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Das deutsche Fernsehjahr 2020 im Rückblick (Teil 2): "Lindenstraße"-Abschied, "Tatort"-Jubiläum und "Verbotene Liebe"-Comeback

Trend zu mehr Relevanz und Live-Fernsehen

Thilo Mischkes Reportage "Rechts. Deutsch. Radikal." sorgte für Aufmerksamkeit.
Thilo Mischkes Reportage "Rechts. Deutsch. Radikal." sorgte für Aufmerksamkeit. ProSieben

Ein Trend, der sich im letzten Jahr vor allem bei den Sendern RTL und ProSieben beobachten ließ, sind kurzfristige Umstruktierungen des geplanten Programms, um die Zuschauer mit aktueller Berichterstattung zu informieren. Noch vor zwei Jahren war es bei RTL eine ganz große Ausnahme, wenn das Programm am Nachmittag unterbrochen wird oder um 20.15 Uhr kurzfristig mal eben ein 15- bis 20-minütiges Nachrichten-Special gezeigt wird. Während der Corona-Pandemie zeigte RTL regelmäßige  "RTL Aktuell"-Sondersendungen um 20.15 Uhr und veranstaltete Themenabende mit Doku-, Talk- und Informationssendungen. ProSieben ging sogar noch einen Schritt weiter und nahm kurzfristig ein  "ProSieben Spezial" zur #BlackLivesMatter-Bewegung ins Programm. Darüber hinaus zeigte man zur besten Sendezeit die vielbeachtete Reportage "Rechts. Deutsch. Radikal.", für die Thilo Mischke mehr als eineinhalb Jahre recherchiert hat. Erfreulicherweise werden die Sender für diesen lobenswerten Einsatz auch mit tollen Einschaltquoten belohnt.

"Joko & Klaas Live"
"Joko & Klaas Live" ProSieben/Screenshot

Zu den besonderen Live-Momenten im deutschen Fernsehen zählen auch die 15 Minuten von Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf. Jedes Mal, wenn sie als Sieger in der Show  "Joko & Klaas gegen ProSieben" hervorgehen, erhalten sie als Gewinn am darauffolgenden Mittwochabend 15 Minuten Sendezeit zur freien Verfügung. Bereits im letzten Jahr wusste das Entertainer-Duo die Sendezeit um 20.15 Uhr zu nutzen, um auf bestimmte Themen aufmerksam zu machen - 2020 konnte dies aufgrund der Auswahl der Themen noch getoppt werden.

Eine der eindrucksvollsten Aktionen war "Männerwelten" - in diesen 15 Minuten traten Joko und Klaas selbst nicht auf. Stattdessen begrüßte Autorin und Journalistin Sophie Passmann die Zuschauer in einem düsteren Korridor. Ihr sei die Sendezeit von Joko und Klaas zur Verfügung gestellt worden und diese wolle sie nutzen, um den Zuschauern eine ganz besondere, einmalige Kunstausstellung zu zeigen - die Ausstellung "Männerwelten". Diese Ausstellung ist wirklich nichts für Kinder und nichts für schwache Nerven, warnte Passmann. In den folgenden Minuten war unter Veranschaulichung mit drastischen Beispielen zu sehen, wie unglaublich verbreitet Sexismus und sexuelle Belästigung gegenüber prominenten und nicht-prominenten Frauen im Internet sind.

Sophie Passmann stellt "Männerwelten" vor
Sophie Passmann stellt "Männerwelten" vor ProSieben/Screenshot

In einer weiteren Ausgabe der 15 Minuten reagierten Joko und Klaas auf ein anderes gesellschaftlich relevantes Thema: das Schicksal der Menschen aus dem Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos. Sie erläuterten, dass sie sich bereits vor der zeitweise umfangreichen Berichterstattung in den Medien entschieden hatten, im Falle eines Sieges auf das Thema aufmerksam zu machen, weil es damals - vor dem verheerenden Ausbruch des Feuers am 8. September - ihrer Ansicht nach zu wenig im Blickfeld der Medien war. Milad Ebrahimi aus Afghanistan erzählt in #MoriaStory von seiner Flucht nach Europa. Es werden schockierende und grausame Videoaufnahmen der unmenschlichen Zustände gezeigt, die "nur zwei Flugstunden entfernt" herrschen. Mit solchen Aktionen stellen Joko und Klaas immer wieder unter Beweis, dass sie mehr als nur die Blödel-Dödel von ProSieben sind.

