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In der ARD Mediathek machen sich Newcomer über ihre Träume lustig
Langzeit-Student Simon (Jano Kaltenbach, r.) und Grünschnabel Lennart (Mirko Muhshoff) zeigen einander, wo es an der Uni langgeht
MDR/UFA
TV-Kritik/Review: "Irgendwas mit Medien": Neue Mockumentary erinnert an Studium/MDR/UFA

Saufen, Selbstfindung, Sex und Streiche: Nur sparsam dosieren Jano Kaltenbach und Mirko Muhshoff solche Zutaten von Serien über das Studium. Die beiden Medienkünstler haben  "Irgendwas mit Medien" nach ihren Erfahrungen an der Bauhaus-Universität Weimar entwickelt. Ihr Drehbuch und ihre Regie lassen nicht das Publikum vor Lachen erzittern. Doch es wäre ungerecht, das Ergebnis als langweiliges Experiment zu bewerten. In den Hauptrollen wecken Jano Kaltenbach und Mirko Muhshoff viele Erinnerungen an die Hochschule. Die bittersüßen Episoden übersteigern Leid und Freude nach dem Abitur. Außerdem werden Eitelkeit und Hochmut im akademischen Medienwesen parodiert. Die acht Folgen zu je 25 Minuten erfordern ein wenig Geduld, weil sie nicht so gefällig wie die professionellen Produktionen erscheinen. Trotzdem profitiert nicht alleine die junge Zielgruppe von der kleinteiligen Serie über Träume und Erwartungen im Studium.

Ich studiere jetzt Medienkunst, verkündet Lennart (Mirko Muhshoff) in der Küche von Mutter Kerstin (Ulrike Winkelmann). Eine Kamera begleitet ihn im neuen Alltag: Als vermeintliche Dokumentation zählt "Irgendwas mit Medien" als Mockumentary. Niemand führt ein Interview oder kommentiert aus dem Hintergrund. Die Figuren verstehen, dass sie gefilmt werden. Mitunter reagieren die Wegbegleiter von Lennart und Simon (Jano Kaltenbach) auf die Kamerafrau oder den Kameramann, indem sie diese Person grüßen. Das unbekannte Projekt zeigt Lennart in seinem ersten Semester. Er blickt gerne ins Objektiv oder erzählt über seine Sicht der Dinge. Lennart würde staunen, wenn er den fertigen Film etwa mit Geständnissen von Simon sehen könnte. Die Serienmacher spielen mit Stilmitteln der Mockumentary. Sie beleuchten den Ego-Trip von Lennart. Sie nutzen aus, dass Zuschauerinnen und Zuschauer das Genre kennen: Fans lieben zum Beispiel  "The Office" und  "Modern Family". Alle möglichen Serien gleiten manchmal an den Rand einer Mockumentary.

Lennart (r.) will im Studium der Medienkunst durchstarten, doch zuvor muss er das Auswahlgespräch mit Prof. Maulhardt (Dominique Horwitz, l.) und Student Simon (Jano Kaltenbach) überstehen.
Lennart (r.) will im Studium der Medienkunst durchstarten, doch zuvor muss er das Auswahlgespräch mit Prof. Maulhardt (Dominique Horwitz, l.) und Student Simon (Jano Kaltenbach) überstehen.MDR/UFA/Sascha Hoecker

Jano Kaltenbach studierte bis 2019, und Mirko Muhshoff hängte noch zwei Jahre an: Kein Wunder also, wenn die Serie wie ein Beitrag in einem Seminar wirkt. Andererseits ist die frische Brise aus der überstandenen Zeit an der Uni zu spüren. Die beiden Männer haben Freundschaft geschlossen und scheinen den Humor zu teilen. Die Urkunde für die meisten Urkunden vom Zeppelin-Gymnasium - also da bin ich wirklich schon besonders stolz, prahlt Lennart naiv in seinem Kinderzimmer. Später begrüßt Simon die Frischlinge mit stockenden Worten: Hallo und herzlich willkommen an dem Ort, an dem eure Träume wahr werden - könnten.

Wie reagieren die verkleideten Gäste der Party, wenn Lennart (r.) im geklauten Kostüm seinen Professor nachmacht?
Wie reagieren die verkleideten Gäste der Party, wenn Lennart (r.) im geklauten Kostüm seinen Professor nachmacht? MDR/UFA/Sascha Hoecker

Ohnehin glänzt Jano Kaltenbach in seiner Rolle als Langzeit-Student Simon. Herrlich, wie er den Erstsemester vor einem rassistischen Fehltritt bewahren möchte und deshalb Fotos einer gemeinsamen Hausaufgabe wegschmeißt. Der Darsteller spart bei Gestik und Mimik. Dadurch überzeugt er etwa in den Szenen, in denen er um Frauen wirbt. Wie wäre es mit weiteren Versuchen als Schauspieler? Mirko Muhshoff gehören wiederum die besten Dialoge. In der Mensa reagiert Lennart auf Kritik an seiner Wortwahl Zigeunerschnitzel: Richtig! Ich wollte Sie ein bisschen testen. Er entschuldigt seine Freude am sogenannten Blackfacing: Ich wäre gerne schwarz. Er klaut ein Kostüm von seinem Professor und meint: Ich leihe es mir nur aus. Was will Maulhardt machen? Mich von der Uni schmeißen? Lennarts Freundin Inga (Målin Uschkureit) erklärt ihm Liebeskugeln - Schock: Aber Inga, du hast so etwas nicht, oder?. Sie gibt ihm den Laufpass, sodass seine Fassade bröckelt: Da haben mir immer alle gesagt, dass es die coolste Zeit meines Lebens wird - das Studium. Aber eigentlich ist seitdem alles immer nur schlimmer geworden.

