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"Love Island": Die Insel der Oberflächlichkeit, Heteronormativität und Rückständigkeit

RTL II-Datingshow lässt Vielfalt vermissen
"Love Island": Die Teilnehmer der zweiten deutschen Staffel
RTL II
"Love Island": Die Insel der Oberflächlichkeit, Heteronormativität und Rückständigkeit/RTL II

Heute Abend (10. September) startet um 20.15 Uhr bei RTL II die zweite Staffel der Insel-Datingshow  "Love Island - Heiße Flirts und wahre Liebe". Während das Format vor einem Jahr im deutschen Fernsehen eher mittelprächtig lief (die Quoten fielen mit durchschnittlich 5,9 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen ordentlich, aber keineswegs überragend aus), sollen die Online-Abrufe in der Mediathek weit überdurchschnittlich gewesen sein. Aus diesem Grund hat RTL II eine zweite Staffel in Auftrag gegeben. Als Produktionsfirma steht ITV Studios Deutschland hinter "Love Island", das auf dem gleichnamigen britischen Vorbild basiert. Im Ursprungsland hat sich die Sendung mittlerweile hingegen zu einem der erfolgreichsten TV-Formate des Jahres entwickelt - und wurde zum Gesprächsthema auf dem Schulhof, im Büro und in den Klatschblättern. Dieser Erfolg lässt sich aus mehreren Gesichtspunkten jedoch nur schwer nachvollziehen.

Das Konzept: Männliche und weibliche Singles, die sich nach einem neuen Partner sehnen, treffen auf einer traumhaften Insel aufeinander und leben gemeinsam in paradiesischen Verhältnissen in einer prunkvollen Villa. Mehrere Wochen lang haben sie Zeit, sich kennen- und im besten Fall auch lieben zu lernen. Doch es gilt nicht nur die Sympathien der Mitbewohner zu gewinnen, sondern auch jene des Publikums vor dem Fernsehbildschirm. Die Zuschauer bestimmen, wer es verdient hat, weiter auf Love Island zu bleiben und wer seine Koffer packen soll. Nach und nach werden die Bewohner herausgewählt, bis am Ende nur noch ein Pärchen übrig bleibt, das die Chance auf einen hohen Geldgewinn erhält. Während ihres gemeinsamen Aufenthalts soll sich herausstellen, wer wirklich auf der Suche nach der "wahren Liebe" ist und wer lediglich ein falsches Spiel spielt. Dass sogar im deutschen Untertitel allen Ernstes von "wahrer Liebe" die Rede ist, ist blanker Hohn. Denn das Konzept sieht vor, dass jeder Kandidat "gezwungen" ist, sich aus dem Teilnehmerfeld einen potenziellen Liebespartner auszusuchen - egal, ob nun Sympathien vorherrschen oder nicht. Andernfalls läuft er oder sie Gefahr, die Insel verlassen zu müssen.

Klischeebehaftete Stereotype, mangelnde Diversity

Das ist allerdings längst nicht der schlimmste Kritikpunkt an dem Format. Viel problematischer ist die Auswahl der Kandidaten, der sogenannten Islander. Denn während etwa der Realityshow-Klassiker  "Big Brother" stets auf eine möglichst facettenreiche Zusammenstellung unterschiedlichster Bewohner Wert legt, die das breite Spektrum der Bevölkerung widerspiegeln soll, ist die Auswahl der "Love Island"-Kandidaten klischeebehaftet und heteronormativ. Sämtliche Teilnehmer entsprechen optisch einem bestimmten Stereotyp. Sie besitzen Modelmaße, sind durchtrainiert, möglichst tätowiert und nicht älter als Anfang 30. Die Männer sind mit dem obligatorischen Waschbrettbauch ausgestattet, die Frauen stellen ihren Size-Zero-Bikini-Body zur Schau. Dies ist nicht nur beim britischen Original der Fall, auch RTL II orientiert sich an diesem vermeintlichen Schönheitsideal, das bereits in Sendungen wie  "Der Bachelor" oder  "Germany's Next Topmodel" vorangetrieben wird.