Fake-Vorwürfe gegen Joko & Klaas

Joko (l.) und Klaas
Joko (l.) und Klaas ProSieben/Jens Hartmann

Doch 2020 gab es nicht nur Lob für Joko und Klaas. Das Entertainer-Duo wurde zum wiederholten Mal mit Fake-Vorwürfen konfrontiert. In einem Bericht des investigativen Reportageformats  "STRG_F" wurden gegen Joko und Klaas in mehreren Fällen Schummelvorwürfe erhoben. So seien umfangreich Schauspielerinnen und Schauspieler in Einspielfilmen eingesetzt worden, obwohl die Ereignisse als spontan und echt dargestellt wurden. Zudem seien sie grob verkürzt oder offenbar geskriptet gewesen. In mehreren Fällen sollen gecastete Laiendarsteller im Einsatz gewesen sein, obwohl der Eindruck eines authentischen Geschehens erweckt werden sollte.

Unter anderem ging es um einen Fahrraddiebstahl, der sich angeblich während der Aufzeichnung der Sendung  "Late Night Berlin" im Rahmen eines Experiments ereignet hatte. In der Sendung wurde der Eindruck erweckt, als sei ein Unbekannter auf frischer Tat ertappt worden - in Wirklichkeit war die Aktion mit einem Laiendarsteller inszeniert. Die Polizei Berlin habe jedoch aufgrund der überzeugenden Darstellung des angeblichen Diebstahls gar ein Ermittlungsverfahren eingeleitet.

ProSieben/Screenshot

In einer weiteren Aktion im Rahmen der Late-Night-Show erlebte eine Frau angeblich authentische Tinder-Dates und wurde mit verschiedenen Ereignissen überrascht. Doch bei der Frau handelt es sich um eine Schauspielerin, die die Episode in ihrer Schauspielvita aufführte. Zudem sagten Zeugen gegenüber "STRG_F" aus, dass die Szene mehrfach gedreht wurde.

Darüber hinaus gab es Vorwürfe gegen die Show  "Das Duell um die Welt", bei der einige Szenen ebenfalls nicht so authentisch abgelaufen sind, wie sie dargestellt wurden. So wurde der Eindruck erweckt, als habe der Schauspieler Edin Hasanović einen Heißluftballon ganz alleine gefahren und gelandet. Es wurde vermittelt, dass seine Begleiter zuvor abgesprungen seien und Hasanović alleine im Ballon hinterlassen haben. Doch in Wirklichkeit war Hasanović zu keiner Zeit alleine im Ballon. Stets war ein Pilot dabei, da dies den gesetzlichen Vorgaben entspricht.

ProSieben reagierte mit einer Stellungnahme, dass es kein Geheimnis sei, dass mitunter Laiendarsteller eingesetzt werden. Für Einspielfilme werden neben spontanen Passanten ab und an ganz offen und öffentlich Teilnehmer gesucht, um sicherzustellen, dass ausreichend Protagonisten zur Verfügung stehen, die bereit sind, sich filmen zu lassen. Sie wissen nicht, was redaktionell für sie vorbereitet wird. Auch im Fall des Fahrraddiebstahls bestätigte ProSieben, dass die Aktion inszeniert war: Ziel des Beitrages war die humoristische Sensibilisierung für das Thema 'Fahrraddiebstahl'. Selbstkritisch möchten wir anfügen, dass in diesem Fall der satirische Ansatz des Filmes womöglich deutlicher gemacht hätte werden müssen. Bezüglich Edin Hasanović im Heißluftballon lautete das Statement: Wir arbeiten bei allen Filmen mit den höchsten Sicherheitsstandards, um das Leben unserer Protagonisten nicht zu gefährden. Dies ändert nichts an der subjektiven Wahrnehmung und Bereitschaft unserer Protagonisten.

