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Seth MacFarlanes Teddy-Zotenkomödie nimmt sich in Serienform zu viel Zeit
Ausnahmsweise mal besorgt: Zotenwitz-Bär Ted schreibt Briefe in der heimischen Küche.
Peacock
TV-Kritik/Review: "Ted": Die Rückkehr des vulgären Bären/Peacock

Mehr als zehn Jahre nach seinem  ersten Kinofilm ist die Rückkehr des flauschigen Pöblers  "Ted" zu vermelden: Seth MacFarlane, der Mann hinter den Animationsserienhits  "Family Guy" und  "American Dad!", bringt den unflätigen Fäkalwitz-Teddy als Comedyserie zurück. Alle sieben Episoden stehen in den USA zum Streamen bereit (beim NBC-Ableger Peacock) und suchen nach einer Antwort auf die Frage: War das wirklich nötig?

Als "Ted", der Film, 2012 ins Kino kam, war das eine nette Sache. Die simple Grundidee, einen niedlich aussehenden Teddybären mit der Stimme eines sich bevorzugt vulgär ausdrückenden erwachsenen Mannes sprechen zu lassen, erwies sich als gerade so tragfähig für einen abendfüllenden Spielfilm. Der absurde Kontrast zwischen kindlicher Optik und nicht jugendfreier Akustik funktionierte wie ein langgezogener Sketch. Befördert wurde der Erfolg in der Originalfassung dadurch, dass Comedian und Autor Seth MacFarlane höchstselbst den Bären sprach, und das mit einem zumindest für US-Amerikaner sofort erkennbaren und amüsanten New-England-Akzent. (In der deutschen Fassung übernahm den Job der Synchronsprecher Jan Odle.) Schon in der fälligen  Kino-Fortsetzung von 2015 machten sich dann aber heftige Abnutzungserscheinungen bemerkbar. Man fragte sich: Wie viele Marihuana- und Peniswitze kann man auf Bärenbasis erzählen, ehe die Sache schal wird?

Neun Jahren später macht MacFarlane nun trotzdem in Serienform weiter und zwar genau mit solchen Dingen: Marihuana- und Peniswitzen. Die Show ist dabei als Prequel angelegt. In den Filmen, dies nur zur Erinnerung, spielte Mark Wahlberg einen Mann Mitte dreißig, der es sich als Kind so sehr gewünscht hatte, sein Lieblingsteddy möge zum Leben erwachen, dass dies tatsächlich geschehen war. Als ewiger Kumpel begleitete Ted den Mann durch sein Leben und war mitverantwortlich dafür, dass dieser sein auf simple Reize wie Hasch und Porno reduziertes Teenageruniversum zumindest geistig nicht verlassen konnte - zum Verdruss der Frau(en) in seinem Leben.

Unzertrennliche Freunde: John (Max Burkholder) und Ted müssen bei der Schuldirektorin vorsprechen.
Unzertrennliche Freunde: John (Max Burkholder) und Ted müssen bei der Schuldirektorin vorsprechen. Peacock

Die Serie springt jetzt zurück in die Teenagerjahre dieses Mannes namens John, in eine Kleinstadt knapp außerhalb von Boston. Aus Mark Wahlberg ist Max Burkholder geworden, der einst als Knirps in  "Parenthood" bekannt wurde und jetzt, mit Mitte zwanzig, die Aufgabe übernahm, einen 16-jährigen Teenager zu spielen. Erstaunlicherweise nimmt man dem milchgesichtigen Akteur die Rolle weitgehend ab. Ted, der wieder von Seth MacFarlane gesprochen wird, ist zu diesem Zeitpunkt schon mehrere Jahre der beste Freund an Johns Seite, und der kurzzeitige Ruhm, den der Flauschbär nach seiner wunderlichen Lebendigwerdung genoss (und der ihn bis nach Hollywood führte), ist längst abgeklungen. Praktisch niemand in der Erzählwelt wundert sich über die Existenz des plappernden Spielzeugs.

