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TV-Kritik/Review: "A Thin Line" überzeugt nur an wenigen Stellen
(15.02.2023)
Klimarettung und Cyber-Kriminalität: Willst du dich weiter auf Straßen setzen, oder willst du kämpfen?
Nach landläufiger Meinung jedenfalls bewegen diese Inhalte junge Menschen. Biedert sich die Darstellung an die Zielgruppe an? Oder wirken hektische Schnitte, Nahaufnahmen und wackelnde Kameras modern? Solche Stilmittel sollen wohl helfen, dass die geschilderten Zustände glaubwürdig aussehen und dem Lebensgefühl entsprechen. Tatsächlich gerät das Ergebnis eher banal als authentisch. Daher könnte es geschehen, dass die Geschichte und die Inszenierung niemanden bewegen. Die Figuren entsprechen Abziehbildern von Helden und keineswegs irgendwelchen Vorbildern. Die guten Absichten verpuffen.
Nach Bauplan typischer Beziehungen von Zwillingen pflegen Anna (Saskia Rosendahl,
Anna bleibt bedächtig und kritisch, während Benni eine Borderline-Persönlichkeitsstörung entwickelt. Schon platzt die Idylle schwesterlichen Engagements gegen die da oben
. Eben noch hat das Duo den Verkehrsminister wegen seiner Verfehlungen öffentlich vorgeführt. Da eskaliert die Lage, weil ein Außenseiter ihre technischen Tricks für gewaltsame Angriffe kopiert. Als das Bundeskriminalamt BKA zuschlägt, wird Anna verhaftet. Benni flieht hingegen und schließt sich den Terroristen von Der letzte Widerstand an.
Die Erzählung erstickt in fürchterlichen Phrasen und Floskeln: Ist doch völlig klar, dass der Typ ein korruptes Schwein ist.
- Benni übernimmt klassische Formulierungen der RAF-Terroristen der 1970er-Jahre. Zudem kopiert sie Auftreten und Look der damaligen Anführerin Gudrun Ensslin. Die revolutionäre Romantik strömt durch die Miniserie - zum Beispiel wenn Ton Steine Scherben singen. Andererseits schlagen Synthpop und Electronica den Bogen zur neuen Generation.
Die Auseinandersetzungen früherer Zeiten kehren zurück - diesmal als Kasperletheater. Dabei markiert "A Thin Line" die Grenze zwischen unterschiedlichen Loyalitäten. Die Anliegen der Öko-Aktivisten und ihrer Kritiker dienen lediglich als Vorwand, lahme Dialoge in holzschnittartigen Szenen zu arrangieren. Auf diese Weise versandet eine ernsthafte Debatte. Ebenso scheitert der Versuch, mithilfe eines prinzipiell aufregenden Stoffs das TV-Publikum zu unterhalten.
Vielleicht hat sich das Team zu viel vorgenommen? Im Presseheft führt ein Zitat von Regisseurin Sabrina Sarabi zu dieser Idee: Es geht um Zwillingsschwestern, Klimaaktivismus, Grenzen von Gewalt, Moralvorstellungen von Gewalt, Gewalt von Aktivismus, aber auch Staatsgewalt und familiäre Konflikte
- da fehlt nur noch die Frage nach Gott und dem Urknall. Folgerichtig ist die Familiensituation überladen: Annas und Bennis leibliche Mutter Marlene ist gestorben, sodass ihre Lebensgefährtin Uli (Julika Jenkins,
Die, die in der Verantwortung sind, müssen sich ihrer Verantwortung stellen- und
es geht nicht mehr auf die freundliche Art. Die junge Programmiererin Stella (Lucia Kutikova) fühlt sich zu Anna hingezogen: Gemeinsam schnüffeln sie Cyber-Terrorist Rainman hinterher, als Anna ihren Onkel beim BKA unterstützt.
Benni fasziniert hingegen Adam (Aniol Kirberg,
Nicht zuletzt leidet die Glaubwürdigkeit, wenn Anna nebenbei ihre elektronische Fußfessel ablegt - mittels einer Gebrauchsanweisung aus dem Internet. Mehrere Figuren sprechen undeutlich und labern unnötig viel Computer-Chinesisch. Was haben sich die Drehbuchautoren dabei gedacht, Anna so kurz nach Verstößen gegen Auflagen wieder frei in der Gegend herumspazieren zu lassen? Natürlich ist ein deutscher Wald vor der Abholzung zu bewahren. Bedeutungsschwanger erklingt der Aufruf zur digitalen Sabotage
durch die Hacker-Szene. Sturmhauben schützen vor neugierigen Blicken, obwohl niemand die Eindringlinge in einer IT-Firma sieht. Wenn wir solche Einfälle akzeptieren, könnte "A Thin Line" unfreiwillig unterhalten. Ansonsten überzeugt die Miniserie nur an wenigen Stellen.
Dieser Text beruht auf Sichtung von drei Episoden der sechsteiligen Miniserie "A Thin Line".
"A Thin Line" erscheint bei Paramount+ ab dem 16. Februar mit den ersten zwei Folgen, danach geht es donnerstags mit je einer neuen Folge weiter.
Über den Autor
Leserkommentare
xena123 schrieb am 08.05.2023, 08.44 Uhr:
Freue mich eher auf die Serie der unerbittlichen Counter Strike Unit, die immer fanatischer werdenden fundamentalistischen Extremisten, die im Auftrag ausländischer Oligarchen die Bevölkerung mit Gewalttaten terrorisieren, das Handwerk legen.
Der vorgeschobene Grund ist dabei meist hanebüchen, da er nur auf zweidrei Länder angewandt wird, die es zu destabilisieren gilt, nicht auf die schlimmsten Ländern, gar der ganzen Welt.
Klar, es ist immer gut, die Hintergründe und Motive und Sorgen von Fanatikern zu kennen. Aber auch die Kommunisten Enslin, Mao, Stalin, Kim Jon Un, Xi Ping usw. gaben an, nur die Menschheit zu ihrem Glück zwingen zu wollen und dass dafür beinahe jede Form von Gewalt notwendig wäre.Also: Mehr 24, Punisher, Terminal List, Reacher, Sicario usw. statt Terroristenversteher-Serien!Beitrag entfernt
Beitrag vom Autor entfernt.Marcus Cyron schrieb am 16.02.2023, 02.22 Uhr:
Schau weg, mach die Augen zu. Davon ist schon immer alles wieder gut geworden.
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