In einer episodischen Erzählstruktur schildert der Film die Verknüpfungen der mächtigen Öl-Industrie mit den mörderischen Intrigen der CIA und diversen politischen Interessensgruppen im Nahen und Mittleren Osten. Ein US-Ölkonzern namens Connex möchte mit allen Mitteln eine Fusion durchboxen, um die eigene Machtposition im weltweiten Ölgeschäft auszubauen. Da dies auf politischen Widerstand stößt, erhält die renommierte Anwaltskanzlei von Dean Whiting (Christopher Plummer) den Auftrag, die Wogen zu glätten - egal wie. Dabei muss Whitings Angestellter, der aufstrebende Jurist Bennett Holiday (Jeffrey Wright), schnell erkennen, dass Moral bei solchen Geschäften keinen Platz hat. Andernorts gewinnt der amerikanische Energieexperte Bryan Woodman (Matt Damon) durch ein tragisches Unglück die Gunst des arabischen Prinzen Nasir (Alexander Siddig). Mit Unterstützung des Profis Woodman will der idealistische Nasir sein Land demokratisieren, wirtschaftlich reformieren und damit die Unabhängigkeit von den Interessen der USA erreichen - ein ambitioniertes Vorhaben, das der amerikanische Geheimdienst auf eine ebenso einfache wie zynische Weise verhindern will: Nasir muss sterben. Hier kommt der abgeklärte CIA-Profi Bob Barnes (George Clooney) ins Spiel. Obwohl er sich vehement gegen die Ermordung des Prinzen ausspricht, soll er den Anschlag auf Nasir organisieren, natürlich ohne dass ein Verdacht auf die CIA fällt. Dann aber drohen die Attentats-Pläne an die Öffentlichkeit zu gelangen - und plötzlich steht Barnes zwischen allen Fronten. Um die amerikanische Staatsräson zu schützen, wird er von seinen eigenen Auftraggebern verraten. In seinem hochgelobten Regiedebüt nimmt sich der Oscar-prämierte Drehbuchautor Stephen Gaghan ("Traffic") nicht weniger vor, als die mörderischen Verflechtungen von US-Wirtschaft, Öl-Industrie und Geheimdiensten offenzulegen. Getragen von einem herausragenden Darsteller-Ensemble, zu dem unter anderem Matt Damon, Christopher Plummer und George Clooney gehören, wechselt der mit beinahe dokumentarisch anmutendem Gestus inszenierte Film fortwährend zwischen den Handlungsebenen und wartet mit immer neuen Informationen, Figuren und Wendungen auf. Gaghan tut etwas, das heute kaum ein Filmemacher mehr wagt: Er fordert den Zuschauer zum ständigen Mitdenken heraus. Wie bei einem gewaltigen Mosaik muss man erst etwas Abstand gewinnen, um die Vielschichtigkeit und die politische Brisanz des Gezeigten voll zu erfassen - "Syriana" ist ein Film, der lange nachwirkt. George Clooney wurde für seine Verkörperung des desillusionierten CIA-Agenten mit dem Oscar ausgezeichnet.
(ARD)
George Clooney, einer der Stars und Produzent von "Syriana", wollte nach eigenem Bekunden in einem komplexen Politthriller zeigen, wie verheerend sich der Durst der Industriestaaten nach dem schwarzen Gold auswirkt. Ums Öl tobt demnach ein globaler Verteilungskampf, in dem von Korruption begünstigt das Faustrecht herrscht. Eine zentrale Aussage von Regisseur Stephen Gaghan ist, dass die Politik ihren Einfluss auf die Wirtschaft längst verloren hat. Losgelöst von sozialen und ethischen Schranken bestimmt das Big Business die Politik. Ihm zur Hand gehen dabei die Geheimdienste, deren Agenten die Drecksarbeit in der Auseinandersetzung um Standortvorteile verrichten. Dass damit der Terrorismus genährt wird, nimmt man achselzuckend in Kauf. Gaghan, der seine Karriere als Drehbuchschreiber für Fernsehserien und Filme wie "The Alamo" begonnen hatte, verzahnte die vier parallel laufenden Geschichten dabei so geschickt, dass der Sog, in den die Protagonisten durch ihr Handeln gezogen werden, schliesslich auch die Zuschauerinnen und Zuschauer erfasst. In diesem multiperspektivischen Spiel ergänzen sich Topschauspieler wie Matt Damon ("The Bourne Ultimatum"), Jeffrey Wright ("Casino Royale"), Chris Cooper ("Operation: Kingdom"), Amanda Peet ("The Whole Nine Yards") und Michelle Monaghan ("Eagle Eye - Ausser Kontrolle"). "Syriana" vermittelt mit seiner faszinierenden Vielschichtigkeit ein Gegenbild zum im Hollywoodfilm sonst üblichen Schwarz-Weiss-Denken.
(4+)
Länge: ca. 128 min.
Deutscher Kinostart: 23.02.2006
Internationaler Kinostart: 23.11.2005
Original-Kinostart: 09.12.2005 (USA)
FSK 12
Cast & Crew
- Regie: Stephen Gaghan
- Drehbuch: Stephen Gaghan
- Produktion: Jennifer Fox, Georgia Kacandes, Michael Nozik, George Clooney, Steven Soderbergh, Ben Cosgrove, Jeff Skoll, Zakaria Alaoui, Sarah Bradshaw, Omar Chraibi, Simon Crook, Frédéric Delaloye, Christopher Granier-Deferre, Kevin Jenkins, Francine Lusser, Karyn McCarthy, Gérard Monier, Mark Mostyn, Serge Musy, Participant Productions, 4M, Section Eight
- Produktionsfirma: Warner Bros. Pictures
- Musik: Alexandre Desplat
- Kamera: Robert Elswit, Alan Hook, Laurent Ott
- Schnitt: Tim Squyres
- Szenenbild: Olivia Bloch-Lainé, Jan Pascale
- Maske: Candice Banks
- Regieassistenz: Trey Batchelor, Tarik Ait Ben Ali, Peter Bennett, Julian Brain, Darwin Brooks, Kate Carver, David Catalano, Yann Mari Faget, Richard Goodwin, Ahmed Hatimi, Tudor Jones, Martin Kenzie, Pierre Lacourt
- Ton: Larry Blake
- Spezialeffekte: Hank Atterbury
- Stunts: Bruce Cain