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TV-Kritik/Review: "8 Tage" macht vieles richtig, aber...
(28.02.2019)
Die letzten Tage vor dem Untergang der Welt - das ist die Fallhöhe, die
Es ist ein veritables Weltuntergangsszenario, das sich der geschätzte Jungproduzent Rafael Parente (
So viel möglicher Stoff also. Was wir in der neuen Sky-Deutschland-Serie "8 Tage" zu sehen bekommen, versucht an viele dieser Dinge anzuknüpfen, bleibt dann aber, zumindest innerhalb der ersten zwei Episoden, die auf der Berlinale Premiere feierten, fast fahrlässig hinter dem zurück, was die Dringlichkeit des Plots hergäbe. Vor allem sehen wir ziemlich vielen prominenten (und sehr guten) Schauspielern dabei zu, wie sie genauso sprechen und sich verhalten wie in den ganzen anderen Fernseh- und Kinofilmen, aus denen wir sie kennen. Im Fernsehen verrichten Moderatoren nach wie vor ihren Dienst, die Soldaten sind noch nicht desertiert und schnarren schmierenkomödiantisch ihre Kommandos, überhaupt bewegen sich die meisten Menschen nach wie vor tadellos gekleidet und frisiert durch Berlin, wo die Serie hauptsächlich spielt. Vielleicht nur ein bisschen hastiger als gewohnt.
Spott beiseite, "8 Tage" macht vieles richtig. Der Fokus auf einen Hauptschauplatz und ein Figuren-Ensemble, das mehr oder weniger familiär miteinander verwoben ist, sind sicher ein guter Ansatz, um die Komplexität der Ereignisse in einer solchen Situation zu reduzieren. Wobei: So eine richtig typische Familie bekommen wir nicht vorgesetzt. Da ist die Ärztin Susanne (Christiane Paul,
Devid Striesow, schon wieder ein "Tatort"-Kommissar, spielt den Baustoffhändler Klaus, dessen Tochter Nora (Luisa-Céline Gaffron) wiederum die beste Freundin Leonies ist. Leonie gerät derweil an den wie Jesus im Strickpulli tranceartig durch die Stadt geisternden jungen Endzeitprediger Robin (David Schütter,
Grüppchenweise streben die Figuren in verschiedene Richtungen: Susanne, Uli und die Kinder erwischen wir in medias res, von Schleppern wollen sie sich nach Russland bringen lassen, doch weil sie keine Rubel dabeihaben (der Euro verlor qua Komet jeden Wert), stranden sie im polnischen Hinterland. Dort werden sie beim Versuch, einen Güterzug nach Moskau zu entern, getrennt. Susanne und Leonie trampen zurück nach Berlin, Vater und Sohn reisen gen Osten. Zum Glück hält sich die Serie nicht lange bei ihnen auf, denn die Actionszene, in der Waschkes Uli über die Zugwagons springt wie ein Ethan Hunt mit hohem Haaransatz ist wirklich relativ peinlich.
Also lieber rüber zu Klaus, den Striesow von Anfang an so spielt wie einen psychopathischen Triebtäter: Er ist ein "Prepper", hat sich unter der Firmenlagerhalle einen Bunker gebaut und Tochter Nora dort eingesperrt, "zu ihrem eigenen Schutz". Die kann den Vater aber überlisten und flieht, um ihren dadurch etwas plakativ legitimierten Freiheitsdrang fortan auf hedonistischen Sexpartys auszuleben, die trotz (oder wegen) Close-Up-Fellatio und Lesbensex eher nach WG-Party im Wedding aussehen denn nach Kubricks
Vom großen Endzeit-Chaos - immerhin prangt ein Anarchie-A im Logo der Serie - ist in den ersten Folgen allerdings noch nicht viel zu sehen. Es gibt Staus, ja, und jede Menge deutsche Refugees, die das Land gen Russland verlassen, doch diese motivisch reizvolle Umkehr der Flüchtlingsthematik ist eher Begleitrauschen. Nur selten vermitteln sich spürbar der Druck, die Ungeduld und auch die Panik, die ein Countdown zur Apokalypse wirklich auslösen dürfte. Fabian Hinrichs gelingt dies nachdrücklich, wenn er in der zweiten Episode zusehends ungehaltener mit den US-Beamten um die Ausreise mit seiner Marion feilscht, ansonsten aber traben die Figuren meist durch die Szenerie, als ob ihnen angesichts des trudelnden Todesgesteins eher fad sei. Wie sang Morrissey? "Come, Armageddon, come!" Da wird dann also im Garten des Eigenheims ein Weinchen geschlürft, und alle möglichen Figuren latschen immer wieder über denselben öden Einkaufscenter-Parkplatz in Berlin-Britz, auf dem der Requisiteur überall verlassene, aber leere Einkaufswagen drapiert hat.