Die Teilnehmer der ersten deutschen "Love Island"-Staffel 2017 (Bild: RTL II)

Im Fall von "Love Island" ist die mangelnde Vielfalt jedoch noch fragwürdiger. Denn es wird nicht erklärt, weshalb offenbar nur Models, Fitnessgurus und Social-Media-Influencer auf der Insel der Liebe zugelassen sind. Wo bleiben die Durchschnittstypen, die nicht jeden Tag in die Muckibude rennen? Wo sind "ältere" Menschen (jenseits der 30), Nerds und fülligere Personen? Nun soll dies keine Forderung nach einer Repräsentation jeglicher Minderheit sein, aber im Fall von "Love Island" fällt die offensive Propagierung eines einzigen Schönheitsideals schon sehr ins Auge. Das Format wäre doch viel spannender, wenn sich Teilnehmer in Partner verlieben würden, die normalerweise gar nicht ihrem Beuteschema entsprechen. Stattdessen wird gerade in Zeiten von Body-Shaming ein fragwürdiges Bild von Normalität an die überwiegend jungen Zuschauer transportiert. Kulturelle und ethnische Vielfalt wird bei der Auswahl der auffallend "weißen" Kandidaten ebenfalls vermisst. Und mal ganz ehrlich: Kann es sich eine Datingshow im Jahr 2018 noch erlauben, die gesamte LGBTQ+-Community schlichtweg zu ignorieren? Die Produzenten in Großbritannien reagierten auf den Vorwurf des Fehlens homosexueller Teilnehmer mit der nüchternen Antwort, dass dies mit dem Konzept der Sendung nicht vereinbar sei.

"Love Island" - Die verfilmte Tinder-App

Was ist also überhaupt der Reiz an der Sendung? Nun, im Grunde ist "Love Island" die verfilmte Tinder-App. Wer Macho-Allüren, Balzverhalten und erschreckend oberflächlichen Gesprächen übers Daten, Sex, Selbstbräuner und Schönheits-OPs beiwohnen möchte, wird seinen Spaß haben. Wer hingegen Interesse daran hätte, die Persönlichkeiten hinter der schönen Fassade und deren Ansichten auf Themen abseits des Liebeskarussells kennenzulernen, wird enttäuscht sein. Es scheint aus der Mode gekommen zu sein, sich auch für die charakterlichen Merkmale eines potenziellen Partners zu interessieren. "Love Island" ist sozusagen eine destillierte "Big Brother"-Version, in der sämtliche Interaktionen auf eine potenzielle Showmance (also eine Fake-Romanze vor TV-Kameras) hinauslaufen sollen und alle anderen Aspekte menschlichen Zusammenlebens ausgeblendet werden.

Teilnehmer des britischen "Love Island" (Bild: ITV2)

"Love Island" repräsentiert das Ergebnis des schleichenden Prozesses vom anfänglichen Reality-TV hin zur vor allem in Deutschland gebräuchlichen Begrifflichkeit des Trash-TV. Bei "Big Brother" fieberten die Zuschauer anfangs tatsächlich noch mit Kandidaten mit, weil sie sich mit ihnen identifizieren konnten. In den meisten heutigen Trash-TV-Formaten geht es hingegen darum, sich über die überwiegend extravaganten und extrovertierten Charaktere mit mangelndem Intellekt zu amüsieren. "Love Island" unterstreicht diesen Trend mit einem Off-Sprecher, der das Geschehen mit äußerst gehässigen Bemerkungen kommentiert. Bemerktenswert ist, dass "Love Island" in Deutschland bei RTL II läuft, wo man zuletzt eher Formate wie  "Hartz und herzlich" und  "Armes Deutschland" gesehen hat. Der Sender konzentriert sich letztendlich auf zwei Extreme: Sozial Benachteiligte, die am Rande des Existenzminimums leben, wechseln sich im Programm mit hübschen Menschen auf einer sonnigen Insel ab. Die gesellschaftliche Mitte findet hingegen kaum statt.

