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TV-Kritik/Review: "For All Mankind": Weltraumserie bleibt "ein kleiner Schritt für die Filmkunst"

(04.11.2019)

Es sind Fragen, die Weltraum-Fans seit Jahrzehnten bewegen: Was wäre geschehen, wenn der Weltlauf ins All zwischen den USA und der UdSSR nicht mit den Apollo-Mondmissionen geendet hätte? Was, wenn die Unterstützung durch US-Regierung und Öffentlichkeit nach der historischen Mission von Neil Armstrong nicht nachgelassen hätte? Wie weit könnten wir schon sein? Welche Teile unseres Sonnensystems hätten wir bereits erforscht und hätte die Menschheit vielleicht längst einen "kleinen Schritt" auf den Mars gesetzt?
Umso größer ist die Ernüchterung nach den ersten drei Folgen, die seit dem Start von AppleTV+ am 1. November verfügbar sind. "For All Mankind" nutzt die zahllosen Möglichkeiten seines Set-Ups kaum und verläuft sich in den Auftakt-Episoden viel zu lange bei unwichtigen Nebenschauplätzen und Events. Die monumentale Niederlage der USA fungiert zunächst nicht als Tritt in den Hintern für den Weltraum-Wettlauf, sondern vor allem als Auslöser für träges Lamentieren, das in absolutem Schneckentempo voranschreitet.
Vielleicht liegt ein grober Fehler der Serie bereits in ihrer Hauptfigur, Astronaut Ed Baldwin, verkörpert von Kinnaman. Baldwin und sein Kollege Gordo Stevens (Michael Dorman) flogen mit Apollo 10 zum Mond, um die Landefähre in der Umlaufbahn des Erdtrabanten zu testen - aber nicht um zu landen. Nach dem Coup der Russen, dann noch vor dem Start von Apollo 11 quasi aus dem Nichts auf dem Mond zu landen, müssen sich Baldwin und die NASA die Frage gefallen lassen, ob man mit Apollo 10 nicht doch bereits in der Lage gewesen wäre zu landen.
Als sich Baldwin gegenüber der Presse zu kritischen Statements hinreißen lässt, gefährdet er seine Karriere und das Weltraumprogramm selbst. Die NASA habe keinen Mumm in den Knochen mehr, würde seit dem Feuer von Apollo 1 - bei dem auch historisch drei Astronauten ums Leben kamen - keine Risiken mehr eingehen wollen. Aus diesem Grund habe man verloren. Leider eine Argumentation, die kaum ein Kenner des realen Apollo-Projekts teilen wird.
Baldwin und Gordo sind die (bislang) einzigen fiktiven Apollo-Astronauten der Serie. Dementsprechend werden sie immer von zahlreichen Statisten umkreist, bei denen es sich um bekanntere Kollegen wie Neil Armstrong oder Buzz Aldrin handeln soll. Allerdings bleiben Baldwin und Gordo fast genauso farblos wie jene Pappkameraden. Sie scheinen kaum eigene Charakterzüge zu besitzen, sondern müssen lediglich Stimmungen und Informationen transportieren, damit auch der letzte Zuschauer begreift, was hier denn auf dem Spiel steht. So wirken sie kaum anders, als der scheinbar einzige Nachrichtensprecher Amerikas (dargestellt von Nick Sandow aus
Noch verwunderlicher wirkt der Aufbau der ersten beiden Episoden um Baldwin und Gordo, als ab Folge drei klar wird, dass Präsident Nixon als nächsten Schritt eine Frau auf den Mond schicken will - nachdem bisher keine Frauen im Astronauten-Corps waren. Die gesamte Episode, fraglos die beste der drei, steht im Zeichen der neu rekrutierten Kandidatinnen, der von ihnen zu absolvierenden Tests und ihres Überlebenstrainings. Man fragt sich unwillkürlich: Hätte man das nicht bereits in Folge eins mit einem Zeitsprung direkt nach der Mondlandung der UdSSR an diesen Punkt kommen können?