John lebt mit seinen Eltern zusammen in deren Haus: Matty (Scott Grimes) ist ein rassistischer Republikaner, Susan (Alanna Ubach,  "Euphoria") eine peinigend naive Hausfrau, die die Schikanen ihres Gatten scheinbar wehrlos über sich ergehen lässt. Als Untermieterin, in einem Zimmer über der Garage, lebt außerdem noch Johns Cousine Blaire bei der Familie. Die von Giorgia Whigham ( "The Punisher") gespielte College-Studentin fungiert als Gegengewicht zu Matty: Feministisch, queer und aufgeklärt kontert sie die karikaturesken Dumpfheiten des Vaters.

MacFarlane übersetzt hier seine in "Family Guy" und "American Dad!" erprobte, an Erwachsene gerichtete Variante klassischer Familien-Sitcoms aus dem Zeichentrick-Animierten ins Realfilmische: Oft ist die Familie im Wohn- oder Esszimmer zu sehen, dazu kreisen die sieben Episoden um typische Sitcom-Themen, auch eine Halloween- und eine Weihnachtsfolge gibt es. Im Zentrum stehen aber durchgehend Ted und John, weshalb gleich zu Beginn ein etwas fadenscheiniger Anlass gefunden wird, um Ted zu John in die Highschool zu schicken. Auch wenn Ted gleich alles Mögliche versucht, um sich wegen ungebührlichen Verhaltens sofort wieder von der Schule verweisen zu lassen, will die Rektorin (Penny Johnson Jerald aus  "24") an ihm ein pädagogisches Exempel statuieren. Er muss also bleiben. Womit die Bühne bereitet ist für die üblichen Themen aus Teenagerklamotte und Highschool-Serie: zum ersten Mal Gras kaufen, zum ersten Mal in die Pornovideothek, am Ende dann noch das erste Mal Sex für John.

Es kracht mal wieder: Vater Matty (Scott Grimes, l.) zetert gegen Ehefrau Susan (Alanna Ubach), Nichte Blaire (Giorgia Whigham), Ted, John und den Zeitgeist an.
Es kracht mal wieder: Vater Matty (Scott Grimes, l.) zetert gegen Ehefrau Susan (Alanna Ubach), Nichte Blaire (Giorgia Whigham), Ted, John und den Zeitgeist an. Peacock

Eingebettet ist das alles in die aus den "Ted"-Filmen und MacFarlanes anderen Werken bekannte Mischung aus transgressivem Witz und "gefühligen" Momenten. In der zweiten Episode etwa spielen Ted und John dem Schulrüpel Clive (facettenreich gespielt von Jack Seavor McDonald aus  "Noch nie in meinem Leben") einen sehr niederträchtigen Streich, den sie danach selbst bereuen, woraufhin sie alle Hebel in Bewegung zu setzen, um ihre Missetat wieder gutzumachen und Clive als besseren Menschen aus der Angelegenheit hervorgehen zu lassen. Solche kleinen emotionalen Bildungsreisen werden flankiert von einem Stakkato von Gags, von denen einige zünden, ziemlich viele andere aber leider als Rohrkrepierer enden - oder die prekäre Grenze zwischen befreiender Grenzüberschreitung und entgeisternder Geschmacklosigkeit missachten. Als es um Blaires Zimmer über der Garage geht, sagt Ted etwa abfällig: "Da hätte sich selbst Anne Frank nicht einquartiert." Das nur als Beispiel für das, worauf man sich hier (auch) gefasst machen muss.

