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TV-Kritik/Review: The Bridge

TV-Kritik zum US-Remake von "Die Brücke" - von Marcus Kirzynowski
(14.07.2013)

Die Ermittler Marco Ruiz (Demián Bichir) und Sonya Cross (Diane Kruger) lernen sich auf der Brücke kennen.
Die Ermittler Marco Ruiz (Demián Bichir) und Sonya Cross (Diane Kruger) lernen sich auf der Brücke kennen. FX

Mit Remakes ist es immer so eine Sache und mit US-Adaptionen europäischer Kinofilme oder TV-Serien noch einmal eine besonders heikle. Wirklich etwas Essentielles oder auch nur Neues fügen sie den Originalen selten hinzu, so dass es - zumindest für europäische Zuschauer - meist keinen Grund gibt, sich die englischsprachigen Bearbeitungen anzusehen. So konnte man auch bei  "The Bridge" misstrauisch sein, der zweiten Adaption einer Serie der "Scandinavian Crime"-Welle durch einen US-Kabelsender. Nachdem AMC mit seiner  "Kommissarin Lund"-Version  "The Killing" recht erfolgreich gefahren ist, versucht sich nun also FX an  "Die Brücke - Transit in den Tod", der dänisch-schwedischen Miniserie, an der auch das ZDF als Koproduzent beteiligt war.

Die titelgebende Verkehrsverbindung ist in diesem Fall nicht mehr die Öresundbrücke zwischen Kopenhagen und Malmö, sondern die 'Bridge of the Americas', die das texanische El Paso mit dem mexikanischen Juárez verbindet. Hier wie dort wird exakt auf der Staatsgrenze eine Leiche gefunden - oder besser gesagt zwei, denn wenig später stellt sich heraus, dass der Täter zwei Körperhälften verschiedener Opfer so drapiert hat, dass sie wie eine Tote wirkten. Der Oberkörper gehörte einer texanischen Richterin, der Unterleib einer mexikanischen Prostituierten. Die verschwand jedoch bereits vor längerer Zeit, was in Chihuaha aber niemanden interessierte (auch die Polizei nicht), da dort täglich junge Frauen von der Straße weg ermordet werden. "Was macht eine reiche Frau aus Amerika so viel wertvoller als Tausende arme Frauen aus Mexiko?", fragt dann auch folgerichtig der Täter in einer Telefonbotschaft. Er scheint mit seinen Verbrechen eine Agenda zu verfolgen, auf gesellschaftliche Missstände aufmerksam machen zu wollen. Seine nächsten Opfer werden mexikanische Flüchtlinge sein, die illegal die Grenze überwinden wollen.

Marco Ruiz ist kein Freund von Vorschriften, aber auch nicht von Korruption.
Marco Ruiz ist kein Freund von Vorschriften, aber auch nicht von Korruption. FX

Der grenzüberschreitende Serienkiller wird bald von einer internationalen Sonderkommission der Polizei gejagt, die von zwei höchst unterschiedlichen Charakteren angeführt wird: Die Texanerin Sonya Cross hat eine leichte Form von Autismus, weswegen sie völlig empathieunfähig ist: Sie sagt einfach immer genau, was sie denkt, ohne die Reaktionen ihrer Mitmenschen einschätzen zu können und handelt rein zweckrational. Eher widerwillig muss sie mit dem ihr an die Seite gestellten Marco Ruiz von der Staatspolizei von Chihuaha zusammenarbeiten, einem laisser faire-Frauenhelden, der die Vorschriften auch mal etwas lockerer auslegt.

So weit, so bekannt. Das Ermittlerduo ist eine nur leicht ethnisch angepasste Variante der Hauptfiguren des Originals. Der Deutschen Diane Kruger und dem Mexikaner Demián Bichir fehlt etwas die Präsenz der skandinavischen Schauspieler, sie machen ihre Sache aber ganz redlich. Interessanter ist, dass die Autoren um Meredith Stiehm (Schöpferin von  "Cold Case") und Elwood Reid sich, was die Handlung angeht, nicht mit einer Nacherzählung des Originals begnügen. Vielmehr beziehen sie typisch mexikanische Probleme wie die allgegenwärtige Korruption von Beamten und die noch umfassendere Macht der Drogenkartelle in die Geschichte ein.