ProSieben/Screenshot

Klaas Heufer-Umlauf bezog selbst in seiner Show "Late Night Berlin" Stellung zum Fahrraddiebstahl. In dem Fall haben wir deutlich so anders dargestellt, dass man es auch nicht so einfach mit einem 'Ist ja nur Unterhaltung' wegwischen kann. Er könne jeden verstehen, der davon enttäuscht wurde. Dafür möchte ich mich ernst gemeint und ohne jede Ironie entschuldigen. Gleichzeitig ordnete er ein, dass es das Hauptziel von Joko und Klaas sei, die Zuschauer zu unterhalten. Dabei übertreiben und dramatisieren wir, für eine bessere Pointe überspitzen oder verkürzen wir Sachen, stellen sie manchmal auch spektakulärer dar, als sie in der Realität stattgefunden haben. Das gilt für unsere Einspielfilme genauso wie für unsere Show selbst. (...) Vieles, was in Fernsehstudios passiert, und vieles, was in dieser Reportage aufgezählt wurde, ist völlig zu Recht Teil einer Inszenierung namens Entertainment, die das Ziel verfolgt, Witze möglichst gut zu erzählen, Sie zu unterhalten und abzulenken. Und das ist auch genau gut so.


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Leserkommentare

  • User 1444810 schrieb am 02.01.2021, 12.16 Uhr:
    "Lindenstraße Abschied für immer?"
    Es gibt seit März eine Fortsetzung in Romanform. Hier die letzte Folge:
    https://frischikowski.com/2020/12/27/folge-1797-heiligabend/
  • User 1014669 schrieb am 28.12.2020, 22.24 Uhr:
    1. Die Gesetze des freien Marktes gelten beim Personal sehr wohl auch bei den ÖR!
    2. Nein, Quoten und Marktanteile sind nicht egal, sondern sie dienen als Hinweis, ob man u.U. am Zuschauer vorbei plant und programmiert.
    3. Gutes Programm, vor allem gute Information kostet Geld. Dafür braucht man nun mal die Gebühren. Wer 12 EUR für netflix ausgibt und nochmal 30 EUR für SKY, dem sollte ein gutes, unabhängiges ARD & ZDF nicht zu teuer sein; 17,50 EUR sind dafür wirklich nicht zu viel!
    4. Dass die ÖR auch einen Bildungsauftrag erfüllen müssen, sieht am besten an Ihren Allgemeinplätzen in den letzten Sätzen. Da gibt es noch viel zu tun!
    P.S: Die Bundeskanzlerin verdient ca. 39.000 p.Mo. - q.e.d.!
  • AndreasG81 schrieb am 28.12.2020, 23.21 Uhr:
    Ich habe nicht den Eindruck, dass die Einschaltquoten für die ÖRs als "Hinweise" aufgefasst werden, sondern sind mittlerweile der einzige Wert, der da zählt. Ich sehe das absolut nicht so, dass die ARD und ZDF eben weil sie gebührenfinanziert sind, in irgendeiner Form von den Quoten abhängig wären. Dann sollten sie sich den Privaten anpassen und sich über Werbung finanzieren. Das wäre ehrlicher. Wenn man sich in der Programmplanung nur an den Quoten orientiert, haben Sie eine Monokultur aus Krimi, Krankenhaus und Quiz und andere kulturelle Sparten haben keine Chance. Humor gibt es im Ersten nur noch Donnerstag im Nachtprogramm, sonst überhaupt nicht mehr. Was ist mit Theater, Musical, Lesungen etc.? Versteckt in den Dritten. Literatur? Einmal im Monat das literarische Quartett. Programmvielfalt und damit eben ein Teil der Umsetzung des Auftrags können Sie doch bei diesen Sendern mit der Lupe suchen.
