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Er ist der Serienkiller, der einfach nicht selbst gekillt werden kann: Dexter Morgan muss, so scheint es, immer weitermachen. Nachdem er 2021 - acht Jahre nach dem eher unrühmlichen Ende der Originalserie
Zunächst einmal: Wie ist "Dexter: Original Sin" angelegt?
Die Serie spielt in den frühen Neunzigern. Dexter ist Anfang zwanzig und steht kurz vor seinem Abschluss in Medizin an der University of Miami. Seine Familiensituation ist allen echten Fans aus der Originalserie (2006-2013) hinlänglich bekannt: Nachdem seine leibliche Mutter grausam ermordet worden war und er selbst in einem Container voller Blut gefunden wurde, hatte Sergeant Harry Morgan von der Miami Metro Police ihn adoptiert. An der Seite der jüngeren Adoptivschwester Debra wächst das Kleinkind behütet auf, später fallen seine "dunklen" Neigungen dem Ziehvater schnell auf. Harry entwickelt mit Dexter einen Plan, den Killertrieb, "dunkler Passagier" genannt, möglichst zu unterdrücken, und ansonsten wenigstens gewinnbringend einzusetzen - also nur Schurken zu meucheln. Dieses grundperverse Einverständnis zwischen Harry und Dexter ist zu Beginn von "Original Sin" bereits etabliert. Die Serie setzt ein, als Dexters Adoptivmutter Doris frisch verstorben ist; und schon am Ende der ersten Episode wird Dexter als Praktikant eingestellt - in ebenjener Polizeidienststelle, in der er zu Zeiten der Originalserie dann als Blutspurenanalytiker arbeiten wird.

Die Serie setzt ca. 15 Jahre vor der ersten "Dexter"-Staffel ein. Alle Darsteller wurden also neu besetzt?
So ist es. Dexter selbst wird von Patrick Gibson (
Zunächst einmal wird das Polizeirevier, rund um einen sehr halbherzig abgewickelten Mord an einer Familie, um zwei Detectives ergänzt, die in "Dexter" nicht vorkommen: Bobby Watt (Reno Wilson aus

Die Serie heißt "Original Sin". Worin besteht denn nun die Ursünde?
Zumindest geht es in der ersten Folge auf dem Weg von Dexters erster College-Party hin zum Praktikantenplatz recht zügig zu seinem ersten Mord. Wer das Opfer ist, ist ebenfalls schon aus der Originalserie bekannt und daher absolut kein Spoiler: eine Krankenschwester, die ihre Patienten serienmäßig von ihren Leiden erlösen möchte und Harry nach seinem Herzinfarkt langsam zu vergiften droht. Der werdende Serienmörder entleibt also direkt zu Beginn seiner Karriere als Mörder-Mörder eine andere Serienmörderin. Ob das nun aber die "Ursünde" ist und wen genau sie betrifft - schließlich gibt Harry selbst dazu seinen Segen -, bleibt fraglich. Dexter jedenfalls gibt sich seinem Blutdurst fast schon auf eine spirituelle Weise hin.
Die Folgen spielen in den Neunzigern. Wie macht sich das bemerkbar?
Deutlich. Nicht nur, weil diverse Szenen mit den Gassenhauern von damals - von George Michael bis Vanilla Ice - beschallt werden, egal wie gut das gerade passt. Auch Mode und Frisuren wurden entsprechend angepasst. Noch dazu darf Dexter seinen ersten Mord in einer stylishen Lichtsymphonie aus Lila, Pink und Dunkelblau absolvieren: Sein Markenzeichen, die multifunktionalen Plastikbahnen, schillern darin wie in heutigen Hipster-Clubs, passen aber gut in das abgebildete Zeitfenster Ende der Achtziger, Anfang der Neunziger. In den ersten Szenen trägt Gibson als Dexter zudem eine Langhaarfrisur, wie eine Kreuzung aus Surfer-Dude und Computer-Nerd. Beim Antritt seines Praktikums aber, nachdem er die Krankenschwester an die Alligatoren verfüttert hat, nähert sich sein Haupthaar dem des früheren Hauptdarstellers an.
Apropos: Was ist mit Michael C. Hall? Der ist doch auch mit dabei.
Und wie er das ist! Schon im Vorfeld bekannt gegeben wurde, dass er als Erzähler auf der Tonspur durch die Folgen führt - wie eh und je also. Halls ruhige, warme Stimme lieferte schließlich immer den stilbildenden Kontrast zu den kaltblütigen Taten, zu denen die von ihm gespielte Figur fähig war. Aber: Gleich in der ersten Szene der Episode tritt er in "Original Sin" auch vor der Kamera auf, und zwar im Krankenwagen, direkt anschließend an die letzten Geschehnisse in "New Blood". Damals sollte man gewiss vermuten, dass Dexter, vom eigenen Sohn erschossen, nun endlich seine letzte Ruhe finden würde, doch ahnte man eben auch seinerzeit schon, dass es eine solche letzte Ruhe im Franchise-Zeitalter unserer Tage gar nicht gibt.
Die Geschehnisse in "Original Sin" erzählt Dexter nun vom Operationstisch aus, wie einen Gedankenfilm, der von seiner Geburt bis zum Berufseinstieg viel Material hintereinanderrafft. Aus dem "Emergency"-Schriftzug am Krankenhaus wird denn auch symbolschwer ein "Emerge" (= hervortreten, sich entwickeln). Die im Sommer erfolgte Ankündigung der "New Blood"-Folgeserie "Renaissance", mit Michael C. Hall an Bord, hatte schon angedeutet, dass es mit Dexter doch nicht (ganz) zu Ende sein kann - weshalb die Geheimniskrämerei etwas verwundert, mit der Paramount+ die "Original Sin" bis zum Erscheinungstag unter Verschluss gehalten hat: Der Presse wurde international keine einzige Episode vorab zugänglich gemacht, weshalb auch wir uns hier einzig auf die nun abrufbare erste Episode stützen können.