Hinzu kommt der für deutsche Produktionen notorische Hang zum Übererklären. Wenn in einem Flashback Susanne einem jungen Patienten eine tödliche Krebsdiagnose übermittelt und zugleich auf dem Fernseher von den Raketen die Rede ist, die den Kometen (wie wir wissen: vergeblich) sprengen sollen, darf sich der Zuschauer keine eigenen Gedanken zur Ironie der Situation machen. Nein, der Junge muss es selbst in geschliffener Prosa herleiten: Er wünsche sich den Kometen herbei, dann wäre er "wenigstens nicht der einzige". Und angesichts der Flüchtlinge muss ein polnischer Autofahrer das Offensichtliche paraphrasieren: "Früher alle gehen nach Deutschland, und heute?" Gerade angesichts der jüngsten Sky-Serie
Auch die Dialoge selbst halten der Dringlichkeit der Thematik nicht immer stand. Als Leonie vom Sohn der Schlepper mehr als ersichtlich vergewaltigt wird, ruft ihre Mutter entsetzt: "Was machst Du da mit ihr?", und Lena Klenke muss beim Nudelessen im Garten verschraubt über das Nichts philosophieren - "ich hatte vorhin so'n strangen Traum". Als sie später über ihren Vater und Bruder im Duktus eines Vorabendseriengirlies sagt: "Schon krass, dass die jetzt echt weg sind, für immer", möchte man sich schamvoll abwenden. Komm, Komet, komm.
Neben derartigen Saloppheiten stehen immer wieder Aufwallungen des Überdramatischen - wenn etwa Susanne in Polen den Vergewaltiger mal eben mit der Flinte über den Haufen schießt, wozu auf der Tonspur ein Sound aufwallt, als würde der barocke Frostgeist wach. Überhaupt die Musik: David Reichelt, der für Parente schon den "Hindafing"-Score schrieb, setzt auf sakrale Arien, die dem apokalyptischen Szenario eine entrückt heilige Aura verleihen. Im sehenswerten Vorspann, in dem Schemen der Hauptfiguren auf den wie die Enterprise durchs All rauschenden Asteroiden projiziert werden, sorgt das noch für unheilvoll schöne Atmo, später wirkt sie oft befremdlich. Vermutlich soll damit dezent an Lars von Triers Meisterwerk
Natürlich hat "8 Tage" trotz dieser Kritikpunkte jede Menge Potenzial - und nach zwei von acht Folgen darf man sowieso noch nicht den Stab darüber brechen. Es gelingen den Regisseuren (Oscar-Preisträger Stefan Ruzowitzky,
Dass in den Figuren sowieso noch viel mehr steckt, als bislang zu sehen war, darauf deutet das vergilbte, von Egon sehnsüchtig beäugte Foto hin, auf dem neben ihm selbst und seiner Frau noch ein weiterer Mann zu sehen ist. Man will also durchaus dranbleiben an "8 Tage" - und wäre froh, wenn einem so mancher Aspekt dieser Serie das Dranbleibenwollen etwas leichter machen würde.
Dieser Text basiert auf der Sichtung der ersten beiden Episoden von "8 Tage", die bei den 69. Internationalen Filmfestspielen Berlin auf der Kinoleinwand präsentiert wurden.
© Alle Bilder: Sky
"8 Tage" wird bei Sky 1 ab Freitag (1. März) wöchentlich mit zwei Episoden ab 20.15 Uhr ausgestrahlt. Am Freitag wird auch die komplette, achtteilige Staffel über die on-Demand-Kanäle von Sky abrufbar sein.
Über den Autor
Leserkommentare
User 593112 schrieb am 09.04.2019, 09.55 Uhr:
Ist es denn jetzt ein Asteroid oder ein Komet, der die Erde bedroht?Und bei Lars von Triers "Melancholia" ist es eben kein Asteroid, sondern der Planet Melancholia, der sich auf Kollisionskurs mit der Erde befindet.Astronomische GrüßeVritra schrieb am 02.03.2019, 14.14 Uhr:
" mit in vermeidlich rettenden USA zu nehmen". Die automatische Rechtschreibprüfung muss man auch richtig bedienen können...
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