  • mynameistv schrieb am 27.12.2020, 19.00 Uhr:
    Also...ich bin ehrlich gesagt glücklich über Streamingdienste. Wenn ich mal über die App geschaut habe, was im TV lief oder auf anderen Seiten Berichte las, dachte ich mir immer wieder: Was soll dieser Quatsch? Das ist kein Fernsehen...das ist Brei für die Masse!
  • User 1014669 schrieb am 27.12.2020, 13.29 Uhr:
    Die Gehälter ihrer Intendanten sind gemessen an dem, was in der freien Wirtschaft verdient wird lachhaft niedrig. Wenn Sie dort noch weiter reduzieren, bekommen Sie nur noch Leute, die sonst keiner haben will - aus gutem Grund keiner haben will!
    Die Milliarden gibt wohl eher SKY aus und nicht ARD der ZDF!
    Aber ansonsten gebe ich Ihnen Recht ;-)
  • AndreasG81 schrieb am 28.12.2020, 00.08 Uhr:
    Wie Sie richtig benennen, ist dies in der freien Wirtschaft so. Aber die Öffentlich-Rechtlichen sind nicht Teil eines freien Marktes. Im Gegensatz zu Sky, RTL etc. sind bzw. sollten sie nicht einschaltquotenabhängig und damit verbunden der Werbeindustrie agieren. Einschaltquoten müssten den ÖRs bei der Programmplanung schnurzpiepegal sein, sie rühmen sich aber noch damit, dass sie sich so am Mainstream anbiedern und nicht damit, dass sie mit Programmvielfalt glänzen. Dass man dafür auch noch zahlen muss, ist einfach widerlich. Sie haben einen öffentlich-rechtlichen Auftrag, der staatlich verankert ist, nicht umsonst müssen die Landesparlamente bei der Gebührenerhöhung zustimmen. Und wenn sich ein Parlament weigert, dann wird gleich die Nazi-Keule geschwungen oder die Leute mundtot gemacht, siehe Stahlknecht. Doch wenn ein WDR-Intendant mit über 33.000 Euro im Monat - die Zahl hat er selbst offen gemacht - mehr als doppelt so viel verdient wie unsere Bundeskanzlerin, dann sehe ich darin doch erhebliches Einsparpotential und doch ein ziemliches Defizit bei den finanziellen Machtverhältnissen in Bezug auf Politik und Medien.  
  • AndreasG81 schrieb am 26.12.2020, 20.49 Uhr:
    Dass sie mit SOKO München und der Lindenstraße ausgerechnet zwei der langlebigsten Serien im deutschen Fernsehen unter so fadenscheinigen Gründen (angeblich gesunkene Quoten/ Produktionskosten/ "Mal was Neues") absäbeln ist für die Zuschauer schon eine ziemliche Beleidigung und zeigt, wessen Geistes die Programmverantwortlichen hinterher laufen. So wollen sie sparen? Da sollen die Öffentlich-Rechtlichen lieber mal an die überproportionellen Gehälter ihrer Intendanten rangehen oder die Milliarden, die die Bundesliga jährlich verschlingt - ab zu den Privaten. Dass wir für die Corona-Abklatscher der Bundesliga noch Gebühren zahlen müssen, ist echt ne Frechheit. Ob nun Carmen Nebel, der Kriminalist, Um Himmels Willen etc. - offensichtlich denken die, alles was schon länger läuft, kann nicht mehr gut sein. Dabei schaffen sie ihre eigenen Marken ab. Das Erste ist jetzt schon eine identitätslose Hülle und das ZDF folgt dem nach. Sehr traurige Entwicklung.
  • LuckyVelden2000 schrieb am 26.12.2020, 19.05 Uhr:
    Lindenstraße Abschied für immer?