Stattdessen müssen die Zuschauer das Privatleben von Baldwin und Gordo verfolgen, das einer Blaupause für Astronauten-Serien zu entstammen scheint. Während sich Baldwins Ehefrau Karen (Shantel VanSanten;
Sarah Jones (
Margo Madison (Wrenn Schmidt;
Sonya Walger (
Genauso wenig durchdacht wie die Figurenkonstellation sind die wenigen historischen Veränderungen, die "For All Mankind" bislang präsentiert. Ein alternativer und überaus dramatischer Verlauf der Apollo 11-Mission bleibt letztendlich ohne Konsequenzen für die weitere Handlung und das Weltraumprogramm. Warum wird er dann überhaupt gezeigt? Der Umgang mit der Figur Wernher von Brauns (dargestellt von Colm Feore;
Dass sich die Serie traut, die USA als klaren Verlierer und ewigen Zweiten zu positionieren, ist einer ihrer interessantesten Aspekte und steht natürlich in krassem Gegensatz zu anderen Apollo-Verfilmungen und zum Selbstverständnis der Nation. Praktisch äußert sich dies aber leider vor allem in übertrieben wirkendem Selbstmitleid der Astronauten, in viel zu zahlreichen Hinterzimmer-Konferenzen und zahlreichen Verweisen auf einen korrupten Präsidenten. Wie die tatsächliche Stimmung im Land nach den monumentalen Niederlagen ist, wird zwar hin und wieder knapp erwähnt. Wirklich gezeigt wird es uns nie.
Stattdessen erhalten wir eine unglücklich in die ersten Folgen gepresste Nebenhandlung über eine junge Mexikanerin, die ganz offensichtlich nicht nur von einer Zukunft in Amerika, sondern auch von den Sternen träumt. Auf was dies hinausläuft, dürfte klar sein, selbst wenn es erst in der gerade bestellten, zweiten Staffel von "For All Mankind" soweit sein könnte. Dennoch bleibt die Frage: Ist es wirklich nötig, all dies bereits jetzt mit dem Holzhammer anzuteasern und damit die ohnehin zähe Handlung noch weiter zu verlangsamen?
Bei seiner detailgetreuen historischen Ausstattung kann "For All Mankind" liefern, doch nicht einmal das hilft dem oft grau in grau wirkenden Drama auf die Sprünge. Der geneigte Apollo-Fan erhält makellose Reproduktionen von Mission Control, der bunten Corvettes der Astronauten, der Raumanzüge und der Mondlandefähren. Doch nachdem frühere Apollo-Verfilmungen wie
Würde es Episode eins und zwei nicht geben, wäre die dritte Folge der Startschuss von "For All Mankind", so würde das Gesamturteil etwas positiver ausfallen - leicht ironisch für eine Serie über einen alternativen Geschichtsverlauf. So aber lässt sich kaum vorhersagen, ob es den Machern gelingen wird, den leichten Aufwärtstrend von Episode drei zu nutzen oder ob sie sich bald wieder in trivialen Umwegen verirren werden. Eine Serie, die der NASA einerseits vorwirft, keinen Mut zu großen Entscheidungen zu besitzen, sich selbst aber im Klein-Klein verläuft, wird keinen Weltraumwettlauf gewinnen können.
Dieser Text basiert auf Sichtung der ersten drei Episoden der Serie "For All Mankind".
Ralf Döbele
© Alle Bilder: Apple TV+/Sony Pictures TV
Seit dem 1. November 2019 veröffentlicht der Abo-Dienst Apple TV+ die Serie "For All Mankind" - zum Start wurden drei Episoden veröffentlicht, ab 8. November geht es mit wöchentlichen Folgen weiter. Die Serie wird auch in Deutschland unmittelbar in Synchronfassung sowie einer Fassung mit Audiodeskription veröffentlicht.
Über den Autor
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Leserkommentare
xena123 schrieb am 11.11.2019, 07.20 Uhr:
Öde trifft Superöde.
Und das obligatorische, krampfhafte unterbringen vermeindlich unterdrückter Minderheiten wirkt nur noch lachhaft, wenn man selbst eine alternative Version der 50er, 60er Jahre beschreiben will.User 1513474 schrieb am 07.11.2019, 15.30 Uhr:
..... wer mit den Rauchen eben erst aufgehört hat , sollte sich das nicht antun.
Auch wenn die früher gequalmt haben , was das Zeug hält- es
dramaturgisch irgendwie dazu gehört , so ist es doch eine erhebliche Zumutung für
ehemalige Nikotin Junkies.
Da haben die sich so viel mühe gemacht , die Kulissen Bauer müssen Überstunden geschoben haben , aber leider ist nur ein Werbefilm für die Tabak Lobby entstanden .hasendasen schrieb via tvforen.de am 05.11.2019, 11.35 Uhr:
Schade, der Trailer sah ganz vielversprechend aus. Dann kann ich die Serie wohl von der Liste streichen.
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