Das Setting der Serie in den aus heutiger Sicht rührend katastrophenfreien Neunzigerjahren wird vor allem durch popkulturelle Anspielungen kenntlich gemacht: Ace of Base, Sega Genesis, O.J. Simpson, Bill Cosby, die Telefonstreich-Helden der  "Jerky Boys", der Flugzeugabsturzfilm  "Überleben". Wer damals selbst (noch) jung war, fühlt sich sofort in seine Jugend zurückversetzt, ein echter Mehrwert für den Plot oder die Figuren der Serie wird dadurch aber so gut wie nie generiert. Im Gegenteil, das alles beißt sich sogar ziemlich mit einer anderen Entscheidung MacFarlanes - dass er in Matty und Blaire nämlich ein politisches Gegensatzpaar konstruiert, das in seinen Grundzügen zwar sicher auch schon 1993 existiert haben könnte, im Jahr 2024 aber vor allem an aktuelle gesellschaftliche Frontlinien erinnert.

So weist Matty die Züge eines tumben MAGA-Trumpisten auf, Blaire dagegen zeigt sich durch den MeToo-Feminismus der heutigen Generation Z informiert. In der schwächsten der sieben Episoden erweckt Matty einen Spielzeugtruck aus seiner Kindheit zum Leben (so wie es sein Sohn einst mit dem Teddy tat), der sich als noch rassistischer und sexistischer als er selbst erweist und somit ein kurzfristiges Umdenken in Matty hervorruft. Mehr als halbgare Verweise auf die Jetztzeit kommen dabei jedoch nicht zustande. Vor allem lassen solche Exkurse vermuten, dass MacFarlane die politisch betont unkorrekten Pöbeleien des Teddys an die im Vergleich zu 2012 drastisch veränderten gesellschaftlichen Realitäten anpassen wollte - was Ted als Figur freilich zähmt. Denn wenn die wirklich ungeheuerlichen Dinge von ganz anderer Seite kommen, wirken die Busen- und Schniedeljokes des vulgären Bären am Ende beruhigend harmlos.

Die erste Bong ist die beste: John und Ted beim Drogenkonsum im Kinderzimmer.
Die erste Bong ist die beste: John und Ted beim Drogenkonsum im Kinderzimmer. Peacock

Wirklich gut ist "Ted" meist nur dann, wenn sich MacFarlane (der alle sieben Episoden auch inszenierte) ganz dem Absurden und Sketchartigen ergibt: Da tritt dann beispielsweise ein Ladendetektiv auf, der sich zum Musicalschauspieler berufen fühlt, oder ein seltsamer Bankmitarbeiter, der von neuartigen Herrenwindeln erzählt, in die man sich während des Gesprächs mit anderen Menschen unbemerkt ergießen kann (was er dann auch lustvoll tut). Gespielt wird dieser Banker von Mike Henry, einem langjährigen Autoren von "Family Guy" und  "The Cleveland Show", wie überhaupt die Serie überquillt mit Weggefährten und Kollaborateuren aus der MacFarlane-Kreativfamilie. Matty-Darsteller Scott Grimes etwa spricht sonst Steve, den Sohn in "American Dad!", "Family Guy"-Autor John Viener spielt einen fiesen Proktologen. Bekannte Leute wie Josh Stamberg oder  "Raumschiff Voyager"-Leutnant Tim Russ geben sich in Nebenrollen die Ehre. Als salbungsvoller Off-Erzähler fungiert allerdings nicht mehr, wie in den Filmen,  "Picard" Patrick Stewart, sondern sein nicht minder berühmter Kollege Ian McKellen. Auch dies eher ein Gag ohne großen Mehrwert.

So willkürlich, wie der Off-Kommentar in den Episoden auftaucht, so unregelmäßig sind auch die sonstigen Highlights über die Staffel verstreut. Als problematisch erweist sich immer wieder die Lauflänge der Episoden, die von über 50 bis mindestens 33 Minuten rangiert, auf jeden Fall aber zu üppig ausfällt gemessen an der Substanz dessen, was in ihnen abgehandelt wird, und an der Treffsicherheit der Gags. Die Serie atmet ja durchaus den Geist einer "unanständig" uminterpretierten Familien-Sitcom, lässt immer wieder an klassische Vorbilder wie  "ALF",  "Full House" oder  "Familienbande" denken, nur eben mit Masturbationswitzen und einer nach rechts gewendeten Al-Bundy-Figur in der Vaterrolle. Lori Loughlin aus "Full House" hängt gar als lüstern begafftes Poster in Johns Zimmer. Ignoriert wird allerdings die klassische 22-Minuten-Lauflänge solcher Sitcoms - allen sieben Folgen hätte eine solch prägnante Kürze vermutlich gutgetan.

