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TV-Kritik/Review: "Mr. Mercedes": Starke Stephen-King-Umsetzung mit begeisterndem Cast

(04.09.2017)

Muss wirklich erst David E. Kelley kommen, um Stephen King gebührend auf den Bildschirm zu bringen? Scheint so, denn nach den diversen mauen (Mini-)Serien der letzten Jahr(zehnt)e, zu denen man seit Neuestem auch
Wenn die ersten Episoden als Maßstab gelten dürfen, folgt die Serienhandlung dem Roman sehr genau, was auch heißt: Am Anfang steht ein Terroranschlag. Arglos warten die Erniedrigten und Beleidigten des amerikanischen Wirtschaftssystems schon morgens um drei Uhr in der Schlange vor einer sogenannten job fair, einer "Karrieremesse", auf der Arbeitslose vermittelt werden sollen. Es ist 2009 in Ohio, die Wirtschafts- und Finanzkrise hat das Land voll im Griff. Ein netter junger Typ und eine nette junge Frau, die mangels Betreuungsmöglichkeit sogar ihr Baby in die nächtliche Warteschlange mitnehmen musste, werden wie Protagonisten eingeführt - doch dann kommt Mr. Mercedes. Mit einer Clownsmaske vorm Gesicht sitzt er am Steuer der namensgebenden Limousine. Er blendet die Scheinwerfer auf und taucht die Wartenden ins höhnische Licht seiner Luxuskarosse, dann brettert er mit Höchstgeschwindigkeit mitten in die Menge. Acht Tote, zahllose Verletzte. Die Szene, in der die Opfer mit Wucht über die Kühlerhaube fliegen, gehört nicht nur zum Heftigsten, was in jüngster Zeit im amerikanischen Serienfernsehen zu sehen war, es ist auch deshalb schwer erträglich, weil es so unmittelbar an die islamistisch (Nizza, Berlin, London, Barcelona) oder rassistisch motivierten (Charlottesville) Terroranschläge der jüngsten Zeit erinnert. Das Auto als Massenvernichtungswaffe für jedermann: Als King den Roman schrieb, war daran noch nicht zu denken; wahrscheinlich noch nicht einmal, als Kelley die Serie in Produktion brachte.
In Kings Roman und nun in der Serie
Kontaktpersonen gibt es für Bill wenige, aber sie sind wichtig. Mit dem noch im aktiven Dienst befindlichen und schwer um ihn besorgten Ex-Kollegen Peter Dixon (Scott Lawrence, "JAGs") trifft er sich gelegentlich zum Lunch, Nachbarsjunge Jerome (Jharrel Jerome aus "Moonlight") kümmert sich ums Rasenmähen und um den Computer, vor allem aber wacht die alleinstehende Ida Silver (Holland Taylor, Charlie Sheens Serienmutter aus
Nicht zuletzt Ida ist es, die Bill dazu rät, aus seinem ambitionslosen Alltag auszubrechen und sich neue Ziele zu suchen: Als sich der nach wie vor nicht gefasste Mr. Mercedes mit einer verstörenden E-Mail bei Bill meldet (die deutsche Zuschauer unangenehm an die Pink-Panther-Videos der rechtsextremen NSU-Terroristen erinnert), wacht, halb aus Panik, halb aus Wut, der alte Ermittler wieder in ihm auf. Im weiteren Verlauf wird Bill Janey Patterson kennenlernen (
Für jene, die den Roman kennen, aber auch für jene, die sich als halbwegs geübte Serienzuschauer einschätzen, ist es keine Überraschung, dass sich am Ende der rundum gelungenen Pilotfolge jener junge Mann als Mr. Mercedes herausstellt, dessen Alltag in einer Parallelhandlung zum Bill-Hodgens-Strang geschildert wird: Brady Hartsfield (Harry Treadaway aus
Während der Zuschauer also früh um die Identität des gesuchten Attentäters weiß, verfolgt der Plot Bill Hodgens' Bemühungen, ihm auf die Schliche zu kommen. Kelley und Regie-Routinier Jack Bender (
Zugleich werden aber auch eingefleischte King-Fans glücklich gemacht, indem immer wieder bekannte Elemente aus dem literarischen Universum des berühmten Vielschreibers eingeflochten werden, angefangen beim gruselig grinsenden Emoji und bei der Clownsmaske des Täters, die beide ans Monster "Pennywise" aus "Es" erinnern, über Hockey spielende Kids auf den Straßen der Vorstadt bis hin zu jeder Menge Rock und Punk auf dem Soundtrack. Es sind lauter Songs, die die Handlung kommentieren, der "Well-Respected Man" von den Kinks, die "Season of the Witch" von Donovan, und als Brady erstmals auftritt, leisten sich die Macher sogar den Spaß, "Pet Sematary" von den Ramones einzuspielen, einen Song also, der einst für eine andere (weit weniger gelungene) King-Verfilmung entstand - "Friedhof der Kuscheltiere". Spätestens wenn der Abspann der Pilotfolge mit einer absoluten Punk-Rarität aus den späten Siebzigern beschallt wird ("Laugh" von Hammer Damage), ist absolut klar, dass hier Leute am Werk sind, die wissen, wie man mit Stephen-King-Vorlagen umgehen muss. Wie der angeschlagene Hodgens ermittelt und warum der rätselhafte Brady das tut, was er tut: Mit starken Figuren und prägnanten Szenen gelingt es "Mr. Mercedes" von Beginn an, die Zuschauer der Beantwortung dieser Fragen entgegenfiebern zu lassen.
Dieser Text basiert auf der Sichtung der ersten beiden Episoden von "Mr. Mercedes".
Gian-Philip Andreas
© Alle Bilder: Audience Network
Aktuell feiert die TV-Serie "Mr. Mercedes" in den USA beim Audience Network des Satelliten-Fernsehanbieters AT&T Premiere. Eine deutsche Heimat für die King-Verfilmung ist bisher noch nicht bekannt geworden.
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