Nicht immer gelingt es Prof. Maulhardt (Dominique Horwitz), die künftigen Medienmacher für Textilkunst zu begeistern.
Nicht immer gelingt es Prof. Maulhardt (Dominique Horwitz), die künftigen Medienmacher für Textilkunst zu begeistern.MDR/UFA/Sascha Hoecker

Lennart und Simon merken langsam, dass sie aufeinander angewiesen sind. Bei Lennart brennen immer wieder die Sicherungen durch. Auf der Vernissage vom Regenbogen-Kollektiv missbraucht er Inga als Alibi, dass er keinesfalls schwul sei. Eigentlich lassen sich alle Probleme auf eine einzige Sache zurückführen - und das ist, dass mich alle im Stich gelassen haben, überlegt Lennart: Und der einzige, der von Anfang bis Ende zu mir gehalten hat, das bist du. Zum Dank für das Geständnis zersägt er den Entwurf eines Drehbuchs von Simon, der ansonsten sein Leben verschlurft hat. Mit der Neufassung scheitert Lennart bei einem Wettbewerb. Sein Darsteller Mirko Muhshoff sowie die Kolleginnen und Kollegen überraschen mit Spielfreude. Dominique Horwitz ( "KRIMI.DE") fasziniert als knorriger Professor Maulhardt. Für das Textil gilt wie für jedes andere Medium: Alles ist politisch - gerade an der Uni, weht verspätet der Geist der 68er-Revoluzzer. Dozent Thilo (Valentin Emil Lubberger) buhlt entzückend um die Sympathie der Studierenden.

Beim Filmabend von Dozent Thilo (Valentin Emil Lubberger, l.) tobt der Bär: Lennart (2. v. l.) hofft auf geistvolle Begegnungen mit Gesinnungsgefährten.
Beim Filmabend von Dozent Thilo (Valentin Emil Lubberger, l.) tobt der Bär: Lennart (2. v. l.) hofft auf geistvolle Begegnungen mit Gesinnungsgefährten.MDR/UFA/Sascha Hoecker

"Irgendwas mit Medien" setzt keine Standards für Mockumentarys oder generell für unterhaltsame Serien. Bei Filmen und Serien zum Coming of Age folgt das Publikum Heranwachsenden. Lustige Verwicklungen zum Leben an der Hochschule bieten etwa  "Fresh Meat",  "Greek" und  "twentysomething" - mit aufwändigen Produktionen kann "Irgendwas mit Medien" kaum mithalten. Der MDR jubelt, dass ihr Kleinod exklusiv für die ARD Mediathek entstanden sei. Dort sind die acht Folgen leicht zu übersehen. Wäre ein bescheidener Sendeplatz im MDR oder in One wirklich zu viel verlangt? Würde funk als Plattform passen? Oder empfindet der Sender die Episoden als laienhaft? Jedenfalls sind ein oder zwei Blicke auf "Irgendwas mit Medien" zu empfehlen - mit Zuneigung für die Medienkunst und Wehmut beim Gedanken ans Studium.

Dieser Text beruht auf Sichtung der achtteiligen Serie "Irgendwas mit Medien".

Meine Wertung: 3/5

"Irgendwas mit Medien" steht seit dem 12. April in der ARD Mediathek zum Streaming bereit. Derzeit plant weder der hauptverantwortliche MDR noch die ARD eine Ausstrahlung in ihrem Programm.


 

Über den Autor

Seit 2016 hat Stefan Genrich Websites entwickelt und an einer Hochschule unterrichtet. Vor einer siebenjährigen Pause bei TV Wunschliste würdigte er das weihnachtliche TV-Programm im United Kingdom: Sein Herz schlägt für britisches Fernsehen. Daher verfolgt er jeden Cliffhanger von „Doctor Who“. Der Journalist kritisiert nebenberuflich Serien. Ihn ärgern Mängel bei ARD und ZDF – oder er genießt „Tagesthemen“ sowie „Nord bei Nordwest“. Frühe Begegnungen mit „Disco“ und „Raumschiff Enterprise“ haben Spuren hinterlassen. Später scheiterte Stefan beim Versuch, die Frisur von „MacGyver“ zu kopieren. Wegen „Star Trek: Strange New Worlds“ und „1923“ mag er Paramount+.

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