So hinterlässt die "Ted"-Neuauflage am Ende einen zwiespältigen Eindruck. In entsprechend geneigten Zirkeln dürfte der meist im Schnellfeuertakt abgeschossene Pennälerhumor zweifelsohne immer noch (oder wieder mal) zünden, anderen wird er wohl eher gestrig und in seiner ausgestellten Schlüpfrigkeit selbst verklemmt vorkommen. Wirklich Satirisches und Treffsicheres über die Gegebenheiten in US-amerikanischen Familien hat die Serie nicht zu bieten, immerhin klappt das Zusammenspiel von Max Burkholder mit dem (überzeugend) CGI-animierten Bären reibungslos. Aber ob es das alles wirklich gebraucht hätte? Das bleibt weiterhin die Frage. Das grüne Licht für eine zweite Staffel hängt jedenfalls von ihrer Beantwortung durch das Publikum ab.

Dieser Text basiert auf der Sichtung aller sieben Episoden von "Ted".

Meine Wertung: 3/5

Sämtliche Folgen der ersten Staffel von "Ted" wurden am 11. Januar 2024 beim US-Streaminganbieter Peacock veröffentlicht. Eine deutsche Heimat ist noch nicht bekannt.


 

Über den Autor

Gian-Philip Andreas hat Kommunikationswissenschaft studiert und viel Zeit auf diversen Theaterbühnen verbracht. Seit 1997 schreibt er für Print und online vor allem über Film, Theater und Musik. Daneben arbeitet er als Sprecher (fürs Fernsehen) und freier Lektor (für Verlage). Für TV Wunschliste rezensiert er seit 2012 Serien. Die seiner Meinung nach beste jemals gedrehte Episode ist Twin Peaks S02E07 ("Lonely Souls") ­- gefolgt von The Sopranos S03E11 ("Pine Barrens"), The Simpsons S08E23 ("Homer's Enemy"), Mad Men S04E07 ("The Suitcase"), My So-Called Life S01E11 ("Life of Brian") und selbstredend Lindenstraße 507 ("Laufpass").

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Leserkommentare

  • icke58 schrieb am 08.03.2024, 17.40 Uhr:
    Hab grad die erste Folge gesehen und ich bin begeistert.
  • desperado591 schrieb am 10.02.2024, 15.24 Uhr:
    Also ich fand die erste Folge lustig. Man muss natürlich auf den typischen MacFarlane Humor stehen, aber wer den mag ist hier richtig. Prima, daß Ted die gleiche Synchronstimme wie Peter aus Family Guy hat (beide im Original von MacFarlane gesprochen).
  • DerLanghaarige schrieb am 15.01.2024, 20.21 Uhr:
    Das Problem mit MacFarlane ist, dass er einerseits durch Rassismus, Sexismus, Anti-semitismus, Vergewaltigungshumor und sonstigen Mist reich wurde, aber dann immer so tut, als wären es ja nur harmlose Späßchen, weil er ja eigentlich total liberal und Anti-Trump ist. Das nehme ich ihm einfach nicht ab.
  • desperado591 schrieb am 10.02.2024, 15.25 Uhr:
    Man kann Anti-Trump sein und trotzdem auf rassistische und sexistische Witze stehen, schließt sich null aus.
  • sofahuhn schrieb am 15.01.2024, 19.41 Uhr:
    mir hat es gefallen! :D