Und wer sollte sich nun "Original Sin" anschauen?
Eingefleischte "Dexter"-Fans werden es sich ohnehin nicht nehmen lassen, sich begierig auch auf diesen neuen "Content" aus einem Erzähluniversum zu stürzen, das sich von den ursprünglichen Romanvorlagen von Jeff Lindsay längst abgekoppelt hat. Doch auch sie könnten sich schon nach wenigen Szenen fragen, was hier eigentlich überhaupt Neues geboten wird: Inhaltlich nämlich ist nahezu alles, was in der Episode geschieht, aus Original-"Dexter"-Episoden lange bekannt. Was mit Dexter passiert; was mit Debra und Harry passiert; Dexters erster Mord; die tragische Geschichte seiner zwei Mütter: All dies ist nicht neu, womit der Plot der ersten Folge streckenweise so wirkt wie ein Reenactment bekannter "Dexter"-Lore, ein Krippenspiel mit neuem Cast, und selbst die alte Serienmusik dudelt mitunter dazu. Das Schlechteste, was passieren könnte, wären jetzt wöchentlich neue Dexter-Morde, während sich alles an den aus alten Flashbacks bekannten Plot-Details entlanghangelt. Auch beinharten Fans könnte das dann schnell zu öde werden.
Insofern hängt die Hoffnung auf einen erzählerischen Mehrwert dieses Prequels an den wenigen Leerstellen, die aus Dexters Vergangenheit überhaupt noch zu füllen wären (in dieser Episode gibt es beispielsweise ein einziges Detail, Harry betreffend, das meines Wissens in "Dexter" kein Thema war) - und an den neuen Figuren. Denn allein durch die Kenntnis darüber, dass Tanya Martin, Captain Spencer und die neuen Detectives in "Dexter" nicht mehr mit von der Partie sind, stellt sich ein gewisses Interesse her: Quittieren sie nur den Dienst oder werden sie vorher sterben? Ist einer von ihnen möglicherweise selbst ein Verbrecher, der von Dexter in Plastik gewickelt werden muss? Und dann ist da noch Harry, der sich, auch das ist längst bekannt, etwa ein Jahr nach Dexters erstem Mord das Leben nehmen wird. Wird Slater dann auch als Geist um Dexter herumschwirren, wie es James Remar in "Dexter" tat? Geistererfahrung hat Slater ja seit seinen Auftritten als Hirngespinst
Hauptautor Clyde Phillips, der so lange Showrunner der Originalserie war und danach erfolgreich "New Blood" konzipierte, wird klug genug sein zu wissen, dass es hier nicht nur ums Auftischen des Altbekannten im "jüngeren" Gewand gehen kann; gut möglich also, dass er noch ein paar clevere Twists in der Hinterhand hält. Und dennoch: Die Eröffnungsepisode, die so wenig Originelles und so viel Nachahmerisches auffährt, hinterlässt am Ende verdächtig viel Skepsis.
Dieser Text basiert ausschließlich auf der Sichtung der ersten Folge von "Dexter: Original Sin".
Über den Autor
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Leserkommentare
desperado591 schrieb am 16.12.2024, 15.54 Uhr:
Die erste Folge fand ich prima. Vor allem war sie viel besser als Dexter: New Blood
Und wieso sollte sie nicht einfach das gleiche Konzept der originalen Serie verwenden? Macht man bei anderen Serien als Reboot doch auch ständig. Hier wird es wenigstens als Prequel gelabelt.Bobby schrieb am 15.12.2024, 18.59 Uhr:
Ich finde es immer wieder interessant, wie hier Serien regelmäßig nach nur einer Folge verrissen werden
Phantomias schrieb am 15.12.2024, 14.03 Uhr:
Warum darf eine "Nacherzählung" keine Nacherzählung bleiben, sondern muss ein "Reenactment" werden?
Schreib den Text doch gleich auf Englisch...Information schrieb am 15.12.2024, 09.18 Uhr:
Und damit ist das Dexter Universum geboren. Mal schauen ob sowie die alte Original Serie und New Blood auch die zwei Serien bei uns einen Home Release haben in DVD wenn es schon keine Bluray geben wird. Dexter ist halt für mich stets interessant weil so lange man nicht wie bei Castle die Grundstruktur zerstört eher wie The Mentalist durch die Fälle immer spannend wirkt. Freue mich auf die Serie und Dexters Rückkehr.
Fettus Maximus schrieb am 15.12.2024, 09.01 Uhr:
Wahrlich unnötig. Dann lieber das Original fortsetzen.
Blue7 schrieb am 15.12.2024, 08.07 Uhr:
Ich fand die 1. Folge großartig. Endlich wieder Dexter Feeling. Ja ist wie die Originalserie, aber es macht Bock und kann die 2,5 Sterne und somit Note 3-4 des Autors hier nicht verstehen
Charly241083 schrieb am 15.12.2024, 05.38 Uhr:
Ich fand die erste Folge einigermaßen . Mal schauen wo sie uns noch so hinführt ! Was sie gut gemacht haben ist das die ganzen Charaktere verjüngt mit dabei sind wie im Original zum Beispiel Angel oder Masuka (HA HA) , selbst die Frau aus dem Archiv wird gezeigt . Aber Ich schätze mal das es bei der einen Staffel bleibt .
User 1847365 schrieb am 15.12.2024, 00.29 Uhr:
Habe mir die erste Folge angeschaut. Ganz gut. Mal sehen wie es weiter geht. 3,5 Sterne von mir für die erste Folge.
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