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TV-Kritik/Review: Studio Amani - Die neue ProSieben-Comedyshow mit Enissa Amani

Von Donald Trump bis Sanifair - Multikulturelles Energiebündel startet durch - von Glenn Riedmeier
(07.03.2016)

Die Deutsch-Perserin Enissa Amani will mit ihrer ersten eigenen Show durchstarten.
Die Deutsch-Perserin Enissa Amani will mit ihrer ersten eigenen Show durchstarten.


wunschliste.de-Redakteur Glenn Riedmeier war bei der Aufzeichnung der ersten Ausgabe von "Studio Amani" und schildert seine Eindrücke.

"Ich will eine Show mit Anspruch, mit intelligenten Gags, mit Arsch und Titten" - mit diesem Spruch warb Enissa Amani höchstpersönlich in den vergangenen Wochen für ihre neue ProSieben-Show. Die Comedienne mit iranischen Wurzeln ist einer der Shootingstars der letzten zwei Jahre. Als Kind flüchtete sie mit ihrer Familie nach Deutschland. Bevor sie ins Comedy-Geschäft einstieg, studierte die Deutsch-Perserin zunächst Jura und Literatur. Parallel nahm sie an einigen Schönheitswettberben teil und gewann auch diverse Miss-Titel. Seit 2013 tritt sie als Stand-Up-Komikerin auf und absolvierte binnen kurzer Zeit zahlreiche TV-Auftritte, darunter bei  "TV total",  "NightWash" und im  "Satire Gipfel". Darüber hinaus ist Amani Teil der  "RebellComedy", ein Kollektiv aus jungen Stand-Up-Comedians, die ein mulitikultureller Hintergrund verbindet. Der WDR strahlt derzeit die zweite Staffel der TV-Variante aus. Noch mehr Bekanntheit erlangte sie durch ihre Teilnahme an der achten  "Let's Dance"-Staffel, bei der sie auch auf dem Tanzparkett überzeugte und den vierten Platz belegte. Derzeit tourt sie mit ihrem ersten Soloprogramm "Zwischen Chanel und Che Guevara" durch Deutschland, in dem sich die "persische Volker Pispers mit Marilyn Monroes Kleid" humorvoll mit den "Parallelen zwischen Nietzsches Philosophie und Kim Kardashians Arsch" auseinandersetzt. Im vergangenen Jahr wurde Enissa Amani als beste Newcomerin mit dem  "Deutschen Comedypreis 2015" ausgezeichnet.

Nun folgt der nächste Karriereschritt: Bei ProSieben erhält sie ihre erste eigene Show, die konsequenterweise den Titel  "Studio Amani" trägt. Vorerst acht Ausgaben sind am späten Montagabend um 23.15 Uhr im Anschluss an  "Circus HalliGalli" zu sehen. Diese soll sich komplett in Enissa Amanis Welt abspielen und verspricht persische Gastfreundschaft für Familie, Gäste und Zuschauer. "Mit meiner neuen Show will ich den Zuschauern herzlich, ehrlich und selbstironisch meine Meinung aufzwingen" kommentiert die Moderatorin die Ankündigung ihrer neuen Personality-Show, die von Endemol Shine Germany in Köln produziert wird.

Das Studio erinnert optisch an ein gemütliches persisches Wohnzimmer, inklusive orientalischem Teppich, mehreren Vasen, einem Holztisch, zwei weißen Sofas und einem Bücherregal. Anstelle einer klassischen Studio-Band gibt es einen wöchentlich wechselnden DJ. In der Premiere stimmt Psaiko.Dino mit Hiphop-Beats auf die Show ein - in den kommenden Ausgaben legen Dan Gerous und Dj Rafik auf.

Enissa Amani legt Wert auf Comedy mit Haltung.
Enissa Amani legt Wert auf Comedy mit Haltung.

Enissa Amani liebt das Spiel mit Klischees und wird oft unterschätzt bzw. auf ihr Äußeres reduziert. Doch die attraktive Komikerin, die in der Vergangenheit bereits diverse Schönheitswettwerbe gewann, ist nicht auf den Mund gefallen und hat zu vielen gesellschaftlichen und politischen Themen eine klare Haltung. "Im 'Studio Amani' sind alle Themen willkommen - von ernsten politischen Angelegenheiten bis hin zur Schwierigkeit, den Lidstrich beim linken Auge genauso hinzubekommen wie beim rechten", erklärt Amani. Und das wird bereits im Anfangsmonolog deutlich. Die bekennende "Tussi mit Grips" scherzt über deutsche Busfahrpläne, kulturelle Unterschiede und den US-Wahlkampf. So sei der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump nicht nur "sexistisch, rassistisch und dumm", sondern habe auch noch diesen furchtbaren Haarschnitt. Stellvertretend für den Amerikaner soll das "rassistische Meerschweinchen" Trumpy Lektionen in Toleranz lernen. Das wortgewandte Energiebündel witzelt sich im weiteren Verlauf der Sendung mit beeindruckendem Selbstbewusstsein durch Wahlplakate, Volker Beck und die neuen Facebook-Emojis - kaum zu glauben, dass Amani noch vor wenigen Jahren als Unbekannte auf dem Weihnachtsmarkt Pfeffer verkauft hat. In Anlehnung an ihre frühere QVC-Tätigkeit will sie in einer Homeshopping-Rubrik mehr Menschlichkeit verkaufen.