Wahre Liebe?

Kritischere Zuschauer in Großbritannien haben sich inzwischen von dem Format der "Barbies und Kens" abgewandt, doch allgemein ist es nach wie vor ein Riesenhit. Besonders beliebt ist  "Love Island" - kaum überraschend - in der jungen Zielgruppe der Unter-30-Jährigen. Dabei ist es durchaus beachtlich, dass es der Sender ITV2 in Zeiten von on-Demand geschafft hat, dass sich in diesem Sommer bis zu vier Millionen Briten täglich vor dem Fernseher versammelt haben, um das oberflächliche Geschehen linear zu verfolgen. Mittlerweile wurde "Love Island" nach Australien, Schweden, Norwegen, Dänemark, Finnland und jüngst in die USA verkauft. Zu diesem Erfolg kann man den Machern gratulieren und anerkennend auf die Schulter klopfen. Doch eines sollte klar sein: Um "wahre Liebe" geht es in der Sendung nicht.

 

Über den Autor

Glenn Riedmeier ist Jahrgang '85 und gehört zu der Generation, die in ihrer Kindheit am Wochenende früh aufgestanden ist, um stundenlang die Cartoonblöcke der Privatsender zu gucken. "Bim Bam Bino", "Vampy" und der "Li-La-Launebär" waren ständige Begleiter zwischen den "Schlümpfen", "Familie Feuerstein" und "Bugs Bunny". Die Leidenschaft für animierte Serien ist bis heute erhalten geblieben, zusätzlich begeistert er sich für Gameshows wie z.B. "Ruck Zuck" oder "Kaum zu glauben!". Auch für Realityshows wie den Klassiker "Big Brother" hat er eine Ader, doch am meisten schlägt sein Herz für Comedyformate wie "Die Harald Schmidt Show" und "PussyTerror TV", hält diesbezüglich aber auch die Augen in Österreich, Großbritannien und den Vereinigten Staaten offen. Im Serienbereich begeistern ihn Sitcomklassiker wie "Eine schrecklich nette Familie" und "Roseanne", aber auch schräge Mysteryserien wie "Twin Peaks" und "Orphan Black". Seit Anfang 2013 ist er bei TV Wunschliste vorrangig für den nationalen Bereich zuständig und schreibt News und TV-Kritiken, führt Interviews und veröffentlicht Specials.

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Leserkommentare

  • Thomaszek schrieb am 26.09.2018, 15.47 Uhr:
    Natürlich will kaum einer von denen da eine Liebe oder Partnerschaft suchen
    solche Leute (meist junge Menschen) können aber massiv profitieren und später als kleiner Promi verwertet werden
    Dschungelshow, Perfektes Dinner, Global Gladiators usw. das sind alles Shows, die von diesen zukünftigen Promis leben
    Da verdienen sie sogar als absoluter Neuankömmling zwischen 20,000 und 200,000 euro
    Wer bitte soviel in der heutigen Zeit in der freien Wirtschaft?
    das sind schlaue menschen. Darunter auch viele direkt nach ihrem Abitur oder Studierende, die dick absahnen
    Die dummen sind die Zuschauer die sich über diese Leute lustig machen
    Wenn ich an Big Brother der ersten Staffeln denke, da waren auch viele studierende usw. dabei die später das Studium geschmissen haben und richtig reich wurden unter anderem ALIDA JURASTUDENTIN
  • uhu schrieb via tvforen.de am 15.09.2018, 17.51 Uhr:
    Alles langweiligste Exemplare einer fiktiven "Generation Selbstverliebt und Saudumm"