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Interview mit "KDD"-Autor & Creative Producer Orkun Ertener
(11.01.2010)

Die Serie
Namhafte Regisseure wie Lars Kraume, Matthias Glasner oder Züli Aladag inszenierten die bisherigen Episoden, ausnahmslos grandiose Schauspieler sind in den Haupt- und Nebenrollen zu sehen. Das Kernteam um Götz Schubert, Manfred Zapatka, Saskia Vester, Barnaby Metschurat, Billey Demirtas, Melika Foroutan und Jördis Triebel ist auch in der dritten, acht Folgen kurzen Staffel, die nun auf arte startet, wieder komplett vertreten. Die gewohnte Klasse der Serie, die mit Fernsehpreisen überhäuft wurde und größtenteils hymnische Kritiken erhielt, wird dabei mühelos gehalten. Ein Grund mehr, mit dem Autor und Creative Producer Orkun Ertener darüber zu sprechen, weshalb das ZDF beschlossen hat, das Format einzustellen.
Herr Ertener, die dritte Staffel Ihrer Serie KDD wird auch die letzte sein. Wieso?Orkun Ertener: Es gibt eine offizielle Verlautbarung, nach der die Geschichten auserzählt seien. Das ist die Version des ZDF. Tatsächlich ist es sicherlich so, dass, wenn wir zwei Millionen Zuschauer mehr gehabt hätten, die Geschichten nicht auserzählt gewesen wären.
Und wenn jetzt wider Erwarten die Quoten explodieren?
OE: Die werden nicht explodieren, leider, darauf würde ich einiges Geld wetten. Aber wenn es so wäre, würde man sich Gedanken machen, da bin ich sicher.
Wenn es heißt, KDD hätte die Quoten-Erwartungen nicht erfüllt - über welche Zahlen sprechen wir da konkret?
OE: Die Erwartungen werden in der Regel bestimmt von dem sogenannten Senderschnitt. Wenn ein Produkt oder Format darunter fällt, dann erfüllt es die Erwartungen nicht. Wir haben uns stets um den Senderschnitt herum bewegt, mal mehr, mal weniger. Meiner persönlichen Einschätzung nach werden allerdings an den Sendetermin am Freitagabend um 21.15 Uhr, wo zu anderen Zeiten
Aber woran mag das liegen? Ist die Serie für das Gros der Zuschauer zu hart, zu rau in Stil und Story?
OE: Wahrscheinlich. Darauf gibt es sicherlich viele Antworten. Eine lautet: Das ZDF hat ja einen anderen Sendetermin, wo durchaus ähnliche Sachen gezeigt werden, Geschichten mit vielen Figuren, die düster sind, realistisch sind, und die manchmal auch einiges an Gewaltdarstellung zumuten. Das ist der Sonntagabend ab 22 Uhr, nach dem Tatort auf dem anderen Programm. Da laufen britische Koproduktionen, skandinavische Koproduktionen wie die Mankells, und die werden dort vom Publikum auch angenommen. Der Freitagabend hat sicherlich ein anderes Publikum. Und für diese Zuschauer - da ist meine Schwiegermutter immer meine Beta-Testerin (lacht) - ist KDD sicherlich zu düster, zu hart und vor allen Dingen wohl auch zu anstrengend und komplex in der Erzählweise. Wir verhandeln ja nicht bloß eine Geschichte oder einen Fall, sondern oft gleich fünf.
Zudem ist KDD ja kein reines Krimiformat, sondern eher eine Drama-Serie.
OE: Würde ich auch so sagen.
Zu Beginn der dritten Staffel sind die Beziehungen zwischen den Figuren größtenteils zerrüttet, der Polizist Mehmet Kilic, der im Mittelpunkt steht, hat Drogenprobleme. War es Ihr Anspruch, noch eine Spur düsterer zu werden als zuvor?