Neben Standup-Comedy-Parts sind auch Einspielfilme Teil der Sendung. Schlichtweg grandios geworden ist eine Parodie auf einen aktuellen Sanifair-Werbespot. Und auch die restlichen MAZen wissen zu überzeugen und stützen sich auf Amanis komödiantische Wurzeln. So versucht sich die Moderatorin beispielsweise ganz unglamourös als Eishockeyspielerin bei den Iserlohn Roosters - und begibt sich anschließend in anderer Form aufs Glatteis: Sie soll einen Standup vor den Fans im Eishockeystadion machen - mit unerwartet heftigen Reaktionen. In einem weiteren Einspieler tritt Amani mit ihrem polnischen Comedy-Kollegen Marek Fis in ein "Comedy Battle". In Rap-Manier dissen sich die beiden Kontrahenten gegenseitig und wollen klar stellen, welcher Migrationshintergrund der bessere ist. "RebellComedy"-Kollege Khalid Bounouar fungiert als Ringrichter. Sämtliche MAZen überzeugen durch pointierte Gags und hohe Produktionsqualität.

In der zweiten Hälfte der Sendung begrüßt Amani ihren Premierengast: Schauspieler Antoine Monot jr., bekannt aus der  "Ein Fall für zwei"-Neuauflage und als Werbefigur Tech-Nick, erweist sich als launiger Gesprächspartner. Nach einem kurzen Interview wird der Talk durch eine originelle Idee aufgelockert: Zuschauer konnten eigene Fragen an Monot jr. per Video einsenden. Aus einer Auswahl an Vorschaubildern wählt der Gast spontan diverse Fragensteller aus und versucht, die Fragen anschließend so gut wie möglich zu möglich zu beantworten.

Es folgt eine Aktion, die sich die Macher bei der britischen  "Graham Norton Show" abgeguckt haben. Zuschauer ohne Kameraschau konnten sich vor der Sendung freiwillig melden, wenn sie eine möglichst interessante Geschichte aus ihrem Leben auf Lager haben. Fünf werden ausgewählt und in einen Backstage-Raum geführt. Dort nehmen sie auf einem Hocker Platz, der mit einem Katapult verbunden ist, und sollen nacheinander ihre Storys erzählen. Enissa Amani hat nun die Macht und darf entscheiden, ob die Geschichte spannend oder doch eher langweilig ist. Im zweiteren Fall zieht sie an einem Hebel - und der Kandidat bekommt eine Torte ins Gesicht katapultiert. Auch wenn die Idee nicht neu ist - unterhaltsam ist die Aktion in jedem Fall.

Insgesamt bietet die Premiere von "Studio Amani" (Enissas Wunsch-Showtitel war übrigens "Kartell No. 5") viel Sympathisches und Amüsantes, das Lust auf mehr macht - sofern man sich an der konstant aufgedrehten Art Amanis nicht stört. Geschickt manövriert sie zwischen Albernheiten und klaren Statements. Auch wenn noch nicht alles wirklich rund wirkt - der DJ-Sidekick könnte noch etwas besser involviert werden - die authentische und erfrischende Art von Enissa Amani macht allerdings vieles wett. In einer Zeit, in der das deutsche Fernsehen seit dem Ende der  "Harald Schmidt Show" und "TV total" nicht gerade mit einer Vielzahl an Late-Night-Shows gesegnet ist, stellt "Studio Amani" nicht nur eine Bereicherung im Bereich weiblicher Comedy dar, sondern auch für die allgemeine deutsche Unterhaltungslandschaft. "Ich mag keine blinde Provokation. Ich möchte eine Message haben", ist Amanis Anspruch. "Einfach nur auf ein Thema drauf hauen und ohne Inhalt provokant zu sein, ist nicht meins." Das ist ihr schon einmal gelungen - und derart viele politische Inhalte hat man beim "We Love To Entertain You"-Sender ProSieben schon lange nicht mehr gesehen.

"Studio Amani" läuft ab dem 7. März acht Wochen lang immer montags um 23.15 Uhr auf ProSieben.


Glenn Riedmeier
© Alle Bilder: ProSieben/Boris Breuer


 

Über den Autor

Glenn Riedmeier ist Jahrgang '85 und gehört zu der Generation, die in ihrer Kindheit am Wochenende früh aufgestanden ist, um stundenlang die Cartoonblöcke der Privatsender zu gucken. "Bim Bam Bino", "Vampy" und der "Li-La-Launebär" waren ständige Begleiter zwischen den "Schlümpfen", "Familie Feuerstein" und "Bugs Bunny". Die Leidenschaft für animierte Serien ist bis heute erhalten geblieben, zusätzlich begeistert er sich für Gameshows wie z.B. "Ruck Zuck" oder "Kaum zu glauben!". Auch für Realityshows wie den Klassiker "Big Brother" hat er eine Ader, doch am meisten schlägt sein Herz für Comedyformate wie "Die Harald Schmidt Show" und "PussyTerror TV", hält diesbezüglich aber auch die Augen in Österreich, Großbritannien und den Vereinigten Staaten offen. Im Serienbereich begeistern ihn Sitcomklassiker wie "Eine schrecklich nette Familie" und "Roseanne", aber auch schräge Mysteryserien wie "Twin Peaks" und "Orphan Black". Seit Anfang 2013 ist er bei TV Wunschliste vorrangig für den nationalen Bereich zuständig und schreibt News und TV-Kritiken, führt Interviews und veröffentlicht Specials.

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Leserkommentare

  • chris40 schrieb am 16.03.2016, 11.42 Uhr:
    unglaublich schönes Weib !! Ich finde die Sendung nach meinem Geschmack etwas zu politisch. Es ist immer grenzwärtig wenn durch Comedy versucht wird eine breite Meinung zu formen oder zu deformieren. Siehe auch Nuhr im Ersten. Ich möchte gerne Abends abschalten und wenn Comedy drauf steht, sollte es auch Inhaltlich "nuhr" darauf ankommen. Da vermisse ich den Raab schon
  • ReCon schrieb am 12.03.2016, 00.45 Uhr:
    Der Vergleich mit Volker Pispers ist absurd.