warten schon andere Betroffene.

Auf dem Schießstand trifft Simon Schneider (Paul Ahrens) trotz seines Widerwillens ins Schwarze.
Auf dem Schießstand trifft Simon Schneider (Paul Ahrens) trotz seines Widerwillens ins Schwarze. ZDF / Jan Hromadko / Bavaria Fiction

Tote verlangen Aufmerksamkeit

Lisa vertraut Leon und Davi

Franka will ermitteln, was hinter dem Amoklauf und dem Selbstmord steckt. Tote verstellen Lisa den Weg oder berühren das Mädchen. Sie will nicht über ihre Visionen sprechen. Aus Stuttgart reicht das Mobbing bis nach Großstetten: Steffi Adam (Carolin Garnier) verbreitet ein altes Video, in dem Lisa in Krämpfen zuckt. Doch Leon spricht ihr Mut zu. Lisa mag Davi Cruz (Esmael Agostinho), verabscheut indes seine Eifersucht auf Leon. Ohnehin setzen die unheimlichen Begebenheiten Lisa unter Stress.

Unheil verbindet Waldhaus und Schule

Franka begreift, dass Lukas König vor einem roten Teufel aus der Fastnacht weglief. Will diese Gestalt sowohl Lisa als auch Franka aus dem Weg räumen? Wollen und können verstorbene Menschen Kontakt mit Lisa aufnehmen? Hinweise führen Lisa und Davi an einen schrecklichen Ort. Frankas Recherchen weisen auf das Waldhaus und Opfer der sogenannten Konversionstherapie. Weiteres Unheil naht. Lisa und Leon steigen in den Untergrund ihrer Schule.

Der rote Teufel treibt sein Unwesen in Großstetten.
Der rote Teufel treibt sein Unwesen in Großstetten. ZDF / Jan Hromadko / Bavaria Fiction

Handlung kommt langsam in Schwung

Einstieg in Miniserie enttäuscht

Der Anfang der ersten Episode "Jahrestag" enttäuscht. Die Drehbuchautoren Judith Angerbauer, Torsten Lenkeit und Daniel Rübesam scheinen Situationen und Dialoge aus Klassikern und  "SchleFaZ" kopiert zu haben: Ich sehe schreckliche Dinge, heißt es ähnlich wie in  "The Sixth Sense". Ein Telefon klingelt im Hintergrund - echt jetzt? Eine unbekannte Macht zieht Lisa in die Dunkelheit. Fetzen verzieren vergammelte Leichen. Lisa tauscht sofort Blicke mit Leon, der eine wichtige Rolle für sie spielen wird. Ständig ist die Ballerei vom Schießstand zu hören. Die Personen sprechen langsam und künstlich, als ob sie Schlafmittel geschluckt hätten. Betont bedrohliche Musik nervt. Sogar am Tage spart Großstetten offensichtlich beim Licht. Nicht zuletzt wirken etliche Figuren hölzern.

Lasst uns mehr erfahren!

Erstaunlich, wie dann das geschmierte Getriebe in Schwung kommt. Langsam fassen originelle Charaktere wie Lisa und ihre Mutter Franka Tritt. Sobald die Ausgangslage zu verstehen ist, gewinnt die Handlung an Eleganz. Von Folge zu Folge steigern die Darsteller und das gesamte Team ihre Leistungen. Plötzlich darf der niedrige Etat die billigen Effekte entschuldigen. Einige Schwächen schmerzen nach wie vor. Manchmal sollten die Personen der Miniserie lieber den Mund halten. Immerhin ist diese Art einer Geschichte bislang auf heimischen Bildschirmen nicht zu sehen gewesen. Wie hängt eine fragwürdige Therapie von Homosexualität mit tragischen Ereignissen und geisterhaften Erscheinungen zusammen? Das wollen wir wissen!

