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TV-Kritik/Review: "Suspicion": Starbesetzte Apple-Thrillerserie lässt nach starkem Start nach
(03.02.2022)
Was passiert, wenn unauffällige Durchschnittsbürger plötzlich zu Verdächtigen bei einem aufsehenerregenden Verbrechen werden? Das ist die Prämisse von
Es ist ein spektakulärer Coup: Leo Newman (Gerran Howell), Teenager-Sohn von Katherine Newman (Uma Thurman), die eine Top-PR-Agentur leitet, wird in einem New Yorker Luxushotel gekidnappt - von Menschen, die als Angehörige der britischen Königsfamilie maskiert sind. Das spektakuläre Video der Überwachungskameras geht schnell viral. Von dem jungen Mann fehlt hingegen jede Spur, es gibt auch keine Lösegeldforderung. Stattdessen schalten sich die Entführer mit kryptischen Botschaften sowohl in Sitzungen von Senatsausschüssen als auch in Pressekonferenzen von Katherine. "Tell the Truth - Erzähl die Wahrheit" ist ihre einzige Forderung. Schnell wird klar: Es gibt irgendwas Schwerwiegendes, das die PR-Ikone in ihrer Karriere verschwiegen hat, und die Drahtzieher der Entführung wollen, dass das endlich ans Licht kommt.
In London lernen wir zunächst einige Figuren kennen, die scheinbar nichts miteinander gemeinsam haben: Natalie Thompson (Georgina Campbell) ist eine junge Steuerberaterin am Tag ihrer Hochzeit, Tara McAlister (Elizabeth Henstridge,
Es ist eine klassische Ausgangssituation für eine spannende Thrillerhandlung: Auf den ersten Blick völlig harmlose unbescholtene Bürger geraten unter einen schrecklichen Verdacht und ihr Leben wird von einem Moment auf den anderen aus den Angeln gerissen. Kollegen und Verwandte wenden sich ab, Jobs geraten in Gefahr und überall lauert die Medienmeute. Showrunner Rob Williams und Regisseur Chris Long setzen das in den ersten Folgen packend in Szene, unterstützt von einem sympathischen, überwiegend britischen Ensemble.
Während wir als Zuschauer mit den Verdächtigen mitleiden, bahnt sich in einer Parallelhandlung der eiskalte Auftragskiller Sean Tilson (Elyes Gabel,
Und tatsächlich nehmen die Drei, zu denen noch der undurchsichtige Student Eddie Walker (Tom Rhys Harries) stößt, bald Kontakt zueinander auf, um mit vereinten Kräften den Verdacht gegen sie zu entkräften. Doch dabei werden sie selbst gekidnappt und befinden sich schnell auf der Flucht, nicht nur vor staatlichen Behörden, sondern auch vor Kräften, bei denen überhaupt nicht klar ist, auf welcher Seite die stehen. Dieser Wendepunkt in der Handlung nach der Hälfte der acht Episoden bringt die Serie aber leider qualitativ auf die schiefe Bahn. Ab hier häufen sich die Logiklücken und unglaubwürdigen Enthüllungen. Figuren wechseln die Seiten schneller, als Bauern beim Schach fallen und jeder Zweite entpuppt sich als Doppelagent. Auch das letztendliche Motiv hinter der Entführung entpuppt sich als äußerst schwach.
Eine Stärke bleibt die ebenso junge wie diverse Besetzung: Völlig unverkrampft agieren junge Frauen und Männer mit unterschiedlichen Hautfarben und kulturellen Hintergründen, ohne dass das groß thematisiert werden müsste. In einer Nebenrolle überzeugt die schon als Tochter in
Die jeweils knapp einstündigen Folgen sind durchgehend modern und rasant inszeniert, so dass es nie wirklich langweilig wird. Allerdings kommen die Drehbücher nicht ohne Klischees wie einen übermisstrauischen alten Nachbarn aus. Das präsentierte Gesellschaftsbild ist eher düster: PR, Politik und Polizei bilden ein Geflecht, das Interessen verfolgt, die die normale Bevölkerung gar nicht durchschauen kann; dass maskierte Staatsdiener ohne Prozess Bürger eliminieren, scheint auch in westlichen Demokratien zumindest vorstellbar. Und bei der Auflösung wird besonders dick aufgetragen. Überzeugender wäre das Ganze aber wohl gewesen, wenn die Macher etwas mehr auf Stringenz und Plausibilität geachtet hätten. So ist "Suspicion" zwar recht unterhaltsam ausgefallen, aber kein großer Wurf.
Dieser Text basiert auf der Sichtung der kompletten ersten Staffel von "Suspicion".
Die Serie startet am Freitag, den 4. Februar mit einer Doppelfolge auf Apple TV+. Die weiteren Episoden folgen dann jeweils wöchentlich.
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