Den krassen Gegensatz zwischen dem armen Mexiko und den reichen USA, die geografisch nebeneinander liegen, aber ökonomisch durch Welten getrennt scheinen, thematisieren sie ständig. Sei es, dass Flüchtlinge verzweifelt versuchen, die Wüste zu durchqueren, oder dass ein US-Journalist bei seiner mexikanischen Kollegin übernachtet, die mit zahlreichen Familienmitgliedern auf engstem Raum lebt. Und auch die Beziehung zwischen den beiden Hauptfiguren gewinnt in diesem Kontext eine ganz neue Dynamik, kommen hier doch zu den charakterlichen Unterschieden noch kulturelle und solche in der Mentalität hinzu. So verdächtigt Detective Cross ihren neuen Partner gleich, ebenfalls korrupt zu sein, während der an der Akribie und Vorschriftentreue der "Gringa" schier verzweifelt. Die Vorurteile auf beiden Seiten sind eben wesentlich stärker als zwischen den beiden im Grunde doch sehr ähnlichen Wohlstandsgesellschaften Dänemark und Schweden.

Auch visuell gibt die karge Landschaft des texanisch-mexikanischen Grenzgebiets mehr her als die überwiegend austauschbaren Großstadtschluchten Kopenhagens und Malmös. Und die Kameramänner David Franco und Attila Szalay schöpfen das voll aus: mit Bildern der brennend heißen Wüste, die so vielen Flüchtlingen zum Verhängnis wird, der unwirklich zwischen die Berge gebauten Stadt El Paso und der vielspurigen Brücke, die - nachts tausendfach beleuchtet - wirkt wie der Eingang ins Paradies.

Die Serie ist hervorragend gefilmt, sorgfältig erzählt und zumindest solide besetzt (einen Pluspunkt gibt es vom großen  "Third Watch"-Fan für den Einsatz von Jason Wiles in einer Nebenrolle als Sonyas love- oder besser sex interest). Anders als bei den meisten anderen Adaptionen europäischer Serien fürs US-Fernsehen haben die Autoren und Produzenten die Grundidee nicht weichgespült und auch nicht einfach die Originaldrehbücher eins zu eins nach Amerika transponiert. Vielmehr übernehmen sie die Grundzüge der Geschichte und Figuren, um von Missständen und Konflikten des eigenen Kontinents zu erzählen, und zwar auf krassere Weise als in der Vorlage. So bleibt ihre Bearbeitung auch für Zuschauer interessant, die die skandinavische Serie bereits kennen. Alle anderen haben diesmal tatsächlich die Wahl zwischen zwei höchst unterschiedlichen, aber etwa gleich gelungenen Interpretationen der gleichen Ausgangssituation.

Dieser Text basiert auf der Sichtung der ersten drei Folgen von "The Bridge".

Meine Wertung: 3.5/5


 

Über den Autor

  • Marcus Kirzynowski
Marcus Kirzynowski ist Düsseldorfer Journalist und Serienfreund; wuchs mit "Ein Colt für alle Fälle", "Dallas" und "L.A. Law" auf; Traumarbeitgeber: Fisher & Sons, County General Notaufnahme; die Jobs auf dem Battlestar Galactica und im West Wing wären ihm hingegen zu stressig; Wunschwohnort: Cicely, Alaska. Schreibt über amerikanische und europäische TV-Serien sowie andere Kultur- und Medienthemen, u.a. für TV Wunschliste und sein eigenes Online-Magazin Fortsetzung.tv.

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Leserkommentare

  • User_929455 schrieb am 18.01.2016, 02.37 Uhr:
    Das Original kenne ich zwar nicht aber die erste Staffel dieser Serie ist wie in der Kritik beschrieben sehr gut und beeindruckend. Danke auch an diese Kritik, nur deswegen habe ich mich für die Serie entschieden diese zu schauen. Auch Diane Kruger macht sich sehr gut. Allerdings gibt es 2 Mankos bei der 1. Staffel: den laisser faire-Frauenhelden des Hauptdarstellers kommt nicht wirklich gut rüber, ist aber unabdingbar für die Story, und eigentlich kann man nach 11 von 13 Folgen Schluss machen aber dann wird die 1. Staffel noch um 2 weitere Folgen und einen/mehreren Cliffhanger'n für die 2. Staffel aufgebauscht wo dann hoffentlich auch noch die offenen Nebenthemen zusammengeführt und geklärt werden.