Selten vergessen Lisa (Mina-Giselle Rüffer) und Leon (Alessandro Schuster) ihre Sorgen.
Selten vergessen Lisa (Mina-Giselle Rüffer) und Leon (Alessandro Schuster) ihre Sorgen. ZDF / Stanislav Honzik / Bavaria Fiction

Charaktere und Konflikte faszinieren

Paul Ahrens und Alessandro Schuster gehören zu jungen Talenten

Marie Leuenberger ( "Blackout") zeigt geschickt, wie gegensätzliche Ansprüche die herbe Polizistin und Mutter Franka zerreißen. Ihre Stärken und Schwächen faszinieren. Mitunter vergisst Franka jegliche Rücksicht, etwa wenn sie ihren Ex-Mann Christian (Nicholas Reinke) von Lisa fernhält. Sie kämpft gegen Angriffe aller Art. Notfalls akzeptiert sie Hilfe, ohne ihr Misstrauen aufzugeben. Christopher Schärf spielt hervorragend den Schmierlappen Jasper Benning, der Grenzen seiner Zöglinge überschreitet. Aus den jungen Talenten sticht Paul Ahrens hervor. Sein Simon strahlt Unschuld im Coming Out und im Elternhaus aus. Doch wenn er seelisch verletzt wird, könnte er ausrasten. Ebenso überzeugt Alessandro Schuster ( "Das Boot") als Leon. Vielleicht öffnet der traurige Junge seinen Schutzpanzer gegenüber Lisa.

Angst erzeugt Hass

Ohne Langeweile beleuchtet die Miniserie persönliche Konflikte. In diesem Umfeld zählen gläubige Christen keineswegs als Idioten. Sie merken eben nicht, wie Härte und Engstirnigkeit das Streben nach Liebe zerstören. Eigentlich bereichern uns Sehnsüchte und Schwächen. Gleichwohl überwältigt die Furcht vor dem Unbekannten die Stadt. Die Einwohner verdrängen Schuld, wodurch neue Gewalt aufzieht. Angst erzeugt Hass: Daran erinnert uns die ungewöhnliche TV-Erzählung mit zahlreichen Wendungen. Sie zeigt die Tragweite von Ausgrenzung, Eifersucht, Erniedrigung und Verlogenheit.

Trotz der Drohungen und Angriffe ermittelt Polizistin Franka Abel (Marie Leuenberger) weiter.
Trotz der Drohungen und Angriffe ermittelt Polizistin Franka Abel (Marie Leuenberger) weiter. ZDF / Jan Hromadko / Bavaria Fiction

Wilde Mischung bereitet Spaß

ZDFneo erfreut junge Fans

"Was wir fürchten" verschönert Halloween und die dunklen Tage besonders durch eine Eigenschaft: Die wilde Mischung bereitet Spaß. Öffentlich-rechtliche Sender experimentieren selten mit Allerlei. Immerhin unterstützt das ZDF  "Generation Z" über Rentner als Zombies: In dieser britischen Produktion fließen Drama, Horror und Komödie zusammen. Streaming-Dienste überschreiten gerne Grenzen der Genres - zumal ihre Zuschauerinnen und Zuschauer auf Einteilungen pfeifen. Aktuell startet Netflix mit  "Bodies" - irgendwo einzuordnen zwischen Drama, Kostümfilm, Krimi, Science-Fiction und Thriller (TV Wunschliste berichtete). "Was wir fürchten" mag die Qualität von  "Kohlrabenschwarz" verfehlen: In diesem Sechsteiler verbindet Paramount+ Comedy mit Krimi und Mystery. Trotzdem erfreut ZDFneo vor allem junge Fans von Coming of Age, Drama, Horror, Krimi und Mystery.

Dieser Text beruht auf der Sichtung der kompletten Miniserie "Was wir fürchten".

Meine Wertung: 3.5/5

ZDFneo zeigt alle sechs Folgen nacheinander in der Nacht vom 31. Oktober auf den 1. November: Um 22.20 Uhr soll es losgehen. Seit dem 20. Oktober stellt das ZDF die Episoden von "Was wir fürchten" in der Mediathek zum Streaming bereit.


 

Über den Autor

Seit 2016 hat Stefan Genrich Websites entwickelt und an einer Hochschule unterrichtet. Vor einer siebenjährigen Pause bei TV Wunschliste würdigte er das weihnachtliche TV-Programm im United Kingdom: Sein Herz schlägt für britisches Fernsehen. Daher verfolgt er jeden Cliffhanger von „Doctor Who“. Der Journalist kritisiert nebenberuflich Serien. Ihn ärgern Mängel bei ARD und ZDF – oder er genießt „Tagesthemen“ sowie „Nord bei Nordwest“. Frühe Begegnungen mit „Disco“ und „Raumschiff Enterprise“ haben Spuren hinterlassen. Später scheiterte Stefan beim Versuch, die Frisur von „MacGyver“ zu kopieren. Wegen „Star Trek: Strange New Worlds“ und „1923“ mag er Paramount+.

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