OE: Am Ende ja. Ursprünglich war mein Eindruck nach den ersten beiden Staffeln: Vielleicht haben wir uns und den Zuschauern tatsächlich ein bisschen viel zugemutet. Vielleicht gibt es die Möglichkeit, etwas sanfter, oder sagen wir: vermittelter vorzugehen. Darüber habe ich mir durchaus Gedanken gemacht. Es ist ja nicht so, dass alles perfekt war in den ersten beiden Staffeln. Diese Erzählweise, die in der Tat ein Ausnahmeformat ist, war ein Versuch von uns allen, diese Art Serie zu lernen, auszuprobieren. Als dann aber relativ schnell klar war, eigentlich schon vor der Arbeit an der dritten Staffel, dass es die - wie es im Sprachgebrauch des ZDF heißt - finale Staffel werden wird, war mein Anspruch: Dann machen wir noch mal KDD pur, so, wie wir es mögen.
KDD pur - was verstehen Sie selbst darunter?
OE: Das ist wohl in der Tat das Sperrige, das komplexe Erzählen, viele Geschichten nebeneinander zu erzählen. Und natürlich geht es auch um die Figuren, die mir am Herzen liegen und die KDD ausmachen, das Ensemble. Jetzt, in der neuen Staffel, steht dabei sicherlich Mehmets Geschichte im Vordergrund. Diesmal wollten wir weniger eine große Horizontale entwerfen, wie in den ersten beiden Staffeln, sondern hautnah bei unseren Figuren bleiben, sie weiter und einigermaßen zu Ende erzählen.
Woher rührt ihre Faszination für die moralischen Grauzonen, in denen sich die Figuren stärker denn je bewegen?
OE: Ich weiß gar nicht, ob das stimmt. Es gab ja kritische Stimmen, die ich auch verstehen kann, die sagten: In der Anhäufung von Konflikten ist es unwahrscheinlich viel negative Energie, sehr viel Dreck, sehr viel Belastung, sowohl für den Zuschauer, als auch für die Figuren. Das ist natürlich eine Frage von Drama und Dramaturgie. Aber ob die Figuren sich wirklich in moralischen Grauzonen befinden? Auf Mehmet trifft es in der dritten Staffel sicher zu, andererseits stellt sich dann doch nur die Frage: Ist es stimmig, ist es plausibel? Ich habe nicht die Faszination für moralische Grauzonen, sondern den Wunsch, bei einer Figur bis auf den Grund zu gehen.
Aber wieso ist die Häufung von Konflikten automatisch eine Überforderung? Im Leben hat man es doch auch nie nur mit einem Problem zu tun.
OE: Auch darauf gibt es verschiedene Antworten. Wir haben im deutschen Fernsehen keine Tradition, in Serien von gesellschaftlichen Problemen, von anstrengenden Inhalten zu erzählen. Wir kennen das Fernsehspiel, das in 90 Minuten eine abgeschlossene Geschichte verhandelt. KDD ist die Ausnahme, es gibt auch andere Ausnahmen, ich bin zum Beispiel sehr gespannt auf den neuen Dominik Graf, der jetzt im Frühjahr gesendet wird, "Im Angesicht des Verbrechens". Die Regel sind aber Formate, die kurzfristig entschieden werden, erfolgreich sind und fortgeführt werden - beim ZDF, mein Lieblingsbeispiel im Moment, wahrscheinlich das von allen Medienschaffenden -
Und andererseits blühen die Dokuformate.
OE: Ja, auf der anderen Seite haben wir auch diese Scripted-Reality-Formate, wo es von Problemen, Düsternis, abgestellten Stromzählern und Schulden wimmelt, und das goutiert der Zuschauer auch. Warum das da so ist und in der Fiktion nicht, weiß ich nicht. Meine Antwort wäre jetzt ganz vorläufig und ungenau: Weil der Zuschauer in der Fiktion gar nicht die Chance hat, sich damit auseinander zu setzen.
Aber der Authentizitäts-Anspruch dieser Scripted Reality, wo mittlerweile Laiendarsteller die vermeintlich "echten" Menschen von früher ersetzen, hat schon etwas Schizophrenes, oder?
OE: Absolut, da kann ich nur zustimmen. Ist aber offenbar immer noch ein Erfolgsrezept.
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