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TV-Kritik/Review: "Fleishman is in Trouble": Must-See Scheidungsdrama mit Jesse Eisenberg und Claire Danes

(12.03.2023)

Seit dem 1. März hat Disney+ eine Serie im Programm, die in den USA schon Ende des vergangenen Jahres lief, aber zu spät "Buzz" erzeugte, um in den vielen Jahresrückblicken und Bestenlisten noch angemessen Berücksichtigung zu finden. Als Fan komplexer, charakterbasierter Serien sollte man die achtteilige Miniserie aber auf keinen Fall links liegen lassen.
Zuerst nehmen wir den Titel beim vermeintlichen Wort: Toby Fleishman (Jesse Eisenberg, wie das Römische Reich
, heißt es einmal, erst ganz langsam und dann rasend schnell
. Seitdem lebt Toby in einem karg eingerichteten Apartment und teilt sich das Sorgerecht für seine zwei Kinder Hannah (Meara Mahoney-Gross) und Solly (Maxim Swinton,
Bist du auf den Apps?, fragen die (verheirateten) Männer in Tobys Umfeld nicht ohne lüsterne Bewunderung. Toby aber findet es am Ende gar nicht so gut. Das schleichende Auseinanderdriften der Eheleute, das in ihrer Trennung resultierte, wird derweil in vielen Flashbacks, als "Szenen einer Ehe" sozusagen, teilweise peinigend intim nachgeliefert.

Die "Schwierigkeiten" des Serientitels verstärken sich dann mit einem fast
Es gibt aber noch Libby und Seth - und damit kommen wir von den "Schwierigkeiten" weg auf eine andere Ebene der Erzählung. Libby (Lizzy Caplan aus
Dass wir uns mit Libbys Erzählstimme bereits auf der Metaebene befinden, wird schnell deutlich, wenn Libby erstmals darüber nachdenkt, ein Buch schreiben zu wollen, was sie dann erst sehr lange nicht tut, ehe sie Toby auf einer Party schließlich den Inhalt referiert - es ist (natürlich) genau die Geschichte, die wir uns da anschauen, die wir uns von Libby erzählen lassen: eine Geschichte über das Älterwerden, über den Alltag, der die Leidenschaften des Anfangs überdeckt, über frühere Ambitionen, die verloschen sind, über Lebensentscheidungen, die man traf und die dadurch andere Optionen unmöglich gemacht haben. Kurzum: Es soll ein Buch werden, das von so ziemlich allem erzählt, was Menschen im mittleren Lebensdrittel umtreibt, wenn sie zurückblicken und Zwischenbilanz ziehen und abchecken, was noch möglich wäre im Rest des Lebens.

Romanautorin Brodesser-Akner ist nicht nur Vorlagengeberin, sondern auch Showrunner der Miniserie, sieben der acht Episodendrehbücher stammen von ihr selbst. Auch Nicht-Kennern des Romans wird daher zügig klar, dass Libby als Alter Ego der Autorin fungiert, nicht nur der beruflichen Ähnlichkeiten wegen (Brodesser-Akner arbeitet als Journalistin fürs New York Times Magazine). Im Lauf der Serie verlagert sich der Fokus der Serie geschickt weg von Toby Fleishman und hin zu den beiden weiblichen Hauptfiguren: zu Libby selbst, die es irgendwann fertigbringt, ihren netten, aufgrund der demonstrierten Unzufriedenheit seiner Frau aber zunehmend ratlosen Anwaltsehemann Adam (
Dieses Spiel mit dem Außenblick erweist sich als Glücksfall für die Serie. Beide Ex-Eheleute werden zwar unabhängig voneinander gehört, und entsprechend negativ steht der jeweils andere in diesen Berichten da. Und doch steht die Erzählung am ambivalenten Schluss, der märchenhaft wirkt, aber klar als Fantasie der Romanautorin Libby kenntlich gemacht wird, selbst auf entschieden wackligen Füßen: Im Zweifel ist die Geschichte von Rachel und Toby Fleishman eben nur das Vehikel für Libbys Erzählung aus ihrer eigenen Midlife-Crisis.
Dass "Fleishman is in Trouble" eine äußerst sehenswerte Serie ist, aber doch kein makelloses Meisterwerk, liegt daran, dass Brodesser-Akner zu viele Aspekte des Romans in die Serie hinüberretten will: die Intrigen im Krankenhaus, ein sexistischer Ratgeberautor (Christian Slater), Klassenverhältnisse zwischen unten, oben und ganz oben - zu viel kommt vor und wird nur kurz angerissen. Es geht hier nicht nur um die Midlife-Crisis an sich, sondern um ein sehr bestimmtes Milieu, in dem sie sich abspielt: die wohlhabende, meist jüdische Upper Class an der Upper East Side von Manhattan.
Und dort ist man eben nie am Ziel. Es gibt immer Leute, die reicher sind als man selbst - ein steter Nährboden für Unzufriedenheit, der das Ehepaar Fleishman auseinandertreibt. Toby ist als gutverdienender Arzt mit schicker Wohnung mitten in Manhattan und zwei wohlgeratenen Kindern eigentlich sehr zufrieden, und die Fleishmans sind natürlich besser dran als die allermeisten anderen Menschen, doch Rachel will mehr. Sie drängt Toby zu Jobwechseln, zum Aufstieg, zum strategischen Networken für die Kita- und Schulkarrieren der Kinder. Ein Luxusstress, der ihre Ehe erodieren lässt und Rachel am Ende gar für den snobistischen Vater einer Schulkameradin der Tochter (Josh Stamberg aus

"Fleishman is in Trouble" hat mehr in petto als die banale Erkenntnis, dass auch reiche Menschen ihre Sorgen haben, etwa wenn die Serie anerkennt, dass Wohlhabende in der Regel eben bessere (finanzielle) Mittel haben, um mit existenziellen Krisen fertigwerden zu können. Ehescheidungen in unterprivilegierten Milieus haben meist verheerendere Auswirkungen auf alle Beteiligten. Womit die Serie allerdings mitunter übertreibt, ist die Kommentierung aus dem Off. In vielen Sequenzen gerade in den letzten Episoden wäre es besser gewesen, das sensible und facettenreiche Spiel von Eisenberg, Caplan, Danes einfach für sich selbst stehen und sprechen zu lassen, anstatt es durch erklärende Einschübe zu verdoppeln.
Auch ein Hang zum erhöhten Symbolismus ist den ansonsten tadellos inszenierten Episoden (zwei gemischtgeschlechtliche Regie-Duos waren am Werk: Shari Springer Berman mit Robert Pulcini,
Dieser Text basiert auf der Sichtung aller acht Episoden von "Fleishman is in Trouble".
Die Miniserie "Fleishman is in Trouble" wurde in Deutschland bei Disney+ veröffentlicht, ihre Weltpremiere hatte sie in den USA bei FX on Hulu.
Über den Autor
Leserkommentare
Franz_Ferdinand schrieb am 19.03.2023, 17.15 Uhr:
Und dies Vorstellung der Serie soll mich und andere dazu bringen die Serie zu kucken? Klingt nach einen furchtbaren Durcheinander und alles in ein paar Folgen gequetscht.
Vritra schrieb am 13.03.2023, 14.52 Uhr:
Ich mag Serien, die von ihren Dialogen leben. Aber die fand ich nicht sehr prickelnd und der "gallige Humor" hat hier auch bei niemandem gezündet, darum war ich nach Folge 1 leider raus.
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